Burg Zwernitz
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Die Burg Zwernitz steht auf einem schmalen Dolomitfelsen der nördlichen Ausläufer der Fränkischen Alb in der zur Gemeinde Wonsees gehörenden Ortschaft Sanspareil.
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[Bearbeiten] Gebäude
Sie gliedert sich in eine Hoch- und eine Niederburg. Im Norden, Süden und Osten war sie von einer Vorburg mit äußerer Ringmauer umgeben, von der heute nur noch Mauerreste vorhanden sind. Der steile Felsabfall im Westen bot dort einen natürlichen Schutz. Die Niederburg besteht heute aus einem schmalen, hohlwegartigen Vorhof, dem so genannten Kapellenbau, einem mittelalterlichen Fachwerkhaus und dem „Hirschkopfbau“, der einen für die Verhältnisse der Anlage ungewöhnlich großen Saal birgt. Der 34,5 m hohe Bergfried, ein Rundturm mit einem Durchmesser von 7,5 m bei einer Mauerstärke von 2,5 m verbindet Hoch- und Niederburg. Er gehörte schon im Mittelalter einem System von Warttürmen an, von denen aus bei Gefahr durch Feuersignale alarmiert wurde. Die Hochburg ist das Ergebnis mehrerer Bauphasen, die vom Mittelalter bis in die Zeit der Renaissance und des Barock reichen. Sie besteht aus einem Vorraum, der mit Rüstungen und Waffen ausgestattet ist, einem Waffengang mit Feuerlöschspritzen und Mörsern aus dem 19. Jahrhundert, verschiedenen Hieb– und Stichwaffen (16.-18. Jahrhundert) und einer mit Eisenblech verkleideten Geldtruhe aus dem 17. Jahrhundert, drei mit Gemälden und Möbeln des 16. bis 18. Jahrhunderts ausgestatteten Kammern, dem kleinen, aber stimmungsvollen „Schönhof“ und dem so genannten Archivgebäude bzw. der Zehentscheune.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Burg war ursprünglich Sitz des edelfreien Geschlechts der Walpoten. Der Name Zwernitz wurde zum ersten Mal im Jahre 1156 in einer Urkunde genannt. Die Walpoten Friedrich und Uodalrich nannten sich „de Zvernze“. Nachdem im Jahre 1238 letztmals Friedrich III. Walpoto auf Zwernitz eine Urkunde unterzeichnet hatte, zerfiel der Besitz der Walpoten und die Burg wurde den Grafen von Andechs-Meranien zu Lehen aufgetragen. Nach dem Tod des letzten Meraniers waren in Folge des Meranischen Erbfolgestreits die Grafen von Orlamünde in den Besitz der Burg gekommen. 1290 verkaufte Graf Hermann von Orlamünde mit Zustimmung seines Bruders Otto Zwernitz an seinen Schwager, den Burggrafen Friedrich III. von Nürnberg, der Burgvögte einsetzte. Erstmals 1318 nachgewiesen, wurde Zwernitz Sitz eines burggräflichen, später markgräflichen Amtes und Halsgerichtes. Im Hussitenkrieg trafen sich am 6. Februar (nach anderen Quellen am 6. März) 1430 der Hussitenführer Andreas Prokop und Burggraf Friedrich VI. (als Kurfürst von Brandenburg Friedrich I.) auf der Burg Zwernitz und vereinbarten gegen hohes Lösegeld einen Waffenstillstand, worauf die Hussiten abzogen. Über die zur Herrschaft gehörenden Gemeinden kam allerdings große Armut, denn das Lösegeld wurde als Hussitensteuer vom Volk eingetrieben.
Im Zweiten Markgrafenkrieg kam die Burg jedoch nicht so glimpflich davon. Die Truppen der Stadt Nürnberg unter dem Obristen Haug von Parsberg eroberten und zerstörten sie im Jahre 1553. Erst 17 Jahre später wurde sie notdürftig wieder hergerichtet. Ein weiteres Mal wurde die Burg 1632 von den Kroaten zerstört. Zwei Jahre später ordnete Markgraf Christian selbst die erneute Zerstörung an, um sie nicht noch einmal in die Hände feindlicher Truppen fallen zu lassen. Die Nachfahren des Markgrafen sorgten sich um die Wiederherstellung der Burg. Trotz aller Zerstörungen sind wesentliche Teile des mittelalterlichen Baus erhalten geblieben. So stammen Teile der Ringmauer sowie das Buckelquadermauerwerk des Bergfrieds und des Archivbaus überwiegend aus der Zeit um 1200 und somit von den Walpoten.
Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth hatte im 18. Jahrhundert die Burg Zwernitz und den anschließenden Felsenhain entdeckt. Im April 1745 wurde die Umgestaltung des Felsenhains in einen Landschaftsgarten begonnen, der seit 1764 den Namen Sanspareil trägt. In diesem Zusammenhang wurde auch die Burg in den Jahren 1746-1747 als romantische Staffage wieder instandgesetzt. 1791 hatte der letzte Markgraf abgedankt, das Markgraftum Bayreuth war preußisch geworden und ab 1806 von kaiserlich-französischen Truppen besetzt. Zwernitz-Sanspareil kam 1810 mit dem gesamten hohenzollerschen Besitz an das Königreich Bayern.
[Bearbeiten] Literatur
- Albrecht Graf von und zu Egloffstein: Burgen und Schlösser in Oberfranken, S. 292 ff. München 1972 ISBN 3-426-04406-4
- Toni Eckert u. a.: Die Burgen der Fränkischen Schweiz. Ein Kulturführer, S. 212 ff. Gebietsausschuss Fränkische Schweiz ISBN 3-9803276-5-5
- Erich Bachmann, Lorenz Seelig: Felsengarten Sanspareil Burg Zwernitz. Amtlicher Führer. 7. Aufl., Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser und Seen, München 1995