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Bücherverbrennung 1933 in Deutschland

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Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1933 kam es im Zuge einer „Aktion wider den undeutschen Geist“ zu einer organisierten und systematisch vorbereiteten Verfolgung marxistischer, pazifistischer und jüdischer Schriftsteller. Dabei handelte es sich nicht um eine Kampagne des Propagandaministeriums, sondern um eine von der Deutschen Studentenschaft geplanten und durchgeführten Aktion. Höhepunkt waren die am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz und in 21 anderen deutschen Städten groß inszenierten öffentlichen Bücherverbrennungen, bei denen zehntausende Werke verfemter Autoren von Studenten, Professoren und NS-Organen ins Feuer geworfen wurden. (Siehe auch: Liste der verbrannten Bücher 1933).

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Bücherverbrennung 1933 in Deutschland

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Aktion wider den undeutschen Geist

Anfang April 1933 forderte die Deutsche Studentenschaft (DSt) ihre Organe auf, sich an einer vierwöchigen „Aktion wider den undeutschen Geist“ zu beteiligen, an deren Ende spektakuläre öffentliche Bücherverbrennungen stehen sollten. Die Aktion war als „Gesamtaktion gegen den jüdischen Zersetzungsgeist und für volksbewusstes Denken und Fühlen im deutschen Schrifttum“ angelegt und erfolgte unter Berufung auf die Bücherverbrennung während des ersten Wartburgfestes von 1817. Das wichtigste Element des politischen Kampfs der NS-Studenten war dabei die Propagandaarbeit.

[Bearbeiten] Vorbereitung

Um ihre Schlagkraft zu verstärken wurde in der vom Nationalsozialistischen Deutschern Studentenbund beherrschten Reichsleitung der Deutschen Studentenschaft ein „Hauptamt für Presse und Propaganda“ eingerichtet, dem unter der Leitung von Hanskarl Leistritz die Organisation der „Aktion wider den undeutschen Geist“ übertragen wurde. In einem Rundschreiben vom 8. April 1933 wurden die Einzelstudentenschaften über die bevorstehende Aktion in Kenntnis gesetzt. Als erste Maßnahme wurde der Befehl gegeben, an den Hochschulen „Kampfausschüsse wider den undeutschen Geist“ zu bilden, denen zwei Studenten, ein Professor, ein Vertreter des nationalsozialistischen „Kampfbundes für Deutsche Kultur“ und ein Schriftsteller angehören sollten. Vorsitz hatte ein Führer der jeweiligen Studentenschaft.

Den Auftakt bildeten „12 Thesen wider den undeutschen Geist“, die am 12. April 1933 in roter Frakturschrift in deutschen Universitäten plakatiert und von vielen Zeitungen veröffentlicht wurden und in denen die Positionen und Ziele der „Aktion wider den undeutschen Geist“ in boshaften und antisemitischen Thesen zusammengefasst waren, die jüdische, sozialdemokratische und liberale Ideen und ihre Vertreter anprangerten:

  • 12 Thesen wider den undeutschen Geist
  • 1. Sprache und Schrifttum wurzeln im Volke. Das deutsche Volk trägt die Verantwortung dafür, daß seine Sprache und sein Schrifttum reiner und unverfälschter Ausdruck seines Volkstums sind.
  • 2. Es klafft heute ein Widerspruch zwischen Schrifttum und deutschem Volkstum. Dieser Zustand ist eine Schmach.
  • 3. Reinheit von Sprache und Schrifttum liegt an Dir! Dein Volk hat Dir die Sprache zur treuen Bewahrung übergeben.
  • 4. Unser gefährlichster Widersacher ist der Jude und der, der ihm hörig ist.
  • 5. Der Jude kann nur jüdisch denken. Schreibt er deutsch, dann lügt er. Der Deutsche, der deutsch schreibt, aber undeutsch denkt, ist ein Verräter. Der Student, der undeutsch spricht und schreibt, ist außerdem gedankenlos und wird seiner Aufgabe untreu.
  • 6. Wir wollen die Lüge ausmerzen, wir wollen den Verrat brandmarken, wir wollen für den Studenten nicht Stätten der Gedankenlosigkeit, sondern der Zucht und der politischen Erziehung.
  • 7. Wir wollen den Juden als Fremdling achten und wir wollen das Volkstum ernst nehmen. Wir fordern deshalb von der Zensur: Jüdische Werke erscheinen in hebräischer Sprache. Erscheinen sie in deutsch, sind sie als Übersetzung zu kennzeichnen. Schärfstes Einschreiten gegen den Mißbrauch der deutschen Schrift. Deutsche Schrift steht nur Deutschen zur Verfügung. Der undeutsche Geist wird aus öffentlichen Büchereien ausgemerzt.
  • 8. Wir fordern vom deutschen Studenten Wille und Fähigkeit zur selbständigen Erkenntnis und Entscheidung.
  • 9. Wir fordern vom deutschen Studenten den Willen und die Fähigkeit zur Reinerhaltung der deutschen Sprache.
  • 10. Wir fordern vom deutschen Studenten den Willen und die Fähigkeit zur Überwindung jüdischen Intellektualismus und der damit verbundenen liberalen Verfallserscheinungen im deutschen Geistesleben.
  • 11. Wir fordern die Auslese von Studenten und Professoren nach der Sicherheit des Denkens im deutschen Geiste.
  • 12. Wir fordern die deutsche Hochschule als Hort des deutschen Volkstums und als Kampfstätte aus der Kraft des deutschen Geistes.
(Zitiert nach Joseph Wulf: Literatur und Dichtung im Dritten Reich, Reinbek 1966)

Parallel zur Plakataktion wurde ein so genannter „Artikeldienst“ mit unterstützenden Statements national eingestellter Kulturschaffender und Intellektueller organisiert, durch den die Öffentlichkeit auf die Aktion eingestimmt werden sollte. Von 66 angeschriebenen Personen antworteten aber nur wenige.

Am 19. April erfolgte ein Aufruf der DSt-Führung, alle jüdischen und der NS-Bewegung kritisch gegenüberstehenden Professoren zu boykottieren, wobei sich fast alle Universitäten an der Aktion beteiligten und Lehrkörper, Dekane und Rektoren die Aktion unterstützten. Die Losung lautete: „Der Staat ist erobert. Die Hochschule noch nicht! Die geistige SA rückt ein. Die Fahne hoch!“ Studenten wurden aufgerufen, jüdische Professoren zu nennen, um diese von ihren Lehrstühlen zu vertreiben, was durch das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 gedeckt war. Diese öffentliche Hetzjagd ging soweit, dass an den Hochschulen in Königsberg, Rostock, Münster und Dresden zwei Meter hohe „Schandpfähle“ errichtet wurden, an denen die Namen angefeindeter Professoren und einzelne ihrer Schriften angeschlagen wurden.

