Dresdner Barock
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Unter Dresdner Barock (ca. 1694 bis 1763) wird die spezifische Ausformung des Barock- und Rokokostils unter dem sächsischen Kurfürst und späterem König August dem Starken (1670 - 1733) und seinem Sohn August Friedrich II. (1696 - 1763) bezeichnet. Neben französischen Einflüssen haben vor allem italienische Vorbilder die Formensprache des augusteischen Barocks beeinflusst.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Die Zeit des Dresdner Barock
Mit dem Regierungsantritt des kunstliebenden Fürsten 1694 begann für die Residenzstadt Dresden der Umbau zu einem barocken Gesamtkunstwerk. Die reizvolle Lage an der mäandernden Elbe und das milde Klima des Tales mit seinem Weinanbau waren die ideale Ausgangsbasis für eine Überarbeitung nach italienischem Vorbild. Der Elbstrom wurde ähnlich dem venezianischen Canal Grande eine von prächtigen Gebäuden kulissenhaft eingefasste Wasserstraße, wobei immer die Gesamtwirkung im Vordergrund stand. Die heute in Pillnitz ausgestellte Prachtgondel ist den venezianischen Gondeln nachempfunden.
Nach dem Erwerb der polnischen Königskrone 1697 stieg Dresden zu einer Metropole von europäischem Rang auf. Während der 37jährigen Regierungszeit Augusts des Starken entstanden u.a. der Zwinger, die Frauenkirche, die Hofkirche, das Taschenbergpalais, das Schloss Pillnitz, das Japanische Palais, das Friedrichschlößchen mit dem Barockgarten Großsedlitz, aber auch die Rampische Gasse mit besonders erkerreichem bürgerlichen Barock (Planungen) sowie die Elbbrücken. Die am Wasser gelegene Stadt mit ihren Türmen, Kuppeln und Palästen bot für Baumeister und Künstler gute Möglichkeiten und so hinterließen Größen wie Daniel Pöppelmann oder Balthasar Permoser eindrucksvolle Spuren. Ein Jahr vor seinem Tod verlieh der Herrscher der rechtselbischen Stadtseite den Namen "Neue Königsstadt" (heute Neustadt genannt), worauf sich für die linkselbische Seite der Begriff "Altstadt" einbürgerte.
Sein Sohn und Nachfolger August Friedrich II. setzte 1733 diese Bautätigkeit fort und machte Dresden durch seinen Hang zu ausschweifender Festkultur sowie durch seine ausgeprägte Sammelleidenschaft für Kunstschätze zu einer bewunderten glanzvollen Barockstadt mit Weltgeltung.
Mit dem Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 wurde das Augusteische Zeitalter des Barock beendet.
Siehe auch: Elbflorenz, Dresden (Abschnitt Bauwerke und Sehenswürdigkeiten), Geschichte Dresdens (Dresden unter August dem Starken), Dresdner Elbtal, Elbtalkessel, Barock, Barockmusik, Barockliteratur
[Bearbeiten] Barocke Bauwerke in Dresden
- Blockhaus
- Taschenbergpalais
- Japanisches Palais
- Kaiser-Wilhelm-Palast (zerstört)
- Haus Victoria (zerstört)
- Wasserpalais (zerstört, Holzhofgasse)
- Belvedere (zerstört)
- Stallgebäude am Jüdenhofe
- Palais Brühl
- Palais Hoym (kleines Palais Hoym heute in Hauptstraße)
- teilweise Dresdner Residenzschloss
- Zwinger (Dresden)
- Johanneum (Verkehrsmuseum)
- Messepalast am Stübelplatz (zerstört)
- Landhaus (Stadtmuseum)
- Rampische Gasse mit besonders erkerreichem bürgerlichen Barock (Planungen)
- Frauenkirche (Dresden)
- Hofkirche
