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Hütchenspiel

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Das Hütchenspiel (auch Nussschalenspiel) ist eine Form des Trickbetrugs, die wie ein einfaches Geschicklichkeitsspiel aussieht. Der Hütchenspieler verschiebt drei Hütchen (Nussschalen o.ä.) untereinander in einer Geschwindigkeit, die einem Mitspieler scheinbar die Möglichkeit lässt, den Ablauf zu beobachten.

Bekannt und berüchtigt ist das Spiel als weltweit betriebenes, äußerst einträgliches, betrügerisches illegales Glücksspiel, das in größeren Städten und Tourismuszentren an stark frequentierten öffentlichen Plätzen gespielt wird, z.B. in Fußgängerzonen, in Bahnhofszonen oder auf Flohmärkten.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ablauf des Spiels

Hütchenspieler in Berlin, Straße unter den Linden
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Hütchenspieler in Berlin, Straße unter den Linden

Der Hütchenspieler stellt direkt auf dem Asphalt oder auf einer mobilen Unterlage, die beim Erscheinen der Polizei in Sekunden abgebaut werden kann, beispielsweise einem Pappkarton, drei gleichartige „Hütchen“ auf, häufig halbierte Walnussschalen, Schubfächer von Streichholzschachteln oder Kronenkorken. Mit einem dieser Hütchen bedeckt er einen kleinen Gegenstand, etwa eine Staniolkugel oder eine Erbse, und vertauscht dann mehrfach und mit einer gewissen Geschwindigkeit die Plätze der Hütchen untereinander. Anschließend wird ein Zuschauer animiert, einen zuvor festgelegten Betrag darauf zu setzen, dass er nach der letzten Verschiebung noch weiß, unter welchem der Hütchen sich der Gegenstand befindet. Hat der Mitspieler richtig getippt, erhält er seinen Einsatz vom Spielemacher verdoppelt zurück, ansonsten verliert er ihn.

Verwandt und in der Spielanlage gleichartig ist das ebenfalls betrügerische Kartenspiel Kümmelblättchen.

[Bearbeiten] Psychologie des Hütchenspiels (Betrugsstrategie)

Die Attraktivität des Spiels hängt damit zusammen, dass dem Mitspieler wie den Zuschauern das irrige Gefühl suggeriert wird, er könne aus dem Spiel als Sieger hervor gehen. Dies beginnt schon mit dem äußeren Anschein, es handele sich beim Hütchenspiel um ein reines Geschicklichkeitsspiel, bei dem die Gewinnchance davon abhinge, wie gut der Zuschauer die Hütchenbewegungen mit den Augen verfolgen kann. Und selbst wenn ein Mitspieler den Bewegungen nicht folgen konnte, bliebe noch die Möglichkeit, sich in eine Glückspielsituation zu begeben und die Position der Kugel richtig zu erraten, auch wenn die Chancen dabei extrem ungleich verteilt wären: Da der Mitspieler zwischen drei Hütchen zu wählen hat, von denen nur eines das richtige sein kann, hätte er statistisch nur eine Gewinnaussicht von 33% gegenüber einer Gewinnaussicht von 67% auf Seiten des Hütchenspielers.

Tatsächlich aber spielt weder die Geschwindigkeit noch die Glückspielsituation beim Hütchenspiel eine Rolle, da es dem Hütchenspieler durch recht einfache Taschenspielertricks problemlos und ohne verdächtige Bewegungen möglich ist, die Kugel zu jedem Zeitpunkt des Spiels zu kontrollieren und ihre Position zu korrigieren.

