Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Hans Knappertsbusch - Wikipedia

Hans Knappertsbusch

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Hans Knappertsbusch (* 12. März 1888 in Elberfeld (heute: Wuppertal), † 25. Oktober 1965 in München) war ein deutscher Dirigent.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Künstlerischer Werdegang

Er studierte am Konservatorium in Köln. Stationen seines frühen Wirkens als Kapellmeister waren ab 1909 Mülheim an der Ruhr, Bochum, Elberfeld und Leipzig. Parallel dazu assistierte er von 1909 bis 1912 in Bayreuth dem damaligen Festspielleiter Siegfried Wagner und vor allem auch dem Wagner-Dirigenten Hans Richter. Dies war eine Zeit, die prägenden Charakter auf seinen musikalischen Interpretationsstil hatte und seine Entwicklung zum Wagner-Dirigenten von Weltformat einleitete. Sein Weg führte ihn sodann über Dessau, wo er damals Deutschlands jüngster Generalmusikdirektor war, nach München. Hier wurde er 1922 Nachfolger von Bruno Walter als Leiter der Staatsoper und des Staatsopernchores, eine Position, welche er bis 1935 inne hatte.

[Bearbeiten] Wirken während der NS-Zeit

Von den Nationalsozialisten als "politisch unzuverlässig" eingestuft und auch nicht davor zurückschreckend, in seiner unverblümten Art Hitler persönlich vor den Kopf zu stoßen, wurde Knappertsbusch 1935 als Münchner Opernchef abgesetzt und mit Arbeitsverbot belegt, ein Verbot, welches allerdings durch den Mangel an hervorragenden Dirigenten im Dritten Reich bald wieder aufgehoben wurde.[1]

Motiviert durch die Münchner Vorgänge trat Knappertsbusch 1936 erstmals an der Wiener Staatsoper auf, wo er zum ständigen Gastdirigenten avancierte und Werke von Richard Strauss, Richard Wagner und Ermanno Wolf-Ferrari leitete. Dadurch unterschied er sich von anderen deutschen Künstlern, die sich weigerten, in Österreich Auftritte zu absolvieren. Im Juli 1937 wirkte Knappertsbusch erstmals bei den Salzburger Festspielen, wo er eine Inszenierung von Strauss' Der Rosenkavalier dirigierte. Überdies leitete er dort fünf Konzerte der Wiener Philharmoniker mit Werken von Ludwig van Beethoven, Strauss und Wagner. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich trat er weiter bei den Festspielen von 1938 bis 1941 auf. In der Nazi-Zeit dirigierte Knappertsbusch weiter, jedoch weniger oft an der Wiener Oper. Von 1937 an bis zu seinem Tod dirigierte viele Male er die Wiener Philharmoniker.

Knappertbusch machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber dem Nationalsozialismus und versuchte, soweit möglich, mit dem Regime nicht zu paktieren. Seine Teilnahme an den Salzburger Festspielen während der Zeit, als Österreich noch nicht dem Reich angegliedert war, war bereits ein Affront gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern in seiner Heimat, die ihre Künstler vor einer Mitwirkung bei den von ihnen bekämpften Salzburger Festspielen warnten, die ihnen - durch Leitfiguren wie Max Reinhardt, Arturo Toscanini oder Bruno Walter - ein besonderer Dorn im Auge waren. Als nach dem Anschluss Österreichs der Wiener Reichsstatthalter Baldur von Schirach ihm 1940 die Leitung der Wiener Staatsoper antrug, lehnte er ab.

Dagegen schreibt Robert Braunmüller in "Richard Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg" [2]: "Auch zu einer NS-Führertagung, die kurz nach der Machtergreifung im April 1933 in München stattfand, gehörte eine Festaufführung unter der 'mitreißenden Stabführung von Hans Knappertsbusch', dessen 'Protest der Richard-Wagner-Stadt München gegen Thomas Mann' nur wenige Tage zuvor in den Münchner Neuesten Nachrichten erschienen war." Knappertsbusch stand bei Wagners Tristan und Isolde am 12. März 1938 am Pult der Staatsoper, als deutsche Truppen in Österreich einmarschierten.