  • Büchersammlung

In einer zweiten Phase des „Aufklärungsfeldzuges“ wurden alle Studenten zur öffentlichen Sammlung „zersetzenden“ Schrifttums aufgerufen. Ab dem 26. April 1933 wurden die Universitäts- und Institutsbibliotheken nach „verbrennungswürdiger“ Literatur durchforstet. Auch öffentliche Bibliotheken außerhalb der Universität und manche Buchhandlung wurden durchsucht. Grundlage für die Auswahl der Literatur bildeten die „Schwarzen Listen“ des 29-jährigen Bibliothekars Dr. Wolfgang Hermann. (Siehe: Liste der verbrannten Bücher 1933).

Am 6. Mai 1933 begann mit einer landesweiten Plünderung von Leihbibliotheken und Buchhandlungen die Schlussphase der „Aktion wider den undeutschen Geist“. Die indizierten Bücher wurden von studentischen „Stoßtrupps“ zusammen getragen und abtransportiert. Die öffentlichen Stadt- und Volksbüchereien waren dazu angehalten, ihre Bestände selbst zu „säubern“ und die Bücher den Studentenschaften freiwillig zu übergeben. In Berlin erstürmten Studenten der „Hochschule für Leibesübungen“ das „Institut für Sexualwissenschaft“ von Magnus Hirschfeld und plünderten die über zehntausend Bände umfassende einzigartige Bibliothek. Der Kopf einer zerschlagenen Büste Magnus Hirschfelds wurde auf eine Stange gesteckt und davongetragen.

Der Plakat- und Sammelaktion sollte als dritter Schritt die eigentliche „Hinrichtung des Ungeistes“ folgen. Dies hatte das „Hauptamt für Presse und Propaganda der Deutschen Studentenschaft“ bereits zu Beginn der Aktion angekündigt: „An allen Hochschulen wird am 10. Mai 1933 das zersetzende Schrifttum den Flammen überantwortet.“ Dazu wurden am Vortag noch sogenannte „Feuersprüche“ versendet, eine Serie vorgegebener Parolen, die landesweit einheitlich ertönen sollten, wenn Vertreter der Studentenschaft die Werke exemplarischer „Schund- und Schmutz“-Literaten (darunter Kästner, Tucholsky, Ossietzky) ins Feuer warfen (Wortlaut s.u.). Dies sollte eine einheitliche Grundlage für die symbolische Handlung der Bücherverbrennungen gewährleisten und ihnen den Charakter eines Rituals verleihen.

[Bearbeiten] Organisation

Vorbereitet und durchgeführt wurde die Aktion durch den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) und die Deutsche Studentenschaft, dem damaligen Dachverband der Allgemeinen Studentenausschüsse (AStA). Da den Führungen beider Verbände klar war, dass im künftigen nationalsozialistischen Staat nur einer von ihnen fortbestehen würde, bemühten sich beide nach Kräften, mit dieser spektakulären Aktion ihre Daseinsberechtigung unter Beweis zu stellen. So kam es im Vorfeld zwischen beiden Organisationen und ihren Führern Oskar Stäbel (NSDStB) und Gerhard Krüger (DSt) zu einem regelrechten Wettlauf in vorauseilendem Gehorsam.

Unterstützung erhielten die Studenten von ihren Professoren und Rektoren, vom Buchhandel und von Bibliotheken. Das Fachorgan des „Verbandes Deutscher Volksbibliothekare“ („Bücherei und Bildungspflege“) und das „Börsenblatt des deutschen Buchhandels“ verbreiteten die Verbotslisten, kommentierten und begründeten sie. Auch die Bibliotheken waren willfährige Helfer der Aktion, Bibliothekare wiesen in ihren Erläuterungen zu den Listen etwa darauf hin, dass die zu vernichtende Literatur vorwiegend jüdischer Provenienz sei.

Die Bücherverbrennungen selbst wurden von den Deutschen Studentenschaften, dem NS-Studentenbund und den Verbindungsstudenten der Burschenschaften durchgeführt und geschahen mit Duldung der Behörden, wurden von Polizei und Feuerwehr sogar begleitet und betreut.

[Bearbeiten] Bücherverbrennung 10. Mai 1933

Der 10. Mai 1933 war vom „Hauptamt für Presse und Propaganda“ des DSt-Hauptamts als Höhepunkt der „Aktion wider den undeutschen Geist“ geplant. Alles sollte generalstabsmäßig durchgeführt werden, ein präziser Ablaufplan wurde an die örtlichen Studentenschaften durchgegeben: Zwischen 20:30 und 22 Uhr sollte eine Kundgebung der Studentenschaft im Auditorium der jeweiligen Universität die Aktion eröffnen und nach Einbruch der Dunkelheit hatte ein Fackelzug die Bücher zum Verbrennungort zu führen, wo die Veranstaltung zwischen 23 und 24 Uhr mit dem eigentlichen „Verbrennungsakt“ endigen sollte. Die Studentenschaften wurden angehalten, diesen Ablaufplan genauestens einzuhalten und die Aktion möglichst aufwendig zu gestalten, da zwischen 23 und 24 Uhr eine Radio-Staffelreportage der Deutschen Welle geplant war. Auch die wörtliche Verlesung der Feuersprüche war verbindlich.

In Berlin formierte sich der Fackelzug auf dem Hegelplatz hinter der Universität und zog entlang der Museumsinsel zum Studentenhaus in der Oranienburger Straße, wo Lastwagen warteten, auf denen etwa 25.000 Bücher verladen waren. Der Brandenburgische Führer des NSDStB und spätere Produzent des antisemitischen HetzfilmsDer ewige Jude“, Fritz Hippler, hielt eine Hetzrede, bis sich um 22 Uhr der Zug bei strömendem Regen zu den Klängen einer SA-Blaskapelle Richtung Königsplatz vor dem Reichstag in Bewegung setzte. Auf einem Stock aufgespiesst wurde der Kopf einer zerschlagenen Büste von Magnus Hirschfeld mitgeführt. Von Tausenden Schaulustigen gesäumt gelangte der Zug der in Talare gekleideten Professoren, NS-Studenten, Verbände der SA und SS, Studenten im „Wichs“, dem Ornat ihrer Burschenschaften und der Hitler-Jugend, eskortiert von berittener Polizei, durchs Brandenburger Tor über den Linden-Boulevard zum Opernplatz (heute: August Bebel-Platz) neben der Staatsoper.