Die Psychologie des Hütchenspiels besteht also darin, den Mitspieler glauben zu machen, er könne die Kugelbewegung mit den Augen verfolgen. Potentiellen Opfern wird diese vermeintliche Gewinnaussicht – neben der Manipulation als solcher – durch eine Inszenierung suggeriert: Komplizen des Spielemachers bilden eine Menschentraube um den Spielemacher, sodass Passanten dem Herdentrieb folgend stehenbleiben und neugierig werden. Einzelne Komplizen spielen als Lockvogel scheinbar gegen den Spielemacher, „tippen“ die richtige Position des Objekts und kassieren dann zum Schein den Gewinn. Oder aber der Lockvogel „tippt“ bewusst falsch, obwohl die richtige Position des Objekts klar sichtbar war, sodass bei den Zuschauern das Gefühl entsteht, dass man es selbst besser gewusst hätte. Schließlich arrangieren die Hütchenspieler für ihre Opfer regelmäßig kleine Glückssträhnen, indem sie Mitspieler absichtlich gewinnen lassen, um sie hierdurch zu höheren Einsätzen zu verleiten.

[Bearbeiten] Organisation des Spiels

Die Hütchenspieler sind häufig in mafiosen Banden organisiert, die dafür sorgen, dass keine fremden 'Anbieter' im jeweils beanspruchten Gebiet agieren können und an die ein Großteil des Gewinns abzuführen ist. Außerdem treten die Spielbetreiber selten einzeln auf: Einer oder mehrere Partner beteiligen sich zum Schein am Spiel, animieren die Zuschauer zur Teilnahme, halten ihn unter Umständen mit Gewalt von der Einforderung zustehender Gewinne ab oder stehen bereit, um den Spieler zu warnen, wenn die Polizei sich dem Spielort nähert. Hütchenspielerbanden gelten als gewaltbereit, die auf Protest und selbsternannte „Aufklärer“ entsprechend reagieren.

[Bearbeiten] Juristisches

In Deutschland kann das Hütchenspiel als Betrug gewertet werden. Lange Zeit waren die polizeilichen Möglichkeiten, gegen die Hütchenspieler vorzugehen, dadurch eingeschränkt, dass die Polizei die Trickhandlung im Einzelfall nachzuweisen hatte. Aus Gründen der Praktikabilität wird daher oft nur ein Platzverweis ausgesprochen. Mittlerweile (2006) wird in der Rechtsprechung schon das Vortäuschen einer Gewinnchance beim Hütchenspiel als Betrug gewertet, der entsprechend kriminalistisch verfolgt werden kann. In Österreich steht es seit dem 1. Oktober 2005 als "verbotene Veranstaltung" unter Strafe.

[Bearbeiten] Historisches

Hieronymus Bosch, Der Gaukler, entstanden vor 1500 (Musée Municipale Saint-Germain-en-Laye)
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Hieronymus Bosch, Der Gaukler, entstanden vor 1500 (Musée Municipale Saint-Germain-en-Laye)

Das Hütchenspiel wurde vermutlich von einem erstmals von Seneca beschriebenen Taschenspielertrick inspiriert, bei dem mehrere Bälle oder Nüsse unter Bechern hin und herwandern. Dieses klassische Kunststück, das in dem Bild Der Gaukler des niederländischen Malers Hieronymus Bosch (1450–1516) dargestellt wird, diente ursprünglich nur zur Unterhaltung. Das mit wesentlich kleineren Requisiten ausgeführte und vom Ablauf her völlig unterschiedliche Hütchenspiel wird erstmals Ende des 16.Jahrhunderts beschrieben: Johann Fischart erwähnt in seiner Affentheurlich Naupengeheurlichen Geschichtklitterung die "Hütleinspieler" in Zusammenhang mit anderen Betrügern, ebenso wie Johann Georg Krünitz 200 Jahre später. In dessen Öconomischer Encyclopädie heißt es beispielsweise: „in aeltern polizeyverordnungen, wird den huetchenspielern nebst den riemenstechern und andern betriegern das land verbothen.“ (1783, S. 45, zit. nach Deutsches Rechtswörterbuch - Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache, DRW-online).

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich das Hütchenspiel im deutschsprachigen Raum zum am meisten verbreiteten Falschspiel überhaupt.

Das Hütchenspiel wird aber nicht nur von Falschspielern betrieben, um schnelles Geld zu machen, sondern auch von professionellen Zauberern, die durch Entertainment ihr Geld verdienen. Das Hütchenspiel ist ein Nachfolger des Becherspiels, dem ältesten Zauberkunststück unserer Zeitrechnung.

[Bearbeiten] Weblinks

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