Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Alessandro Pertini - Wikipedia

Alessandro Pertini

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Alessandro "Sandro" Pertini (* 25. September 1896 in Stella/Provinz Savona; † 24. Februar 1990 in Rom) war ein italienischer Politiker.

Er war vom 8. Juli 1978 bis zum 23. Juni 1985 italienischer Staatspräsident und wohl gemeinsam mit Carlo Azeglio Ciampi der populärste Präsident der italienischen Nachkriegsgeschichte.

Als Sohn des wohlhabenden piemontesischen Grundbesitzers Alberto begann Sandro an einem Salesianerinternat in Varazze seine Schulbildung und besuchte anschließend in Savona das Chiabrera Gymnasium.

Sein Philosophielehrer war Adelchi Baratono, ein sozialistischer Reformer und Mitarbeiter von Filippo Turatis Zeitung Critica Sociale, der Pertini in die Kreise der ligurischen Arbeiterbewegung einführte. Pertini studierte Sozialwissenschaften und Jura, legte sein Examen an der Universität in Genua ab und promovierte.

1917 wurde Pertini eingezogen und nahm als Leutnant an der Isonzo-Front am Ersten Weltkrieg teil und erhielt einige Auszeichnungen für Mut und Tapferkeit. 1918 trat er der PSU bei. Er zog zu seinem Bruder nach Florenz, wo er am Insititut Cesare Alfieri Politikwissenschaft studierte und sein Diplom 1924 mit einer Schrift mit dem Titel La Cooperazione (= Kooperation) erhielt. Dort kam er in Berührung mit demokratischen Interventionisten wie Gaetano Salvemini, den Brüdern Rosselli und Ernesto Rossi. Pertini wurde mehrfach von faschistischen Kommandos verprügelt, verlor jedoch niemals seine politischen Ideale. Er trat zunächst der Oppositionsbewegung Italia libera bei.

Nach dem Mordanschlag auf Giacomo Matteotti in Rom verstärkte er seinen Kampf gegen den Faschismus. 1925 wurde er verhaftet wegen einer unter seinem Namen erschienen Broschüre mit dem Titel: „Sotto il barbaro dominio fascista“, in der der Monarchie und dem königlichen italienischen Senat das Misstrauen ausgesprochen wurde. Der Senat hatte die Aufgabe, über eine Anklage gegen General Emilio de Bonos wegen Mitwirkung an der Ermordung Matteottis vor dem Obersten Gericht zu entscheiden. 1926 wurde er im Zuge der "Sondergesetze gegen den Antifaschismus" zu 5 Jahren Deportation verurteilt, konnte sich aber in der Mailänder Wohnung Carlo Rossellis verstecken, wo er den Kopf des italienischen Sozialismus Filippo Turati persönlich kennenlernte.

Pertini organisierte und begleitete die Flucht von Turati auf die französische Insel Korsika. Pertini blieb bis 1926 dort und arbeitete als Taxifahrer, Hilfsarbeiter, Anstreicher, Maurer und Komparse. Nach seiner Rückkehr nach Italien mit einem Schweizer Pass unter dem Namen Luigi Roncaglia bemühte er sich um den Aufbau einer sozialistischen Untergrundorganisation, wurde jedoch verraten, 1929 in Pisa verhaftet und zu 10 Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Pertini verweigerte dem faschistischen Gericht den Respekt, quittierte den Urteilsspruch mit dem Ruf „Es lebe der Sozialismus“ und „Nieder mit dem Faschismus“, was ihm eine zeitweilige Inhaftierung im Gefängnis „Regina Coeli“ und das Urteil lebenslänglich im Zuchthaus Santo Stefano einbrachte. Mehrere ernste Erkrankungen bewirkten im Dezember 1930 seine zeitweilige Entlassung in ein Heim für chronisch Kranke in Turi, obwohl er niemals ein Gnadengesuch einreichte. Dort lernte Pertini eine andere legendäre Gestalt des italienischen Sozialismus kennen, Antonio Gramsci, mit dem er sich anfreundete. Im April 1932 wurde er wegen seines Gesundheitszustands in ein Sanatorium für Strafgefangene in Pianosa verlegt. Als seiner Mutter infolge seines Gesundheitszustands ein Gnadengesuch nahegelegt wurde, kam es darüber zu einem heftigen Streit mit seiner Mutter.