In allen Städten waren bereits tagsüber die Scheiterhaufen aufgeschichtet worden, vor denen die Teilnehmer nun zunächst ein öffentlicher Vortrag erwartete, der meist von Professoren der jeweiligen Universität gehalten wurde. In Berlin, wo etwa 70.000 Menschen an der Aktion teilnahmen, sprach zusätzlich Propagandaminister Joseph Goebbels, der dem Ereignis damit eine offizielle Note verlieh. SA- und SS-Kapellen spielten vaterländische Weisen und Marschlieder, der ganze Opernplatz war mit Scheinwerfern der Wochenschau erhellt. Da der Scheiterhaufen wegen des strömenden Regens nicht entzündet werden konnte, half die Feuerwehr mit Benzinkanistern nach. Die Rede des Studentenführers Gutjahr endete mit den Worten: „Wir haben unser Handeln gegen den undeutschen Geist gewendet. Ich übergebe alles Undeutsche dem Feuer!“, dann warfen neun ausgewählte Vertreter der Studentenschaft zu den markanten „Feuersprüchen“ die ersten Bücher in die Flammen. Anschließend wurden unter großem Gejohle der Studenten und des Publikums die übrigen Bücher bündelweise von den Lastwägen gehoben und von einer Menschenkette weitergereicht, an deren Ende die Bücher des „undeutschen Geistes“ von Karl Marx, Heinrich Heine, Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Sigmund Freud und unzähligen anderen ins Feuer geworfen wurden. Während dieser Aktion erschien Reichsminister Dr. Goebbels, ein promovierter Germanist, und hielt seine Rede, an deren Ende von den Büchern nur mehr ein rauchender Aschenhaufen übrig geblieben war. Die Veranstalter implizierten in die Bücherverbrennung, diesem „Stichtag der Barbarei“ (Alfred Kantorowicz), einen symbolischen Akt; so wie man in der Vorzeit dem Feuer eine reinigende, Krankheit austreibende Wirkung zusprach, so sollte zum Ausdruck kommen, „daß in Deutschland die Nation sich innerlich und äußerlich gereinigt hat“ (Goebbels). Mit dem Absingen des Horst-Wessel.Liedes endete das Fanal.

Die Übertragung des Deutschlandsenders vom Berliner Opernplatz ist überliefert. (O-Ton: siehe Webliks).

Zeitgleich mit Berlin fanden am 10. Mai 1933 Bücherverbrennungen auch in einundzwanzig weiteren Städten, Bonn, Braunschweig, Bremen, Breslau, Dortmund, Dresden, Freschenhausen, Frankfurt am Main, Göttingen, Greifswald, Hannover, Hannoversch-Münden, Kiel, Königsberg, Landau, Marburg, München, Nürnberg, Rostock, Worms und Würzburg statt. In Frankfurt waren etwa 15.000 Leute auf dem Römer(berg) versammelt, viele von ihnen Studenten in SA-Uniform, aber auch Lehrer und Professoren in Talaren und Baretten auf den Köpfen. Die Bücher wurden auf einem Ochsenkarren zum Scheiterhaufen geführt, eine Mistgabel steckte in der Mitte, um ihn als Mistwagen kenntlich zu machen. In München nahmen auf dem Königsplatz 50.000 Schaulustige teil.

[Bearbeiten] Weitere Aktionen

Da es am 10. Mai teilweise zu schweren Regenfällen kam, musste in einigen Städten die Aktion verschoben werden und so fanden bis zum 19. Mai acht weitere Bücherverbrennungen statt: Am 12. Mai in Erlangen und Halle-Wittenberg, am 15. Mai in Hamburg, am 17. Mai in Heidelberg und Köln, am 19. Mai in Mannheim und Kassel (mit 30.000 Beteiligten), die letzte studentische Bücherverbrennung fand am 21. Juni in Darmstadt statt. In Freiburg fiel sie wegen Regens ersatzlos aus, in Gießen wurde sie jedoch schon am 8. Mai durchgeführt. Für die Universitäten Singen, Stuttgart und Tübingen untersagte der Kommissar für die württembergischen Studentenschaften, Gerhard Schumann, die Teilnahme an der Aktion und hielt an seinem Verbot trotz der Proteste, die von einzelnen Studentenschaften in Berlin vorgebracht wurden, fest.

Weitere „nachahmende“, d.h. nicht studentische Bücherverbrennungen gab es am 13. Mai in Neustrelitz, am 14. Mai in Neustadt, am 22. Mai in Offenbach, am 30. Mai wieder in Hamburg (durchgeführt von Hitler-Jugend und BDM), am 17. Juni in Heidelberg, Karlsruhe, Offenburg und Pforzheim, am 21. Juni in Essen, Darmstadt und Weimar und am 23. Juni in Mainz. Die letzte Aktion dieser Art fand am 26. August in Jena statt. Eine genaue Anzahl lässt sich wegen der zahlreichen kleineren Nachahme-Aktionen nicht geben, doch sind für das Frühjahr 1933 landesweit über fünfzig Bücherverbrennungen dokumentiert.

Nicht studentische Bücherverbrennungen hatte es bereits im Zuge des NS-Terrors nach den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 in mehreren Städten durch SA und SS gegeben, so in Dresden (8. März), Braunschweig (9. März), Würzburg (10. März), Heidelberg (12. März), Kaiserslautern (26. März), Münster (31. März), Wuppertal (1. April), Leipzig (1. April und 2. Mai), Düsseldorf (11. April) und Coburg (7. Mai), wo vielfach Verlagshäuser geplündert und deren Bestände verbrannt wurden, aber auch schon einzelne Autoren wie Erich Maria Remarque. Von diesen Bücherverbrennungen ging ein entscheidender Impuls für die nachfolgende studentische „Aktion wider den undeutschen Geist“ aus.

Nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 gab es am 30. April 1938 auch eine studentische Bücherverbrennung in Salzburg. Im gleichen Jahr wurden in vielen Städten und Dörfern, z.B. in den fränkischen Ortschaften Hagenbach, Karlstadt und Steinach (in nicht studentischen Aktionen) Bücher jüdischer Gemeinden verbrannt. 1941 wurden noch im Elsass im Rahmen einer „Entwelschungsaktion“ mehrere Bücherverbrennungen durchgeführt.

[Bearbeiten] Feuersprüche

Am 9. Mai 1933 wurden an die deutsche Studentenschaft „Feuersprüche“ versendet, die eine einheitliche symbolische Grundlage für die landesweiten Bücherverbrennungen am 10.Mai bilden sollten. (Quelle: „Neuköllner Tageblatt“, Freitag, den 12. Mai 1933, Nr. 111):

Ich übergebe der Flamme die Schriften von Marx und Kautsky.
  • 2. Rufer: Gegen Dekadenz und moralischen Zerfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.
  • 3. Rufer: Gegen Gesinnungslumperei und politischen Verrat, für Hingabe an Volk und Staat!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Friedrich Wilhelm Förster.
  • 4. Rufer: Gegen seelenzerfasernde Überschätzung des Trieblebens, für den Adel der menschlichen Seele!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Sigmund Freud.
  • 5. Rufer: Gegen Verfälschung unserer Geschichte und Herabwürdigung ihrer großen Gestalten, für Ehrfurcht vor unserer Vergangenheit!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Emil Ludwig und Werner Hegemann.
  • 6. Rufer: Gegen volksfremden Journalismus demokratisch-jüdischer Prägung, für verantwortungsbewusste Mitarbeit am Werk des nationalen Aufbaus!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Theodor Wolff und Georg Bernhard.
  • 7. Rufer: Gegen literarischen Verrat am Soldaten des Weltkriegs, für Erziehung des Volkes im Geist der Wehrhaftigkeit!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Erich Maria Remarque.
  • 8. Rufer: Gegen dünkelhafte Verhunzung der deutschen Sprache, für Pflege des kostbarsten Gutes unseres Volkes!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Alfred Kerr.
  • 9. Rufer: Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist!
Verschlinge, Flamme, auch die Schriften von Tucholsky und Ossietzky!

In der Rundfunkübertragung vom Berliner Opernplatz sind kleine Abweichungen zu diesen Texten zu hören, so verwendeten die Rufer außer im letzten Feuerspruch statt „Flamme“ das Wort „Feuer“. Karl Marx ist mit seinem Vornamen genannt, Sigmund Freud wird als „seelenzersetzend“ und mit den „Schriften der Schule Sigmund Freuds“ verbrannt und Emil Ludwig wird unter großem Jubel „Emil Ludwig Kohn“ genannt.

[Bearbeiten] Orte von Bücherverbrennungen

Nicht studentische Bücherverbrennungen vor dem 10. Mai 1933:

  • Braunschweig 9. März 1933
  • Coburg 7. Mai 1933 – Schloßplatz (am „Ehrentag der deutschen Jugend“)
  • Dresden 7. März 1933 - Neue Meißner Straße (Volksbuchhandlung)
  • Dresden 8. März 1933 - Wettiner Platz
  • Düsseldorf 11. April 1933 – Planetarium (heute Tonhalle)
  • Heidelberg 12. März 1933
  • Kaiserslautern 26. März 1933 – Schillerplatz
  • Leipzig 1. April 1933
  • Münster 31. März 1933
  • Würzburg 10. März 1933

Bücherverbrennungen im Rahmen oder in Nachahmung der „Aktion wider den undeutschen Geist“:

  • Bamberg 1. Juli 1933 - Hauptkampfbahn des Volksparks
  • Bergedorf bei Hamburg 24. Juni 1933 - im Rahmen der Sonnwendfeier
  • Berlin 10. Mai 1933 – Opernplatz
  • Bonn 10. Mai 1933 – Marktplatz
  • Braunschweig 10. Mai 1933 – Schloßplatz
  • Bremen 10. Mai 1933 – Nordstraße
  • Breslau 10. Mai 1933 – Schloßplatz
  • Darmstadt 21. Juni 1933 – Mercksplatz
  • Dortmund 10. Mai 1933 - Hansaplatz
  • Dresden 10. Mai 1933 – an der Bismarcksäule
  • Düsseldorf 11. Mai 1933 – Marktplatz
  • Erlangen 12. Mai 1933 – Schloßplatz
  • Essen 21. Juni 1933 – Gerlingsplatz
  • Flensburg/Exe 30. Mai 1933
  • Freschenhausen 10. Mai 1933
  • Frankfurt am Main 10. Mai 1933 – Römer(berg)
  • Freiburg - Stadion der Universität (ausgefallen wegen Regen)
  • Gießen 8. Mai 1933 - Becken der Fontäne
  • Göttingen 10. Mai 1933 – Marktplatz
  • Greifswald 10. Mai 1933 – Marktplatz
  • Halle-Wittenberg 12. Mai 1933 – Universitätsplatz
  • Hamburg 15. Mai 1933 – Kaiser-Friedrich-Ufer
  • Hamburg 30. Mai 1933 – Lübeckertorfeld
  • Hannover 10. Mai 1933 – an der Bismarcksäule
  • Hannoversch-Münden 10. Mai 1933 – Marktplatz
  • Heidelberg 17. Mai 1933 – Universitätsplatz
  • Heidelberg 17. Juni 1933 – Jubiläumsplatz
  • Heidelberg 16. Juli - Universitätsplatz
  • Jena 26. August 1933 – Marktplatz
  • Karlsruhe 17. Juni 1933 – Marktplatz
  • Kassel 19. Mai 1933 – Friedrichsplatz
  • Kiel 10. Mai 1933 – Wilhelmplatz
  • Köln 17. Mai 1933 (wegen Regens am 10. Mai verschoben) – Gefallenendenkmal der Universität
  • Königsberg 10. Mai 1933 – Trommelplatz
  • Landau 10. Mai 1933 - Rathausplatz
  • Leipzig 2. Mai 1933 – Volkshaus und etwas später am kleinen Meßplatz
  • Lübeck 26. Mai - am Buniamshof
  • Mainz 23. Juni 1933 – Adolf-Hitler-Platz
  • Mannheim 19. Mai 1933 – Meßplatz/Feuerwache
  • Marburg 10. Mai 1933 – Kämpfrasen
  • München 10. Mai 1933 – Königsplatz
  • Münster 10. Mai 1933 – Hindenburgplatz
  • Neustadt a. d. Weinstraße 14. Mai 1933 – Marktplatz
  • Neustrelitz 13. Mai 1933 – Parade- und Exerzierplatz
  • Nürnberg 10. Mai 1933 – Hauptmarkt (Adolf-Hitler-Platz)
  • Offenbach 22. Mai 1933 - vor dem Isenburger Schloß
  • Offenburg 17. Juni 1933
  • Pforzheim 17. Juni 1933
  • Regensburg 12. Mai - Neupfarrplatz
  • Rendsburg 9. Oktober - Paradepla
  • Rostock 10. Mai 1933 – Blücherplatz
  • Schleswig 23. April - Stadtfeld
  • Singen, Stuttgart und Tübingen: der Landesführer des NSDStB Württemberg lehnte das Verbrennen von Büchern ab
  • Weimar 21. Juni 1933 - in Niedergrunstadt bei der Sonnwendfeier des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes
  • Worms 10. Mai 1933 – Vorplatz des Amtsgerichts
  • Wuppertal 1. April – Rathausvorplatz in Barmen und am Brausenwerth in Elberfeld
  • Würzburg 10. Mai 1933 – Residenzplatz