- Kreuzkirche
- Annenkirche
- Dreikönigskirche
- Barockviertel Königsstraße
- Coselpalais
- Palais am Großen Garten
- Schloß Pillnitz
- Villa Sorgenfrei Radebeul
- Augustusbrücke
[Bearbeiten] Dresdner Barock außerhalb Dresdens
- Pirna: Lange Straße 10 (spätgotische Bürgerhaus, welches 1719 für den Sohn August des Starken und seiner Braut als "Herrschaftslogier" umgestaltet wurde)
- Warschau: Ausbau des Warschauer Residenzschlosses, Umbau des Säschsischen Palais, Stationsweg von Warschau nach Ujazdow, Kirche der Boni Fratelli, Casimirsche Kasernen, Umbau des Blauen Palais, Gruftkapelle Augusts des Starken in der Kapuzinerkirche
- Oschatz: Jagdschloss Hubertusburg
[Bearbeiten] Die Dresdner Stadtarchitektur nach 1763
Dem Dresdner Barock folgte der Klassizismus, Biedermeier und die Zeit Sempers (ca. 1800 bis 1870), es folgte die erste Blütephase der Villenbebauung, und der Neobarock, zum Beispiel in der Webergasse oder in schlichterer Form in der Wilschen Gasse, heute Wilsdruffer Straße.
[Bearbeiten] Künstler des Dresdner Barock
(eine Auswahl)
- der Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann (1662 - 1736) (Zwinger)
- der Baumeister Johann Christoph von Naumann (1664 - 1742)
- der Bildhauer Balthasar Permoser (1651 - 1732)
- der Architekt und Gartenplaner des sächsischen Rokoko Johann Christoph Knöffel (1686 - 1752)
- der Baumeister und Leiter des sächsischen Bauwesens in Polen Joachim Daniel von Jauch (1688 - 1754)
- der italienische Architekt Gaetano Chiaveri (1689 - 1770)
- der französische Architekt Zacharias Longuelune (1669 - 1748)
- der Goldschmied Johann Melchior Dinglinger (1664 - 1731)
- der Erfinder des Porzellans in Europa Johann Friedrich Böttger (1682 - 1719)
- der Porzellangestalter Johann Joachim Kändler (1706 - 1775)
- der italienische Maler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto (1721 - 1780)
- der Organist an der Sophienkirche Wilhelm Friedemann Bach (1710 - 1784)
- der Komponist Jan Dismas Zelenka (1679 - 1745)
- der Komponist Johann David Heinichen (1683 - 1729)
- der Musiker Johann Joachim Quantz (1697 - 1773)
- der Komponist Johann Adolph Hasse (1699 - 1783)
- der Organist und Musikdirektor Gottfried August Homilius (1714 - 1785)
- der Gambenvirtuose Carl Friedrich Abel (1725 - 1787)
- der Konzertmeister Johann Georg Pisendel (1687 - 1755)
[Bearbeiten] Literatur
- Fritz Löffler: Das alte Dresden. Geschichte seiner Bauten u.a.. Leipzig 2002, ISBN 3865020003 (umfassendes Standardwerk)
- Alfred Döring: Die neue Königsstadt. Alten-Dresdens Aufbau nach dem Brande von 1685. Dresden 1920
- H. Bächler, M. Schlechte, R. Möller: Führer zum Barock in Dresden. München 1991, ISBN 3883796115
- Walter Hentschel: Die sächsische Baukunst des 18. Jahrhunderts in Polen. 2 Bände, Berlin 1967
- Ulli Arnold / Werner Schmidt (Hrsg.): Barock in Dresden. Kunst und Kunstsammlungen unter der Regierung des Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen und des Königs August II. von Polen genannt August der Starke 1694-1733 und des Kurfürsten Friedrich August II. von Sachsen und König August III. von Polen 1733-1763, Leipzig 1986, ISBN 3361000025 (Katalog der Staatl. Kunstsammlungen Dresden)