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Burg Waldeck

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Die Burg Waldeck ist eine im Bereich des Hunsrücker Dorfes Dorweiler liegende Burgruine. Dorweiler selbst gehört zur Großgemeinde Dommershausen.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung der Oberburg stammt aus dem Jahre 1242. Unterhalb, auf einem Felssporn ließ Rudolf von Waldeck 1250 die Unterburg anlegen. Die Burg Waldeck war die Stammburg des Geschlechts der Boos zu Waldeck, das sie bis 1833 besaß. Seit 1398 waren die Pfalzgrafen sowie die Herren von Metzenhausen Mitbesitzer. 1689 wurde die Burg von den Franzosen auf deren Eroberungszügen zerstört. 1830 werden die Restgebäude auf Abbruch verkauft und 1922 entsteht die erste Bauhütte des Nerother Wandervogels.


[Bearbeiten] Kultur

[Bearbeiten] 1910–1933

Bereits um 1910 nutzte der Wandervogel diesen Platz. 1920 entdeckten die Brüder Oelbermann und ihr Freund Nauke (Kurt Lorenz) die Burg für den neuen Jungenbund "Nerother Wandervogel". Unter dem Bundesführer Robert Oelbermann wurde die Waldeck ab 1922 zum Erlebnis- und Fahrten-Mittelpunkt. Das ehrgeizige Siedlungs- und Bau-Projekt "Rheinische Jugendburg" wurde begonnen und propagiert.

Die Gruppen von nah und fern entwickelten eine im ganzen deutschen Sprachraum beachtete Liedkultur, die mit dem Namen Waldeck verbunden war. Auch Schriftsteller lebten hier. Werner Helwig schuf in seiner Wandervogelzeit in einer selbstgebauten Hütte am Fuße der mittelalterlichen Burgruine eigene Lieder und vertonte Gedichte von Bert Brecht zu Liedern, die heute noch gesungen werden. Rabindranath Tagore, Nobelpreisträger, weilte für längere Zeit dort und saß in seinem berühmten Stuhl. Romain Rolland war zu Besuch. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Stefan Andres und andere.

Fahrtengruppen brachen von hier aus auf zu ungewöhnlichen, abenteuerlichen Reisen in Europa, Afrika, Südamerika und zu einer Weltfahrt. Sie brachten nicht nur Lieder in vielen Sprachen mit. Sie drehten auch Filme, die bei der UFA Anklang als Kulturfilme fanden. Im Gegenzug kam internationaler Besuch in den einsamen Hunsrück. So 1930 der indische Dichter, Philosoph, Pädagoge und Nobelpreisträger Rabindranath Tagore.

[Bearbeiten] 1933–1945

Soviel Kreativität, Unabhängigkeit, Weltläufigkeit und Jugendfaszination war den Nationalsozialisten suspekt. Der Jungenbund "Nerother Wandervogel" wurde 1933 gezwungen, sich aufzulösen. Der Trägerverein "Bund zur Errichtung der Rheinischen Jugendburg" wandelte sich 1934 zur neutraleren "Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck" um, musste sich aber 1935 ebenfalls auflösen. Die Häuser wurden beschlagnahmt und Robert Oelbermann, die Hauptfigur unter den Gründern, 1941 im KZ Dachau ermordet. Sein Zwillingsbruder Karl Oelbermann und Mitbegründer entzog sich dem Zugriff der Nazis und überlebte mit Freunden in Afrika.

[Bearbeiten] Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die Überlebenden wieder auf "ihre" Burg. Die überstandene Katastrophe setzte neue Prämissen. Nicht mehr Baustelle einer romantischen Ritterburg, sondern Ort der gelebten Toleranz und der internationalen Jugend-Begegnung sollte die Waldeck nach dem Willen des wiedergegründeten Vereins "Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck e.V." (ABW) fürderhin sein.

Gleichzeitig existierten zum Teil in ungebrochener Tradition aktive Gruppen des Nerother Wandervogels fort, die ebenso die Waldeck als "ihre" Burg ansahen.

Im Jahr 1950 kam Karl Oelbermann aus der erzwungenen Emigration in Südafrika zurück auf die Burg. Kurze Zeit später wurde ihm die Bundesführung des in seiner Abwesenheit durch Dr. Wilhelm Sell wieder neuerstandenen Jungenbundes angetragen. Mitte der fünfziger Jahre stellten sich Differenzen über diesen Kurs ein. Karl Oelbermann, Ehrenvorsitzender der ABW, war gleichzeitig Bundesführer des Jungenbundes "Nerother Wandervogel", später "Bund zur Errichtung der Rheinischen Jugendburg Nerother Wandervogel Burg Waldeck e.V.". Er beanspruchte für den Wandervogelbund das alleinige Eigentums- und Hausrecht auf Burg Waldeck. Da der Verein ABW, der damals ganz überwiegend aus "Nerothern" der Vor-Nazi-Zeit bestand, dies ablehnte, kam es zum Streit um die grundsätzliche Ausrichtung und ab Ende 1957 zum Prozess um das Grundeigentum, der nach zwanzig Jahren zugunsten der ABW endete, die als Rechtsnachfolger der ABW von 1934 uneingeschränkt anerkannt wurde. Der Verein "Bund zur Errichtung der Rheinischen Jugendburg – Nerother Wandervogel" hat unmittelbar benachbart, auf dem Ruinengelände der Burg Grundbesitz, so dass heute zwei gegensätzlich ausgerichtete Vereine aus historisch gleicher Wurzel auf dem Waldeck-Gelände existieren.

