National Security Agency
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Die National Security Agency (NSA) (deutsch: Nationale Sicherheitsbehörde) gilt als der größte und wahrscheinlich finanziell am besten ausgestattete Nachrichtendienst der Welt. Sie ist für die weltweite Überwachung und Entschlüsselung von elektronischer Kommunikation zuständig und in dieser Funktion ein Teil der Intelligence Community, in der sämtliche Nachrichtendienste der USA zusammengefasst sind. Die NSA ist administrativ und technisch dem Department of Defense unterstellt, operativ aber direkt dem National Security Advisor, zur Zeit Stephen Hadley, den es mit ihren nachrichtendienstlichen Erkenntnissen bei seinen Entscheidungfindungen unterstützt.
[Bearbeiten] Organisation
[Bearbeiten] „Crypto City"
Das Hauptquartier der NSA ist Fort Meade in Maryland, ca. 16 km nordöstlich von Washington (D.C.), bei Koordinaten: 39° 6' 32" N und 76° 46' 16" W 39° 6' 32" N und 76° 46' 16" W. Die NSA hat eine eigene Ausfahrt auf der Autobahn Baltimore–Washington, gekennzeichnet mit NSA Employees Only („nur NSA-Angestellte“). Zivilisten/Besucher sollten ausschließlich die Exit Canine Road, zum frei zugänglichen National Cryptologic Museum wählen.
Die Fenster des Hauptquartiers und Operationszentrums von Crypto City, wie Fort Meade auch genannt wird, bestehen unter der schwarzen Glasfassade aus einer Schutzschirmtechnik mit Kupfer, damit kein elektronisches Signal nach außen dringt.
Crypto City gehört zu den größten Gemeinden im Bundesstaat Maryland, ist jedoch auf keiner Karte zu finden. Auf den Straßen patrouilliert eine eigene Polizei, in der es verschiedene Kommandos gibt – beispielsweise jenes, deren Mitglieder aufgrund ihrer paramilitärischen schwarzen Uniformen „Men in Black“ genannt werden. Ein anderes, das Executive Protection Unit, stellt die Fahrer und Leibwächter für die Leitung der NSA und führt im Voraus Sicherheitsuntersuchungen an Orten durch, an denen der Direktor oder sein Vize auftreten werden.
1996 organisierte die gewaltfreie Gruppe BERN (Baltimore Emergency Response Network) unter Philip Berrigan eine Demonstration gegen illegale NSA-Operationen vor dem Stadtgelände. Trotz der nur 30 Aktivisten wurden sämtliche Kräfte in Alarmbereitschaft versetzt.
Crypto City bietet den NSA-Mitarbeitern umfangreiche Abwechslungen. Es existieren in der Stadt viele verschiedene Berufsverbände, mit der NCS (National Cryptologic School) eine eigene Universität in Fanx. Für Wintersport-Interessierte gibt es den Sun, Snow & Surf Ski Club, der seinen Mitgliedern Reisen nach Österreich und in die Schweiz anbietet. Die NSA bietet neben einer eigenen Tageszeitung („SIGINT Summary“ oder auch „SIGSUM“ genannt, welche 1997 als National SIGINT File online ging und aktuelles Weltgeschehen durch Fernmeldeaufklärung bietet) auch einen eigenen Fernsehsender mit der Nachrichtensendung Newsmagazine und der Show Talk NSA an.
Die Existenz der NSA wurde viele Jahre geheim gehalten. Präsident Nixon hatte zum Beispiel bis 1974 von ihr überhaupt keine Kenntnis. Das Kürzel NSA wurde daher auch vom eigenen Mitarbeiterstab scherzhaft zu No Such Agency („Eine solche Behörde ist nicht bekannt“) oder Never Say Anything („Sag niemals irgendetwas“) umgedeutet. Auch heute ist über ihre genauen Tätigkeiten nur wenig bekannt.
[Bearbeiten] Zahlen und Fakten
Die Behörde verfügt über ein eigenes Intranet namens „Webworld“ und ist am Intranet „Intelink“ von CIA, NRO und anderen Mitglieder der Intelligence Community beteiligt. Intelink expandierte 2001 auf andere englischsprachige Staaten. Ein weiteres, sehr schnelles Kommunikationsnetzwerk ist das „Advanced Technology Demonstration Network“, das sich auf DIA, NASA und wenige andere Einrichtungen beschränkt. Das NSA-interne E-Mail-System hieß zumindest unter Direktor Kenneth A. Minihans „Enlighten“.
