Fredegar

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Fredegar auch Fredegarius Scholasticus ist der überlieferte, aber nicht gesicherte Name des Verfassers einer fränkischen Chronik, der Fredegar-Chronik, neben der im frühen 8. Jahrhundert unabhängig von Fredegar verfassten Liber Historiae Francorum, wichtigsten historischen Quelle für das 7. Jahrhundert.

[Bearbeiten] Zur Person

Der Name taucht erst in der Renaissance erstmals als Notiz auf, ist demnach in keiner Hinsicht als solcher gesichert. Auch ist unklar, wie viele Personen sich hinter diesem Namen tatsächlich verbergen (möglicherweise bis zu drei Schreiber), auch wenn die neuere Forschung wieder davon ausgehen will, dass es sich hierbei um einen einzigen Verfasser handeln soll. Allgemein wird außerdem davon ausgegangen, dass der/die Autor/en aus adligen Kreisen, eventuell aus der Verwaltung stammten, da die Texte ein eindeutiges Interesse für diese Bereiche vermuten lassen.

[Bearbeiten] Zur Chronik

Die Chroniken des sog. Fredegar (Fredegar, Chron.) sind eine Weltchronik aus der Zeit um die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts. Sie endet 642 abrupt, einzelne Angaben reichen jedoch bis um 658 n. Chr. Die ersten fünf Chroniken (Buch I-III) bauen auf älteren Werke auf, wie von

Hippolyt von Porto,
Isidor von Sevilla,
Eusebios-Hieronymus,
Hyatius und
Gregor von Tours.

Die Einteilung der sechs Chroniken in vier Bücher und Kapitel erfolgte erst später. Die Chronik wurde im Jahr 658 abgeschlossen, enthält Spuren von offenbar drei Bearbeitern, sowie teilweise übernommenes Material aus älteren Quellen, darunter Gregor von Tours († 594). Die karolingischen Hausmeier setzten im 8. Jahrhundert die Fredegar-Chronik als amtliche Chronik fort (sog. Continuationes).

[Bearbeiten] Quellen

Faksimile der Ausgabe "Fredegarii et aliorum Chronica. Vitae sanctorum. Monumenta Germaniae Historica. Scriptores. 1882, 1888
BRUNO KRUSCH (Hrsg.): Fredegarii et aliorum Chronica. Vitae sanctorum. (Die Chronica des sogenannten Fredegar) Monumenta Germaniae Historica. Scriptores. Hahn, Hannover 1888 (Nachdr. Hann. 1956; Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1984) ISBN 3534014146
A. KUSTERNIG; H. HAUPT: Quellen zur Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts. Die vier Bücher der Chroniken des sogenannten Fredegar. Buch 2, Kapitel 53 bis Buch 4, unwesentlich gekürzt. Die Fortsetzungen des sogenannten Fredegar. Das Buch von der Geschichte der Franken. Das alte Leben Lebuins. Jonas erstes Buch vom Leben Columbans, Darmstadt 1982
SCHOLASTICUS FREDEGARIUS: Chronicorum liber quartus cum continuationibus = The fourth book of the chronicle of Fredegar with its continuations, transl. from the Latin with introd. and notes by J.M. Wallace-Hadrill. Chronicon. Liber IV. London, 1960. (lat. - engl.)

[Bearbeiten] Literatur

Bruno Krusch: Fredegarius Scholasticus - Ouderius? Neue Beiträge zur Fredegar-Kritik. Göttingen 1926.
August Jakesch: Fredegar und die Conversio Carantanorum. In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. 41 (1926).
A. Kusternig / H. Haupt: Quellen zur Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts. Die vier Bücher der Chroniken des sogenannten Fredegar. Buch 2, Kapitel 53 bis Buch 4, unwesentlich gekürzt. Die Fortsetzungen des sogenannten Fredegar. Das Buch von der Geschichte der Franken. Das alte Leben Lebuins. Jonas erstes Buch vom Leben Columbans. Darmstadt 1982.
Georg Schibelreiter: Gegenwart und Vergangenheit in der Sicht Fredegars. In: The Medieval Chronicle. Amsterdam / New York 2002, 212-222.
Ders.: Justinian und Belisar in fränkischer Sicht. Zur Interpretation von Fredegar, Chronicon II 62. In: Byzantios. Festschrift H. Hunger. 1985, 267-280.
Gustav Schnürer: Die Verfasser der sogenannten Fredegar-Chronik. Commissionsverl. der Universitaetsbuchhandl. Freiburg (Schweiz) 1900.
John Michael Wallace-Hadrill: Fredegar and the History of France. In: The Long Haired Kings and Other Studies in Frankish History. Hrsg. von J. M. Wallace-Hadrill, New York 1962, 71-94.
Walter A. Goffart: The Fredegar Problem Reconsidered. In: Speculum 38 (1963), 206-241
Ian N. Wood: Fredegars’ Fables. In: Historiographie im frühen Mittelalter. Oldenburg 1994, 356-366