Frühklassik
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Als Frühklassik wird in der Musikgeschichte der stilistische Übergang vom Spätbarock (bis etwa 1740) zur Wiener Klassik (ca. 1780-1830) bezeichnet. Der Beginn dieser für viele heutige Musikfreunde weitgehend unbekannten Epoche ist vor die Mitte des 18. Jahrhunderts anzusetzen, z.B. weil J.S. Bach († 1750) einige ihm unpassend erscheinende Strömungen kritisierte, sich ihnen später aber teilweise anschloss.
Der Beginn dieser Übergangsepoche überlagert sich mit jener des " Empfindsamen Stils (ab etwa 1730, ausklingendes Spätbarock). Häufiger verwendet als Frühklassik wird die Bezeichnung Vorklassik (ca. 1730-1760), der teilweise gleichzusetzen ist. Im Beginn scheint sie (nach vorwiegendem Sprachgebrauch) der Frühklassik um ein weniges vorauszugehen.
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[Bearbeiten] Merkmale und Vertreter der Frühklassik
Wichtige Merkmale der damals entstehenden Musikrichtung sind:
- Statt dem polyphonen Geflecht selbständiger Stimmen wird in der Frühklassik die oben aufliegende Melodie zur alleinigen Trägerin des Ausdrucks. Die lineare Satztechnik (Kontrapunkt) wird abgelöst durch vertikale Satztechnik (Harmoniebildung). Die Melodiebildung ist dreiklangs-gebunden.
- klangfüllende Mittelstimmen
- kontrastierende Gedanken, mehrere (eher symmetrische)Themen;
- starre Terrassen-Dynamik erhält Zwischenstufen (cresc, sf, dim)
- Orchester mit "Mischklang", statt Cembalo Hammerklavier.
- .. (weiteres folgt)
[Bearbeiten] Schulen und Vertreter der Frühklassik
Zur Frühklassik zählen unter anderem:
- die Mannheimer Schule (auch Mannheimer Vorklassik genannt), gegründet um 1750 von Johann Stamitz, in der Christian Cannabich, Franz Xaver Richter, Ignaz Holzbauer, Anton Fils und Carl Stamitz hervorzuheben sind, und
- die Wiener Schule (Musik) mit Georg Christoph Wagenseil und Georg Matthias Monn, der teilweise auch Leopold Mozart und Michael Haydn zugerechnet werden.
- Als frühklassisch gelten meist auch die vier Komponisten unter Bachs Söhnen - siehe z.B. die Konzerte der Camerata Köln - und der frühe Joseph Haydn. Eine Brückenfunktion haben auch
- die späten Werke von Georg Philipp Telemann.
- Daneben gibt es heute fast vergessene Namen wie Agricola, Graun, Keiser oder Quantz.
[Bearbeiten] Übergangsperiode oder eigene Stilrichtung?
Teilweise wird die Frühklassik als Übergang, teilweise als eigene Stilrichtung gesehen. So meint die Camerata Köln zur Klaviermusik Carl Philipp Emanuel Bachs (1714-1788): ... gemeinhin als Vor- oder Frühklassik bezeichnet, tatsächlich aber eigentlich keine vorbereitende Stufe zum klassischen Stil, sondern eigenständigen Charakter ... mit eigensinnigen musikalischen Gedanken.. Für Lessing waren das "musikalische Ungeheuer", für Schubart "Bizarrerie".
Das Frankfurter Konzert "Wege zur Klassik" (7. Dezember 2003, Vivaldi, Stamitz usw.) interessiert sich besonders für jene noch immer wenig erschlossene Grauzone im Umfeld Mozarts, speziell auch für das "Niemandsland" zwischen Spätbarock und Frühklassik... wie sehr sich schon Bachs Söhne von der Ästhetik und dem Stil ihres Vaters fortentwickelt hatten, dessen Musikalisches Opfer und Fugen zuletzt nicht mehr den herrschenden Musikgeschmack bediente. Der junge Mozart soll Impulse vom befreundeten Johann Christian Bach erhalten haben, und nicht umgekehrt.
Außerhalb Deutschlands und Österreichs ist der Zeitraum der allfälligen Frühklassik etwas versetzt, z.B. in Böhmen um 1-2 Jahrzehnte. Auch die Pariser Opern von Gluck (um 1775) werden eher der Frühklassik zugeordnet.
Ähnliches gilt für die Literatur: hier geht der Weimarer Klassik der Sturm und Drang und die Frühklassik (1773-1789) voraus.
[Bearbeiten] "Frühklassik" in anderen Kulturen
Die Bezeichnung Frühklassik wird auch in Bezug auf andere Kulturen verwendet, darunter vor allem
- Altgriechische Kunst und Architektur (480/475 - 450 v. Chr.), vor allem Athen nach den Perserkriegen bis Perikles, der dann bis 400/330 die griechische Klassik folgt
- Frühklassik der Maya, 250 - 600 n. Chr.