John le Carré
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John le Carré (Pseudonym für David John Moore Cornwell) (* 19. Oktober 1931 in Poole, Dorset, Großbritannien) ist ein englischer Schriftsteller.
Er studierte an den Universitäten Bern und Oxford, lehrte eine Weile am Eton College, arbeitete für das Außenministerium und war für den britischen Geheimdienst als Secret Service Agent tätig, bevor er Schriftsteller wurde.
Thema seiner Romane war bis in die achtziger Jahre der Ost-West-Gegensatz und der Kalte Krieg. Sie zeichnen sich durch differenzierte psychologische Zeichnung der handelnden Figuren aus und sind akribisch recherchiert. Le Carré brach mit der herkömmlichen Schwarz-Weiß-Sichtweise. Bei ihm ist alles grau, Halb-Engel kämpfen gegen Halb-Teufel. Der Westen greift im Kampf gegen den Kommunismus zu den Methoden des Ostens und verrät so die Ideale, für die er kämpft. Le Carré stellt in seinen Romanen wiederholt die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt und ob der Westen zu den Mitteln des Ostens greifen darf, um sich zu verteidigen und trotzdem eine Gesellschaft bleibt, die es wert ist, verteidigt zu werden. Auch nach Ende des Kalten Krieges ist le Carré seiner Thematik treu geblieben: Männer, die sich für das Individuum und gegen die Institution entscheiden, sowie Kritik an der Politik des Westens.
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[Bearbeiten] Die Figur des George Smiley
Bereits in seinem ersten Roman Schatten von Gestern führt er George Smiley ein, seinen wohl bekanntesten Protagonisten, dessen Genialität als Geheimdienstmann im krassen Gegensatz zu seiner Unfähigkeit zu sozialen Bindungen steht. Seine Ehefrau Anne wird ihn später mit einem russischen Maulwurf-Agenten betrügen.
Der internationale Durchbruch gelingt le Carré mit seinem dritten Buch Der Spion, der aus der Kälte kam, in dem Smiley lediglich im Hintergrund die Fäden zieht. Der britische Agent Leamas, dessen Ost-Berliner Spionagering enttarnt wurde (mit schrecklichen Konsequenzen für seine Agenten), wird auf eine letzte Mission in den Osten geschickt. Zu spät muss er erkennen, dass er lediglich eine Schachfigur in dem zynischen Spiel der Geheimdienste darstellt. Diese Darstellung der Agentenwelt steht in einem starken Kontrast zu den zeitgleich erschienenen und verfilmten Spionage-Geschichten um die Figur des James Bond. In der Verfilmung des Romans spielt Richard Burton die Rolle des Leamas.
In den Romanen Dame, König, As, Spion und Agent in eigener Sache wird Smileys Kampf gegen seinen russischen Widersacher mit dem Decknamen "Karla" geschildert, von der Enttarnung eines russischen Maulwurf-Agenten im britischen Geheimdienst (offenbar eine Anspielung auf die Affaire um Kim Philby) bis zum endgültigen Sturz seines Widersachers. Was Smiley antreibt, wird nie ganz klar, jedenfalls sind es keine ideologischen Motive; die vermutet man eher bei Karla. Smiley ist im Laufe der Zeit desillusioniert worden, er kämpft nicht mehr für oder gegen eine Sache, sondern tut das, was er am besten kann, weil er eben nichts anderes kann. Die beiden Geschichten wurden von der BBC mit Alec Guinness in der Rolle des George Smiley verfilmt. Le Carré war zwar zufrieden mit der Umsetzung, an der er auch beteiligt war, meinte aber, danach keine Smiley-Romane mehr schreiben zu können.
1995 erscheint dann doch noch der Roman Unser Spiel, in dem sich ein alt gewordener Smiley noch einmal an Episoden seines Lebens erinnert.
[Bearbeiten] Nach dem Kalten Krieg
Hatte sich le Carré bislang vorwiegend mit dem Ost-West-Konflikt beschäftigt, wandte er sich nun den Spannungen im Nahen Osten zu. In Die Libelle setzt ein israelisches Agenten-Team eine junge Engländerin auf einen palästinensischen Top-Terroristen an. Auch hier stehen neben der spannenden und realistischen Handlungen die Frage nach der Moral der Handlungen im Vordergrund; die Manipulation von Personen und das Ausnutzen der menschlichen Schwächen des Gegners. Nicht zuletzt wird auch die ungerechte Behandlung der Palästinenser geschildert.
Auch in seinen späteren Romanen gelingt es ihm, wichtige zeitgenössische Themen in eine hoch-komplexe und spannende Handlung einzubinden, so zuletzt in seinem Buch Der ewige Gärtner, in dem es um die Machenschaften international agierender Pharma-Konzerne geht. Immer wieder begegnet man tragischen und skurrilen Gestalten, die oft auf persönlichen Begegnungen während seiner Recherche-Reisen basieren.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
Für sein literarisches Schaffen wurde er von den Mystery Writers of America 1984 mit dem Grand Master Award und der Vereinigung der englischen Krimi-Schriftsteller sowie 1988 mit dem Diamond Dagger ausgezeichnet.
2005 vergab die britische Crime Writers' Association anlässlich der 50. Verleihung einen speziellen "Dagger of Daggers" für den besten Kriminalroman der letzten 50 Jahre. Preisträger war John Le Carré mit seinem Roman The Spy Who Came In From The Cold (dt.: Der Spion, der aus der Kälte kam).