1954 setzt der durch das Verbot ins Stocken geratene Weiterausbau der Jugendburg durch den Nerother Wandervogel wieder ein. Die nicht finanzierbaren Vorkriegspläne werden auf ein machbares Maß zurückgenommen. 1970 feiert der Bund das Richtfest des „Diensthauses". 1986 erfolgt diese Zeremonie für die „Jugendbleibe" und 1998 wird die Burgkapelle fertiggestellt.

Statt der vom Nerother Wandervogel verwirklichten großen Jugendburg wurden in der Regie der ABW von unterschiedlichen Jugendbünden in den Fünfzigern eigene Heime und Hütten errichtet. Die neue Kultur baute auf der Tradition auf, entwickelte sie aber entschieden weiter. Die Fragen der Zeit wurden kritisch reflektiert, auch das überlieferte Liedgut. Man öffnete sich neuen Einflüssen, z.B. aus der amerikanischen Studenten-, Folk- und Bürgerrechtsbewegung und entdeckte selber verschüttete oder diskriminierte deutsche Traditionen, etwa: die jiddische Kulturwelt mit den Liedern der vernichteten Ostjuden, die Lieder der deutschen Demokraten aus der gescheiterten Revolution von 1848, die Lieder der Landstreicher, Berber und Fahrenden. Der Jungenschafter, Waldeck-Sänger und Liedforscher Peter Rohland, der 1966 im Alter von 33 Jahren verstarb, ist hier als Pionier zu nennen. Es entstand die Idee zu einem "Bauhaus des Liedes" und daraus das erste Waldeck-Festival von 1964 "Chanson Folklore International", dem weitere Festivals bis 1969 folgten. Waldeck, wo sich ab 1964 der Auf- und Umbruch von 1968 in Liedern, Chansons, Kabarett, Diskussionen ankündigte, wird immer wieder auch das "deutsche Woodstock" genannt. Die Karrieren von Künstlern wie Franz Josef Degenhardt, Reinhard Mey, Walter Moßmann und Hannes Wader haben ihre Ursprünge auf der Waldeck, auch Hanns-Dieter Hüsch trat dort auf. Von hier gingen damals geistig-kulturelle Anstöße in die jugendlichen und intellektuellen Szenen der ganzen Republik. Wolfgang Niedecken und viele seiner Kollegen vom kritischen Text und Lied bekennen sich deshalb zu ihren Waldecker Wurzeln. Bis heute bestätigen Rundfunk- und Fernseh-Sendungen immer wieder diese Fernwirkung. Die Folge von Festivals bis 1969 führte zur Renaissance des engagierten deutschsprachigen Liedes.

Zuvor war dies im Schatten der Nazikultur undenkbar gewesen, wie es Franz Josef Degenhardt auf der Waldeck sang:

Tot sind unsre Lieder,
unsre alten Lieder.
Lehrer haben sie zerbissen,
Kurzbehoste sie verklampft,
Unsre alten Lieder.
braune Horden totgeschrien,
Stiefel in den Dreck gestampft.

Auf der Waldeck selbst kehrte nach der Kraftanstrengung der Festivals wieder Alltag ein. Nicht so spektakulär, aber immer kreativ. Werkstätten für Tanz, Theater, Kabarett oder Lied und Chanson bringen immer wieder beachtliche Ergebnisse hervor. Beispielsweise kam in den 90ern die Theatergruppe der Universität Essen hierher, um die jeweils neuen Stücke einzuproben. Diskussionen und Seminare interpretieren die Zeitläufe. Ein neues Säulenhaus und ein Bühnenpavillon wurden gebaut.

Der Nerother Wandervogel lebt bis heute in seiner Tradition fort. Fahrt, Feuer und Lied, als Schlagworte des Wandervogels, haben bis heute Bestand.

[Bearbeiten] Ehrenhain der deutschen Jugendbewegung

Der Nerother Wandervogel hat einem Ehrenhain für die Jugendbewegung auf Burg Waldeck geschaffen. Hier stehen Gedenksteine für wichtige Persönlichkeiten dieser Bewegungen.


[Bearbeiten] Literatur

  • Köpfchen: Ausblicke, Einblicke, Rückblicke. Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck. Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck, Dommershausen ab 1989
  • Kurt Hoppstädter, Fritz Langenberg: Burg und Schloss Waldeck im Hunsrück. Ein geschichtlicher Rückblick. Ottweiler Druckerei, Ottweiler 1957
  • Nerohm: Die letzten Wandervögel: Burg Waldeck und die Nerother. Geschichte einer Jugendbewegung. Deutscher Spurbuchverlag, Baunach 22002. ISBN 3-88778-197-X
  • Hotte Schneider (Hrsg.): Die Waldeck. Lieder, Fahrten, Abenteuer. Die Geschichte der Burg Waldeck von 1911 bis heute. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2005. ISBN 3-935035-71-3


[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 50° 8′ 57" n. Br., 7° 25′ 59" ö. L.

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