Diversifikation
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Der Begriff Diversifikation bezeichnet eine Ausweitung des Sortiments. Er ist insbesondere im Bezug auf die Produktpolitik eines Unternehmens und für Geldanlagen gebräuchlich.
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[Bearbeiten] Produktdiversifikation
Die Produktdiversifikation (en:Diversification (strategy))liegt vor, wenn ein Unternehmen eine neue Produktlinie einführt. Das Gegenteil ist die Produktelimination. Die Diversifikation ist der riskanteste Bestandteil der Produkt-Markt-Matrix nach Ansoff. Ein mögliches Maß zur Messung der Diversifikation ist der Berry-Index.
[Bearbeiten] Richtungen
Es gibt mehrere Richtungen, in die sich eine Diversifikation ausbreiten kann.
Bei der horizontalen oder medialen Diversifikation nimmt ein Unternehmen ein Produkt der gleichen Wirtschaftsstufe in sein Sortiment auf. Es besteht also ein sachlicher Zusammenhang zm bisherigen Produktprogramm. Ein Beispiel wäre ein PKW-Hersteller, der nun auch LKW produziert.
Die vertikale Diversifikation orientiert sich an der Wertschöpfungskette und bezeichnet die Erweiterung des Produktionsprogramms um Produkte aus vor- und nachgelagerten Wirtschaftsstufen (auch Vorwärts-/Rückwärts-Integration genannt).
Als Beispiele für vertikale Diversifikation auf vorgelagerten Wirtschaftsstufen wären ein Restaurant zu nennen, das Landwirtschaft zur Produktion von günstigem Fleisch und Gemüse betreibt, sowie ein Autohersteller, der Reifen produziert.
Die Erweiterung des Produktionsprogramms um Produkte, die für das Unternehmen völlig neu sind und in keinem technischen oder wirtschaftlichen Zusammenhang mit den bisherigen Produkten stehen wird als laterale Diversifikation bezeichnet. Darunter fällt beispielsweise ein Autohersteller der Kühlschränke produziert.
[Bearbeiten] Formen
Diversifikation kann in drei Formen entstehen:
- intern: Das Unternehmen wächst aus eigener Kraft und entwickelt das Produkt selbst;
- Übernahme: Ein anderes Unternehmen wird samt den gewünschten Produkten hinzugekauft;
- Kooperation: Neue Produkte werden mit einem Partner entwickelt. Kooperationen können verschieden intensiv sein, von losen Joint Ventures bis zu strategischen Allianzen und Netzwerken.
[Bearbeiten] Anlagediversifikation
Im Geldanlagebereich wird von Diversifikation gesprochen, wenn möglichst in unterschiedliche Finanzanlagen investiert wird.
Als Risikodiversifikation bezeichnet man den Effekt der sich daraus ergibt, dass man zwei oder mehr Wertpapiere miteinander in einem Portfolio kombiniert. Das so gewonnene Portfolio hat ein geringeres Risiko als die beiden einzelnen Wertpapiere. Voraussetzung ist, dass sie nicht 100% positiv korreliert sind; sie besitzen zueinander einen Korrelationskoeffizienten, welcher kleiner als 1 ist.
[Bearbeiten] Instrumente
Aktien, Rentenpapiere, Immobilien, Optionen und Futures oder alternative Anlagen. Dabei gibt es selbst erhebliche Unterschiede innerhalb der einzelnen Assetklassen. Zum Beispiel können Rentenpapiere mündelsichere Anlagen sein wie Bundesanleihen und Pfandbriefe, aber auch riskantere Formen wie Unternehmensanleihen, Auslandsanleihen (zum Beispiel in US-Dollar oder beispielsweise ukrainische Währung). Das Anlagerisiko unterscheidet sich dabei erheblich.
Das Anlageziel kann auf zwei Arten definiert werden:
- Renditemaximierung: Das Ziel der Diversifikation ist es, durch geeignete Mischung der Assets eine möglichst hohe Rendite bei gleich bleibendem, kalkuliertem Risiko zu erreichen.
- Risikominimierung: Das Ziel der Diversifikation ist die Begrenzung des Verlustrisikos bei einer vorgegebenen Renditeerwartung (zum Beispiel 9% pro Jahr).
[Bearbeiten] Risikodiversifikation in Abhängigkeit des Korrelationskoeffizienten
Rendite und Risiko stehen in enger Abhängigkeit zueinander. Dieser Zusammenhang wird häufig als Chance/Risiko-Verhältnis bezeichnet. Es wird vereinfachend Aktien/Renten-Verhältnis in einem Depot genannt.Als Risiko bezeichnet man die Varianz bzw. die Standardabweichung der Wertpapiere bzw. des Portfolios. Ein varianzminimales Portfolio lässt sich in Abhängigkeit des Korrelationskoeffizienten herleiten. Wenn alle Wertpapiere im Portfolio zu 100 Prozent korreliert sind, gewichtet man das Wertpapier mit dem kleineren Risiko stärker.
[Bearbeiten] Risiko
Maß für das Risiko sind die Volatilität und der shortfall-approach. Alle Maße in der Finanzanlage sind statistische Größen und geben nur eine Verlust- oder Gewinnwahrscheinlichkeit an. Folglich kann ein maximaler Verlust/Gewinn nicht garantiert werden, sondern nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zugesichert werden. In ausgeprägten Haussephasen oder bei Marktanomalien werden diese Größen oft verfehlt, d.h. es gibt keinen Gewinn. Es können sogar erhebliche Verluste entstehen, die über das erwartete Risiko hinausgehen.
Aufgabe eines erfahrenen Anlageberaters ist es, genau diese richtige Mischung der verschiedenen Assetklassen zu erreichen und damit langfristig eine positive Wertentwicklung des investierten Kapitals zu erzielen.
[Bearbeiten] Stresstests
Moderne Computerverfahren ermöglichen für ein Gesamtportfolio das enthaltene Risiko und weitere Maße zu berechnen. In einen Stresstest werden worst-case- und best-case-Situationen im Computer simuliert und die Auswirkungen auf das Portfolio analysiert. Entsprechend dem Simulationsergebnis können Gegenpositionen aufgebaut werden, um diese Risiken zu neutralisieren. Da dies ein sehr aufwendiges Verfahren darstellt, wird es aus Kostengründen nur bei besonders großen Portfolios (vor allem für institutionelle Anleger oder für das Portfolio eines Fonds) durchgeführt.
Der Diversifikationseffekt ist, dass das Risiko gemessen durch die Varianz eines Porfolios ohne Leerverkäufe niedriger ist als das Risiko des Wertpapiers mit dem minimalen Risiko.
Nicht diversifizierbare systematische Risiken sind das Währungsrisiko, Zinsen, Inflation und die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes.
[Bearbeiten] Siehe auch
Wiktionary: Diversifikation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |