Das Napoleon-Spiel
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Das Napoleon-Spiel ist ein Roman des deutschen Schriftstellers Christoph Hein aus dem Jahr 1993. Von ca. 1942 bis kurz nach 1989 führt die Handlung von Stettin über Thüringen nach Berlin und Sylt.
[Bearbeiten] Struktur
Ein Hesse-Biograph wollte einmal nachweisen, dass Hesse in seinen meisten Erzählungen und Romanen das Ich aufgespalten habe in eine gute und eine böse Hauptfigur (Joseph Mileck: Hermann Hesse - Dichter, Sucher, Bekenner. München 1987). Ähnlich kann man den Aufbau des Napoleon-Spiels darstellen:
- Der Bösewicht, im Text als „Bestie“, „Teufel in Menschengestalt“ und „Ungeheuer“ apostrophiert, heißt Dr. jur. Wör. Sein Vater betreibt in Stettin während des Zweiten Weltkrieges eine Pralinenfabrik.
- Der Gute heißt Bastard. Er ist so etwas wie der Stiefbruder des promovierten Juristen.
[Bearbeiten] Handlung
Dr. jur. Wör wächst in Stettin während des Krieges auf, wird 1945 mit seinen Eltern vertrieben, ins Thüringische verschlagen und besucht dort die Grund- und Oberschule. Nach seiner Republikflucht studiert er im Westen Jura, promoviert und macht seine erste Million Deutsche Mark. Das Geld kommt und arbeitet fast von allein. Das wird dem Dr. mit der Zeit langweilig. Abwechslung findet er im Spiel. Er spielt auf Sylt Billard und plant spielerisch den Mord von Bernhard Bagnall. Die Tat wird am 21. Juni 1989 auf einer Fahrt in der Berliner Stadtbahn Richtung Stadtmitte vom Dr. selbst mit einem abgeschraubten Queue-Teil begangen. Es gibt eine Augenzeugin. Trotzdem wird der Mörder freigesprochen und plant das nächste Verbrechen.
Die deutsche Teilung wird gespiegelt. Während der perfide Dr. dank seiner überragenden Intelligenz und Weitsicht alles richtig macht, geht dem kurzsichtigen Bastard dies und das daneben. Dumm wie er ist, bleibt er in der Zone – studiert in Leipzig Geschichte – und gerät unter die Räder. 1968 macht er eine unbedachte Äußerung über den sowjetischen Einmarsch in Prag und muss sich hernach langjährig „bewähren“. Zum Geschichtslehrer degradiert, verstrickt er sich in der DDR in einer politischen Funktion. Somit wird er nach der Wende flugs als systemnah abgetan.