(Quellen: Werner Treß: Wider den undeutschen Geist. Berlin 2005 und Wolfram Kastner)

[Bearbeiten] Die verfolgten Autoren

Zu den verfolgten Autoren gehörten u.a. Walter Benjamin, Ernst Bloch, Bertolt Brecht, Max Brod, Alfred Döblin, Albert Einstein, Lion Feuchtwanger, Marieluise Fleißer, Leonhard Frank, Sigmund Freud, Iwan Goll, George Grosz, Jaroslav Hasek, Ödön von Horvath, Heinrich Eduard Jacob, Franz Kafka, Georg Kaiser, Erich Kästner, Alfred Kerr, Egon Erwin Kisch, Karl Kraus, Theodor Lessing, Alexander Lernet-Holenia, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Heinrich Mann, Klaus Mann, Ludwig Marcuse, Karl Marx, Robert Musil, Carl von Ossietzky, Alfred Polgar, Erich Maria Remarque, Joseph Roth, Nelly Sachs, Anna Seghers, Arthur Schnitzler, Carl Sternheim, Bertha von Suttner, Ernst Toller, Kurt Tucholsky, Jakob Wassermann, Franz Werfel, Arnold Zweig, Stefan Zweig. Nicht nur deutschsprachige Autoren standen auf den Listen, sondern auch die Namen der französischen Autoren Romain Rolland, Henri Barbusse, der amerikanischen Autoren Ernest Hemingway, Upton Sinclair, Jack London, John Dos Passos und vieler sowjetischer Autoren, darunter Maxim Gorki, Isaak Babel, Vladimir Iljic Lenin, Leo Trotzki, Wladimir Majakowski, Ilja Ehrenburg. (Siehe auch: Liste der verbrannten Bücher 1933)

Mit den Bücherverbrennungen begann nicht erst die Verfolgung dieser Autoren, deren mündliche oder schriftliche Äußerungen den Anschauungen des Nationalsozialismus widersprachen und die sich der von ihnen geforderten „geistigen Wehrhaftmachung“ widersetzten, sondern sie fand lediglich ihren Höhepunkt darin. Viele Schriftsteller, aber auch andere Künstler und auch Wissenschaftler erhielten in der Folge Arbeits- und Publikationsverbot, verschwanden aus den Bibliotheken und aus dem Schulunterricht und wurden auch physisch vernichtet. Sie starben im KZ oder durch Euthanasie (wie Carl von Ossietzky und Erich Mühsam, Gertrud Kolmar und Jakob van Hoddis, Paul Kornfeld, Arno Nadel und Georg Hermann, Theodor Wolff, Adam Kuckhoff, Rudolf Hilferding), wurden ausgebürgert (wie Ernst Toller und Kurt Tucholsky), zur Flucht ins Exil gezwungen (wie Walter Mehring und Arnold Zweig) oder in die innere Emigration gedrängt, von der Erich Kästner schrieb: „Man ist ein lebender Leichnam.“ Viele verzweifelten und nahmen sich in der Emigration das Leben, so Walter Hasenclever, Ernst Weiss, Carl Einstein, Walter Benjamin, Ernst Toller, Stefan Zweig.

(Siehe auch: Liste verbotener Autoren während der Zeit des Nationalsozialismus)

[Bearbeiten] Zeugnisse

[Bearbeiten] Erich Kästner

Erich Kästner war - unerkannt - Zeuge der Verbrennung seiner eigenen Bücher in Berlin und hörte seinen Namen im zweiten Feuerspruch.

„Und im Jahre 1933 wurden meine Bücher in Berlin, auf dem großen Platz neben der Staatsoper, von einem gewissen Herrn Goebbels mit düster feierlichem Pomp verbrannt. Vierundzwanzig deutsche Schriftsteller, die symbolisch für immer ausgetilgt werden sollten, rief er triumphierend bei Namen. Ich war der einzige der Vierundzwanzig, der persönlich erschienen war, um dieser theatralischen Frechheit beizuwohnen. Ich stand vor der Universität, eingekeilt zwischen Studenten in SA-Uniform, den Blüten der Nation, sah unsere Bücher in die zuckenden Flammen fliegen und hörte die schmalzigen Tiraden des kleinen abgefeimten Lügners. Begräbniswetter hing über der Stadt. Der Kopf einer zerschlagenen Büste Magnus Hirschfelds stak auf einer langen Stange, die, hoch über der stummen Menschenmenge, hin und her schwankte. Es war widerlich. Plötzlich rief eine schrille Frauenstimme: „Dort steht ja Kästner!“ Eine junge Kabarettistin, die sich mit einem Kollegen durch die Menge zwängte hatte mich stehen sehen und ihrer Verblüffung übertrieben laut Ausdruck verliehen. Mir wurde unbehaglich zumute. Doch es geschah nichts. (Obwohl in diesen Tagen gerade sehr viel zu geschehen pflegte.) Die Bücher flogen weiter ins Feuer. Die Tiraden des kleinen abgefeimten Lügners ertönten weiterhin. Und die Gesichter der braunen Studentengarde blickten, die Sturmriemen unterm Kinn, unverändert geradeaus, hinüber zu dem Flammenstoß und zu dem psalmodierenden, gestikulierenden Teufelchen. In dem folgenden Jahrdutzend sah ich Bücher von mir nur die wenigen Male, die ich im Ausland war. In Kopenhagen, in Zürich, in London. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, ein verbotener Schriftsteller zu sein und seine Bücher nie mehr in den Regalen und Schaufenstern der Buchläden zu sehen. In keiner Stadt des Vaterlands. Nicht einmal in der Heimatstadt. Nicht einmal zu Weihnachten, wenn die Deutschen durch die verschneiten Straßen eilen, um Geschenke zu besorgen.“
(Erich Kästner: „Kennst du das Land, in dem die Kanonen blühen?“ - Auszug aus dem Vorwort „Bei Durchsicht meiner Bücher“)

