Eva Kemlein
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Eva Kemlein (* 4. August 1909 in Charlottenburg (jetzt: Charlottenburg-Wilmersdorf); † 8. August 2004 in Berlin; geborene Eva Ernestine Graupe) war eine deutsche Fotografin und Fotojournalistin.
[Bearbeiten] Leben und Werk
Eva Kemlein wurde als Tochter jüdischer Eltern geboren. Zur Fotografie fand sie über ihre Berufsausbildung zur Medizinisch-Technischen-Assistentin Ende der 1920er Jahre durch medizinische Fotografien. Auf einer Reise nach Italien lernte sie Anfang der 1930er Jahre ihren späteren Ehemann Herbert Kemlein kennen. 1933 heirateten sie und mussten nach der Machtergreifung Hitlers nach Griechenland ins Exil gehen. Sie lebten dort von Eva Kemleins Fotografie. Herbert Kemlein schrieb dazu als Journalist Artikel für deutsche Zeitungen. Nach der Einführung der Nürnberger Rassegesetze erhielt Eva Kemlein Berufsverbot, und auch ihr Ehemann hatte auf Grund der Mischehe Probleme, seine Artikel bei deutschen Zeitungen abzusetzen. Eva Kemleins Vater schickte ihnen Geld, damit sie in Griechenland überleben konnten.
1937 wurde das Ehepaar dann völlig überraschend aus Griechenland ausgewiesen. Es blieb nur die Rückkehr nach Berlin. Herbert Kemlein ließ sich von seiner jüdischen Frau scheiden, um wieder arbeiten zu können, das hat Eva Kemlein ihrem Mann nie verziehen. Eva Kemlein blieb allein mit ihrer Mutter in Berlin. Ihr Vater war mittlerweile gestorben, und ihre zwei Brüder hielten sich im ausländischen Exil auf.
In dieser Zeit lernte Eva Kemlein den Schauspieler Werner Stein (siehe Weblinks) kennen. Kemlein als Jüdin und Werner Stein als politisch links stehender Schauspieler gingen in den Untergrund. Die schlimmste Zeit erlebten sie in den Jahren des Bombenkrieges, als sie ihr bescheidenes Hab und Gut verloren. Nur eine Leica blieb Eva Kemlein, mit ihr machte sie bereits während des Krieges Aufnahmen z.B. im Siemenswerk, wo sie unentdeckt eine Arbeitsstelle am Fließband hatte. Ständig auf der Suche nach einer neuen Bleibe, ohne Möglichkeit, bei den Luftangriffen einen Bunker aufzusuchen, überlebten sie den Krieg und erlebten die Befreiung durch die Rote Armee.
Gemeinsam mit ihren Lebenspartner Werner Stein zog sie bereits im Mai 1945 in die Künstlerkolonie Berlin in den Steinrückweg 7 (siehe Weblinks).
Politisch links arbeiteten Kemlein und Stein mit am Aufbau eines neuen Kulturlebens im Ostteil der Stadt. Die Leica hatte den Krieg ebenso überlebt, und mit ihr dokumentierte Eva Kemlein in Tausenden von Bildern das Leben in der Trümmerstadt. Ihre ersten Bilder erschienen bereits Ende Mai 1945 in der neu gegründeten Berliner Zeitung, wo sie eine kurzzeitige Anstellung hatte.
Ihre Arbeit konzentrierte sich zunächst auf Aufnahmen vom zerstörten Berlin, vom Stadtschloß, das abgerissen wurde, von den Trümmerfrauen (dabei auch Wolfgang Langhoff als "Trümmermann" mit seiner Frau), Berliner Originalen wie "Strohhut-Emil", "Krücke", "Onkel Pelle" usw. und besonders auch den Verhältnissen in ihrem Wohnblock, der Künstlerkolonie Berlin. Durch ihren Lebenspartner, den Schauspieler Werner Stein (siehe Weblinks), konzentrierte sie sich dann besonders auf Theater in Ost-Berlin. Zu Beginn standen Aufnahmen vom Ensemble des Deutschen Theaters, das sie fotografierte, während die Mitarbeiter die Trümmer ihres Theaters wegräumten. Die persönliche Freundschaft mit dem Schauspieler Ernst Busch, der ihr Nachbar war in der Künstlerkolonie ließ sie teilhaben an der Gründung und am Aufbau des Berliner Ensembles. Hier stand dann auch die Wiege der Theaterfotografin Kemlein, die sämtliche legendären Inszenierungen von Bertolt Brecht und vielen anderen mit der Kamera festhielt. Sie machte dabei auch sehr private Fotos z.B. von Hanns Eisler, Hedda Zinner mit Fritz Erpenbeck und Sohn John, Piscator, Ernst Busch privat (siene Weblink: Fotoausstellung Ernst Busch) und anderen am Theater Beteiligten.
Eva Kemlein hat sich selbst lieber als "Fotojournalistin" bezeichnet, weniger als "Theaterfotografin". Dennoch ist sie bis zu ihrem Tod der Theaterfotografie treu geblieben.