Knappertsbusch' Problematik während der NS-Zeit war ähnlich gelagert, wie bei seinem nahezu gleichaltrigen Dirigenten-Kollegen Wilhelm Furtwängler: Tief in deutscher Kultur und Kunst verwurzelt, konnte und wollte er sich nicht vorstellen, zu emigrieren. Für eine künstlerische Tätigkeit im nationalsozialistischen Deutschland war es aber auf Dauer unmöglich, sich gänzlich zu verweigern. Diese zweifellos nicht gerne eingegangen Kooperation brachte ihm im Herbst 1945 ein Berufsverbot der Amerikaner ein, welches jedoch Anfang 1947 - von diesen als Irrtum erkannt - mit entsprechenden Entschuldigungen wieder zurückgenommen wurde.


[Bearbeiten] Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach der Befreiung Österreichs 1945 arbeitete er von 1947 bis 1950 im Theater an der Wien, dem Ausweichquartier der Staatsoper. Im November 1955 leitete er Der Rosenkavalier von Richard Strauss an der nach der Renovierung neueröffneten Staatsoper (Regie Josef Gielen; mit Hilde Güden, Kurt Böhme, Sena Jurinac u.a.). Dies blieben seine letzten Auftritte im Haus am Ring, der 1956 antretende Direktor Herbert von Karajan engagierte ihn nicht mehr.

Auch seine Mitwirkung bei den Salzburger Festspielen als Dirigent von Orchesterkonzerten der Wiener Philharmoniker setzte er 1947 fort, eine Tätigkeit, die bis Juli 1955 andauerte.

Sein erster Auftritt nach dem Krieg mit den Wiener Philharmonikern erfolgte im April 1947. 1958 begleitete er das Orchester bei einer Tournee durch Österreich, Frankreich, Südtirol und die Schweiz. Am 11. und 12. April 1964 leitete er im Wiener Musikverein zum letzten Mal die Wiener Philharmoniker und dirigierte dabei Werke von Johannes Brahms (Variationen über ein Thema von Haydn) sowie Anton Bruckner (Symphonie Nr. 4).

1957 wirkte Knappertsbusch an der Mailänder Scala und dirigierte Wagners Tristan und Isolde sowie 1959 Der fliegende Holländer.

Nach dem Krieg lebte er in München. Immer wieder arbeitete er fortan an der Bayerischen Staatsoper. Von 1951 an trat er wiederholt bei den Bayreuther Festspielen auf. Dort absolvierte er am 13. August 1964 seinen letzten Auftritt als Dirigent bei Wagners Parsifal.

Knappertbusch starb 1965 in München und wurde auf dem alten Bogenhausener Friedhof in München beigesetzt.

[Bearbeiten] Künstlerische Bedeutung

Berühmt wurde Knappertsbusch für seine Aufnahmen von Werken von Ludwig van Beethoven, Anton Bruckner, Johannes Brahms und Richard Strauss, die von großer innerer Ruhe und langem, spannungsgeladenem Atem sind. Vor allem jedoch wird er als einer der größten Wagner-Interpreten des letzten Jahrhunderts angesehen. Die Werke Richard Wagners lagen ihm sehr am Herzen und seinem künstlerischen Empfinden wohl am nächsten: Als er in der Nachkriegszeit bei den Bayreuther Festspielen dirigierte, war es ihm eine Ehre, dem Vermächtnis Wagners zu dienen und dort ohne Gage zu dirigieren. Am meisten liebte er den "Parsifal", von den 95 Auftritten, die er in Bayreuth absolvierte, war dieses Werk 55 Mal vertreten.[3]

Knappertsbusch probte nur ungern und sehr ökonomisch und verließ sich lieber auf die Intuition während der Aufführung. Obwohl seine Gestik beim Dirigieren meist sparsam war, gelang es ihm, Kraft seiner suggestiven Persönlichkeit, das Orchester zu Höchstleistungen anzuspornen. Manchmal reichten ihm Blicke und Mienenspiel, um dem Musikern seinen Willen mitzuteilen, darin dem legendären Dirigenten Arthur Nikisch nicht unähnlich.

