Choden
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Die Choden (tschechisch Chodové) sind ein mutmaßlich slawischer Volksstamm, der im Südwesten Tschechiens rund um die Stadt Domažlice (Taus) zwischen Pilsen und der deutschen Grenze lebt.
Im Mittelalter wurden sie von den böhmischen Königen mit der Bewachung der Landesgrenze entlang des Böhmerwalds beauftragt und diesen zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert in Selbstverwaltung direkt unterstellt, was ihnen das Selbstbewusstsein eines freien Volkes brachte. Dies führte aber auch nach der Aberkennung der Rechte zu Aufständen. Einer derer Sprecher war Jan Sladký Kozina.
Als Choden wurden ursprünglich auch die Grenzwächter der Herrschaften Přimda (Pfraumberg) und Tachov (Tachau) bezeichnet, die Tachauer Choden waren teilweise allerdings deutscher Herkunft oder wurden (wie die der Gegend um Pfraumberg) später überwiegend germanisiert. Da sich die Choden um Domažlice bis heute ihren archaischen tschechischen Dialekt und ihre slawische Volkskultur bewahrt haben, ist der Begriff Choden heute meist nur noch für die Nachfahren der dortigen Grenzwächter gebräuchlich und wurde sogar auf einige Dörfer im Umland übertragen, deren Einwohner allerdings niemals Wachdienst geleistet hatten.
Das entstehende tschechische Nationalbewusstsein rückte die Domažlicer Choden ab dem 19. Jahrhundert in den Blickpunkt volkskundlichen Interesses, hatten sie doch über Jahrhunderte ihre tschechische Sprache und slawische Volkskultur bewahrt. Allerdings deuten auch hier zahlreiche deutsche Familiennamen auf einen starken deutschsprachigen Zuzug hin. Zahlreiche Theorien über die Herkunft der Choden wurden aufgestellt und wieder verworfen, man suchte ihren Ursprung etwa in Polen, der Slowakei oder Kärnten. Sie sollen auch bereits 1040 an der Schlacht bei Domažlice teilgenommen haben, in der böhmische Truppen die Streiter Heinrichs III. ruhmreich besiegten. Heutige Historiker gehen allerdings davon aus, dass die Chodensiedlungen wohl erst im 12. und 13 Jahrhundert angelegt wurden.
Bis heute pflegen die Choden eine reiche Volkskultur mit Musik, zu der auch Dudelsackspielen gehört, Trachtengruppen und Volkskunst.
Symbol der Choden war der Hundekopf. Der Hundekopf war auch Uniformabzeichen (Kragenspiegel) der Grenztruppen der Tschechoslowakei: "Pohraniční stráž" (PS).
Zum Chodenland werden die Dörfer
- Bezděkov (Pössigkau), Gemeinde Třemešné
- Chodov (Meigelshof)
- Chodská Lhota (Melhut)
- Draženov (Trasenau)
- Klenčí (Klentsch)
- Klíčov u Mrákova (Klitschau), Gemeinde Mrákov
- Mrákov (Mraken)
- Pocinovice (Putzeried)
- Postřekov (Possigkau)
- Stráž (Hochwarth)
- Tlumačov (Tilmitschau)
- Třemešné (Zemschen)
- Újezd (Aujedzl)
gerechnet.
Siehe auch: Mährer, Tschechische Schlesier, Künische Freibauern