Forum von Waldgirmes
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In der Nähe von Waldgirmes an der Lahn fanden Archäologen die Reste einer der Städte und Marktzentren östlich des Rheines und nördlich der Donau, die von den Römern, entgegen bisheriger Lehrmeinung, offenbar planmäßig und auf Zuwachs konzipiert und gegründet wurden. Da es keine spezifischen schriftlichen Überlieferungen gibt, ist der ursprüngliche lateinische Name des Ortes bislang unbekannt.
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[Bearbeiten] Fundsituation
Das Gelände wird seit 1993 archäologisch untersucht. Unter den gefundenen Resten dieser Siedlung befand sich ein prächtiges römisches Forum mit Hauptgebäude, Verhandlungshalle und zwei Apsiden. 200 zerschlagene Teile von einem goldbronzenen Reiterstandbild fanden sich weit verstreut über die benachbarten Gebiete und germanischen Siedlungen. Man nimmt an, dass es ein Standbild des Augustus war. Weitere Gebäude aus römischem Fachwerk, verputzt und bemalt, mit Holzschindeln gedeckt und auf steinernem Fundament errichtet, wurden gefunden. Die Anlage war von einer hölzernen Palisadenmauer umgeben, versehen mit einem doppelten Graben und drei Toren. Sie ähnelte von aussen einem Militärlager, innen war sie jedoch ein Handelszentrum mit Marktplatz, zwei kreuzenden Straßen mit Abwasserrinne in der Mitte, Remisen, Speicher, Tavernen und Häusern mit Laubengängen. Ein über 4 m tiefer Brunnen, sowie bislang 19 Häusergrundrisse wurden ergraben. Alles ähnelte einer gehobenen römischen Siedlungsanlage, nichts davon erinnert an germanische Bauten. Unter dem Siedlungsschutt fand man nur noch den Müll der Stadt, der zahlreiche und kostbare römische Kleinfunde barg, so eine prächtige Glasgemme mit der mythologischen Darstellung der Niobe, eine Glasperle mit der Darstellung des Stiergottes Apis, weitere Schmuckstücke und Rohbernstein. Neben römischer Keramik befand sich aber auch etwa 20% einfache ungedrehte germanische Töpferware. Münzfunde datieren die Siedlung in die Zeit zwischen 5 vor und 9 n. Chr., dem Jahr der Varusschlacht. Ein Tempel wurde nicht gefunden, was vielleicht aus der kurzen Siedlungszeit erklärbar ist.
[Bearbeiten] Geschichte
Seit Theodor Mommsen nahm man an, dass die militärischen Operationen der Römer in Germanien nach dem Tode Julius Caesars und besonders während der Zeit 11 bis 9 v. Chr. sich auf schlecht geplante Erkundungszüge und auf kleinere temporäre Handelsstationen beschränkte. (Allerdings gibt Cassius Dio 56, 18, 2 an, dass zur Zeit des Varus bereits erste Städte gegründet waren.) Heute vermutet man, dass es sich hier um eine römische Siedlung handelt, die hauptsächlich dem Handel mit Germanien, sowie der Versorgung der römischen Truppen diente. Etwa 20 km entfernt wurde um 20 v. Chr. das keltische Oppidum Dünsberg aufgegeben. Waldgirmes scheint eine planmäßige Gründung auf grüner Wiese gewesen zu sein, etwa um 5 v. Chr. lange vor dem Bau des Limes. Die Siedlung war noch unfertig, wie weite unbebaute Areale zeigen und offenbar auf Zuwachs konzipiert. Die Lage des Marktfleckens war sehr günstig gelegen im Schutz der Hügel auf einem Sporn, der in die Lahn ragt, römisches Gebiet am Rhein war per Schiff über die Lahn schnell zu erreichen. Der Ort diente als günstiger Versorgungsvorposten. Nach der Schlacht des Varus sank das Vertrauen der Römer in eine Zukunft jenseits des Rheines und man verließ die noch unfertige Stadt, allerdings offenbar in geordnetem Rückzug. Denn übrig blieb den Archäologen nur der Müll. Zwischen 9 und 16 n. Chr., während der römischen Vergeltungszüge, diente Waldgirmes als römisches Militärlager, danach wurde es von römischen Soldaten abgefackelt.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Gabriele Rasbach, Armin Becker: Neue Forschungsergebnisse der Grabungen in Lahnau-Waldgirmes in Hessen. In: Die Römer zwischen Alpen und Nordmeer. Zivilisatorisches Erbe einer europäischen Militärmacht. Zabern, Mainz 2000, S. 38–40, ISBN 3-8053-2615-7.
- Dies.: Die spätaugusteische Stadtgründung in Lahnau-Waldgirmes. Archäologische, architektonische und naturwissenschaftliche Untersuchungen. In: Germania 81 (2003), S. 147–199.
- Michael Zick: Rom an der Lahn. In: Abenteuer Archäologie 2006, 1, S. 46ff. ISSN 1612-9954