Daten von 2001:
- Mitarbeiter: 38.000 (der Central Security Service soll 25.000 Mitarbeiter beschäftigen)
- Areal: 4 km²
- Gebäude: 50 mit einer Gesamtbürofläche von 200 ha
- Straßen: 50 km Gesamtlänge (sie sind nach Persönlichkeiten der NSA benannt)
- Parkplätze: 18.000
- registrierte Fahrzeuge: 37.000
- Stromverbrauch: 409 GWh / Jahr
Für das Geschäftsjahr 1997 betrug das offizielle Budget aller Nachrichtendienstaktivitäten (NSA eingeschlossen) 26,6 Mrd. US-Dollar (1998: 26,7 Mrd. US-Dollar). 1999 wurde per Gerichtsbeschluss angeordnet, dass „weitere Offenlegungen des Haushalts die nationale Sicherheit beeinträchtigen könnten“ und somit „nicht mehr preisgegeben werden müssen“.
[Bearbeiten] Abteilungen
- Der Central Security Service (CSS) bildet den Verbindungsdienst der NSA zu den US Streitkräften. Hier wird die Kooperation mit der Army, Navy und Air Force Corps Intelligence Organizations geleitet. Das CSS betreibt die Überwachung der gesamten Fernmeldeaufklärung.
- Das Directorate of Operations (DO) der NSA ist die größte Einzelabteilung der Behörde.
- Das Defense Special Missile and Astronautics Center (DEFSMAC) ist eine NSA-Abteilung, die Raketenstarts und die Raumfahrt generell überwacht. Sie ist bei Nachrichtendiensten selbst kaum bekannt.
- Intelligence and Security Command (INSCOM)
[Bearbeiten] Geschichte
Bereits vor Ende des Zweiten Weltkrieges begann der Wettlauf um geheime Informationen des Deutschen Reiches, wobei die amerikanischen Truppen schneller als die sowjetischen auf Geheiminformationen stießen. Das TICOM (Target Intelligence Committee) war für Suche, Bergung und Transport von geheimdienstlich relevanten Gegenständen (Verschlüsselungsmaschinen wie die deutsche Enigma) und Personen zuständig.
Die NSA wurde von US-Präsident Harry S. Truman in den 1940ern als Unterabteilung des Department of Defense (Pentagon) der USA geschaffen. Aus der Army Security Agency (ASA) wurde ab 1949 die Armed Forces Security Agency (AFSA) und schließlich am 4. November 1952, dem Tag der Wahl Dwight D. Eisenhowers zum 34. Präsidenten der USA, die NSA offiziell gegründet. Sie wurde mit dem Auftrag, ausländische Nachrichtenverbindungen abzuhören, eingerichtet.
In der Frühzeit war die NSA das unerwünschte Stiefkind mächtiger Spionagechefs wie etwa Allen Welsh Dulles. Gegen Ende der 1970er war die Behörde so einflussreich geworden, dass der damalige CIA-Leiter klagte, sie sei kaum noch zu kontrollieren.
Am 1. Mai 1960 flog der Lockheed U-2-Pilot Francis Gary Powers in den frühen Morgenstunden einen Spionageflug über die Sowjetunion, um Informationen für die NSA zu beschaffen. Dabei wurde er von der sowjetischen Luftverteidigung abgeschossen. Da er überlebte, wurde er gefangengenommen und verhört. Das damalige sowjetische Staatsoberhaupt Nikita Chruschtschow kochte vor Wut, da dies nicht nur am 1. Mai, sondern kurz vor einem geplanten Gipfeltreffen zwischen den USA und der Sowjetunion geschah. Schon vor diesem Tag hatten amerikanische Spionagepiloten sowjetisches Territorium auf Eisenhowers Befehl gestreift. Dieser versuchte die Flüge zu vertuschen und bestritt seine Befehle vor dem Kongress, welcher eine Untersuchung zum Fall Powers einleitete. Eisenhower führte seine zweite Amtszeit ohne größeren Schaden zu Ende.
