Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Heinz Zahrnt - Wikipedia

Heinz Zahrnt

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Heinz Zahrnt (* 31. Mai 1915 in Kiel; † 1. November 2003 in Soest) war evangelischer Theologe und Schriftsteller und Publizist. Mitglied des deutschen P.E.N.-Clubs.

Nach dem Studium der Theologie und der Geschichte in Kiel, Marburg und Tübingen promovierte Zahrnt zum Dr. theol. in Heidelberg. Er war Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags, 1971 bis 1973 dessen Präsident, und 25 Jahre lang theologischer Chefredakteur des "Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatts". Mit seinem theologischen Werk gelang es Zahrnt, einem breiten Publikum die Ergebnisse neuzeitlicher Theologie und deren Auseinandersetzung mit der Religionskritik verständlich zu machen.

Sein ältester Sohn ist der Althistoriker Michael Zahrnt.

[Bearbeiten] Werke

  • Warum ich glaube. Meine Sache mit Gott (1977)
  • Stammt Gott vom Menschen ab?
  • Die Sache mit Gott. Die protestantische Theologie im 20. Jahrhundert (1966)
  • Jesus aus Nazareth. Ein Leben
  • Leben als ob es Gott gibt
  • Mutmaßungen über Gott. Die theologische Summe meines Lebens (1994)
  • Wie kann Gott das zulassen? Hiob - Der Mensch im Leid-Prüfstein oder Falle? (1985)
  • Wozu ist das Christentum gut? (1972)
  • Gott kann nicht sterben (1970)

Text: Es geht um die Existenz Gottes 1. Die naturwissenschaftliche Welterklärung und historische Kritik Bevor die Aufklärung uns endgültig erreichte, war die Geschichte wie ein Fenster, durch das man auf Gott blickte, und die Natur eine Art Tempelvorhof, gleichsam Gottes Vorgarten; beide zusammen bildeten die numinose und darum zugleich herrliche und schreckliche Randzone der Heiligkeit Gottes. Wenn heute aber um 11.46 Uhr ein Flugzeug abstürzt, weil sich um 11.45 Uhr irgendwo in seinem Motor eine Schraube gelöst hat, dann wagt dies kein Verständiger mehr damit zu erklären, dass Gott dieses Unglück durch direkten Eingriff verursacht habe und dass dies von Ewigkeit her sein Wille gewesen sei. Und wenn heute Menschen hungern und unter dem Zwang ungerechter gesellschaftlicher Verhältnisse seufzen, dann wagt kein Verantwortlicher mehr zu behaupten, dass solches Unrecht von Gott verhängt sei, und die Betroffenen mit der Aussicht auf das ewige Leben zu trösten. Denn in demselben Maße, in dem die Wissenschaft infolge der Durchdringung des Kausalzusammenhanges die Welt, völlig zu Recht, auf so genannte natürliche Weise erklärte und sie mit Hilfe der Technik planvoll gestaltete, wurde Gott aus der Welt zurückgedrängt und verlor in der menschlichen Gesellschaft und Existenz an Boden. Dieser zunehmenden Verdrängung Gottes aus der Welt entsprach eine zunehmende Machbarkeit aller Dinge durch den Menschen. Fortan ist der Mensch nicht mehr nur Schauspieler auf der Bühne der Welt, von oben oder außen gesteuert, sondern er führt jetzt selbst Regie. Er ist aus einem Akteur zum Regisseur geworden. Dies alles hat für ihn einen wesentlichen Verlust an Gotteserfahrung mit sich gebracht: Wetter, Schlachtenglück, Krankheit, staatliche Ordnungen und gesellschaftliche Wandlungen werden heute in ihren natürlichen Ursachen durchschaut und damit ihres göttlichen Charakters entkleidet.

2. Der Wandel des Autoritätsbegriffes Bevor die Aufklärung uns endgültig erreichte, galt unbestritten als Autorität, was man entweder von den Vätern überkommen hatte oder was einem von Gott beschieden war - wobei Gott und die Väter meistens zusammenfielen. Heute aber ist man nicht mehr bereit, eine Wahrheit nur daraufhin als verbindlich anzunehmen, weil sie von außen, von Gott oder von den Vätern, verbürgt ist. Die Berufung auf eine objektive äußere Norm genügt nicht mehr zur Begründung einer Wahrheit, ob diese Norm nun heißt »Es steht geschrieben« oder »Rom hat gesprochen«. Selbst die Partei hat nicht mehr immer recht. Vielmehr unterzieht man jetzt jede angebotene Wahrheit zunächst der Kritik und nimmt sie erst auf, wenn sie sich auch von innen als wahr erwiesen hat. Darum ist zum Beispiel der erhöhte Standort der Kanzeln in unsern Kirchen zutiefst suspekt geworden. Er ist der Ausdruck eines autoritären Monologes. Hier ergeht die Wahrheit von oben nach unten an das hörende Volk. Heute aber wird die Wahrheit im Dialog gefunden, bei dem alle miteinander auf demselben Boden sich befinden. Mit dieser Wandlung der Autorität aber hat auch der Gottesglaube seine Selbstverständlichkeit eingebüßt. Er hört auf, jener bergende Lebensraum zu sein, in den das Kind wie von selbst hineinwächst. Frommes Brauchtum und christliche Sitte, die bis dahin das Alltags- oder Feiertagskleid des Glaubens bildeten und ihn wie ein schützendes Gewand umgaben, lösen sich auf, und die Erfahrungen, die die Mütter und Väter mit Gott gemacht haben, werden nicht mehr übernommen . . .

