Teufelsberg
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Teufelsberg | |
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Teufelsberg mit ehemaliger Abhöranlage |
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Höhe: | 114,7 m |
Lage: | Berlin (Deutschland) |
Geografische Lage: | Koordinaten: 52,497433° N, 13,241007° O 52,497433° N, 13,241007° O |
Typ: | Trümmerberg |
Besonderheiten: | Überschüttung des Rohbaus der Wehrtechnischen Fakultät |
Der Teufelsberg (im Volksmund auch Monte Klamotte) ist ein Trümmerberg im Westen Berlins und mit 114,7 m über NN neben den Müggelbergen die höchste Erhebung des Stadtgebiets. Der 55 Meter hohe Hügel – mit Aussicht über das Naturschutzgebiet Grunewald und die Havel – liegt im Ortsteil Berlin-Grunewald (Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf) an der Teufelsseechaussee zwischen den S-Bahn-Bahnhöfen Grunewald und Heerstraße. Er hat seinen Namen vom nahe gelegenen Teufelssee.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Aufschüttung des Berges
Ursprünglich stand an der Stelle des heutigen Teufelsbergs der Rohbau der Wehrtechnischen Fakultät, die im Rahmen des nationalsozialistischen Projektes Welthauptstadt Germania gebaut werden sollte. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage zum Teil gesprengt, abgerissen und als Baumaterial genutzt. Um eine weitere Nutzung der Anlage zu verhindern und das Gelände für West-Berlin zu nutzen, wurde das Gelände ab 1950 zur Deponie für 12 Millionen m³ Trümmerschutt aus 400.000 zerbombten Häusern. Es liegt heute in fast 100 m Tiefe begraben. Weitere Deponien (zum Beispiel Insulaner, Wilmersdorfer Stadion am Lochowdamm auf dem Gelände der ehemaligen Gasanstalt) hatten die vorgesehene Kapazität erreicht und konnten nicht weiter bedient werden. Am 14. November 1957 wurde der zehnmillionste Kubikmeter Schutt angefahren. Täglich luden etwa 800 Lastzüge rund 6.800 m³ ab. Nach Trümmer- und Bauschutt wurde der Teufelsberg auch als Mülldeponie für Industrieabfälle genutzt. Bei der Modellierung plante man Wintersportanlagen (Skihang, Rodelbahn, Sprungschanze, Schlepplift) ein. Fertiggestellte Bereiche wurden mit Sand und Mutterboden überfüllt und begrünt (überwiegend Kiefern).
Die Planungsaufsicht oblag dem Bauamt des Bezirksamtes Wilmersdorf. Nahezu alle Vermessungsarbeiten wurden vom Vermessungsingenieur Rudolf Gadacz und seinem Team durchgeführt. Gadacz hatte bereits beim Stadion Wilmersdorf am Lochowdamm Erfahrungen gesammelt.
[Bearbeiten] Zeit des Kalten Krieges
Eine Nutzung als Freizeitgelände war geplant, wurde aber vorerst vereitelt, da die US-Armee den Berg für eine Abhöranlage nutzte. Die anfangs mobile Installation zur Überwachung des Luftraums – insbesondere der drei Flugkorridore zwischen Berlin und der Bundesrepublik – wurde bald fest ausgebaut. Dazu wurden mit der Zeit fünf Antennenkuppeln errichtet, die Überwachungsaufgaben bis weit in das Gebiet des Warschauer Paktes übernahmen. Die Anlage auf dem Teufelsberg wurde nun hauptsächlich von der NSA betrieben, die als Teil des weltweiten Spionagenetzes ECHELON diente.
Ab 1957 wurde die Anlage von einer Reihe von amerikanischen und britischen Aufklärungs- und Sicherheitsdiensten genutzt
- 1957 280th ASA Company of the U.S. Army Security Agency (ASA)
- 1961 78th ASA Special Operations Unit
- 1966 54th Special Operations Command
- 1967 USAASA Field Station Berlin
- 1977 U.S. Army Intelligence and Security Command (INSCOM)
- National Security Agency (NSA) 6912 Electronic Security Group of the U.S. Air Force
- RAF No 26 Signal Unit
- RAF No 13 Signal Regiment
Um die Überwachung nicht zu beeinträchtigen, musste sogar die Skilift-Anlage wieder abgebaut werden, da die Metallstützen die Funkbeobachtungen störten. Andererseits stellte man fest, dass zu bestimmten Zeiten die Ergebnisse besonders gut waren. Man fand heraus, dass das Riesenrad des jährlich stattfindenden Deutsch-Amerikanischen Volksfestes am Hüttenweg in Zehlendorf die Ursache war. Daraufhin ließ man es auch noch einige Zeit nach Abschluss des Festes stehen. Gadacz berichtete, dass die US-Armee vermutlich einen Schacht errichtete, der bis in die Anlage der Wehrtechnischen Fakultät herunter reichte. Er kannte genau die in der Deponie abgelagerten Schichten, die nun wieder als Aushub auftauchten. Vermutlich wurde ein Teil der Anlage in den Resten der wehrtechnischen Fakultät (Kastell) eingerichtet. Neueste Forschungen des Berliner Unterwelten e.V. konnten diese Annahme nicht eindeutig bestätigen. Jedoch existiert ein unterirdischer Fluchtweg.
