Handley Page Aircraft Company
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Handley Page war die erste britische Flugzeugbau-Firma, deren Flugzeuge öffentlich verkauft wurden. Sie wurde am 17. Juni 1909 von Frederick Handley Page gegründet, welcher zuvor bereits einige Flugzeuge baute, bervor er sich in Norden Londons bei Cricklewood und am Radlett Aerodrome in Hertfordshire niederließ.
Die Ersten Konstruktionen der Firma fanden kaum Beachtung. Erst 1915 mit der O/100 änderte sich dies. Die O/100 war zu dieser Zeit das größte britische Flugzeug. Der schwere Nachtbomber verfügte über anklappbare Tragflächen, eine gepanzerte, geschlossene Kabine mit schusssicherem Glas und Triebwerke in gepanzerten Triebwerksgondeln.
Eine verbesserte Variante war die O/400 mit stärkeren Triebwerken. Von diesem Typ wurden 1918 und 1919 450 Stück gebaut. Die O/1500 sollte bis Berlin fliegen können, aber als sie in Betrieb genommen wurde war der Krieg bereits zuende. Einige O/400 wurden nach Ende des Ersten Weltkrieges unter der Bezeichnung Handley Page Transport als Passagierflugzeuge auf der Route London-Paris eingesetzt.
Daraus entwickelten sich die ersten rein zivilen Passagierflugzeuge der Firma, die W.8 (Erstflug 4. Dezember 1919), W.9 (Erstflug 1. Oktober 1925) und W.10 (ebenfalls 1925) mit offenem Cockpit und einem geschlossenen Passagierraum für 15 Passagiere. 1924 schloss sich Handley Page Transport mit der Firma Imperial Airways zusammen.
Die Forderung von Imperial Airways nach einem größeren Flugzeug für Routen nach Afrika und Indien wurde mit der H.P.42 erfüllt, einem Doppeldecker aus Metall mit geschlossenem Cockpit und Platz für 24 Passagiere, das 1930 erstmals flog.
Handley Page investierte zudem in die Entwicklung eines kleinen Luftkanals, der in die Vorderkante der Tragfläche geschnitten wurde um den Luftfluss bei hohen Anstellwinkeln zu verbessern – dem sogenannten Handley page slat (oder slot). Dies stellte sich in den frühen 1920er Jahren als so erfolgreich heraus, dass die Lizenzgebühren für die Nutzung durch andere Firmen in dieser Zeit zur größten Einnahmequelle von Handley Page wurden.
Bei Kriegseintritt zum Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion wieder komplett auf Militärflugzeuge umgestellt. Darunter waren die bekannten Bomber vom Typ Halifax, Hampden, Hereford, Harrow und Heyford. Dazu kamen die Nachtbomber Hyderabad und Hinaidi, die bereits 1930 in den Dienst der RAF traten.
Nach dem zweiten Weltkrieg konnten dann wieder längst geplante Transportflugzeuge in Angriff genommen werden, wie z.B. die Handley Page Hastings, die am 7. Mai 1946 erstmals abhob und die Hermes, der erste moderne britische Airliner nach dem Krieg, der am 3. Dezember 1945 zum Erstflug startete.
1947 kaufte Handley Page einen Großteil der bankrotten Miles Aircraft Company – darunter ganze Flugzeugkonstruktionen, Werkzeuge und die Fabrik in Reading. Die Produktion der Miles Marathon erfolgte unter der Bezeichnung H.P.R. 1 Marathon in der am 5. Juli 1948 gegründeten Handley Page (Reading) Ltd.
Anschließend baute Handley Page einige Flugzeuge zur Überschallflug-Erforschung, erprobte neue Tragflächenformen und Flugzeuge ohne konventionelles Leitwerk. Diese Forschung mündete schließlich in der Victor, einem der V-Bomber, welche die britische Atombombe tragen sollten. Die Victor flog erstmals am 24. September 1952 und sollte weit länger im Einsatz sein, als Ihre Herstellerfirma existierte.
Zwischen 1959 und 1968 wurden 50 H.P.R. 7 Dart Herald Airliner und die kleinere H.P.137 Jetstream gebaut. Allerdings übernahm sich Handley Page bei den Kosten für die Entwicklung der Jetstream. Die Firma leitet daraufhin am 8. August 1969 die Liquidation ein und löste sich am 1. Juni 1970 endgültig auf.
Die Jetstream wurde danach zuerst von Scottish Aviation, dann von British Aerospace weitergebaut.