In den 1970er Jahren begann sie dann auch in Westberlin Theaterfotos zu schießen – hier vor allem Fotos die Inszenierungen von Peter Stein an der Schaubühne und an anderen bekannten Theatern wie z.B. im Theater des Westens, Schillertheater, Schloßparktheater usw.
Bis zuletzt, wenige Wochen vor ihrem Tod, war sie mit ihrer Kamera regelmäßig Gast bei den üblichen "Photoproben". Eine ihrer bekanntesten Fotografien der Neuzeit zeigt den Schauspieler Martin Wuttke; anlässlich der Inszenierung von Brechts Parabel Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui durch Heiner Müller – es sollte seine letzte Regiearbeit sein – lichtete sie den Hauptdarsteller in der Pose eines lebendigen Hakenkreuzes ab.
Aufsehen erregte sie im Jahr 2000 mit ihren Fotos vom Berliner Stadtschloss, wiederentdeckt im Archiv der Brandenburger Denkmalpfleger in Wünsdorf und als die Diskussion um den Abriß des Palastes der Republik Berlin begann (sie war entschieden gegen den Abriß) und der Plan des Wiederaufbaus des 1950 gesprengten Baus aufkam. Eva Kemlein war eine der letzten Zeitzeuginnen und hatte in den Tagen vor der Sprengung jeden einzelnen Raum des Schlosses dokumentiert (siehe Weblinks). Somit sind ihre Fotos wichtige Grundlagen für die Planer eines eventuellen Neubaus des Schlosses.
Ihr Archiv von über 300.000 Negativen übergab sie 1993 an das [[Berlinmuseum], heute im Stadtmuseum Berlin – darunter die Fotos vom Nachkriegsberlin sowie Fotos aus über 50 Jahren Berliner Theatergeschichte. Weitere Fotos und viele historische Bücher und anderes Material gab sie an das Archiv der Künstlerkolonie Berlin.
Eva Kemlein lebte bis zu ihrem Tod - wie sie betonte: aus Überzeugung - in der Künstlerkolonie Berlin. Sie starb wenige Tage nach ihrem 95. Geburtstag in einem Berliner Krankenhaus.
[Bearbeiten] Literatur
- Biografie und Intervies mit Eva Kemlein in der Künstlerkolonie Berlin
- Ursula Teich in: "Theaterfotografin Eva Kemlein", Ausstellungskatalog "Ein Leben mit der Kamera" mit Biografie und Theaterfotos, Schauspielhaus Köln, Halle Kalk
- Beim Lumpensortieren und anderswo von Gerda Szepansky in: "Blitzmädel, Heldenmutter, Kriegerwitwe", Frauenleben im Zweiten Weltkrieg, Fischer-Verlag, ISBN 3-596-23700-9
- Mit der Leica dem Sprengkommando immer einen Schritt voraus - Die Fotojournalistin Eva Kemlein dokumentiert 1950 die Sprengung des Stadtschlosses Berlin.
- Lothar Schirmer, Leiter der Theaterabteilung des Stadtmuseums Berlin, früher: Berlin Museum, dort liegen die 300.000 Negative von Eva Kemlein seit 1993.
- Ingeborg Plietzsch (nach einer Idee der Künstlerkolonie Berlin) in: "Eva Kemlein: mein Leben mit der Kamera." - Berlin: Edition Hentrich, 1998. - ISBN 3-89468-252-3
[Bearbeiten] Weblinks
- Eva Kemlein in der Künstlerkolonie Berlin, Fotojournalistin, Theaterfotografin
- Beim Lumpensortieren und anderswo von Gerda Szepansky in: "Blitzmädel, Heldenmutter, Kriegerwitwe", Frauenleben im Zweiten Weltkrieg, Fischer-Verlag ISBN 3-596-23700-9
- Mit der Leica dem Sprengkommando immer einen Schritt voraus Die Fotojournalistin Eva Kemlein dokumentiert 1950 die Sprengung des Stadtschlosses
- Fotoausstellung Ernst Busch (im Kultur-Netz, Ausstellung der Künstlerkolonie Berlin 1989-90)
- Lebenspartner Werner Stein, Dokumentation der Künstlerkolonie Berlin
- Steinrückweg 7, das Wohnhaus von Eva Kemlein bis zu ihrem Tode
- Literatur von und über Eva Kemlein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.argus-fotokunst.de/de/info/kemlein.html - Biographie (argus fotokunst)
- http://www.argus-fotokunst.de/de/exhibition/kemlein.html - Arbeiten von Eva Kemlein in der Galerie argus fotokunst
Personendaten | |
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NAME | Kemlein, Eva |
ALTERNATIVNAMEN | Eva Ernestine Graupe |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Fotografin |
GEBURTSDATUM | 4. August 1909 |
GEBURTSORT | Charlottenburg (jetzt: Berlin) |
STERBEDATUM | 8. August 2004 |
STERBEORT | Berlin |