Jan Gruter
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Jan Gruter (auch Janus Gruter, eigentlich Jan de Gruytere, * 3. Dezember 1560 in Antwerpen; 10. September (20.?) 1627 auf dem Bierhelderhof bei Heidelberg) war ein Schriftsteller und Polyhistor.
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[Bearbeiten] Leben
Gruters Familie floh während des niederländischen Befreiungskrieges nach Großbritannien. Dort studierte Gruter ab 1577 in Cambridge Jura. Später wechselte er an die Universität Leiden, wo er u.a. Schüler bei Hugo Donellus und Justus Lipsius wurde. 1584 schloss Gruter sein Studium mit der Promotion zum Dr. iur. ab.
Auf das Studium folgte eine Art Cavalierstour, welche Gruter in fast fünf Jahren an viele Universitäten in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz führten. An der Universität Rostock fand diese akademische Wanderschaft ein vorläufiges Ende.
Zum Jahreswechsel 1589/1590 lehnte Gruter einen Ruf an die Universität Wittenberg ab. Als Verfechter eines calvinistischen Humanismus konnte und wollte er die lutherische Konkordienformel nicht unterzeichnen.
Zwei Jahre später, 1592 berief ihn Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz als Professor für Geschichte an die Universität Heidelberg. Dort fand er sich bald in einem Kreis junger Wissenschaftler und Schriftsteller mit Martin Opitz, Georg Michael Lingelsheim, Kaspar von Barth und Julius Wilhelm Zincgref wieder.
Gruter war viermal verheiratet und verlor Frauen und Kinder durch Pest bzw. Krankheit. In den Sammlungen der Vatikanischen Bibliothek in Rom findet sich das Epithalamium (Hochzeitsgedicht) "Clarissimo juris utriusque Doctori Domino Jano Grutero Sponso" von Anton Praetorius für Jan Gruter anlässlich dessen Hochzeit mit seiner 3. Frau Katharina Stöckle aus Speyer am 10. Mai 1601 in Heidelberg.
In Heidelberg leitete Gruter ab 1603 als Nachfolger von Paul Melissus Schedes die Bibliotheca Palatina. Als solcher konnte er in Zusammenarbeit mit Marcus Welser und Joseph Justus Scaliger auch eine umfassende Sammlung aller damals bekannter römischen Inschriften veröffentlichen.
Als 1622 Johann von Tilly mit seinen Truppen Heidelberg einnahm, wurde Gruter ins Exil gezwungen. Kurz nach der Eroberung der Stadt brachte es der päpstliche Gesandte Leone Allacci fertig, fast die gesamte Bibliotheca Palatina sowie große Teile von Gruters privater Bibliothek zu beschlagnahmen und nach Rom zu bringen. Dort befinden sie sich fast alle bis heute als Bestandteil der vatikanischen Bibliotheken.
Im Alter von 67 Jahren starb Jan Gruter am 10. oder 20. September 1627 in Bierhelderhof bei Heidelberg.
[Bearbeiten] Werke
Gruter veröffentlichte u.a. Sammelbände von Werken europäischer Dichter und Sprichwörter, eine Weltgeschichte und eine Inschriftensammlung, dazu Gedichtsammlungen.
Gruters Werke finden sich in allen bedeutenden Bibliotheken. Die Kataloge der Bibliothek des Britischen Museums in London verzeichnen 73 und der Nationalbibliothek in Paris 80 seiner Werke. Im aktuellen online-Katalog des VD17 finden sich 117 Titel.
[Bearbeiten] Literatur
- Conrad Bursian: Gruterus, Jan. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 10, S. 68–71.
- Leonard Forster: Janus Gruter’s English years. Studies in the continuity of Dutch literature in exile in Elizabethan England. (= Publications of the Sir Thomas Browne Institute / Special series; 3). University Press, Leiden 1967
- Peter Fuchs: Jan Gruter. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Bd. 7, S. 238–240
- Wilhelm Kühlmann: Janus Gruter. In: Die deutschen Humanisten. Abt. 1. Die Kurpfalz. Band 1,2. Brepols, Turnhout 2005, ISBN 2-503-52017-0, S. 532–1222
- Gottfried Smend: Jan Gruter. Sein Leben und Wirken. Ein Niederländer auf deutschen Hochschulen, letzter Bibliothekar der alten Palatina zu Heidelberg. Bonner Universitäts-Buchdruckerei, Bonn 1939
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Gruter, Jan |
ALTERNATIVNAMEN | Gruytere, Jan de; Gruter, Janus |
KURZBESCHREIBUNG | Schriftsteller und Polyhistor |
GEBURTSDATUM | 3. Dezember 1560 |
GEBURTSORT | Antwerpen |
STERBEDATUM | 10. (20.?) September 1627 |
STERBEORT | Bierhelderhof bei Heidelberg |