Unter dem NSA Direktor Laurence H. Frost begann die NSA erstmals eine Abhörflotte zur See auszubauen, da die Luftraum-Spionage zunehmend gefährlicher wurde. Außerdem konnte durch Schiffe erstmals die Südhalbkugel durch die NSA überwacht werden.
[Bearbeiten] Überläufer
Der größte bekannte Vorfall innerhalb der NSA ereignete sich unter Präsident John F. Kennedy, als die NSA-Analytiker William H. Martin und Bernon F. Mitchell nach Moskau desertierten und vor laufender russischer Kamera NSA-Geheimnisse preisgaben. Sie wurden in den USA vermutlich wegen ihrer Homosexualität benachteiligt. Nach dem Überlaufen stellte das FBI eine Liste aller in den USA vermuteten Homosexuellen auf. Eisenhower ließ daraus eine schwarze Liste erstellen, was einem Rückfall in den Überwachungseifer der McCarthy-Ära gleich kam.
Aber auch James Harper (alias John Anthony Walker) gelang es, den KGB 17 Jahre lang über amerikanische Militärgeheimnisse auf dem Laufenden zu halten.
[Bearbeiten] Mauritius und Chagos-Archipel
In der Welle der Unabhängigkeitsbewegungen in den 1960ern forderte auch die britische Kolonie Mauritius ihre Selbstständigkeit. Großbritannien bot nach der Unabhängigkeit für die Insel drei Millionen Pfund und wollte das zugehörige Chagos-Archipel, mitten im Indischen Ozean gelegen, beanspruchen. Nachdem sich die Pressemeldungen über das ungewöhnliche Geschäft gelegt hatten, machte Großbritannien aus dem Archipel eine Kolonie, um diese sogleich den USA und damit der NSA für eine Verteidigungsanlage kostenlos zu überlassen. Zwischen 1965 und 1973 wurden die seit zwei Jahrhunderten auf den Inseln lebenden Bewohner unter Gewaltanwendung per Schiff nach Mauritius und den Seychellen deportiert.
[Bearbeiten] Angriff auf die USS Liberty durch Israel
Wie die etwas kleinere USS Valdez war die USS Liberty ein Veteran des Zweiten Weltkriegs. Sie leistete dem amerikanischen Militär im Koreakrieg, während diesem sie den Pazifik 18 mal überquerte, wertvolle Dienste. Sie kam 1958 für fünf Jahre auf den Schiffsfriedhof, für den erneuten Einsatz im Kalten Krieg wurde sie mit vier Kanonen bestückt.
Im Juni 1967 war die USS Liberty unter Kapitän William McGonagle, bestückt mit Abhörgeräten im Wert von 10,2 Millionen US-Dollar, im Mittelmeer vor der Küste des Sinai unterwegs. Zu diesem Zeitpunkt war in diesem Gebiet der Sechstagekrieg zwischen Israel und einer Koalition bestehend aus Syrien, Jordanien und Ägypten in vollem Gange. Obwohl die USS Liberty als US-Schiff erkennbar war, wurde sie am 8. Juni 1967 von israelischen Kampfflugzeugen und Torpedobooten angegriffen. Dabei kamen 34 Besatzungsmitglieder ums Leben, 171 wurden verletzt. Die israelische Regierung erklärte nach einer Untersuchung des Vorfalls, man habe das Schiff aus der Luft falsch identifiziert und irrtümlich entweder für ein in der Region vermutetes ägyptisches Kriegsschiff oder ein sowjetisches Spionageschiff gehalten, das die arabischen Kriegsgegner mit Informationen versorgt. Zudem sei von US-Seite versichert worden, dass sich keine amerikanischen Schiffe in diesem Bereich aufhalten würden. Obwohl diese Darstellung angesicht der israelischen Aufklärungskapazitäten für Experten wenig plausibel klang, akzeptierte die US-Regierung offiziell diese Erklärung.
Kritiker verweisen hingegen auf Anhaltspunkte, die den Schluss nahe legen, dass der Angriff gezielt erfolgte, obwohl man wusste, dass es sich um ein US-Schiff handelte. Man habe befürchtet, dass die USS Liberty Informationen über vermeintliche Kriegsverbrechen während des israelischen Vormarsches gesammelt haben könnte. Diese Vermutungen konnten allerdings nicht belegt werden, bzw. machte die US-Regierung davon keinen Gebrauch, sofern sie dazu in der Lage gewesen war.
Zwei Jahre nach dem Vorfall wurden die Verwundeten und Hinterbliebenen von Israel finanziell entschädigt.
[Bearbeiten] Kaperung der USS Pueblo durch Nordkorea
Die USS Pueblo (AGER-2), ein Spionageschiff der Navy, war im Januar 1968 wegen sechs ermordeter US- und sieben südkoreanischer Soldaten sowie des versuchten Abschusses eines amerikanischen Spionageflugzeuges nach Nordkorea unterwegs. Das Schiff wurde während seines Einsatzes vor der nordkoreanischen Küste nach entsprechender Androhung beschossen, geentert und die Besatzung festgenommen. Die Besatzung wurde gefoltert und über die an Bord befindlichen kryptologischen Geräte verhört. Dabei gingen wertvolle Chiffren verloren, sodass der KGB mit Hilfe des Überläufers James Harper sensible amerikanische Militärgeheimnisse erfuhr.
[Bearbeiten] Die NSA und der Vietnamkrieg
Schon vor der US-Intervention in den Vietnamkrieg drängte der Generalstab der Vereinigten Staaten auf eine militärische Intervention in Vietnam. Eine Fehlinformation der NSA lieferte schließlich für Verteidigungsminister Robert McNamara den Grund, von einem unprovozierten Angriff Nordvietnams zu sprechen. Dies lieferte Präsident Lyndon B. Johnson den Vorwand, um in den Konflikt 1965 offen eingreifen zu können.
Vor Ort kommunizierten die amerikanischen Soldaten aus Zeitersparnis über selbst ausgedachte Codes oder gar unverschlüsselt. Die von der NSA vorgeschriebenen Chiffren und Geräte wurden umgangen. Genau wie die CIA widersprachen die leitenden NSA-Agenten der Darstellung der Militärführung in Saigon, die die Stärke der feindlichen Verbände möglichst niedrig einschätzte. Die NSA fing vor der Tet-Offensive Nachrichten ab, die auf den bevorstehenden Angriff hindeuteten, aber von den Militärs weitgehend ignoriert wurden.
Bei der Flucht der Amerikaner 1975 wurde ein ganzes Lagerhaus mit den wichtigsten Chiffriermaschinen und anderem Verschlüsselungsmaterial unbeschädigt zurückgelassen. Dies dürfte der größte Verlust von hochgeheimem Gerät und Material in der amerikanischen Geschichte gewesen sein.
[Bearbeiten] Das Project Shamrock
Unter dem stellvertretenden NSA-Direktor Louis W. Tordella verblasste die Trennlinie zwischen ausländischen Feinden und US-Bürgern stark. Tordella ließ FBI-Mitarbeiter in Botschaften fremder Staaten in Washington einbrechen. Unter dem Project Shamrock ließ er ins Ausland kommunizierende Amerikaner täglich belauschen. Dies geschah von 1945 bis 1975, bis der Ermittler L. Britt Snider nach einem Vorstoß von Idahos Senator Frank Church die Sache in einem öffentlichen Ausschuss ans Tageslicht brachte, ungeachtet der Ablehnung durch Präsident Gerald Ford und des Weißen Hauses. Selbst innerhalb der NSA wussten nur wenige Mitarbeiter über Project Shamrock Bescheid, bevor in der New York Times ein Artikel darüber erschien. General Lew Allen, damals Direktor der NSA, brauchte dank der republikanischen Ausschussvertreter nicht näher auf Shamrock einzugehen. Church vertagte die Diskussion auf geschlossene Sitzungen. Er vermied es auch, die Namen von an dem Programm beteiligten Telegraphen- und Telefongesellschaften zu erwähnen, welche vor Gericht gekommen wären und erheblichen Schaden erlitten hätten.
Daraufhin achtete man später in der NSA streng darauf, die Rechte und Gesetze der US-Bürger zu wahren. Durch den FISA (Foreign Intelligence Surveillance Act) wurden die Kompetenzen der NSA genau festgelegt.
