Afrikaner (Stamm)

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Afrikaner ist der Name eines Stamms des am Kap der guten Hoffnung/Südafrika entstandenen Mischlingsvolkes der Orlam - abgeleitet aus dem Namen ihres Häuptlings Jager Afrikaner.

Die Afrikaner entstammen - wie alle übrigen Orlam-Stämme auch - der Verbindung der am Kap seit 1652 ansässigen Holländer mit den in ihren Diensten stehenden Nama-Frauen. Auf Grund ihrer räumlichen Nähe zu den Europäern waren die Afrikaner mit der Lebensweise der Kolonisatoren bestens vertraut, hatten dort vielfach Lesen und Schreiben und - da häufig auch als Farm-Wächter angestellt - den Umgang mit Schusswaffen gelernt. Ihren Stammessitz hatten die Afrikaner bei Roode Sand am Wintehoek (Südafrika) - in etwa der Gegend der heutigen Stadt Tulbagh. Ihren Lebensunterhalt bestritten sie vor allem durch die von den Holländern unterstützte Jagd auf die dort ebenfalls lebenden Buschmänner und San, da diese den Siedlern durch häufige Viehdiebstähle zu schaffen machten. Die Afrikaner waren damit anerkannter Teil der kapholländischen Polizei und nahmen diese Aufgabe auch nach der Machtübernahme durch die Engländer im Jahre 1795 wahr.

Der Stamm musste 1796 wegen der Ermordung des Kapholländers Pieter Pinaar und seiner Familie vor der Verfolgung durch die Kappolizei nach Norden fliehen und ließ sich zunächst auf einer Insel im Oranje, später im Namaland in Khauxanas und dann bei dem Ort Warmbad nieder. Sie lebten dort vor allem von Raubzügen und waren der Schrecken der dort siedelnden Nama-Stämme, Farmer und Forschungsreisenden. Zahlreiche Versuche der Kapregierung, die Räuberbande unschädlich zu machen, scheiterten an deren Beweglichkeit und besserer Ortskenntnis. Bei einem Überfall auf die Missionstation Warmbad im Jahre 1811 bekam Jager Afrikaner ersten Kontakt mit der christlichen Lehre - und der blieb nicht folgenlos: Jager Afrikaner ließ sich bekehren, wurde 1815 getauft, schwor seinem bisherigen Räuberleben ab und stellte sich 1817 als reuiger Sünder sogar der Kapstädter Polizei. Jager wurde begnadigt, kehrte nach Warmbad zurück und führte bis zu seinem Tode im Jahre 1823 ein "gottgefälliges Leben".

Nach dem Tode Jager Afrikaners teilte sich der Stamm: der friedlichere Teil blieb in Warmbad, die übrigen übernahm der jüngste Sohn des Jager Afrikaner, Jonker Afrikaner, und führte diese durch zahllose Raubzüge und Kriege gegen nahezu alle in Südwest-Afrika ansässigen Stämme, vor allem aber auch gegen die mächtigen Herero, zu einer für damalige Zeiten nicht bekannten Machtfülle. Neuer Stammessitz wurde 1840 Windhoek, die heutige Hauptstadt Namibias, mit nahezu 30.000 Einwohnern. Der Überfall auf die Herero im Jahre 1850 (sog. Blutbad von Okahandja ) markierte den Höhepunkt der Macht der Afrikaner, die durch den Friedensschluss von Hoachanas am 9. Januar 1858 auch von den übrigen Stämmen Südwest-Afrikas offiziell anerkannt wurde. Nach einem weiteren Beutezug des Jonker Afrikaner ins Ovamboland kehrt dieser schwer erkrankt zurück und stirbt kurze Zeit später am 18. August 1861 in Okahandja.

Dieses Ereignis stellt den Wendepunkt in der Geschichte des Stammes dar. Der nachfolgende Häuptling Christian Afrikaner scheiterte an der freundschaftlichen Beziehung seines Bruders Jan Jonker Afrikaner zu Maharero, dem Oberhäuptling der Herero (Christian Afrikaner fällt in einem von Maharero provozierten Überfall am 15. Juni 1863); der ihm in der Häuptlingsschaft folgende Jan Jonker Afrikaner scheiterte an den wieder erstarkten Herero unter ihrem Häuptling Maharero; Jan Jonker wird von Maharero nach dem "Diktatfrieden von Okahandja" am 23. September 1870 zum Ko-Häuptling der Herero degradiert und gänzlich entmachtet. Ein nochmaliges Aufbäumen der Afrikaner 1889 gegen die inzwischen übermachtig gewordenen Herero scheiterte ebenfalls und zwang die Afrikaner zu einem Räuberdasein am Gamsberg. Dort gerieten sie mit den aufstrebenden Witbooi unter Hendrik Witbooi aneinander und wurden auf der Flucht vor diesen mit einem kläglichen Stammes-Rest von 30 Personen bei Tsaobis am Swakop gestellt. Jan Jonker ist zwar zur Aufgabe bereit, wird aber vor Beginn der Kapitulationsverhandlung am 10. August 1889 von seinem Sohn Phanuel erschossen.

Der Rest des Afrikaner-Stammes versank in Bedeutungslosigkeit und wurde im Malaria-Jahr 1897 gänzlich ausgerottet.

Siehe auch: Schwarzafrikaner, Neger, Rassismus ohne Rassen, Ethnie