Elias (Mendelssohn)
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Elias op. 70 ist ein Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy das am 26. August 1846 in Birmingham uraufgeführt wurde.
[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte
Erste Äußerungen über den Plan Mendelssohns für eine Komposition des Elias-Stoffes finden sich in einem Brief, den er 1837 seinem Jugendfreund Karl Klingemann schrieb.
Zusammen mit Klingemann entwarf er noch im Sommer des selben Jahres innerhalb von zwei Wochen ein Szenarium für den Elias, das Klingemann in der Folge durch eigene Verse und biblische Prosa hätte ergänzen sollen. Klingemann reagierte jedoch nicht auf die mehrfachen Bitten Mendelssohns, die Verse zu vollenden. (Da die Personalunion zwischen dem Königreich Großbritannien und dem Haus Hannover aufgehoben wurde, hatte der hannoveranische Legationsrat andere Sorgen!) Daher beendete Mendelssohn im Mai 1838 die Zusammenarbeit mit Klingemann und verwarf die Arbeit an Elias vorerst.
Als Mendelssohn im August 1845 eine Einladung auf das Musikfestival in Birmingham erhält, greift er seine alte Arbeit an Elias erneut auf. Er bittet den Theologen Julius Schubring um dessen Mitarbeit, und dieser sendet ihm mehrere Textversionen, von denen Mendelssohn jedoch nur verwendet, was seinen eigenen Vorstellungen dienlich ist. Schubring hatte vor, an vielen Stellen des Textes Hinweise auf Christus einzufügen, Mendelssohn aber wollte strikt bei dem Geschehen des Alten Testaments bleiben. Die politische Lage in Deutschland um 1845 war für Mendelssohn derart reformbedürftig, dass er einen Propheten, der mit Feuer und Schwert durchzugreifen in der Lage ist auch für seine eigene Zeit wünschte. So erleben wir im ersten Teil des Elias einen starken, kämpferischen Elias, der sich auflehnt gegen die Vielgötterei der Königin im Nordreich, die als Kananäerin z.B. dem Baalskult anhing. Elias suchte diese Entwicklung zu stoppen und alle Juden hinzuwenden zu dem einen Gott:Jahwe. Im Zentrum steht also die Auseinandersetzung Polytheismus gegen Monotheismus. Im zweiten Teil erleben wir einen resignierenden, lebensüberdrüssigen Elias, der erst nach einer Zeit in der Wüste am Tiefpunkt seines Lebens wieder unter das Volk geht und eine Theophanie - ähnlich wie zuvor Moses und später Jesus Christus - erlebt. Seine Himmelfahrt sollte eigentlich nach Mendelssohns Willen das Stück abschließen. Schubring brachte ihn jedoch dazu, noch einen Anhang zu komponieren, der mit der Vertonung von prophetischen Hinweisen auf Christus doch noch die Verbindung zum Neuen Testament herstellt.
War die Arbeit Mendelssohns an dem Stück zunächst von rein künstlerisch-ethischen Ansprüchen geprägt, so musste er nun unter Zeitdruck ein Werk liefern, das dem Rahmen des Birmingham Music Festival gerecht wurde,was zur Folge hatte, dass nach der ersten Aufführung eine tiefgreifende Umarbeitung erfolgte.
Zum ersten Male in der Musikgeschichte fuhr ein Sonderzug von London nach Birmingham zur Aufführung mit etwa 300 Aufführenden.(wird weiter vervollständigt!)
[Bearbeiten] Wirkungsgeschichte
Die Reaktion des Publikums und der Kritiker auf die Uraufführung am 26. August 1846 auf dem Musikfestival in Birmingham war durchweg positiv, so dass kurz darauf weitere Aufführungen folgten. Nach der Uraufführung in Birmingham überarbeitete Mendelssohn sein Werk noch einmal. Er komponierte einige Nummern völlig neu, andere überarbeitete er nur. Das Werk gehörte schnell zu den beliebtesten Oratorien des 19. Jahrhunderts.
Mendelssohns Elias, der seinerzeit für Diskussionen sorgte und nach dem Aufführungsverbot durch die Nazis 1933 so gut wie aus dem Musikleben verschwunden war, ist - neben "Paulus" - das einzige Werk aus dem unerschöpflichen Oratorienschaffen des 19. Jahrhunderts, das im heutigen Konzertbetrieb fest verankert ist. Der Elias übt nicht zuletzt durch seine packende szenische Dramatik weiterhin seinen besonderen Reiz aus.