[Bearbeiten] Werke
- Schatten von Gestern (Call For The Dead, 1961)
- Ein Mord erster Klasse (A Murder Of Quality, 1962)
- Der Spion, der aus der Kälte kam (The Spy Who Came In From The Cold, 1963) - Gold Dagger (1963), Somerset Maugham Award (1964), Edgar Award (Bester Roman 1965)
- Krieg im Spiegel (The Looking Glass War, 1965)
- Eine kleine Stadt in Deutschland (A Small Town In Germany, 1968)
- Endstation (End of the Line, 1969)
- Der wachsame Träumer (The Naive And Sentimental Lover, 1971)
- Dame, König, As, Spion (Tinker Tailor Soldier Spy, 1974)
- Eine Art Held (The Honourable Schoolboy, 1977) - mit dem Gold Dagger (1977) ausgezeichnet
- Agent in eigener Sache (Smiley's People, 1979)
- Die Libelle (The Little Drummer Girl, 1983)
- Ein blendender Spion (A Perfect Spy, 1986)
- Das Russlandhaus (The Russia House, 1989)
- Der heimliche Gefährte (The Secret Pilgrim, 1991)
- Ein guter Soldat (The Unbearable Peace, 1991)
- Der Nachtmanager (The Night Manager, 1993)
- Unser Spiel (Our Game, 1995)
- Der Schneider von Panama (The Tailor Of Panama, 1996)
- Single & Single (Single & Single, 1999) ISBN 3453877586
- Der ewige Gärtner (The Constant Gardener, 2001)
- Absolute Freunde (Absolute Friends, 2003)
- Geheime Melodie (The Mission Song, 2006)
[Bearbeiten] Verfilmungen
- 1965 - Der Spion, der aus der Kälte kam (The spy who came in from the cold) – Regie: Martin Ritt
- 1966 - Anruf für einen Toten (The deadly affair) – Regie: Sidney Lumet
- 1968 - Krieg im Spiegel (The looking glass war) – Regie: Frank Pierson
- 1979 - Dame König As Spion (Tinker, Tailor, Soldier, Spy) – BBC Fernseh-Produktion (6 Teile)
- 1982 - Smileys Leute (Smiley's People) – BBC Fernseh-Produktion (6 Teile)
- 1984 - Die Libelle (The little drummer girl) – Regie: George Roy Hill
- 1987 - A Perfect Spy - BBC Fernseh-Produktion
- 1990 - Das Russland-Haus (The Russia House) – Regie: Fred Schepisi
- 1991 - A Murder of Quality - TV-Verfilmung
- 2001 - Der Schneider von Panama (The taylor of Panama) – Regie: John Boorman
- 2005 - Der ewige Gärtner (The constant gardener) – Regie: Fernando Meirelles
[Bearbeiten] Zitate
Die Täuschung der Öffentlichkeit durch Politik und Medien hat einen Grad erreicht, den ich für höchst gefährlich halte. (...) Wir leben in einer Welt virtueller Nachrichten. Und so gesehen fällt Autoren und Filmemachern die Verantwortung zu, diese Informationslücke zu füllen. Aus einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" am 3. Januar 2006 (siehe Weblinks)
Ich weiß nicht, ob es Berechnung, Scham oder Verdrängung war. Aber in jedem Fall geht es nicht. Man stelle sich vor, jemand hat sein Leben lang gegen die Homosexualität gepredigt, und dann zeigt sich, dass er einen Jungen als Geliebten gehabt hat. Das ist dann nicht Scham oder Verdrängung, sondern Heuchelei. Aus einem Interview mit der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" August 2006 auf eine Frage zu Günter Grass` Bekenntnis zu seiner Zeit in der Waffen-SS.
Wenn wir sterben, dann sterben wir an Selbstbetrug, Desinteresse und Apathie. Die Medien mit ihrem 'eingebetteten Journalismus' haben versagt, haben sich alles erzählen lassen und verbreiten weiter die Lügen der Regierungen. Für Mussolini ist der Faschismus die Identität von Staats- und Wirtschaftsmacht. Der Unterschied zu damals besteht darin, dass auch noch die Medien dabei mitmachen. Kommentar von John Le Carré zum 'Krieg gegen den Terror', aus einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung", Samstag/Sonntag 16./17. September 2006.
[Bearbeiten] Literatur
- Winfried Schuster: Parallele und Kontrast in den Spionageromanen von John le Carré als Zeichen einer Humanität : Untersuchungen zur Erzähltechnik bei David John Moore Cornwell, Laumann Verlag Dülmen, 2005, ISBN 3-89960-269-2
- Jost Hindersmann: John le Carré - Der Spion, der zum Schriftsteller wurde, NordPark Wuppertal, 2002, ISBN 3-935-42112-5
- Elena Jenssen: Die Narrativik des Geheimen : Erzählplots in den Spionageromanen von John LeCarré, Libri Books on Demand Norderstedt, 2000, ISBN 3-8311-0371-2
- Peter Bennett: Wilderness of mirrors : the representation of identity and subjectivity in the spy novels of John le Carré, Hannover, Univ., Diss., 1998
- David Monaghan: Smiley's Circus - Die geheime Welt des John le Carre, Heyne Verlag München, 1992, ISBN 3-453-05629-9
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über John le Carré im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- "Ich bin zorniger geworden" - Interview mit John Le Carré ("Die Welt", 3. Januar 2006)
- Homepage von John le Carré
- John Le Carrés Leben und seine Romane
- John Le Carrés Lebenslauf
Personendaten | |
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NAME | Le Carré, John |
ALTERNATIVNAMEN | Cornwell, David John Moore [richtiger Name] |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 19. Oktober 1931 |
GEBURTSORT | Poole, Dorset, Großbritannien |