1935 befand er sich in der Verbannung in Ponza, 1939 in Tremiti und später auf der Insel Ventotene im Tyrrhenischen Meer, wo er bis 1943 verbrachte. Einen Monat nach Mussolinis Verhaftung wurde Pertini befreit und stürzte sich als entschiedener Gegner des Faschismus nach seiner Freilassung sofort in den Kampf mit den deutschen Besatzern, die Italien nach der Absetzung Mussolinis durch den König zwischenzeitlich besetzt hatten. Er gehörte zu den Gründern der widererstandenen Sozialistischen Partei und sofort wurde ihm die Verantwortung für die militärischen Organisation übertragen.

Von der SS gemeinsam mit Giuseppe Saragat in Rom verhaftet, brutal verhört ohne jemanden zu verraten, wurde er zum Tode verurteilt, aber durch einen Überfall der Resistenza befreit. Sofort gehörte er dem zentralen Militärausschuss des Komitees zur nationalen Befreiung als Vertreter der PSIUP an. Pertinis jüngster Bruder Eugenio kam tragischer Weise im KZ Flossenbürg am 25. April 1945 – am Tage der Befreiung Italiens – ums Leben.

Mittlerweile hatte Mussolini noch einmal von Hitlers Gnaden die Italienische Sozialrepublik in Norditalien errichtet, wo die Unterdrückung durch die Nazis besonders grausam war. Als Mitglied der Leitung des PSU ging Pertini in den Norden, um den Widerstand der Resistenza gemeinsam mit der CLNAI zu organisieren. Im Juli 1944 nahm er an der Befreiung Roms teil, wandte sich daraufhin erneut dem Norden zu, gelangte von Frankreich über den Mont Blanc nach Norditalien, wo er im April 1945 gemeinsam mit Luigi Longo und Leo Valiani den Aufstand von Mailand organisierte.

Nach der Befreiung Italiens am 25. April 1945 war Pertini kurz Parteisekretär des PSU und wurde dann in das verfassunggebende Parlament (= Konstituante) gewählt, das die Verfassung des modernen Nachkriegsitaliens ausarbeitete. Ab 1948 war Pertini Senator und gehörte ab 1953 der Abgeordnetenkammer an.

Während der Nachkriegszeit war er ein prominentes Mitglied der Leitung des PSU bzw. PSI. Von 1950 bis 1952 fungierte Pertini als Chefredakteur der sozialistischen Zeitung Avanti! Trotz seiner Bereitschaft für eine politische Zusammenarbeit mit dem PCI war Pertini immer auf die Unabhängigkeit seiner Partei bedacht, die er als Hüterin der Demokratie und Freiheit der Arbeiterklasse verstanden wissen wollte. Wie die Mehrheit der italienischen Linken verstand Pertini die UdSSR als Sieger und Beschützer gegen den Faschismus und Nationalsozialismus und trat während des Kalten Krieges für die Entspannungspolitik ein.

Nach dem Einmarsch der Sowjetunion 1956 nach Ungarn trat Pertini für das Selbstbestimmungsrecht der Völker, die Souveränität der Staaten und die demokratische Legalität ein. Er trat gegen jede Art von Kolonialismus – sowohl in der offenen französischen Variante in Indochina, wie der verbrämten Variante Italiens in Somalia – ein. Er verurteilte Korruption sowohl innerhalb des italienischen Staates, wie innerhalb seiner Partei und nahm in ihr eine unabhängige Position ein, die ihm über die Parteigrenzen hinweg hohes Ansehen einbrachte. Gleichzeitig trat er für die Einheit seiner Partei über die Vielfalt der verschiedenen Flügel ein. Er gehörte zu den energischen Verfechtern eines Atomwaffenverbots in Italien.

