Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Gretchentragödie - Wikipedia

Gretchentragödie

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Die bereits in den Urfaust von 1772 eingearbeitete Gretchentragödie von J. W. v. Goethe beschreibt in der Form eines offenen Dramas das Scheitern der Beziehung zwischen Faust und Gretchen. Neben der Gelehrtentragödie ist sie das zweite "Drama im Drama" in Goethes Hauptwerk Faust I.

In früheren Varianten des Fauststoffs, den Goethe aufgegriffen hat, kommt hingegen eine Helena vor, die als heidnisches Bild Fausts Begehren entfacht (siehe Johann Faust). Goethe wählt in der Gretchentragödie keinen dämonischen und in Wahrheit leblosen weiblichen Gegenpart für Faust, sondern eine Unschuldige, die von ihm ins Verderben gezogen wird.

[Bearbeiten] Inhalt

Die Szene „Straße“ fungiert dabei als Exposition und beschreibt die erste Begegnung der beiden Charaktere. Gretchen – die bezeichnender Weise gerade die Kirche verlässt - verhält sich reserviert gegenüber der unmittelbaren Ansprache durch Faust, der wiederum – angetrieben von der vorangegangenen Verjüngung in der Szene „Hexenküche“ – sich sofort begeistert von Gretchen zeigt und sich an den wunderschönen Körper erinnert, der ihm dort erschienen ist.

Faust besucht daraufhin am Abend in Begleitung Mephistos das Zimmer Gretchens und ist sofort begeistert, da es genau das darstellt, wonach er strebt: Ordnung, Zufriedenheit, Schlichtheit. Er hinterlässt schließlich ein Kästchen mit Schmuck, das er von Mephisto als erbetenes Geschenk erhalten hat. Zuvor wird in einem kurzen Monolog Gretchens deutlich, dass sich in ihr nach der anfänglichen Reserviertheit Neugier und Interesse an Faust regt.

Doch Fausts Geschenk wirkt nicht lange, da Gretchen sich nach der überraschenden Entdeckung gleich an ihre beiden Fixpunkte „Familie“ und „Kirche“ wendet und den Schmuck ihrer Mutter überlässt, die das Geschenk an den Pfarrer weiterreicht. Faust erfährt dies durch ein Gespräch mit Mephisto während eines Spaziergangs, in dem er Mephisto auch bittet, ein weiteres Mal Schmuck in Gretchens Zimmer zu hinterlegen.

Gretchen trifft sich unterdessen in der Nachbarin Haus mit Marthe und erzählt ihr von dem zweiten Kästchen. Ganz nach Mephistos Vorbild empfiehlt Marthe, den Schmuck auf keinen Fall ein zweites Mal der Mutter zu überlassen, sondern lieber von Zeit zu Zeit den Schmuck geheim anzulegen.

Mephisto macht sich anschließend in der gleichen Szene Faust verdient: Er teilt Marthe mit, dass ihr Mann gestorben sei. Diese ist vordergründig voller Trauer, verrät sich jedoch durch ihr Entsetzen über das fehlende Erbe ihres Mannes. Alsbald verlangt sie eine Bestätigung für seinen Tod, wohl um sich anderen Männern zuwenden zu können. Mephisto verspricht einen zweiten Zeugen – Faust – und vereinbart ein gemeinsames Treffen zu viert, über das er Faust auf der Straße wenig später informiert. Der weigert sich zunächst zu lügen, doch gibt er angesichts der Chance, Gretchen wieder zu treffen und kennen zu lernen, schließlich nach.

Bei dem vereinbarten Treffen in einem Garten spazieren die beiden Paare (Faust mit Gretchen und Mephisto mit Marthe) umher und unterhalten sich. Marthe macht sich schamlos an Mephisto heran, der jedoch Unverständnis für ihre vieldeutigen Bemerkungen vortäuscht. Gretchen und Faust gestehen sich ihre Gefühle und bekennen einander ihre Liebe. In einem Gartenhäuschen kommt es schließlich zu der einzigen beschriebenen Liebeszene zwischen Faust und Gretchen, die jedoch von Mephisto unterbrochen wird.

Faust gewinnt anschließend in der Szene „Wald und Höhle“ – dem Wendepunkt des Dramas – Abstand zu den geschehenen Ereignissen und erkennt, dass er Gretchens Welt zerstören muss, wenn er mit ihr zusammen leben möchte. Faust ist ruhelos, aufbrausend, hinterfragend und hat ein kritisches Verhältnis zur Religion, während Gretchen ein geregeltes und geordnetes Leben nach vorgegeben Erwartungen und Mustern zwischen Familie und Kirche führt. Doch Mephisto erscheint in just diesem Moment und stachelt ihn erneut an, schickt ihn zurück in die Nähe seiner Geliebten.

Im Kontrast dazu wird Gretchens Situation in „Gretchens Stube“ verdeutlicht, alleine schon durch die gleichmäßige und kurze Liedform ihres Monologes im Vergleich zu Fausts langen und komplizierten Sätzen der Kontemplation. Sie bewundert Faust und beschreibt ihre Liebe zu ihm, doch erkennt: „Meine Ruh’ ist hin“ (Z. 3386).

