Berliner Kontrollmädchen

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Das Berliner Kontrollmädchen (* um 1897, † um 1925) war eine Prostituierte aus Berlin. Der Begriff Kontrollmädchen ist eine Bezeichnung aus der damaligen Amtssprache, nach der gesundheitlich kontrollierte Prostituierte eine Prostitutionsbescheinigung erhielten. Der explizite Name der Frau, wie auch genaue Geburts- und Sterbedaten liegen im Dunkeln. Detaillierter sind aber ihre Lebensumstände bekannt, die doch ein recht klares Licht auf die damaligen Lebensverhältnisse und ihre persönlichen Charakterzüge werfen. Geboren als Tochter eines Fabrikarbeiters, gerät sie durch Not und unglückliche Zufälle auf die schiefe Bahn und schließlich auf der Straße, allerdings mit dem festen Bestreben, da so bald wie möglich wegzukommen. Sie bringt sich in wenigen Monaten das Klavierspiel selbst bei, betreibt selbstständig Sprachstudien und versteht es sich kurz darauf mühelos auf Französisch, Englisch und Russisch zu unterhalten. Sie bringt sich auch Malerei selbst bei und malt erstaunlich qualitativ hochwertige Portraits. Sie schreibt Prosa und Lyrik einerseits um sich ein neues finanzielles Standbein zu suchen, andererseits um ihre Erfahrungen als Prostituierte zu verarbeiten. Ihre Werke sind sehr ausdrucksstark und passen in die lyrische-künstlerische Strömung dieser Zeit, in der Expressionisten wie Gottfried Benn oder Kurt Tucholsky groß werden. Zeitungen veröffentlichen ihre Werke beanstandungslos.

[Bearbeiten] Literarisches Beispiel: Einer

Schrei in der Nacht!

Darf Seele haben eine wie ich?

Lachen wollt ihr, sei's auch gemacht,

Lustvoll sein, lachend. Lachend in der Nacht!

Du Mann!

Was bin ich Dir?

Tier!

Mich durchpulsen auch Ströme von Blut!

Ich bin auch einem Menschen gut.

Manchmal lausch` ich,

Ob er den Weg zu mir findt ...

Zuviele der Menschen auf Gassen sind.

Einer! Findest du zu mir her?

Liebst Du mich nicht mehr?

Weißt wohl gar keinen Deut mehr von mir?

Soll es so sein. Ich häng` doch an dir!

Was keiner vermocht, ist dir so leicht.

Hast früher mir deine Lippen gereicht.

Ich habe dir meine Hände gegeben

Damals – damals war Leben!

Mein Schrei in der Nacht

Erreicht dich nicht.

Zwei Lichter brennen in meiner Kammer,

Als hättest du's so gemacht

Wie früher. Licht am Licht ...

Ich weine im Jammer ...

Und Männer fordern: sei lustig du!

Meine Augen schließ` ich darüber zu.

Bin stille.

Über weißem Kissenrande

Zittern Gedanken

Einem zu.

War so vieler Männer Willen,

Haben mich alle nicht gekannt.

Einer! Komm! Wo bist du?

Schrei in der Nacht!

Du hättest alles aus mir gemacht,

Einer!

Träume und fernes Land.

Und Wünsche, niemals zu stillen ...

So geht aller Pulse Schlag Tag um Tag.

Bleibt soviel Liebe in mir begraben,

Einer. Du wolltest sie nicht haben ...

Sie schafft es nicht. Sie erkrankt an Tuberkulose. Mitte der 20er Jahre verstirbt sie in Berlin im Alter von 27 Jahren.

[Bearbeiten] Quellen

• Alexander Sixtus von Reden/Josef Schweikhardt: Lust und Leidenschaft um 1900, Tosa-Verlag, Wien 2000, (S. 51) ISBN 3-85492-203-5

[Bearbeiten] Weiterführende Literatur

• Die Berliner Moderne 1885-1914, Jürgen Schütte/Peter Sprengel (Hrsg.), Stuttgart 1987

Personendaten
NAME	Berliner Kontrollmädchen
KURZBESCHREIBUNG	deutsche Prostituierte