Ab 1963 war Pertini Stellvertretender Präsident, 1968 wurde er zum Präsidenten der Camera dei Deputati (= Deputiertenkammer, einer der beiden Kammern des italienischen Parlaments) berufen und 1978 nach 16 Wahlgängen mit 81 Jahren zum Präsidenten der italienischen Republik gewählt, dem höchsten Staatsamt Italiens. Als Präsident bemühte er sich erfolgreich darum, den Italienern wieder Vertrauen in den italienischen Staat und seine Institutionen zu geben. Während der Periode des Terrorismus der Brigate Rosse war er ein strenger Verteidiger der Institutionen des Rechtsstaats und sprach offen die vermutete Verbindung zwischen den Roten Brigaden und der UdSSR an. Er trat sein Amt kurz nach der Ermordung des Parteivorsitzenden der Democrazia Cristiana Aldo Moro durch die Roten Brigaden an und konnte das Auseinanderbrechen der „Parteien des Verfassungsbogens“ (DC, PCI, PLI, PRI, PSDI und PSI) in der sogenannten parlamentarisch-programmatischen Mehrheit nicht verhindern. Mehrfach weigerte sich Pertini, den im Nachkriegsitalien aus taktischen Gründen so beliebten Weg der Neuwahlen zu gehen und zwang so die italienischen Parteien, nach Kompromissen zu suchen.

Nach dem Tod vieler italienischer Soldaten infolge eines libanesischen Selbstmordanschlags auf die multinationale Truppe in Beirut 1983 stand Pertini vor einer weiteren der vielen Krisen, die in seiner Amtszeit zu bewältigen waren. Er trat entschieden gegen die Mafia auf, die in seiner Amtszeit eine Reihe brutaler Morde gegen Staatsanwälte und Richter verübt. Pertini verurteilte die Apartheid in Südafrika, die Militärdiktaturen in Südamerika und die Intervention der UdSSR in Afghanistan. Sein Tod hinterließ bei vielen Italienern eine tiefe Lücke, weil er in der gesamten Bevölkerung für seine Rechtschaffenheit, Integrität und für seine Weise, moralische und politische Fragen auszusprechen, geliebt wurde.

Pertini weigerte sich, für eine zweite Amtszeit zu kandidieren und wurde gegen Ende seiner Präsidentschaft zum Senator auf Lebenszeit gewählt.

Im Guinness-Buch der Rekorde von 1983 war er als ältester amtierender Präsident der Welt aufgeführt. Unvergesslich bleibt seine Reaktion auf das dritte italienische Tor beim Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 1982 zwischen Italien und Deutschland, als er seinen Finger in Richtung auf die deutsche Delegation oder den spanischen König reckte, was den Eindruck erweckte, er wolle sagen: „Niemand kann uns jetzt noch besiegen.“


Pertini war mit Carla Voltolina verheiratet, die er 1945 bei den Partisanen der Resistenza kennenlernte.

[Bearbeiten] Werke

  • Alessandro Pertini: Sechsmal verurteilt und nicht zerbrochen - Protokolle eines demokratischen Sozialisten, 1987

[Bearbeiten] Literatur

  • Stefano Caretti, Maurizio degl’ Innocenti und Gianni Silei (Hrsg.): Scrivere con la sinistra. Dalla Carta intestata a Internet, 2002, Casa Editrice Piero Lacaita, Rom
  • Stefano Caretti, Maurizio degl’ Innocenti: Sandro Pertini - Combattente per la Libertà, 2002, Casa Editrice Piero Lacaita, Rom
  • G. Arfé, P. Caretti, F. Cerofolini, D. Cofrancesco, Maurizio degl’ Innocenti, E. Gallo, A. Ghirelli, A. Manzella, G. Negri, G. Vassali, Angelo Ventura: Sandro Pertini nella Storia d’Italia, 1997, Casa Editrice Piero Lacaita, Rom

[Bearbeiten] Weblinks


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