Iljuschin Il-62
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Die Iljuschin Il-62 sollte die Tupolew Tu-114 ersetzen und gleichzeitig der erste Langstreckenjet der Sowjetunion sein. Die Maschine weist eine starke Ähnlichkeit mit der britischen VC10 auf. Erstflug der Il-62 war im Januar 1963 - schon am 10. März 1963 nahm die erste Maschine ihren Betrieb bei der sowjetischen Fluglinie Aeroflot auf. 1971 kam die Version Il-62M heraus, die unter anderem stärkere und sparsamere Triebwerke aufwies. Das Produktionsende war erst 1999 bei der Kazan Aircraft Production Association (Kapo). Insgesamt wurden ca. 220 Maschinen gebaut und sind teilweise heute noch im Einsatz.
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[Bearbeiten] Konstruktion
Die IL-62 ist ein als Tiefdecker ausgelegtes Ganzmetallflugzeug. Der Rumpf weist einen kreisförmigen Querschnitt auf und verfügt über eine Druckkabine. In der Rumpfspitze befinden sich die Arbeitsplätze der fünfköpfigen Besatzung. Der Bordingenieur sitzt zwischen den beiden Piloten, nach hinten versetzt. Navigator und Bordfunker sitzen dahinter quer zur Flugrichtung. Unmittelbar an das Cockpit schließen sich Räume für die elektronische Ausrüstung an. Die Radarantenne ist wie üblich in der Rumpfspitze untergebracht. Die Passagierkabine mit jeweils 3 Sitzen zu beiden Seiten des Mittelgangs ist in zwei Sektionen geteilt, zwischen ihnen auf Höhe der Tragflächen befindet sich die Bordküche. Am Heck in Höhe der Triebwerke sind Toiletten, Gepäckräume und Teile der Flugzeugausrüstung (Funkausrüstung, Hydraulik) untergebracht. Die Tragflächen sind für einen Flug im hohen Unterschallbereich stark gepfeilt und weisen einen Sägezahn auf. Die Tragflächen haben an den Enden Querruder in Normalbauart. Die geteilten Landeklappen sind als Fowlerklappen ausgeführt. An der Oberfläche der Tragflächen sind die Spoiler angebracht. Die Tragflächen sind nicht mit sogenannten Slats (Vorflügeln) ausgerüstet. Dadurch hatten die Flugzeuge insbesondere bei Landungen auf westlichen Flughäfen mitunter erhebliche Schwierigkeiten, die vorgegebenen Staffelabstände zu den vorausfliegenden westlichen Fluggeräten einzuhalten.(Augenzeugenbericht Interflug-Crew)
Das Flugzeug verfügt über 4 am Heck angebrachte ZTL-Triebwerke vom Typ Kusnezow NK-8. Als Vorteil der Anbringung wurden ein aerodynamisch sauberer Flügel, eine einfachere Konstruktion durch die unkomplizierte Krafteinleitung, die Verringerung von Vibrationen, die leichtere Beherrschbarkeit des Flugzeuges bei Ausfall eines Triebwerkes und die geringere Gefährdung bei Notlandungen angesehen. Durch die Anbringung der Triebwerke verlagert sich jedoch der Schwerpunkt sehr weit nach hinten. Die beiden äußeren Triebwerke verfügen über eine Schubumkehr. Dabei wird ein Teil des Abgasstrahls der Triebwerke durch verstellbare Gitter auf der Ober- und Unterseite nach vorn umgeleitet. Die Anbringung der Triebwerke ließ eine Leitwerkskonstruktion in Normalbauweise nicht zu. Statt dessen ist das Leitwerk in T-Form ausgeführt. Die Höhenflosse wird bei Start und Landung elektrisch abgesenkt, um die durch Lage und Konstruktion der Tragflächen bedingten hohen Anstellwinkel zu ermöglichen. Das Fahrwerk ist als klassisches Dreipunktfahrwerk ausgelegt. Das doppelt bereifte Bugrad fährt nach hinten in den Rumpf ein. Das Hauptfahrwerk verfügt über jeweils vier an einem Schlitten befestigte Räder und zieht nach innen in die Tragflächen ein. Das Flugzeug besitzt ein nur am Boden auszufahrendes Stützrad unter dem Heck, um bei ungünstiger Be- und Entladung ein Kippen des Flugzeuges zu vermeiden.
Die Il-62 war mit einer umfangreichen Funk- und Navigationssausrüstung ausgestattet, zu der Autopilot, Funkkompass und Navigationsanlagen für VOR, ILS und RSBN gehörten. Die kombinierte Trägheits- und Dopplernavigationsanlage ermöglichte Langstreckenflüge auch beim Fehlen bodengebundener Navigationssysteme, allerdings war eine eigenständige Trägheitsnavigationsanlage (Typ I-11) erst mit der Einführung der IL-62M verfügbar. Für Transatlantikflüge wurde auch bei russischen Betreibern (Aeroflot) mit westlicher Technik (LORAN, später OMEGA) navigiert. Mit der beschriebenen Anlage war das Abfliegen vordefinierter Wegpunkte, ein automatischer Landeanflug bis zu einer Höhe von 30m, das automatische Durchstarten und Abfliegen von Platzrunden möglich.
[Bearbeiten] Varianten
1971 kam die Version Il-62M heraus, die unter anderem stärkere und sparsamere Triebwerke vom Typ Solowjow D-30 aufwies. Diese Triebwerke waren wirtschaftlicher und verfügten über eine bessere Schubumkehr. Bei nahezu gleicher Rüstmasse stieg die Zuladung außerdem um 6 t. Außerdem besaß die Maschine einen Kraftstoffzusatztank im Seitenleitwerk (erhöhte Reichweite), eine überarbeitete und modernisierte Cockpitausrüstung sowie eine modernisierte Kabinenausrüstung mit erstmals verschliessbaren Gepäckfächern.
[Bearbeiten] Einsatz
Die IL-62 kam bei nahezu allen Fluggesellschaften der sozialistischen Länder zum Einsatz. Die Flotte der DDR-Fluggesellschaft Interflug bestand zu einem großen Teil aus Il-62 Flugzeugen (1990 15 Flugzeuge). Eingesetzt wurde sie außerdem bei Egypt Air und 1971 im Wet-Lease bei der niederländischen KLM.
[Bearbeiten] Technische Daten der IL-62M
- Länge: 53,12 m
- Spannweite: 43,20 m
- Höhe: 12,30 m
- Flügelfläche: 280 m²
- Leergewicht: 69,4 t
- Max. Startgewicht (MTOW): 165 t
- Vier Solowjow D-30KU-Triebwerke am Heck mit je 112,8 kN
- Max. Geschwindigkeit: 950 km/h
- Reisegeschwindigkeit: 860 km/h
- max. Flughöhe: 13000 m
- Reise-Reichweite: 9000 km
- max. Reichweite: 10200 km
- Passagiere: 144–198
- Besatzung: 5 Personen
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Iljuschin Il-62 – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
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Vergleichbare Flugzeugtypen | Tupolew Tu-114 - Vickers VC10 |