Blankensee (Brandenburg)
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Das lange Zeit selbständige Dorf Blankensee ist heute ein Ortsteil der Stadt Trebbin im Brandenburger Landkreis Teltow-Fläming. Benachbarte Dörfer sind Stücken, Schönhagen, Glau und Schiaß. Durch den Ort fließt der kleine Nuthe-Nebenfluss Nieplitz.
Das Dorf mit seinen 539 Einwohnern (Stand 1. Juli 2004) ist vor allem in touristischer und geschichtlicher Hinsicht interessant:
- durch seine zentrale Lage im Naturpark Nuthe-Nieplitz,
- durch den gleichnamigen Blankensee,
- durch das Schloss Blankensee mit seinem ungewöhnlichen Park.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte - Überblick
Das Gebiet um den Blankensee wurde etwa in der Mitte des 12. Jahrhunderts vom Erzbistum Magdeburg erobert. Die erste Nennung Blankensees erfolgte 1234. Für die Zeit um 1300 wird eine Burg angenommen, von der bislang allerdings keine Spuren aufgefunden werden konnten. 1340 erfolgte die Belehnung von Herzog Rudolf von Sachsen durch die Äbtissin des Stifts Quedlinburg. 1446 erhielt Hans von Thümen den Ort. 1815 ging das bis dahin kursächsische Gebiet nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses an Preußen.
[Bearbeiten] Naturpark Nuthe-Nieplitz und der Blankensee
Felder, Streuobstwiesen, Feuchtwiesen, kleinere Hügel, Schafherden, Wassermühlen, und naturbelassene Eschen-Alleen bilden gemeinsam mit einem kleinräumigen Wechsel der Biotope im Naturpark Nuthe-Nieplitz eine stille Kulturlandschaft, in die sich das verträumte Dorf Blankensee harmonisch einfügt. Der rund 300 Hektar große Blankensee gehört zu einer kleineren Seenkette, die durch das Flüsschen Nieplitz verbunden wird. Der unter Naturschutz stehende See ist von einem intakten, stellenweise mehrere hundert Meter breiten Schilfgürtel umgeben, der unzähligen Wasservögeln Deckung und Brutplätze bietet und im Frühjahr und Herbst Tausende Nordischer Wildgänse und Kraniche zur Rast anlockt. Auf einem Naturlehrpfad gelangt man vom südlichen Dorfende zum Bohlensteg am Nordostufer des Blankensees. Der Bohlensteg wurde im Rahmen der Dorferneuerung barrierefrei (für Rollstuhlfahrer geeignet) angelegt, um Besuchern den freien Blick auf den See zu ermöglichen, der von anderer Seite her nicht zugänglich ist. Vom Steg aus sind Gänse, Enten und Rallen, Kormorane, Reiher, manchmal auch See- und Fischadler zu beobachten. Auch der kleine, farbenprächtige Eisvogel kann zuweilen angetroffen werden. Der nordwestlich kurz außerhalb des Dorfes gelegene Beobachtungsturm am Tümpel Seechen bietet besonders zur Zeit des Vogelzugs beeindruckende Bilder der auf den Ungeheuerwiesen äsenden Vogelscharen. Mit dem Fernglas sind von hier aus Kormorane, Reiher und gelegentlich auch Seeadler zu beobachten.
Siehe auch: Blankensee, Naturpark Nuthe-Nieplitz, Körzin.
[Bearbeiten] Sudermanns Refugium
[Bearbeiten] Der Schlosspark
Das Schloss, eher ein Herrenhaus, gehörte zwischen 1902 und 1928 als letztem privaten Besitzer dem Schriftsteller Hermann Sudermann, *1857 † 1928, der neben diesem Landsitz eine Stadtwohnung in Berlin unterhielt. Der ostpreußische Dramatiker (Frau Sorge, Der Katzensteg, Die Ehre) stattete den ursprünglich 1832 nach Entwürfen von Peter Joseph Lenné gestalteten Schlosspark mit Statuen aus, die er von seinen Reisen mitbrachte. Geschwungene Brücken über mehrere Seitenarme der Nieplitz, italienischer Garten, Marmorbänke, kleine Tempel sowie Götter und Göttinnen mitten in einem dichten Baumbestand machen aus dem heute sogenannten Sudermann-Park ein verwunschenes südländisches Refugium in märkischer Idylle. Sudermann beschrieb die Atmosphäre im Park mit folgenden Worten:
... aus dessen Innern hie und da ein Leuchten kam von Säulen und Brücken und weißem weinumsponnenem Mauerwerk ... Aus dem Hintergrunde, von einem Hügel her, den Schwarztannen düster umragten, schaute feierlich ein Rundtempelchen mit toskanischen Säulen und grünschillerndem Dache ... .
