Wilhelm Stuckart

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wilhelm Stuckart (* 16. November 1902 in Wiesbaden; † 15. November 1953 in Hannover) war ein promovierter Jurist und nationalsozialistischer deutscher Politiker.

[Bearbeiten] Leben

Stuckart war Sohn eines Bahnangestellten und wurde christlich erzogen. Nach dem Abitur schloss er sich 1919 dem Freikorps von Epp an. Ab 1922 studierte er Rechtswissenschaften in München und Frankfurt/Main. In die NSDAP trat er im Dezember 1922 ein. 1928 promovierte er zum Dr. jur. mit dem Thema "Erklärung an die Öffentlichkeit, insbesondere die Anmeldung zum Handelsregister". Ab 1930 amtierte er als Amtsrichter, von 1932 bis März 1933 war er Anwalt und Rechtsreferent der SA in Pommern. Von dort wechselte er im Juni 1933 als Staatssekretär ins Preußische Wissenschaftsministerium, wurde 1934 Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und 1935 Staatssekretär im Reichsinnenministerium. 1936 trat er in die SS ein und wurde 1944 zum SS-Obergruppenführer befördert. 1942 nahm er als Staatssekretär an der berüchtigten Wannseekonferenz teil.

Im Mai 1945 wurde er als Innenminister der Regierung Dönitz in Flensburg interniert.

Stuckart musste sich 1948/1949 als Kriegsverbrecher verantworten. Im Wilhelmstraßen-Prozess stellte er seinen Zwangssterilisierungsplan als Verzögerungstaktik und deshalb als Rettungsaktion zur Verringerung der "Evakuierungen" dar. Nachdem der ebenfalls mit „Judenangelegenheiten“ befasste, 1944 jedoch wegen seiner Verbindungen zum Widerstand inhaftierte Bernhard Lösener als Zeuge diese Version weitgehend bestätigt hatte, sah das Gericht diesen Tatbestand zugunsten Stuckarts als nicht zweifelsfrei geklärt an. Das Gericht verurteilte Stuckart deshalb nur wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu einer Strafe von weniger als 4 Jahren Haft. Er sei mit seinen "in der friedlichen Stille (der) Büros in den Ministerien" entworfenen Gesetzen und Verordnungen genau so schuldig, wie "die Kommandanten in den Todeslagern". Die Strafe galt mit der Urteilsverkündung als verbüßt, weil seine Internierungszeit angerechnet wurde.

Wilhelm Stuckart gelang es, in der jungen Bundesrepublik schnell Karriere zu machen. Von den deutschen Behörden wurde er 1950 nur als "Mitläufer" entnazifiziert eingestuft und wurde 1952 zu 50.000 DM Geldstrafe verurteilt.

Zu dieser Zeit war er bereits Geschäftsführer des Instituts zur Förderung der Niedersächsischen Wirtschaft. Auch politisch wurde er schnell wieder aktiv und engagierte sich im niedersächsischen Vorstand des Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE), der es unter Führung des Vertriebenenministers Theodor Oberländer bis zur Regierungsbeteiligung brachte.

Kurz vor seinem Tod durch einen Verkehrsunfall hatte er in einem Verfahren nach Art. 131 Grundgesetz die Festsetzung ruhegehaltsfähiger Dienstbezüge nach B 3 erreicht.

[Bearbeiten] Literatur

• Peter Schöttler: Eine Art "Generalplan West" : Die Stuckart-Denkschrift vom 14. Juni 1940 und die Planungen für eine neue deutsch-französische Grenze im Zweiten Weltkrieg, in: Sozial.Geschichte, N.F. 18 (2003), 3, S. 83-131 [mit Edition S. 110-131]

[Bearbeiten] Weblinks

• Literatur von und über Wilhelm Stuckart im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• http://www.ghwk.de - Haus der Wannsee-Konferenz
• http://www.forumjustizgeschichte.de/Die_Mitwirkung.154.0.html
• http://www.rewi.hu-berlin.de/FHI/articles/0508jasch.htm

Personendaten
NAME	Stuckart, Wilhelm
KURZBESCHREIBUNG	Staatssekretär im Reichsministerium des Innern
GEBURTSDATUM	1902
GEBURTSORT	Wiesbaden
STERBEDATUM	1953
STERBEORT	Hannover