3. Die soziologisch-ökonomische Ideologiekritik Bevor die Aufklärung uns endgültig erreichte, herrschte ein unzerreißbarer Zusammenhang zwischen oben und unten, zwischen Himmel und Erde, und damit zugleich eine Interessenbeziehung zwischen dem einen Herrn im Himmel und den vielen Herren auf der Erde. Der Herr im Himmel lieh den irdischen Herren etwas von seiner göttlichen Macht, und diese revanchierten sich dafür, indem sie für seine ordentliche Verehrung auf Erden Sorge trugen. Heute aber ist niemand mehr bereit, irgendwelche autoritären Strukturen unbefragt stehen zu lassen und sich zu ihrer Begründung mit anderen als mit vernünftigen Argumenten zu begnügen. Wie die Wissenschaft durch ihre Erforschung des Natur- und Geschichtszusammenhanges alles religiöse Oben zerstörte und das Universum aus einer Monarchie in eine Republik verwandelte, so tat die marxistische Ideologiekritik dasselbe mit Hilfe ihrer Durchdringung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge. Die Lust im Drüben oder auch im Trüben, wie Bloch einmal sagt, zu fischen, wurde zerstört, indem die ökonomisch-soziologische Wurzel solcher Lust aufgedeckt und die Religion als ideologischer Überbau, als falscher Spiegel der Gesellschaft, kurzum als »Opium des Volkes verdächtigt wurde. Alle himmlische Theokratie wurde aufgelöst und damit zugleich auch alle irdische Hierarchie jedes metaphysisch- heteronomen Charakters entkleidet. Mit dem himmlischen Oberherren stürzten auch die irdischen Herren, mit dem göttlichen Allvater die irdischen Väter. Der Mensch begann, sich von den Knien zu erheben und aufrecht zu stehen vor Gott und vor seinem Landesherrn, vor dem himmlischen Vater und vor seinen menschlichen Vätern. Selbst nicht immer ganz frei von jeder Interessenideologie, wies die Gesellschaftswissenschaft nach, wie das Bild Gottes immer auch von den Interessen der Gläubigen geprägt und überlagert war. Weil die Bauern am guten Wetter interessiert waren, wurde Gott für sie zum Wettergott; weil die Soldaten sich den Sieg wünschten, riefen sie Gott als den Herrn der Heerscharen an; weil die Politiker ihre Macht zu stabilisieren trachteten, beriefen sie sich auf Gott als den Hüter der Ordnung; weil die Besitzer ihren Besitz behalten wollten, nannten sie Gott den Geber aller Gaben. So suchte jeder unbewusst, sein eigenes Suppentöpfchen auf dem göttlichen Feuer des Altares zu kochen. Indem die Gesellschaftswissenschaften aber diese Verbindung zwischen Gottesglauben und menschlichen Interessenideologien aufdeckten, entstand ein Vakuum. Nachdem Gott nicht mehr der Garant ihrer Interessen ist, wissen viele Menschen nicht mehr, worüber sie noch mit ihm sprechen, weshalb sie ihn überhaupt noch verehren sollen . . .

4. Die Bewusstseinsverschiebung vom Jenseits zum Diesseits Bevor die Aufklärung uns endgültig erreichte, hielten die Menschen ihren Blick auf das Jenseits gerichtet und fragten nach ihrem ewigen Heil. Und sie hofften, dass die Antwort auf diese Frage ihnen helfen würde, auch ihr Leben im Diesseits zu bestehen. Heute hingegen blicken die Menschen nicht auf die Ewigkeit, sondern auf die Zeit, und fragen, wie sie das irdische Leben bestehen können. Und sie hoffen, wenn sie denn überhaupt noch solches hoffen, dass die Antwort auf diese Frage auch in der Stunde ihres Todes durchhalten und sie ins ewige Leben geleiten möchte. Wie sich das Lebensgefühl der Menschen in der Neuzeit genau um hundertachtzig Grad gedreht hat, dafür zwei Beispiele: Das erste stammt von Ernst Bloch.In seinem Buch Atheismus im Christentum erzählt er: Wenn ein Mörder noch um das Jahr 1700 zum Gerädertwerden von unten nach oben, also zur damals grausamsten Todesart, verurteilt war und der Gerichtshof ihn begnadigen wollte, falls er bereit wäre, in der Walpurgisnacht den Hexensabbat auf dem Brocken mitzufeiern, dann wies der Verurteilte diese Begnadigung zurück und ließ sich lieber aufs Rad flechten, als dass er sich das ewige Heil seiner Seele verscherzte. Zweihundert Jahre später begann man auf dem Brocken Maskenfeste zu feiern; die Damen als Hexen, die Herren als Teufel verkleidet...

[Bearbeiten] Weblinks


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