[Bearbeiten] Die NSA im Satelliten-Zeitalter
Mit dem Beginn der Raumfahrt (sog. "Sputnikschock") schossen die Amerikaner im Juni 1960 den weltweit ersten Spionagesatelliten ins All. Er besaß den Codenamen GRAB (Galactic Radiation and Background) und diente angeblich der Messung der Sonnenstrahlen. Inoffiziell war es ein Satellit zur elektronischen Aufklärung (ELINT, electronic intelligence) und diente der Überwachung sowjetischer Luftverteidigungsradare, die von der US Navy und US Air Force nicht überwacht werden konnten. Die Informationen über dieses Projekt wurden im Juni 1998 zum 75. Jahrestag des United States Naval Research Laboratory (NRL, dt: Marineforschungslabor) freigegeben.
Zu einer Goldgrube wurde er, als die Sowjets sämtliche Kommunikationsmöglichkeiten benutzten, um die unterbrochene Verbindung der Bodenkontrolle zu einem Kosmonauten wiederherzustellen.
Die NSA war es auch, die in den 1970ern auch unter Zuhilfenahme von Satelliten für die UKUSA-Mitglieder eine weltumspannende Infrastruktur namens Echelon schuf.
[Bearbeiten] Beziehungen zu Südafrika
Ende der 1970er belieferte die NSA Südafrikas Apartheidsregime mit der neuesten Abhörtechnik, damit dieses sowjetische Schiffe, welche die Halbküste entlang fuhren, ausspionieren konnte. Als Gegenleistung bekam die NSA Zugang zu den gewonnenen Rohdaten.
[Bearbeiten] SCS
1978 wurde eine geheime Nachrichtenorganisation namens SCS (Special Collection Service) gegründet, welche die Nachrichtendienstfähigkeiten der CIA mit den technischen Möglichkeiten der NSA verbindet. Aufgabe des SCS ist es, hoch entwickelte Abhörausrüstung von Wanzen bis hin zu Parabolantennen an schwer erreichbaren Orten unterzubringen und außerdem nach Möglichkeit ausländisches Kommunikationspersonal anzuwerben. Laut Anhörungen im Kongress ließ das SCS nicht nur Einbrüche zu, sondern versuchte auch, Personen zu ermorden. Geleitet wird die Gruppe, die aus der Abteilung D der CIA hervorging, abwechselnd von einem NSA- und CIA-Vertreter. Ihr Sitz befindet sich an der Springfield Road in Beltsville, Maryland, nur wenige Kilometer südlich der NSA-Zentrale.
[Bearbeiten] 1990er Jahre
Saddam Hussein bekam im Ersten Golfkrieg vier Jahre lang Geheimdienstinformationen über die Kriegsführung des Iran von der NSA, welche auch Methoden der Informationsbeschaffung wie Fernmeldeaufklärung umfassten.
Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden zahlreiche Horchposten von NSA und GCHQ in aller Welt geschlossen, darunter auch die Station auf dem Eckstein in Bayern.
Von 1991 bis 1994 ging die Zahl der von der NSA betriebenen Spionagesatelliten um fast die Hälfte zurück. In den 1990ern wurde viel Personal abgebaut. Von 1990 bis 1997 sank die Mitarbeiterzahl um 17,5 %.
Am 15. November 1999 kündigte der NSA-Direktor Michael V. Hayden die „100 Tage des Wandels“ an. Infolgedessen wurden sämtliche Gruppen entfernt, die sich dem Wandel der Kommunikationswelt nicht stellen wollten, darunter konservative Personen wie NSA-Vizedirektorin Barbara A. McNamara.
[Bearbeiten] 2000 - Heute
Nachdem nach umfangreichen Vorbereitungen Y2K erfolgreich überstanden war, kam es am 24. Januar 2000 zu einem Totalausfall des gesamten Netzwerks in Fort Meade, was jedoch abgestritten wird. Als Michael V. Hayden Direktor der NSA wurde, soll die Behörde dem neuesten Stand der informationstechnologischen Entwicklung bereits hinterhergehinkt sein. Während Kommunikation via Satelliten leicht abhörbar ist, erfordert das Abhören von Signalen aus Glasfasern viel Wissen. Zukunftsträchtig auf dem Glasfasergebiet ist WDM (Wavelength Division Multiplexing). Hierbei handelt es sich um eine Technologie zur höheren Geschwindigkeit der Datenübertragung, bei der über ein Kabel mehrere Informationen verschiedener Wellenlänge übertragen werden. Um nicht den Anschluss an moderne Informationsübertragungstechniken zu verlieren, gründete die NSA MONET (Multiwavelength Optical Networking), eine Lobby großer Unternehmen der Telekommunikation.