Noch ohne Sudermanns Rundtempelchen und Skulpturen stellte sich der Park rund 50 Jahre zuvor Theodor Fontane auf seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg mit Elsbruch und zwei Seen noch deutlich ursprünglicher dar:
Am schönsten gelegen ist das Herrenhaus. In Front ein Elsenbruch, an den Flügeln zwei breite Seespiegel, und zwischen Schloß und Park ein Wasserlauf, der diese beiden Seeflächen verbindet, – das ist in großen Zügen die Szenerie.
[Bearbeiten] Das Schloss
Das Schloss wurde 1740 (nach anderen Angaben 1701) angeblich auf den Fundamenten einer alten deutschen Burg für den sächsischen Kreishauptmann Christian Wilhelm von Thümen gebaut, nach dessen seit 1446 hier ansässigen Vorfahren die Region lange als Thümener Winkel bzw. Thümscher Winkel bezeichnet wurde. Vom hoch verschuldeten letzten Thümenschen Gutsherrn Viktor konnte Sudermann das Gut überaus günstig erwerben. Das Herrenhaus gilt als typisches Bauwerk des märkischen Barock und ist mit seiner Einheit von Haus und Park beispielhaft für die Herrenhausanlagen im 18. und 19. Jahrhundert in der Mark Brandenburg. Der zweigeschossige Putzbau ist heute Eigentum der Brandenburgischen Schlössergesellschaft und wurde bis 31. Dezember 2004 als Tagungs- und Gästehaus der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften genutzt. Seit dem 1. Mai 2006 werden die Räume des Schlosses wieder vom Hoteliersehepaar Beate und Jürgen Keck vom AKZENT-Parkhotel Trebbin für Veranstaltungen angeboten. Während der Park frei zugänglich ist, kann das Schloss nur bei geführten Rundgängen des Bauernmuseums zur Besichtigung des Sudermann-Zimmers betreten werden. Die Rundgänge finden jeweils zu Ostern und Pfingsten statt.
[Bearbeiten] Sehenswertes im Dorf
Darüber hinaus bietet das Dorf zwischen April und Oktober Klassisch-Musikalisches im Blankenseer Musiksommer. In einem märkischen Mittelflurhaus aus dem Jahr 1649, dem ältesten Haus im Dorf, gibt es ein Bauernmuseum mit angrenzender Schenke. Neben dem Tor zum Schloss bietet eine Imkerei ihre Produkte an, weitere regionale Produkte sind bei den beiden Fischern des Ortes zu haben. Die von außen unscheinbare Kirche birgt im Innern einige Kostbarkeitem aus Barock und Renaissance. Dazu gehört der Barocke Kanzelaltar aus dem Jahre 1706. Ältester Einrichtungsgegenstand der Kirche ist ein venezianischer Taufstein aus der ersten Hälfte des 11. Jh. Er stand einst auf dem Marktplatz von Venedig und diente als Brunnen. Er gelangte aus dem Nachlass Hermann Sudermanns in die Blankenseer Kirche. Bei den Renovierungsarbeiten von 1991 kam ein etwa vierhundert Jahre altes Renaissance-Wandbild mit der – nicht vollständig erhaltenen – Darstellung des salomonischen Urteils zum Vorschein. Im Kirchturm befinden sich drei alte Glocken von 1400, 1406 und 1517, die auch heute noch geläutet werden. In Blankensee befindet sich der Sitz der Johannischen Kirche mit einer Niederlassung im benachbarten Glau, Ortsteil Friedensstadt.
1995 belegte Blankensee im bundesweiten Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft den zweiten Platz. In unmittelbarer Umgebung beheimatet das Wildgehege Glau Rot-, Dam- und Muffelwild sowie Islandpferde.
Siehe auch: weitere Bilder aus dem Park bei: Naturpark Nuthe-Nieplitz; ausführlich zum Thümener Winkel: Stangenhagen; Körzin, Tourismus in Brandenburg, Radrouten in Brandenburg, Liste der Burgen und Schlösser in Brandenburg
[Bearbeiten] Literatur
- Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Teil 4. Spreeland. Blankensee. Ullstein, Frankfurt/M - Berlin 1998 (Zitiert nach dieser Ausgabe). ISBN 3-548-24381-9
Das Zitat von Sudermann ist entnommen:
- Christa und Johannes Jankowiak: Unterwegs an Nuthe und Nieplitz. Porträt einer märkischen Landschaft. Auf alten Spuren und neuen Wegen. Stapp Verlag, Berlin 1995. ISBN 3-87776-061-9.
[Bearbeiten] Weblinks
- Brandenburgische Schlösser GmbH
- Stadt Trebbin
- Blankenseer Musiksommer, Information und Programm
- Wilgehege Glau
- TMB Tourismus Marketing Brandenburg GmbH
- Naturparkverwaltung Nuthe-Nieplitz
- Naturwacht in Brandenburg
- Provinz Ostpreußen, Seite über Herrmann Sudermann
Koordinaten: 52° 14' 00 N, 13° 08' 00 O