Nachdem die Situation der beiden Charaktere eingängig beschrieben wurde, findet in Marthens Garten wieder ein Treffen zwischen Faust und Gretchen statt, in der Gretchen ihre Gretchenfrage stellt: „Nun sag’, wie hast du’s mit der Religion“ (Z. 3415). Faust gibt eine umfassende und wortgewaltige Antwort, ohne Gretchen zu überzeugen. Gretchen sieht ihren inneren Konflikt verstärkt, gibt sich jedoch damit einverstanden, ihrer Mutter Fausts Schlaftropfen zu geben, sodass er sie in der Nacht besuchen kann.

Unbestimmte Zeit später unterhält sich Gretchen am Brunnen mit Lieschen. In diesem Gespräch wird deutlich, wie uneheliche Schwangerschaften oder Kinder zur gesellschaftlichen Ausgrenzung oder gar Bestrafung geführt haben. Gretchen, die – wie nur untergründig deutlich wird – von Faust schwanger ist, erkennt ihre Sünde und ist verzweifelt und voller Angst. Gleich in der nächsten Szene („Zwinger“) wendet sie sich an Maria (Mater Dolorosa) und bittet sie um Erbarmen.

Ihre Befürchtungen bewahrheiten sich in der Nacht: Mephisto tötet durch Faust ihren Bruder Valentin, der sie noch im Sterben als ehrlose Hure öffentlich bloßstellt.

Zur Katastrophe kommt es in der Szene im Dom, in der ein „böser Geist“ auf Gretchen einredet und ihr vorwirft, ihre Unschuld verloren zu haben. Es wird deutlich, dass ihre Mutter durch die Schlaftropfen gestorben ist. Zusammen mit ihrer Schwangerschaft und dem Tod ihres Bruders bedeutet dies eine unglaubliche Last für Gretchen, unter der sie am Ende der Szene in Ohnmacht fällt.

Die beiden darauf folgenden Szenen „Walpurgisnacht“ und „Walpurgisnachtstraum“ haben begrenzten Einfluss auf die Handlung. Mephisto versucht, Faust von Gretchen abzulenken. Diesem jedoch erscheint eine Gestalt des verurteilten und geköpften Gretchens, woraufhin er Mephisto in „Trüber Tag. Feld.“ für die Katastrophe verantwortlich macht und seine Hilfe zur Rettung Gretchens fordert. Mephisto gesteht ihm dies zu, weist jedoch auf seine beschränkte Macht hin, die wohl von der Frömmigkeit Gretchens herrührt.

Beide reiten auf Zauberpferden zu Gretchen („Nacht. Offen Feld“) und kommen dabei an einer Hexenzunft vorbei, die gerade den Platz weiht, auf dem Gretchen noch am nächsten Morgen hingerichtet werden soll.

Im Kerker schließlich muss Faust Gretchen völlig verwirrt und verschüchtert vorfinden. Sie hat ihren neugeborenen Sohn getötet und soll dafür hingerichtet werden. Sie erkennt Faust zunächst nicht und hält ihn für den Henker, der sie verfrüht abholen will. Nachdem Gretchen ihn schließlich erkannt hat, will Faust sie zur Flucht überreden. Doch sie sträubt sich - auch weil Mephisto, gegen den Gretchen aus offensichtlichen Gründen eine intensive Aversion hegt, nach einer Weile hinzukommt. Schließlich drängt Mephisto Faust, Gretchen im Stich zu lassen, und beide verlassen Gretchen.

[Bearbeiten] Historischer Hintergrund

Goethe hatte einen historischen Fall als Vorbild für die Figur des Gretchen: die Kindesmörderin Susanna Margaretha Brandt.

Susanna Margaretha Brandt war eine 24-jährige Vollwaise und arbeitete als Dienstmagd für alles in der Frankfurter Herberge „Zum Einhorn“. Ein Herbergsgast aus Holland hatte sie mit Wein traktiert und verführt; nach einer verheimlichten Schwangerschaft bringt sie ein männliches Kind zur Welt und tötet es sofort, um „der Schande zu entgehen“. Die Kindesleiche wird alsbald entdeckt, die geflohene „Brandtin“ wird mit 50 Talern Belohnung steckbrieflich ausgeschrieben und verhaftet, und man macht ihr sofort den Prozess. Nach ausführlichen Verhören ergeht am 10. Januar 1772 im schriftlichen Verfahren das Urteil zum Tode durch das Schwert; ein Gnadengesuch wird bereits am nächsten Tag abgelehnt. Am 14. Januar gegen 10 Uhr morgens wird die Verurteilte auf das Schafott an der Hauptwache geführt, wo der Scharfrichter Johann Hoffmann mit einem Hieb das Urteil an ihr vollstreckt.

Goethe hatte zu dieser Zeit gerade seine Ausbildung als Rechtsanwalt abgeschlossen; er erlebte den ganzen Prozess mit und war von ihm so beeindruckt, dass die Tragödie um die Kindesmörderin Gretchen ein zentrales Motiv des Urfaust wurde.

[Bearbeiten] Literatur

  • Siegfried Birkner: Das Leben und Sterben der Kindsmörderin Susanna Margaretha Brandt. Nach den Prozeßakten dargestellt. Frankfurt am Main: Insel Verlag 1973 (itb 1190). ISBN 3-458-32890-4
  • Rebekka Habermas (Hrsg.): Das Frankfurter Gretchen. Der Prozeß gegen die Kindsmörderin Susanna Margaretha Brandt. München: C. H. Beck 1999. ISBN 3-406-45464-X
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