Elwetritsch
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Die Elwetritsch (auch Elwedritsch, Ilwedritsch u. ä., Plural Elwetritsche oder Elwetritschen, lat. bestia palatinensis) ist ein vogelähnliches Fabelwesen, von dem in Südwestdeutschland und hier vor allem in der Pfalz berichtet wird.
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[Bearbeiten] Verbreitung
Der Verbreitungsraum der Erzählungen von der Elwetritsch erstreckt sich vom Pfälzer Wald im Westen nach Osten über die Rheinebene hinweg bis in den südhessischen Odenwald. Als "Hauptstadt" der Elwetritschen gilt Neustadt an der Weinstraße, wo auch ein Elwetritschen-Brunnen steht, den Gernot Rumpf geschaffen hat. Andere Quellen dagegen nennen Dahn in der Südwestpfalz (gleichfalls mit einem Elwetritschen-Brunnen) oder Erfweiler bzw. andere Gemeinden als heimliche Hauptstädte der Fabelwesen. Besonders selten sind sie allerdings im Nordpfälzer Bergland.
Pennsylvaniadeutsche sind der Meinung, nach Amerika ausgewanderte Pfälzer (von denen diese Volksgruppe vorwiegend abstammt) hätten einige "Elbedritschlicher" mitgenommen, "so ass sie kenn Heemweh gricke deete" (hochdeutsch wörtlich: damit sie kein Heimweh kriegen täten).
Auch in der Oberpfalz kommt das Tier, dort unter dem Namen Ebatrietscherl bekannt, vereinzelt vor. Vermutlich wurde es im späten Mittelalter von den Söhnen der Pfälzer Kurfürsten eingeführt, als sie damals in Amberg das Regieren lernen sollten.
[Bearbeiten] Schreibweise und Wortherkunft
Die überregional gebräuchlichste Schreibweise ist Elwetritsch (Quelle: Suchmaschinenabfragen 2003). In der Pfalz halten sich Elwetritsch und Elwedritsch in etwa die Waage. Elbe-, Elfe-, Ilbe- und Ilwe-(t/d)ritsch sowie Elwetrittche werden erheblich seltener gebraucht.
Die Herkunft des zweiten Wortteils ist unklar und strittig, während der erste eindeutig Bezug nimmt auf die Elfen als Wesen aus der germanischen Mythologie.
[Bearbeiten] Aussehen
Elwetritschen werden meist als hühnerähnlich beschrieben. Allerdings seien die Flügel der Tiere kaum zu gebrauchen, weshalb sie überwiegend im Unterholz oder unter den Rebstöcken lebten. Der Legende nach sind sie eine Kreuzung von Hühnern, Enten und Gänsen, die sich mit im Wald lebenden Fabelwesen wie Kobolden und Elfen vermischt hätten. Manchmal werden Elwetritschen auch mit einem Hirschgeweih abgebildet, ihr Schnabel wird oft als sehr lang dargestellt.
[Bearbeiten] Vorkommen im Alltag
[Bearbeiten] Jagd
In einigen Pfälzer Gemeinden können Besucher an einer Elwetritschenjagd teilnehmen. Diese wird als eine "hohe Kunst" ausgegeben, da Elwetritschen als sehr scheu gelten. Jagdzeit sind dunkle Neumondnächte. Der Fänger benötigt einen Sack, eine Öllampe und einen Knüppel. Natürlich sind auch Treiber vonnöten. Diese versuchen, durch lautes "Tritsch, tritsch"-Rufen und durch das Schlagen mit Stöcken gegen Bäume oder Weinbergspfähle die Elwetritschen aufzuscheuchen, damit sie in den Sack des (häufig ahnungslosen) Fängers flüchten. Dieser wird gelegentlich heimlich im Freien zurückgelassen, bis er endlich durchgefroren - und ohne Jagdbeute - heimfindet. Dann gibt es den obligatorischen Festschmaus und dazu passende Getränke zum Aufwärmen, z. B. Wein oder Obstbrände. In einem Weingut im pfälzischen Bissersheim wird sogar ein spezieller "Elwedritsche-Drobbe" (-Tropfen) hergestellt.
[Bearbeiten] Fußball
Im Frankenthaler Vorort Flomersheim wird alljährlich im August ein Fußballturnier um einen Wanderpokal ausgetragen, der Elwedritsche-Pokal heißt und den der örtliche Keramikkünstler und Pfälzer Mundartdichter Walter Rupp (s. u. "Literatur" und "Weblinks") gefertigt hat.
