Alphons Silbermann

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Alphons Silbermann (* 11. August 1909 in Köln, † 4. März 2000 ebenda) war ein deutscher Sozialwissenschaftler und Publizist jüdischer Herkunft.

Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Studie zur Fremdenfeindlichkeit 3 Veröffentlichungen 4 Literatur über Alphons Silbermann 5 Weblinks

[Bearbeiten] Leben

Als Sohn eines Druckereibesitzers wuchs Alphons Silbermann in Köln auf. Er wirkte nach seinem Studium der Musikwissenschaft, Jurisprudenz und Soziologie u.a. als Musikkritiker. Die Musik spielte in seinem Leben eine enorme Rolle; Ballett, Klassik in jeder Form aber nicht die leichte Muse waren sein Metier. Während des Nationalsozialismus emigrierte er 1935 nach Utrecht in die Niederlande und 1938 über Paris nach Australien, wo als Tellerwäscher und Fastfood-Ketten-Betreiber viel Geld verdiente. Erst spät startete er seine akademische Karriere: 1944 wurde Silbermann Dozent am Staatskonservatorium in Sydney (Australien), desweiteren lehrte er nach seiner Rückkehr nach Europa in Lausanne in der Schweiz sowie in Bordeaux, danach wurde er schließlich Dozent für Musiksoziologie in Frankreich. Als Professor an das Institut für Massenkommunikation der Universität Köln wurde er 1958 wieder in Deutschland tätig und leitete über viele Jahre die Berufungskommisssion von Professoren und das Prüfungsbüro für Soziologie. Er stand der Kölner Schule der Soziologie unter René König nahe und publizierte empirische Studien zur Musiksoziologie und eine viel beachtete Soziobiografie von Jacques Offenbach.

In Deutschland war er einer der ersten, die die Analyseinstrumente wie die der empirischen Sozial- und Kommunikationsforschung anwandten und in den akademischen Betrieb einführten.

Silbermann spielte als Vertreter der Empirie eine wichtige Rolle in der Musiksoziologie. Ende der 1960er Jahre war er einer der Kontrahenten Theodor W. Adornos im "Positivismusstreit". Hierbei ging es vor allem um die Methoden der Musiksoziologie, wobei Adorno als Kulturkritiker mit Silbermann als empirischem Rezeptionsforscher konkurrierte.

Alphons Silbermann, der Flaneur des Jahrhunderts, wie er seine Memoiren nannte, war eine schillernde Figur: ein Charmeur, Grandseigneur, bissig, ironisch.

Silbermann schrieb über Silbermann: (...) Selbstachtung, ja gar Eigenstolz waren ihm nie ein Laster. Wohl aber die Lüge.

[Bearbeiten] Studie zur Fremdenfeindlichkeit

Zusammen mit Francis Hüser untersuchte Silbermann anhand einer repräsentativen Interviewerhebung rechtsextreme Weltbilder und deren Ideologeme. Die Studie erschien 1995 unter dem Titel „Der «normale» Haß auf die Fremden“. Insgesamt wurden in dieser empirischen Studie 1.500 Befragungen durch geführt:

• 15,5% aller Befragten waren überdurchschnittlich fremdenfeindlich.
• 35,3% „etwas“
• 34,5% „kaum“
• 14,7% waren „gar nicht“ fremdenfeindlich eingestellt.

Festgestellt wurden drei irrationale Kernmerkmale fremdenfeindlicher Weltbilder:

• die Überzeugtheit von einer kulturellen Überlegenheit Deutschlands und „der Deutschen“
• der Glaube an die Existenz national oder ethnisch begründeter Unterschiede zwischen Menschen,
• ein Nationalstolz, der sich vor allem als Wirtschaftschauvinismus äußert.

Mark Terkessidis stützte u.a. auf diese Studie seine Untersuchungen zum Rassistischen Wissen.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen

• Was ist jüdischer Geist? Edition Interfrom (1984) ISBN 3720151670
• Von der Kunst der Arschkriecherei. Rowohlt. Berlin 1997
• Ketzereien eines Soziologen
• Der ungeliebte Jude: Zur Soziologie des Antisemitismus. - Zürich: Ed. Interfrom 1981.
• [Hg.] Antisemitismus nach dem Holocaust: Bestandsaufnahme und Erscheinungsformen in deutschsprachigen Ländern. Köln: Verl. Wiss. u. Politik 1986.
• Sind wir Antisemiten? Ausmaß und Wirkung eines sozialen Vorurteils in der Bundesrepublik Deutschland. Köln: Verl. Wiss. und Politik, 1982.
• [mit Sallen, Herbert] Juden in Westdeutschland: Selbstbild und Fremdbild einer Minorität. Köln: Verl. Wiss. und Politik 1992.
• Alle Kreter lügen: Die Kunst, mit Vorurteilen zu leben. Bergisch Gladbach 1993.
• [mit Hüsers, Francis] Der "normale" Hass auf die Fremden: Eine sozialwissenschaftliche Studie zu Ausmaß und Hintergründen von Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. München: Quintessenz [u.a.] 1995.
• Verwandlungen. Eine Autobiographie. Berlin 1989
• [mit Stoffers, Manfred] „Auschwitz: Nie davon gehört?“ Erinnern und Vergessen in Deutschland, 208 Seiten. Reinbek: Rowoholt, ISBN 3-87134-337-4

[Bearbeiten] Literatur über Alphons Silbermann

• Hans Erler, Ernst Ludwig Ehrlich (Hg.): Jüdisches Leben und jüdische Kultur in Deutschland. Geschichte, Zerstörung und schwieriger Neubeginn. Campus Verlag, Frankfurt a. M./ New York 2000. ISBN 3-59336625-8

• Rowghani, Ramin: Der Vater der Mediensoziologie: Alphons Silbermann (1909-2000) Ein Nachruf - oder: "Glücklich und bedeutsam" - wie man mit Genuß und Streben sein Leben gestaltet; veröffentlich in: Menschen und Medien - Zeitschrift für Kultur- und Kommunikationspsychologie, Berlin 2002: www.MenschenUndMedien.net

Rezension: Von Mark Aurelius bis Alphons Silbermann

[Bearbeiten] Weblinks

• Zeitzeichensendung WDR
• Nachlass des Alphons Sibermann
• Zum Aufbau und Rezeption der Studie “Auschwitz: Nie davon gehört?" Erinnern und Vergessen in Deutschland.
• DIE ZEIT 1996. Alphons Silbermann: Abgesang auf die deutsche Medien- und Kommunikationswissenschaft. Marottenhafte Wichtigtuerei Alphons Silbermann
• Portrait netzturbulenzen

Personendaten
NAME	Silbermann, Alphons
KURZBESCHREIBUNG	deutscher Sozialwissenschaftler und Publizist
GEBURTSDATUM	11. August 1909
GEBURTSORT	Köln
STERBEDATUM	4. März 2000
STERBEORT	Köln