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Antoninische Pest

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Prominentes OpferAuch Marc Aurel, nach dem sie benannt ist, starb wahrscheinlich an der Epidemie.
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Prominentes Opfer
Auch Marc Aurel, nach dem sie benannt ist, starb wahrscheinlich an der Epidemie.

Die Antoninische Pest war eine Pandemie, die in den Jahren von 165 bis 180 (eventuell bis 190) nahezu im gesamten Gebiet des römischen Reichs herrschte. Sie ist nach dem Gentilnamen des römischen Kaisers Mark Aurel († 180) benannt. Nicht unwidersprochen ist die Hypothese, dass dieser und ebenso sein Mitregent Lucius Verus († 169) der Pest zum Opfer gefallen seien.

Vermutlich handelte es sich bei der Seuche nicht um die Pest im medizinischen Sinne, sondern um einen besonders virulenten Stamm entweder der Pocken oder der Masern. Galenus beschreibt die Symptome 168 in seinem Traktat Methodus medendi als Fieber, Durchfall und Rachenentzündung sowie einen makulösen bis pustulösen Hautausschlag am neunten Krankheitstag. Diese Beschreibung lässt sich am ehesten mit den Pocken vereinbaren.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Die Antoninische Pest wurde von heimkehrenden Legionären, die unter dem Kommando des Lucius Verus siegreich gegen die Parther unter Vologaeses IV. gekämpft hatten, aus Mesopotamien eingeschleppt. Das erste Auftreten der Krankheit im Reichsgebiet ist 165 in Nisibis bezeugt. Von dort breitete sie sich schnell im Reich aus, über dicht bevölkerte Städte wie Smyrna, Ephesos und Athen, um nur ein Jahr später in Rom aufzutreten. Durch die gute Logistik innerhalb des römischen Reiches, die frequentierten Straßenverbindungen, aber auch über den Seeweg erreichte sie selbst abgelegene Gebiete wie Britannien.

Besonders schwer muss sie auf den iberischen Provinzen und der italienischen Halbinsel gelastet haben. Paulus Orosius schreibt im 4. Jahrhundert, dass dort viele Ortschaften völlig entvölkert worden seien. Der Historiker Cassius Dio berichtet von 2.000 Toten täglich in Rom, jeder vierte Erkrankte sei verstorben. Diese hohe Mortalitätsrate wird auch durch die Steuerlisten der Provinz Ägypten dokumentiert. Nach 170 schwächte sich die Seuche allmählich ab, flammte um 177 aber erneut auf. Die Krankheit blieb regional endemisch und führte immer wieder zu kleineren Ausbrüchen. Von einer weiteren Epidemie wird um 190, also zur Regierungszeit von Commodus, berichtet. Ob es sich dabei um eine Rückkehr der Antoninischen Pest handelte, ist nicht sicher.

Mitte des 3. Jahrhunderts kam es wiederum zu einer großen Pandemie, der Cyprianischen Pest. Auch hier ist umstritten, ob es sich um eine erneute Rückkehr derselben Krankheit handelte oder um einen neuen Erreger.

[Bearbeiten] Folgen

[Bearbeiten] Folgen für die Kriegsführung im Osten und an der Donaugrenze

Unmittelbar führte der Ausbruch der „Pest“ 165 dazu, dass der Sieg gegen die Parther nicht in eine dauerhafte Befriedung der Ostgrenzen umgemünzt werden konnte. Einige Historiker sehen in ihm den eigentlichen Grund für den römischen Rückzug aus Mesopotamien, wobei allerdings auch die schwierige Versorgungslage im geplünderten Seleukia und die langen Nachschubwege eine Rolle gespielt haben mögen.

