Judenbach

Der Ort ist ein 3 km langes Straßendorf auf einer Hochfläche im Süden des Thüringer Schiefergebirges zwischen Steinachtal im Westen und Tettautal im Osten. Östlich des Ortes liegt der 699 Meter ü.NN. hohe Steinhügel, nördlich erhebt sich 697 Meter hohe Bocksberg sowie der 714 Meter hohe Schindelhieb.

[Bearbeiten] Nachbargemeinden

Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: Oberland am Rennsteig - Tettau - Pressig - Föritz - Sonneberg

[Bearbeiten] Gemeindegliederung

Zu Judenbach gehören noch weitere 4 Orte:

Heinersdorf
Jagdshof
Mönchsberg
Neuenbau

[Bearbeiten] Geschichte

Die Gemeinde wurde erstmals 1317 urkundlich erwähnt, ist aber sehr wahrscheinlich wesentlich älter.

Judenbach lebte früher vor allem von Spielwarenherstellung und Land- und Waldwirtschaft. Im Mittelalter gab es in der Umgebung Judenbachs mehrere Köhlereien und auch eine Glashütte. Das Dorf profitierte bis zum Bau von Fernverbindungen entlang der Gebirgstäler und der Eisenbahn über den Thüringer Wald stark von seiner Lage an der Heer- und Handelsstraße von Nürnberg nach Leipzig. Judenbach war eine der Rast- und Vorspannstellen für die Überquerung des Thüringer Waldes. Die Heer- und Handelsstraße nutzte mit dem sog. Sattelpaß bei Neuenbau die günstigste Stelle der Gebirgsüberquerung.

Das Dorf lag von 1952 bis 1990 im Sperrgebiet entlang der Grenze zur Bundesrepublik (vgl. Innerdeutsche Grenze), weshalb seine Einwohner starke Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit hinnehmen mussten. In den 1950er Jahren wurde ein ganzer Ortsteil (Rottenbach) von den kommunistischen Machthabern geschleift, da er unmittelbar an der Grenze zum benachbarten Bayern lag. Daneben ist zumindest ein Fall einer Zwangsumsiedlung unliebsamer Bürger (Aktion Ungeziefer) aufgetreten.

Der Judenbacher Dialekt ist einzigartig und gehört zur Dialektfamilie des Mainfränkischen, speziell zum Itzgründischen. Er unterscheidet sich deutlich vom Dialekt in den eingemeindeten Orten Neuenbau (Einschlag des Südostthüringischen) und Heinersdorf (dort bereits Oberfränkisch).

Wohl bekanntester Sohn des Dorfes ist Erich Apel, ein Mitarbeiter von Wernher von Braun bei der Entwicklung der "Vergeltungswaffe" V2 in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Erich Apel wurde nach Kriegsende wegen seiner Kenntnisse der deutschen Raketentechnik von der sowjetischen Besatzungsmacht zur Arbeit in der Sowjetunion verpflichtet. Nach seiner Rückkehr in die DDR war er u.a. Minister für Schwermaschinenbau und oberster Wirtschaftsplaner der DDR (vgl.staatliche Plankommission). Er beging nach tiefgreifenden Differenzen mit den Sowjets über eine eigenständige Wirtschaftspolitik in der DDR (vgl. NÖSPL) im Jahre 1965 Selbstmord. Diese hatte in den 1960er Jahren einen bescheidenen Wirtschaftsaufschwung bewirkt. Erich Apel ist begraben in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichshain.

Zudem hat die weltweit verzweigte Familie Bauersachs ihre Wurzeln in Judenbach. Ihr Urvater Hans Bauer Sachs war hier im 15. Jahrhundert Förster. Ein Sproß des US-amerikanischen Teils dieser Familie, Ken Bowersox, ist als NASA-Astronaut mehrfach auf dem Space Shuttle in den Weltraum geflogen, davon einmal zur Internationalen Raumstation ISS.

Ein weiterer bekannter Sohn der Gemeinde ist der Missionar Peter Martin Metzler(1824-1907), der in den letzten Jahren der 19. Jahrhunderts einen wesentlichen Beitrag zur Mordernisierung Palästinas leistete und hauptsächlich in Jaffa,Jerusalem und Haifa wirkte. Metzler war ein enger Freund und Vertrauter des Barons Plato d'Ustinov, dem Großvater des Schauspielers Peter Ustinov. Er hatte wesentlichen Anteil an der Konvertierung der Ustinovs zum Protestantischen Christentum.

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Gemeinderat

Der Rat der Gemeinde Judenbach besteht aus 14 Ratsfrauen und Ratsherren.

CDU 8 Sitze
FDP 1 Sitz
Freie Wähler Heinersdorf 1 Sitz
Feuerwehrverein Neuenbau e.V. 1 Sitz
PDS 3 Sitze

(Stand: Kommunalwahl am 27. Juni 2004)

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

Die Spielwarenherstellung, die bis in die 1950er Jahre von vielen kleineren Privatbetrieben, danach von einer PGH geprägt war und später im VEB Spielwarenkombinat Sonni Sonneberg aufging, hat heute keine Bedeutung mehr.

Nach der Wende siedelte sich jedoch mit der Fa. Dr. Franz Schneider GmbH ein Kunststoffbetrieb für die Automobilzulieferindustrie in Judenbach an, der ca. 300 Arbeitsplätze bietet. Daneben pendeln viele Einwohner zur Arbeit in die Orte der Umgebung, vor allem in Richtung Sonneberg, Landkreis Kronach und Landkreis Coburg. Neben der alten Siedlungsstruktur eines typischen Straßendorfes, das im unteren Teil um die Kirche mehrere Nebenstraßen besitzt, entstanden nach der Wende neue Baugebiete, die von vielen Zuzüglern genutzt wurden. Zudem entstand ein neues Gemeindezentrum sowie ein Kulturhaus mit Freilichtbühne.

Von Judenbach führen Straßen nach Sonneberg, Tettau, Pressig und Steinach.