[Bearbeiten] Oskar Maria Graf

Nachträglich forderte Oskar Maria Graf die Verbrennung seiner Bücher, da zu seinem Entsetzen sein Werk nicht verboten, sondern von den Nazis empfohlen wurde. Folgenden Aufruf veröffentlichte er 1933 in der „Wiener Arbeiterzeitung“. 1934 wurden schließlich auch seine Bücher verboten.

„Wie fast alle links gerichteten, entschieden sozialistischen Geistigen in Deutschland, habe auch ich etliche Segnungen des neuen Regimes zu spüren bekommen: Während meiner zufälligen Abwesenheit aus München erschien die Polizei in meiner dortigen Wohnung, um mich zu verhaften. Sie beschlagnahmte einen großen Teil unwiederbringlicher Manuskripte, mühsam zusammengetragenes Quellenstudien-Material, meine sämtlichen Geschäftspapiere und einen großen Teil meiner Bücher. Das alles harrt nun der wahrscheinlichen Verbrennung. Ich habe also mein Heim, meine Arbeit und - was am Schlimmsten ist - die heimatliche Erde verlassen müssen, um dem Konzentrationslager zu entgehen. Die schönste Überraschung aber ist mir erst jetzt zuteil geworden: Laut ‚Berliner Börsencourier‘ stehe ich auf der ‚weißen Autorenliste‘ des neuen Deutschlands, und alle meine Bücher, mit Ausnahme meines Hauptwerkes ‚Wir sind Gefangene‘, werden empfohlen: Ich bin also dazu berufen, einer der Exponenten des ‚neuen‘ deutschen Geistes zu sein! Vergebens frage ich mich: Womit habe ich diese Schmach verdient? Das ‚Dritte Reich‘ hat fast das ganze deutsche Schrifttum von Bedeutung ausgestoßen, hat sich losgesagt von der wirklichen deutschen Dichtung, hat die größte Zahl seiner wesentlichsten Schriftsteller ins Exil gejagt und das Erscheinen ihrer Werke in Deutschland unmöglich gemacht. Die Ahnungslosigkeit einiger wichtigtuerischer Konjunkturschreiber und der hemmungslose Vandalismus der augenblicklich herrschenden Gewalthaber versuchen all das, was von unserer Dichtung und Kunst Weltgeltung hat, auszurotten und den Begriff ‚deutsch‘ durch engstirnigsten Nationalismus zu ersetzen. Ein Nationalismus, auf dessen Eingebung selbst die geringste freiheitliche Regung unterdrückt wird, ein Nationalismus, auf dessen Befehl alle meine aufrechten sozialistischen Freunde verfolgt, eingekerkert, gefoltert, ermordet oder aus Verzweiflung in den Freitod getrieben werden. Und die Vertreter dieses barbarischen Nationalismus, der mit Deutschsein nichts, aber auch rein gar nichts zu tun hat, unterstehen sich, mich als einen ihrer ‚Geistigen‘ zu beanspruchen, mich auf ihre so genannte ‚weiße Liste‘ zu setzen, die vor dem Weltgewissen nur eine schwarze Liste sein kann! Diese Unehre habe ich nicht verdient! Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbande gelangen. Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein wie eure Schmach! Alle anständigen Zeitungen werden um Abdruck dieses Protestes ersucht. Oskar Maria Graf“

[Bearbeiten] Bertolt Brecht

Als das Regime befahl, Bücher mit schädlichem Wissen
Öffentlich zu verbrennen, und allenthalben
Ochsen gezwungen wurden, Karren mit Büchern
Zu den Scheiterhaufen zu ziehen, entdeckte
Ein verjagter Dichter, einer der besten, die Liste der
Verbrannten studierend, entsetzt, daß seine
Bücher vergessen waren. Er eilte zum Schreibtisch
Zornbeflügelt, und schrieb einen Brief an die Machthaber.
Verbrennt mich! schrieb er mit fliegender Feder, verbrennt mich!
Tut mir das nicht an! Laßt mich nicht übrig! Habe ich nicht
Immer die Wahrheit berichtet in meinen Büchern? Und jetzt
Werd ich von euch wie ein Lügner behandelt! Ich befehle euch, Verbrennt mich!
(Bertolt Brecht: Die Bücherverbrennung)

[Bearbeiten] Reden

Auszüge aus Joseph Goebbels' Rede zur Bücherverbrennung am Berliner Opernplatz (Abgedruckt in: „Völkischer Beobachter“ vom 12. Mai 1933):

„Das Zeitalter eines überspitzten jüdischen Intellektualismus ist zu Ende gegangen, und die deutsche Revolution hat dem deutschen Wesen wieder die Gasse freigemacht. Diese Revolution kam nicht von oben, sie ist von unten hervorgebrochen. Sie ist deshalb im besten Sinne des Wortes der Vollzug des Volkswillens. (...) In den letzten vierzehn Jahren, in denen ihr, Kommilitonen, in schweigender Schmach die Demütigungen der Novemberrepublik über euch ergehen lassen mußtet, füllten sich die Bibliotheken mit Schund und Schmutz jüdischer Asphaltliteraten. (...) Revolutionen, die echt sind, machen nirgends Halt. Es darf kein Gebiet unberührt bleiben. So wie sie die Menschen revolutioniert, so revolutioniert sie die Dinge. (...) Deshalb tut ihr gut daran, in dieser mitternächtlichen Stunde den Ungeist der Vergangenheit den Flammen anzuvertrauen. Hier sinkt die geistige Grundlage der Novemberrepublik zu Boden. Aber aus den Trümmern wird sich siegreich erheben der Phönix eines neuen Geistes, den wir tragen, den wir fördern, und dem wir das entscheidende Gewicht geben. (...) Das Alte liegt in den Flammen, das Neue wird aus der Flamme unseres eigenen Herzens wieder emporsteigen. Wo wir zusammenstehen, und wo wir zusammengehen, da wollen wir uns dem Reich und seiner Zukunft verpflichten.“

