Great Western Railway

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GWR "Caerphilly Castle" im STEAM-Museum

Die Great Western Railway (GWR) war eine britische Eisenbahngesellschaft, die London mit Südwestengland, Westengland und Südwales verband. Sie wurde 1833 gegründet und wurde nach der Neuordnung des Eisenbahnwesens im Jahr 1923 eine der vier großen Eisenbahngesellschaften (Big Four). Die Gesellschaft wurde 1948 aufgelöst, als die Big Four in der staatlichen Gesellschaft British Rail vereinigt wurden. Im Volksmund hieß sie scherzhaft „God's Wonderful Railway“ (Gottes wunderbare Eisenbahn).

Die Gründungsversammlung fand 1833 in Bristol statt. Der damals 27jährige Isambard Kingdom Brunel wurde als Ingenieur verpflichtet. Zwei kontroverse Entscheidungen wurden getroffen: Da man glaubte, dass eine breitere Spurweite die Laufeigenschaften bei hohen Geschwindigkeiten verbessern würde, wählte man nicht die heute übliche Breite von 4 Fuß 8½ Zoll (1435 mm), sondern eine solche von 7 Fuß (2140 mm). Außerdem wurde eine direkte Linienführung durch die Marlborough Downs und durch das Tal der Themse nach London gewählt, obwohl es in dieser Gegend keine nennenswerten Städte gab.

Die Konzessionserteilung durch das Parlament erfolgte 1835. Der erste Abschnitt zwischen dem Bahnhof Paddington in London und Taplow bei Maidenhead wurde 1838 eröffnet. 1841 erreichten die Schienen den Bahnhof Temple Meads in Bristol.

Verschiedene weitere Eisenbahnen wurden in dieser Gegend gebaut und mit der GWR verbunden: Die Bristol and Exeter Railway erreichte Exeter im Jahr 1844. Ebenfalls 1844 wurde die Bristol and Gloucester Railway eröffnet. Die Cheltenham and Great Western Union Railway verband ab 1845 Swindon mit Gloucester und Cheltenham. Die normalspurige Birmingham and Gloucester Railway zwang alle Passagiere, die weiter nach Norden reisen wollten, zum Umsteigen in Gloucester.

Im so genannten „Spurweitenkrieg“ („gauge war“) lieferte sich die GWR einen erbitterten Konkurrenzkampf mit der London and North Western Railway (LNWR). Die Gleise der GWR erreichten 1852 den Bahnhof Snow Hill in Birmingham, zwei Jahre später Birkenhead.

Die Bristol and Gloucester Railway war 1846 von der Midland Railway aufgekauft wurden, die Strecke wurde mit einer dritten Schiene versehen, um Fahrten nach Bristol auch für normalspurige Züge zu ermöglichen. Die Breitspur der GWR konnte sich nicht durchsetzen: Die Fusion mit der West Midlands Railway führte dazu, dass der Bahnhof Paddington 1861 erstmals von normalspurigen Zügen bedient wurde. Nach 1869 gab es nördlich von Oxford keine Breitspurgleise mehr.

In der Zwischenzeit hatte sich das GWR-Streckennetz weiter ausgedehnt. 1849 war Plymouth, 1867 Penzance an der Südwestspitze Englands erreicht. Die South Wales Railway wurde 1850 eröffnet und 1852 durch die von Brunel erbaute Wye Bridge mit der GWR verbunden. Die Strecke von London nach Wales machte einen Umweg über Gloucester. Aus diesem Grund wurde 1873 mit dem Bau des Severn-Tunnels begonnen, dessen Eröffnung sich aber bis 1886 verzögerte.

Nach der Umstellung auf Normalspur abgestellte Breitspurlokomotiven der Great Western Railway im Jahr 1892

Die Umwandlung der Breitspur auf Normalspur wurde weiter vorangetrieben. Waren zunächst Dreischienengleise gebaut worden, so stellte man später die Strecken ohne diese Zwischenstufe um. Die letzte Strecke mit Breitspur wurde im Mai 1892 umgespurt. 1904 übertraf eine Dampflokomotive der GWR erstmals die „Schallmauer“ von 100 Meilen/Std. (161 km/h).

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden die GWR und die anderen großen Eisenbahngesellschaften unter die Aufsicht der Regierung gestellt. Nach Kriegsende erwog die Regierung die Verstaatlichung dieser Gesellschaften, entschied sich jedoch für die Zusammenlegung in vier große Unternehmen, „Big Four “ genannt. Nur die GWR behielt ihren alten Namen, als diese Maßnahme am 1. Januar 1923 in Kraft trat. Die GWR übernahm mehrere kleine Gesellschaften, vor allem in Wales.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Eisenbahnen erneut unter die Kontrolle der Regierung gestellt. Nach Ende des Krieges kam eine Labour-Regierung an der Macht und plante die Verstaatlichung aller Eisenbahnen. Die GWR ging am 1. Januar 1948 in der staatlichen British Rail auf.

Nach der Zerschlagung und Privatisierung von British Rail im Jahr 1994 wurden die zwei Gesellschaften First Great Western und First Great Western Link gegründet, die den traditionsreichen Namen „Great Western“ wieder aufleben ließen.