1. Deutsch-Niederländisches Korps
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Das 1. Deutsch-Niederländische Korps ist ein multinationaler Verband der Bundeswehr und der niederländischen Armee sowie Teil der schnellen Eingreiftruppe der NATO, der im Einsatzfall bis zu 40.000 Mann unterstehen. Das Hauptquartier des Korps befindet sich im westfälischen Münster.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Idee eines gemeinsamen Korps geht auf die Initiative der Niederlande zurück. Als Folge entschlossen sich die Verteidigungsminister beider Länder im Jahre 1991 zur Gründung des 1. Deutsch-Niederländischen Korps. Dabei wurden zwei bislang eigenständige Korps zu einem Einzigen vereinigt. Die Einsatzbereitschaft wurde am 30. August 1995 unter Anwesenheit des damaligen niederländischen Ministerpräsidenten Wim Kok und Bundeskanzler Helmut Kohl feierlich verkündet. Erster Kommandeur wurde der niederländische Generalleutnant Ruurd Reitsma, sein Stellvertreter war der deutsche Generalmajor Dr. Günter Freiherr von Steinaecker. Die Stadt Münster wurde als Sitz des Hauptquartiers ausgewählt, weil sie mit dem Westfälischen Frieden für beide Länder eine besondere Bedeutung hat.
Die Aufgaben des Korps wurden zunächst wie folgt definiert: Verteidigung der Gebiete der NATO-Mitglieder als Teil der NATO Hauptverteidigungsstreitkräfte, Teilnahme an Friedensmissionen, Operationen unter dem Vorzeichen der UN, humanitäre Missionen sowie Einsätze bei Naturkatastrophen. Bereits kurze Zeit nach dem Herstellen der Einsatzbereitschaft wurden dem Korps weitere Aufgaben übertragen. So kann der Stab auf Anfrage der Europäischen Union unterstellt werden und seit Dezember 1999 ist es ein Land Component Command.
Gleichzeitig begann die Umstellung auf einen multinationalen Verband. Seit November 2002 ist das Korps ein High Readiness Forces (Land) Headquarters (HRF(L) HQ) als Teil der NATO Combined Joint Task Force (CJTF) und innerhalb von 20 bis 30 Tagen nahezu mit voller Truppenstärke einsatzbereit. Der erste Einsatz unter dieser Aufgabenstellung fand zwischen Februar und August 2003 als Hauptquartier der ISAF in Afghanistan statt.
Anschließend begann die weitere Entwicklung des Land Component Command. Von Beginn des Jahres 2004 war das Korps dem NATO Joint Forces Command in Neapel unterstellt und erreichte im November 2004 den Status eines NATO Response Force-Hauptquartiers (NRF). Vom 14. Januar bis 30. Juli 2005 befand es sich in diesem Rahmen als viertes Hauptquartier (NRF-4) im Stand-By-Status und löste den Vorgänger NRF-3, das NATO Rapid Deployable Corps Italy (NRDC-IT) aus Solbiate Olona in Italien, ab. Dabei absolvierte das Korps im Mai und Juni 2005 das Manöver Iron Sword, bei der mehr als 6.000 Soldaten und 2.500 Fahrzeuge von Mitteleuropa nach Norwegen verlegt wurden. Turnusgemäß wird das 1. Deutsch-Niederländische Korps von Januar 2008 bis Juni 2008 als NRF-10 wieder Hauptquartier der NATO Response Force.
Mit der Etablierung eines ersten Belgiers im Jahr 2005 und ca. 10 Franzosen in 2006 arbeiten nun insgesamt 12 Nationen unter einem Dach.
[Bearbeiten] Aufstellung
Außerhalb von Einsätzen ist nur der Stab des Korps aufgestellt. Ihm dauerhaft unterstellt sind das Staff Support Bataillon in Münster sowie das Communication and Information Systems (CIS) Bataillon in Eibergen and Garderen. Bei Bedarf sind dem Korps die 1. Panzerdivision Hannover sowie die 1. Mechanisierte Division Schaarsbergen unterstellt. Derzeitiger Kommandierender General (COM) ist der niederländische Generalleutnant Tony van Diepenbrugge. Sein Stellvertreter (DCOM) ist der deutsche Generalmajor Rolf Baumgärtel, Chef des Stabes (COS) ist der deutsche Brigadegeneral Armin Staigis. Durch Angleichung an NATO-Strukturen ist Mitte 2006 eine weitere Kommandebene eingezogen worden, in der drei Brigadegenerale führen. Die sogenannte "Support-Divison" wird geführt durch den FRA Brigadier Rivault, die "Operations-Division" durch den NLD BrigGen de Jonge und das "Rear Support Command" durch den NOR Brigadegeneral Anda.
[Bearbeiten] NRF-4
Während des Status als Hauptquartier der NRF-4 war das Korps wie folgt aufgestellt. Die Truppenstärke umfasste etwa 8.500 Mann.
- Stab und Stabskompanie 1. D/NL Korps, Münster (GE)
- Stabsunterstützungsbataillon 1. D/NL Korps, Münster (GE)
- Fernmeldebataillon 1. D/NL Korps, Eibergen/Garderen (NL)
- 43. mechanisierte Brigade, Darp (NL)
- Stab
- Stabsunterstützungskompanie, Apeldoorn (NL)
- 1. leichtes Aufklärungskompanie, Rønne (DK)
- Fallschirmjägerkompanie, Bakanliklar-Ankara (TUR)
- 24. Flugabwehrbatterie, Valencia (ES)
- 4./Feldjägerbataillon 152, Wilhelmshaven (GE)
- 101. Fernmeldebataillon, Garderen (NL)
- 103. EloKa-Bataillon, 't Harde (NL)
- 12. luftbewegliches Infanteriebataillon, Arnheim (NL)
- Fallschirmjägerbataillon 373, Doberlug-Kirchhain (GE)
- 44. Panzergrenadierbataillon, Steenwijk (NL)
- Telemark-Bataillon (mechanisiertes Bataillon), Rena (NOR)
- Artilleriegruppe (gemischt), Haguenau (FR)
- 11. Panzerpionierbataillon, Wezep (NL)
- 101. Pionierbataillon, Wezep (NL)
- ABC-Abwehrbataillon 7, Höxter (GE)
-
- multinational
- Logistikbataillon, Apeldoorn (NL)
- multinational
- Logistikbataillon 462, Diez (GE)
- 330. Instandsetzungsbataillon, Garderen (NL)
- 100. Transportbataillon, Garderen (NL)
- Luftlandeunterstützungsbataillon 272, Wildeshausen (GE)
- Sanitätsbataillon, Leer (GE)
- multinational
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Seite des 1. Deutsch-Niederländischen Korps
Koordinaten: 51° 57′ 59.40″ N, 7° 36′ 56.15″ O