Ansprache des Bonner Germanisten Prof. Hans Naumann am 10. Mai 1933 auf dem Marktplatz in Bonn (Auszug):

„So verbrenne denn, akademische Jugend deutscher Nation, heute zur mitternächtigen Stunde an allen Universitäten des Reichs, – verbrenne, was du gewiß bisher nicht angebetet hast, aber was doch auch dich wie uns alle verführen konnte und bedrohte. Wo Not an den Mann geht und Gefahr in Verzug ist, muß gehandelt werden ohne allzu großes Bedenken. Fliegt ein Buch heute Nacht zuviel ins Feuer, so schadet das nicht so sehr, wie wenn eines zu wenig in die Flammen flöge. Was gesund ist, steht schon von allein wieder auf. (...) Wir wollen eine symbolische Handlung begehn. Dies Feuer ist ein Symbol und soll weiter wirken und brennen als eine Aufforderung an alle, ein Gleiches zu tun; fortwirken soll es aus der Studentenschaft in das Bürgertum. Wir schütteln eine Fremdherrschaft ab, wir heben eine Besetzung auf. Von einer Besetzung des deutschen Geistes wollen wir uns befrein.“

[Bearbeiten] Zeitungsberichte

Bericht der Jenaische Zeitung vom 28. August 1933 über die Bücherverbrennung in Jena am 26. August 1933:

„Um 5:30 Uhr marschierte die NSBO und die Hitlerjugend auf dem Marktplatz auf. Die Fahnen nahmen vor dem Bismarckbrunnnen Aufstellung. Ein großer Scheiterhaufen von marxistischen Fahnen und Büchern war aufgerichtet worden - und bald loderte eine große Flamme empor und vernichtete die Symbole und geistigen Erzeugnisse einstiger Marxistenherrschaft. Schweigend und ergriffen von der symbolhaften Handlung sah die Menge diesem Schauspiel zu. Als der Haufen immer mehr zu Asche zerfiel, reckten sich spontan die Arme empor - und über dem Marktplatz erklang das Deutschlandlied.“

Bericht des Pforzheimer Morgenblatts vom 19. Juni 1933 über die Bücherverbrennung am 17. Juni:

„Mit einem Sprechchor einer Gruppe des Bundes deutscher Mädchen wurde die Bücherverbrennung eingeleitet. Unter den Klängen des Präsentiermarsches wurde sodann der Bücherhaufen angezündet und hellauf loderten die Flammen, als ein weiterer Feuerspruch von den Mädchen vorgetragen wurde. Buch auf Buch wurde in die Flammen geworfen, bis auch das letzte vom Feuer verzehrt war. Entblößten Hauptes sang sodann die Menge, die sich im Verlauf der Geschehnisse auf einige Tausend angesammelt hatten, den Choral: „Nun danket alle Gott“. Mit dem Lied vom „Guten Kameraden“ und einem dreifachen „Sieg heil“ auf den Reichskanzler wurde die Feier geschlossen.“

[Bearbeiten] Gedenken

Der 10. Mai ist eine jährliche Erinnerung daran, dass in Deutschland der Satz von Heinrich Heine „Dies war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ (Heinrich Heine: „Almansor. Eine Tragödie.“, 1821, Vers 243 f) Wirklichkeit wurde.

[Bearbeiten] Protest und Erinnerung

Die Bücherverbrennung fand im In- und Ausland ein breites Echo. In Deutschland zeigten sich die meisten Zeitungen begeistert. Es gab aber auch öffentlich geäußerte Kritik und vereinzelt Widerstand. Die aggressive Plakatierung der zwölf Thesen etwa führte in manchen Hochschulen zu vereinzeltem Protest. Der Rektor der Berliner Universität, Eduard Kohlrausch, kündigte seinen Rücktritt an, sollte das Plakat nicht aus dem Vestibül der Universität entfernt werden. Gerhard Schumann, der Württembergische Landesführer des NS-Studentenbundes, untersagte die Teilnahme an der „Aktion wider den undeutschen Geist“ und hielt trotz Protesten einzelner Studentenschaften aus Berlin an seinem Verbot fest und wurde vom Ministerpräsideten und Kultusminister Prof. Mergenthaler unterstützt.

Emigrierte Schriftsteller und ihre Freunde haben sich im Ausland bereits 1933 engagiert, um das Gedenken zu erhalten. Bereits am 27. April gab es in den USA Proteste gegen die geplanten Bücherverbrennungen, Helen Keller intervenierte zusammen mit namhaften Autoren wie Sherwood Andersen und Sinclair Lewis in einem Brief erfolglos an die deutschen Studenten. Am 10. Mai gab es einen Aufmarsch in New York, an dem sich Hunderttausende Privatpersonen, Abgeordnete und andere Funktionäre aus Kirchen und Institutionen beteiligten und dessen Hauptansprache der Oberbürgermeister hielt. Aus den Niederlanden ist bekannt, dass am Tag der Bücherverbrennung Radio Hilversum Auszüge aus den verbotenen Büchern sendete.

Am 10. Mai 1933 erschien als Titelblatt der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung in Prag die berühmte Collage von John Heartfield, die Joseph Goebbels mit erhobenem Finger vor dem Reichstag in Flammen und davor die brennenden Bücher zeigt. Der Titel lautete: „Durch Licht zur Nacht“

[Bearbeiten] Gedenkstätten

Auf dem Berliner Bebelplatz erinnert heute eine ins Pflaster eingelassene Glasplatte an die Bücherverbrennung. Sie gibt den Blick auf das aus leeren Bücherregalen bestehende Mahnmal „Bibliothek“ des israelischen Künstlers Micha Ullmann frei. Vor und hinter der Glasscheibe erinnert jeweils eine in den Boden eingelassene Bronzetafel an die Ereignisse. Zusätzlich ist auch das Heine-Zitat aus „Almansor“ (s.o.) in die Tafeln eingraviert.

In Göttingen erinnert eine Gedenktafel am Albanikirchhof (seinerzeit Adolf-Hitler-Platz) mit dem Zitat Heines (s.o.) an die dortige Bücherverbrennung.