Die NSA unterstützt seit der Regierung Clintons einige Open Source-Projekte, die der Computersicherheit dienen, so SELinux. Weiterhin begann die bis dahin eher im Verborgenen arbeitende Behörde mit offiziellem Segen, Ratschläge zur Verbesserung von Computersicherheit zu publizieren.
Seit den Terroranschlägen am 11. September 2001 reduziert jedoch die Regierung Bush jedes Engagement im Bereich Open Source und die Publikation von sicherheitsrelevanten Fakten und Anleitungen.
Die in Bayern befindliche Bad Aibling Station wurde im Jahre 2004 endgültig geschlossen, nachdem ein Verfahren der EU zu dem Ergebnis gekommen war, das die Anlage in größerem Umfang der Wirtschaftsspionage diente. So weit bekannt ist, wurden die Einheiten zum Luftwaffenstützpunkt RAF Menwith, in die Nähe von Griesheim und in die Türkei verlegt. Auf dem ehemaligen August-Euler-Flughafen in Griesheim bei Darmstadt wurde im Frühjahr 2004 ein neuer Abhörstützpunk mit fünf Radomen fertiggestellt.
[Bearbeiten] Kritik an der NSA
[Bearbeiten] Entschlüsselungstechnik
Die NSA wird von Datenschützern oft kritisiert, da sie – u. a. mittels des weltweiten Abhörsystems Echelon – einen Großteil des ausländischen – und wohl auch inländischen – Kommunikationsverkehrs (u. a. E-Mails, Faxe und Telefongespräche) abhört und mittels neuester Technologien auf bestimmte Schlüsselbegriffe und Stimmprofile überprüft (Carnivore-Projekt). Das systematische Abhören von Kommunikationsleitungen in Europa geschieht nach Auffassung des EU-Parlaments mit dem Hauptziel, europäische Unternehmen auszuspionieren um dann gegebenenfalls Informationen an US-amerikanische Konkurrenzunternehmen zu übermitteln um diesen so wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen.
In die Schlagzeilen gelangte die NSA im Zusammenhang mit neueren Entwicklungen auf dem Gebiet der Kryptographie, insbesondere der asymmetrischen Verschlüsselungsalgorithmen. Eine allgegenwärtige Verschlüsselung, so die Sorge, würde das Abhören erschweren oder unmöglich machen.
Die NSA war maßgeblich an der Entwicklung des inzwischen überholten symmetrischen Verschlüsselungsalgorithmus DES beteiligt und steuerte auch das Know-How zum Escrowed Encryption Standard (siehe auch Clipper-Chip) bei. Hierbei handelte es sich um ein Verfahren, das erklärtermaßen eine „Hintertür“, quasi eine Sollbruchstelle, besaß, die es Regierungsbehörden erlauben sollte, jeglichen Datenverkehr nach Belieben zu entschlüsseln. Seine Einführung sollte per Gesetz erzwungen werden, was jedoch nicht geschah. Die entsprechenden Gesetzesinitiativen in den USA, die den Gebrauch von Verschlüsselungsmethoden regulieren oder staatlichen Stellen eine Entschlüsselungsgarantie geben sollten, blieben erfolglos.
In diesem Zusammenhang wurde 1999 auch Windows NT beschuldigt, einen vordefinierten Generalschlüssel für asymmetrisch verschlüsselte Verbindungen zu besitzen, da eine Verschlüsselungskomponente den Namen „NSAKey“ hatte. Diese Vorwürfe wurden allerdings, abgesehen von der verwendeten Bezeichnung, nie belegt.