[Bearbeiten] Forschung
Im Verbreitungsgebiet der Fabelwesen wird die Elwetritsch nicht nur im Rahmen der Erzählforschung oder Volkskunde, sondern auch als wissenschaftlicher Witz zoologisch und damit vorgeblich naturwissenschaftlich untersucht. So versucht ein pfälzisches Forscherteam unter Leitung des Neustadter Agrarbiologen Dr. Stephan Dreyer in Zusammenarbeit mit noch nicht ganz namhaften "Tritschologen" die Existenz von Elwetritschen auch in anderen Wirbeltiergruppen zu belegen.
Zur Weiterpflege und Modernisierung der Systematik werden gar Fisch-, Lurch-, Kriechtier- und Säugetiertritschen diskutiert. In den bisher lediglich in vereinzelten Vorträgen (z.B. in der Schlaraffia) publizierten Beiträgen der Gruppe wird auch die Ernährungsweise (ursprünglich angeblich nur von Trauben der Rebstöcke!) als vielmehr sehr mannigfaltig dargestellt. Gehandelt hat bereits die pfälzische Gemeinde Otterstadt bei Speyer. Sie ließ 2004 durch Gernot Rumpf den Otterdritschenbrunnen errichten, der die Verbindung zwischen Elwetritschen und Fischottern herstellt. Der Schulfilm "The Elwedritsche Project" (Ludwigshafen/Rhein) belegt gar die Existenz von Raubdritschen, eine Meinung, der sich auch Dreyers Team anschließt.
Historisch und fabel-"naturwissenschaftlich" erwiesen scheinen die "verwandtschaftlichen" Beziehungen zum bayerischen Wolpertinger (Hirschgeweih, Säugetierbezug) zu sein. Auch deswegen ist die überwiegende Definition und biologische Klassifizierung der Tritschen - ob Elwe-, Ilwe- oder sonstige - als Vögel oder vogelartige Fabelwesen in Frage zu stellen. Womöglich gibt es auch sekundäre Kreuzungen dieser beiden Fabelwesengruppen, die dann wohl aus der Zeit stammen müssen, als die Pfalz noch bayrisch war. Allerdings müsste es dann auch im räumlich dazwischengelegenen badisch-schwäbischen Korridor zu bayrisch-Schwaben hin ähnliche Wesen geben!? Und auch entlang der recht kurzen Verbindung zwischen Odenwald und Franken sollten Elwetinger oder Wolperdritschen vorkommen, oder? Über entsprechende Forschungen ist bisher nichts bekannt.
[Bearbeiten] Brauchtumspflege
In mehreren pfälzischen Städten gibt es Vereine, die sich der Brauchtumspflege der pfälzischen Sagen annehmen. Der älteste ist der Elwetrittche-Verein von 1982 e. V. in Landau. Ferner gibt es in Pirmasens eine Elwetritsche-Akademie. In vielen pfälzischen Gemeinden wird für Touristen der Erwerb eines "Elwedritschen-Jagdscheins" als launiger Zeitvertreib angeboten; Einheimischen ist die Jagderlaubnis dagegen selbstverständlich "in die Wiege gelegt" worden. Statt die seltenen Tiere aber zu jagen, fordern Tritschologen vermehrt die Einführung des nachhaltigen und bestandsschonenden "Elwetritschen/Elwedritschen-watching". Ein Landauer Square Dance-Verein nennt seinen einmal jährlich stattfindenden Dance-Special die "Landauer Elwetrittche-Jagd".
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
Gedichte und Texte über die Elwetritschen haben - teils in Standardsprache, teils in Pfälzer Mundart - geschrieben:
- Albert H. Keil
- Hans-Jürgen Schweizer
- Walter Rupp (s. u. "Weblinks")
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Category:Elwetritsch – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Elwetrittche-Verein, Landau
- Wissenswertes über Elwetritsche
- Keramikkünstler und Pfälzer Mundartdichter Walter Rupp
- Elwetritsche-Brunnen von Neustadt (Weinstr.), geschaffen von Gernot Rumpf
- Elwetritsche-Brunnen von Dahn, geschaffen von Richard Lenhard
- Artikel über Elwetritsche in der "Pennsilfaanisch-deitsche Enseiklopeedieye"
- Elwetritsche-Lehrpfad
- Elwetritsche-Rundwanderweg Dahn