Am Frankfurter Römerberg, zwischen Alter Nikolaikirche und Gerechtigkeitsbrunnen, erinnert eine Bronzetafel an die Bücherverbrennung.

In Hamburg-Eimsbüttel gibt es ein Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung in Hoheluft am Isebekkanal, Kaiser-Friedrich-Ufer/Ecke Heymannstraße.

München gibt es bis dato kein Mahnmahl zur Bücherverbrennung. Der Künstler Wolfram Kastner hat zum Gedenken wiederholt einen schwarzen Kreis in den Rasen des Könisgplatzes gebrannt, wo die Verbrennungen stattfanden.

In Salzburg ist für das späte Gedenken an die einzige Bücherverbrennung auf österreichischem Boden nur eine kleine Erinnerungstafel geplant.

[Bearbeiten] Archive

In Prag wurde 1933 zu einer Sammlung der verbrannten Bücher für eine Ausstellung aufgerufen, die später zerstört wurde.

Deutsche Freiheitsbibliothek

Zum ersten Jahrestag der Bücherverbrennung gründete der Schriftsteller Alfred Kantorowicz in Paris eine „Bibliothek der verbrannten Bücher“ (Deutsche Freiheitsbibliothek), die bereits am 10. Mai 1934 über 11.000 Bände verfügte. Diese Sammlung wurde nach dem Einmarsch der deutschen Truppen zerstört, sodass es bis heute keine vollständige Bibliothek der verbrannten Bücher gibt.

Archiv der verbrannten Bücher

Der Münchner Georg Salzmann hat In den vergangenen Jahrzehnten ein Archiv der 1933 durch die Bücherverbrennung vernichteten Titel aufgebaut. Neben sehr vielen Erstdrucken umfassen die etwa 10.000 Bände auch Neuauflagen und Biografien von 80 verfolgten Autoren. Salzmann möchte die Sammlung einem öffentlichen Träger übergeben, der sie als Präsenzbibliothek allen zugänglich hält. Die Stadt München hat einen Ankauf abgelehnt, da ihr das Geld fehle und man an eigenen Geschichtsprojekten arbeite. Die Bürgerschaft von Greifswald stimmte 2006 einer Ansiedlung des Archivs zu, hat ebenfalls nicht die erforderlichen Finanzen, könnte jedoch ein Gebäude zum Umbau zu Verfügung stellen. Ein gemeinnütziger Verein wirbt für Buchpatenschaften, um die Sammlung erwerben zu können und sucht darüber hinaus eine öffentliche Trägerschaft, die die Intention Salzmanns verwirklichen kann.

Bibliothek der verbrannten Bücher

Das Moses Mendelssohn Zentrum in Potsdam will 300 Bände der von den Nazis verbrannten Autoren neu auflegen und für die Bibliotheken von 3000 Oberschulen und Gymnasien in Deutschland und Österreich in zwei symbolischen Regalen zur Verfügung stellen. Nicht nur Bücher bekannter Autoren wie Zweig, Freud, Schnitzler, Roth und Werfel wird diese Bibliothek enthalten, sondern auch Autoren, die heute weitgehend vergessen sind. Das Buch „Verfassungspolitische Entwicklungen“ von Hugo Preuss soll unter dem Titel „Der Reichstag brennt – der Bundestag liest“ den Mitgliedern des deutschen Bundestages zum Gedenken überreicht werden.

[Bearbeiten] Bibliographie

  • Jan Pieter Barbian: Literaturpolitik im „Dritten Reich“. Institutionen, Kompetenzen, Betätigungsfelder. Dtv, München 1995
  • Dietmar Damwerth: Schriftstellerinnen und Schriftsteller zur NS-Zeit. Eine Dokumentation zum 70. Jahrestag der Bücherverbrennung, 2003
  • Thomas Lischeid. Symbolische Politik. Das Ereignis der NS-Bücherverbrennung 1933 im Kontext seiner Diskursgeschichte. Heidelberg: Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren, 2001. Broschiert, 277 Seiten
  • Ulrich Walberer (Hg.), 10. Mai 1933 - Bücherverbrennung in Deutschland und die Folgen. Fischer TB, Frankfurt am Main 1983 ISBN 3596242452
  • Richard Drews, Alfred Kantorowicz: „Verboten und verbrannt“ – Deutsche Literatur 12 Jahre unterdrückt, 1947; (neu) Kindler Verlag München 1983
  • Dietrich Strothman: „Nationalsozialistische Literaturpolitik“, Bonn, 1960
  • Sauder, Gerhard: Die Bücherverbrennung. Zum 10. Mai 1933. München, Wien: Carl Hanser Verlag 1983
  • Schöffling, Klaus: Dort wo man Bücher verbrennt. Stimmen der Betroffenen. Frankfurt: Suhrkamp Verlag 1983
  • Serke, Jürgen: Die verbrannten Dichter. Lebensgeschichten und Dokumente. Weinheim, Basel: Beltz & Gelberg 1992 ISBN 3407808992
  • Treß, Werner: Wider den undeutschen Geist. Bücherverbrennung 1933. Berlin: Parthas Verlag 2003 ISBN 3932529553
  • Verweyen, Theodor. Bücherverbrennungen. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2000 ISBN 3825310825
  • Walberer, Ulrich: 10. Mai 1933 “ Bücherverbrennung in Deutschland und die Folgen. Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1983
  • Hermann Rafetseder: Bücherverbrennungen. Wien 1988, ISBN 3205088581
  • Carola Schelle (Hrsg.): Stichtag der Barbarei. Anmerkungen zur Bücherverbrennung 1933. Postskriptum Verlag, Hannover 1983. ISBN 3922382169
  • Wie Gras über die Geschichte wächst. Erinnerungszeichen zu den Bücherverbrennungen. Kastner, Wolfram (Hrsg.), Mit einem Essay von Gert Heidenreich. München: A1 Verlag 1996
  • In jenen Tagen... Schriftsteller zwischen Reichstagsbrand und Bücherverbrennung. Leipzig, Weimar: Gustav Kiepenheuer Verlag 1983
  • Die Indizierung „schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ im Dritten Reich von Dietrich Aigner von Bibliothekar-Lehrinstitut des Landes NRW, 1968
  • Jahreslisten 1939-1941. Unveränderter Neudruck der Ausgabe Leipzig 1938-1941, Vaduz 1979

[Bearbeiten] Weblinks

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