In den 160er Jahren erschwerte die Antoninische Pest aus römischer Sicht massiv die immer wieder aufflammenden Konfrontationen mit germanischen Stämmen an der Donaugrenze. Während der Markomannenkriege führte sie zeitweise zu einer dramatischen Verschlechterung der militärischen Lage auf römischer Seite. Mark Aurel sah sich schließlich gezwungen, ab 167 die Legionen an der Donau persönlich zu führen. Im Winter 168/169 wurden die Reihen der Truppen durch die Seuche so stark gelichtet (in einigen Einheiten fiel ein Drittel der Mannschaften aus), dass eine Offensive verschoben werden musste. Allerdings überschritt die „Pest“ die Reichsgrenzen in Richtung Norden und forderte auch bei den freien germanischen und keltischen Stämmen Opfer. Hier sind die Verluste und ihre strategischen Konsequenzen jedoch nicht annähernd so gut dokumentiert, wie das für die römische Seite der Fall ist.

[Bearbeiten] Langfristige Folgen

Unter modernen Historikern ist zunehmend strittig, ob und inwieweit in der Antoninischen Pest tatsächlich ein wesentlicher Faktor für die politische Destabilisierung und den allmählichen Verlust der Reichseinheit gesehen werden kann, die schließlich zur Reichskrise des 3. Jahrhunderts führten. Die unmittelbaren Folgen der Epidemie für die wirtschaftliche und soziale Situation des Römischen Reiches wogen sicherlich schwer. Zeitweilig brach die öffentliche Ordnung zusammen. In Ägypten wird von Massenfluchten berichtet. Insgesamt war die Herrschaftszeit von Mark Aurel aber auch durch mehrere Missernten, Steuererhöhungen und die ständige Kriegssituation gekennzeichnet, so dass die Bedeutung der Epidemie auf lange Zeit relativiert wird[1].

Nach Schätzungen kamen im gesamten Zeitraum ungefähr sieben bis zehn Millionen Menschen durch die Pandemie ums Leben; dies waren mehr als 5 Prozent der Bevölkerung. In einigen urbanen Zentren ist vermutlich jeder Zehnte umgekommen[2].

[Bearbeiten] Quellen

Bei der Antoninischen Pest handelt es sich um eine der am besten dokumentierten Epidemien der Antike. Nicht alle Quellen besitzen jedoch dieselbe Qualität. Die Historia Augusta und Ammianus Marcellinus berichten vom Aufkommen der Seuche und ihrem Wüten innerhalb der römischen Truppen. Wie Galenus schildert auch Aelius Aristides das Erscheinungsbild der Krankheit. Durch Herodian, Orosius und Cassius Dio ist die Rückkehr der Epidemie in den späten 180er Jahren überliefert. Zumindest die Zuverlässigkeit der Angaben des Orosius und des Ammianus Marcellinus, die aus großem zeitlichen Abstand schrieben, sowie der Historia Augusta, die generell als umstritten gilt, ist zweifelhaft.

[Bearbeiten] Quellenverzeichnis

  • Galenus: Methodus medendi vel de morbis curandis libri XIV. Übersetzung ins Lateinische von Thomas Linacre. Paris 1519.
  • Cassius Dio: Römische Geschichte. Übers. von O. Veh, 5 Bde., München und Zürich 1985–1987.
  • Ernst Hohl (Übers.): Historia Augusta. Römische Herrschergestalten. (Bd. 1, Artemis, Zürich und München 1976, ISBN 3-7608-3568-6.; Bd. 2, Artemis, Zürich und München 1985, ISBN 3-7608-3637-2.)

[Bearbeiten] Literatur

  • Richard P. Duncan-Jones: The impact of the Antonine plague. In: Journal of Roman Archaeology 9 (1996), S. 108–136.
  • Mischa Meier (Hrsg.): Pest. Die Geschichte eines Menschheitstraumas. Stuttgart 2005.

[Bearbeiten] Fußnoten

  1. Greenberg J.: Plagued by doubt : reconsidering the impact of a mortality crisis in the 2nd century A.D. J. of Roman Archaeology (2003) 16
  2. Littman R.J.; Littman M.L.: Galen and the Antonine Plague. American Journal of Philology. (1973) 94:243-255
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