Die künstlerische Ausrichtung des weltanschaulich konservativen Knappertsbusch war an der Tradition orientiert, mit Neuerungen konnte er wenig anfangen, moderne Inszenierungen der Nachkriegszeit etwa waren ihm ein Gräuel.[4] Da er die Spontaneität des Augenblicks bei der Wiedergabe der musikalischen Werke liebte, war er auch kein großer Freund von Studioaufnahmen für die Schallplattenindustrie, von denen es relativ wenige gibt. Glücklicherweise sind jedoch zahlreiche Live-Mitschnitte seiner Aufführungen erhalten.[5]

[Bearbeiten] Persönlichkeit

Wie bei vielen Künstlerpersönlichkeiten vereinten sich in Knappertsbusch ambivalente Wesenszüge. Bei Publikum und Orchester war er beliebt wegen seiner Geradlinigkeit und vergleichsweise uneitlen und bescheidenen Wesensart. Am Ende einer Aufführung verbeugte er sich zunächst vor dem Orchester, damit dokumentierend, dass diesem der wesentliche Anteil am Gelingen zuzuordnen ist. Die Musiker behandelte er nicht als Untergebene, sondern ihm Gleichgestellte. Aus der unmittelbaren, entbehrungsreichen Nachkriegszeit ist bekannt, dass er wesentliche Teile seiner Gagen zur Unterstützung seiner Musiker verwendete. Erst spät wurde bekannt, dass Knappertsbusch während der nationalsozialistischen Herrschaft Verfolgte unterstützt hat.

Auf der anderen Seite war er auch bekannt und bei manchem gefürchtet für seine Derbheit und seine ungehobelte und auch nachtragende Wesensart. Insbesondere wurden die Sängerinnen und Sänger bei Fehlern selbst während der Aufführung oft mit lautstarken Obszönitäten bedacht, wie z. B. die berühmte Sopranistin Birgit Nilsson zu berichten weiß[6]. Berüchtigt sind auch seine Beschimpfungen der Nazi-Machthaber, wobei ihm nur aufgrund seiner prominenten Stellung keine Probleme erwuchsen.

Der Autor Andreas Novak charakterisiert ihn somit wohl recht zutreffend als den "ruppigen Humanisten"[7].

[Bearbeiten] Literatur

  • Rudolf Betz, Walter Panofsky: Knappertsbusch. Verlag Donau Kurier, Ingolstadt, um 1958.
  • Rupert Schöttle: Götter im Frack. Bibliophile Edition, Wien 2000, ISBN 3-7076-0010-6.
  • Andreas Novak: Salzburg hört Hitler atmen. DVA, München 2005, ISBN 3-421-05883-0.
  • Wolfgang Schreiber: Grosse Dirigenten. Piper, München 2005, ISBN 3-492-04507-3.

[Bearbeiten] Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Novak: S. 223-228
  2. Programmheft zu "Richard Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg", herausgegeben von der Bayerischen Staatsoper zur Spielzeit 2003/2004, S.19/20
  3. Die Aufführung von 1962 wurde mitgeschnitten und gilt unter Kennern als Referenzaufnahme.
  4. Aus Protest gegen Wieland Wagners revolutionären Inszenierungsstil blieb er 1953 den Bayreuther Festspielen fern.
  5. Unter http://www.knappertsbusch.de/html/discographie.html ist ein Verzeichnis der Plattenaufnahmen von Knappertsbusch vorhanden.
  6. Dieter David Scholz: Mythos Primadonna, Parthas 1999, S. 174-175
  7. Novak: S. 228


[Bearbeiten] Weblinks

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