[Bearbeiten] Nach der Wiedervereinigung
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden die elektronischen Einrichtungen der Anlage entfernt, da diese nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion praktisch nutzlos geworden waren. 1991 zogen Amerikaner und Briten ab. Später wurde eine neue Radaranlage installiert und 1999 die Radarkuppel des Hauptturms erneuert, denn die Radaranlage diente nun der zivilen Luftüberwachung für den Flugverkehr.
Die Abhörstation sollte nach Planungen 1998 zu einer exklusiven Wohnanlage werden. Der Investor bezahlte dem Land Berlin im Dezember 1996 5,2 Millionen DM für das 4,7 Hektar große Areal; 200–300 Millionen sollten in Hotel, Tagungszentrum, Spionagemuseum, Wohnungen und Gaststätte investiert werden. Das Bauprojekt scheiterte allerdings. Es wurden lediglich einige Fundamente, ein Keller-Rohbau und das Muster einer Loftwohnung errichtet. Nach einem befristeten Bauverbot soll das Gelände laut Flächennutzungsplan zu einer Waldfläche umgewidmet werden.
Nachdem die Bewachung Anfang 2003 eingestellt wurde, war das Gelände zeitweise aufgrund zahlreich vorhandener Löcher in der Umzäunung für jedermann zugänglich. Seit Mitte 2005 wurde die Bewachung wieder aufgenommen und die Umzäunung repariert. Trotzdem hat diese kurze Zeitspanne ausgereicht, um fast sämtliche Gebäude und Einrichtungen durch Vandalismus nachhaltig zu beschädigen oder zu zerstören. Man kann sagen, dass es so gut wie keine intakte Fensterscheibe mehr auf dem Gelände gibt.
Das Areal befindet sich weiterhin im Besitz der insolventen Investorengruppe. Die Senatsverwaltung schließt einen Rückkauf aus, da auf dem Gelände Hypotheken von ca. € 33 Mio lasten.[1]
[Bearbeiten] Nutzung
Bereits in den 70er Jahren wurde ein Hang des Teufelsberges vorübergehend für den Weinanbau genutzt – Wilmersdorfer Teufelströpfchen. Der Hügel ist ein Eldorado für Mountainbiker und für Zuschauer ihrer spektakulären Stürze, und bei entsprechenden Windverhältnissen Übungsgelände für Drachen- und Gleitschirmflieger. Seit den 80er Jahren wird er von Skateboardern für das Downhill-Skaten genutzt.
Im Winter wird der Skihang mit vielen Snowboardern, aber teilweisem Rodelverbot, öfters zu blankem Eis poliert. Für meditativeren Wintersport gibt es eine Langlauf-Loipe. Zudem wird zu jedem Jahreswechsel ein Silvesterlauf über das Gelände veranstaltet. Der Deutsche Alpenverein betreibt am Teufelsberg einen Kletterfelsen. Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins wurde auf dem Skihang sogar ein Weltcup-Slalom ausgetragen. Außerdem wird der Berg im Sommer gern zum Downhill-Fahrradfahren benutzt.
Der Berg wird nicht nur von den Mountainbikern genutzt, sondern auch von Longboardern, die die Straße zur ehemaligen Abhöranlage als Downhillstrecke nutzen. Seit 2003 trifft sich dort von Frühling bis Anfang Winter das Berliner Slide 'n Downhill Team.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Die Berliner bauen ihre Berge selber, luise-berlin.de
- Schnee am Monte Klamotte, Die Zeit, 2002
- Randale in der Ruine, Tagesspiegel, 23. Mai 2004
- Spionage am Eisernen Vorhang - Das Geheimnis des Berliner Teufelsbergs, ZDF-Sendung Abenteuer Wissen
- NSA Field Station Teufelsberg - a late post mortem, Bericht über die Abhörstation (CCC, auf Englisch)
- Guardbattalion.de
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Investor verzweifelt gesucht, Berliner Morgenpost, 15. November 2006