[Bearbeiten] Telefonüberwachung
Während der Nominierung des ehemaligen NSA-Chefs General Michael V. Hayden zum neuen CIA-Direktor im Mai 2006 veröffentlichte die Zeitung USA Today einen Bericht, wonach die NSA seit Ende September 2001 die Verbindungsdaten sämtlicher Telefongespräche in den USA ohne gerichtliche Verfügung erfasst und verarbeitet. Auch der Senat war über diese Tätigkeit nicht informiert [1]. Durch sie sollen vermeintlich verdächtige Muster extrahiert werden, welche die Identifizierung von Terroristen angeblich erleichtern. Dies ging über die erst wenige Monate zuvor bekannt gewordenen Aktionen hinaus, wonach die NSA nur die Auslandsgespräche von US-Bürgern observiert habe. Die neuen Enthüllungen haben große Empörung hervorgerufen und auch zu gerichtlichen Klagen gegen die daran beteiligten Unternehmen geführt (z.B durch die Electronic Frontier Foundation), unter anderem gegen AT&T, Verizon und BellSouth. Nur die vierte große Gesellschaft Qwest verweigerte die Mitarbeit, nachdem die Behörde eine von der Unternehmensführung verlangte gerichtliche Vollmacht des FISC nicht nachweisen konnte [2]. Ursprünglich verantwortlich für die Durchführung der Aktion war Michael V. Hayden. Der Auftrag von Präsident George W. Bush, die telefonischen Aktivitäten der eigenen Staatsbürger zu überwachen, wurde von der Regierung mit der Notwendigkeit der Bekämpfung terroristischer Gruppen gerechtfertigt. Kritiker werten dieses Vorgehen als illegal und als einen Verstoß gegen den Vierten Verfassungszusatz. Richterin Anna Diggs Taylor erklärte die Abhörmaßnahmen der Bush-Regierung für illegal und befindet sich damit auf der Seite der ACLU. Überdies wird hervorgehoben, dass die betreffenden Gesellschaften ihre eigenen Richtlinien missachten [3].
[Bearbeiten] Leitung
In den folgenden Auflistungen werden diese Abkürzungen genutzt:
- USA steht für United States Army, ehemalig
- USAF steht für United States Air Force, ehemalig
- USN steht für United States Navy, ehemalig
[Bearbeiten] Direktoren
Folgende Direktoren, auch DIRNSA (Director NSA) abgekürzt, leiteten die Behörde:
Zeitraum | Direktor |
---|---|
4.11.1952 bis 23.11.1956 | Lt. Gen. Ralph J. Canine, USA |
24.11.1956 bis 23.11.1960 | Lt. Gen. John A. Samford, USAF |
24.11.1960 bis 30.6.1962 | Vice Adm. Laurence H. Frost, USN |
1.7.1962 bis 31.5.1965 | Lt. Gen. Gordon A. Blake, USAF |
1.6.1965 bis 31.7.1969 | Lt. Gen. Marshall S. Carter, USA |
1.8.1969 bis 31.7.1972 | Vice Adm. Noel A. M. Gayler, USN |
1.8.1972 bis 14.8.1973 | Lt. Gen. Samuel C. Phillips, USAF |
15.8.1973 bis 4.7.1977 | Lt. Gen. Lew Allen, Jr., USAF |
5.7.1977 bis 31.3.1981 | Vice Adm. Bobby Ray Inman, USN |
1.4.1981 bis 27.3.1985 | Lt. Gen. Lincoln D. Faurer, USAF |
5.5.1985 bis 31.7.1988 | Lt. Gen. William E. Odom, USA |
1.8.1988 bis 8.4.1992 | Vice Adm. William O. Studeman, USN |
22.5.1992 bis 22.2.1996 | Vice Adm. John M. McConnell, USN |
23.2.1996 bis 15.3.1999 | Lt. Gen. Kenneth A. Minihan, USAF |
25.3.1999 bis Juli 2005 | Lt. Gen. Michael V. Hayden, USAF |
seit August 2005 | Lt. Gen. Keith B. Alexander, USA |
[Bearbeiten] Stellvertretende Direktoren
Zeitraum | stellvertretender Direktor |
---|---|
2.12.1952 bis 28.7.1953 | Rear Admiral Joseph N. Wenger, USN |
26.10.1953 bis 4.6.1956 | Brigadier General John B. Ackerman, USAF |
4.6.1956 bis 24.11.1956 | Major General John A. Samford, USAF |
2.2.1957 bis 18.9.1957 | Joseph H. Ream |
18.10.1957 bis 1.8.1958 | Dr. Howard T. Engstrom |
1.8.1958 bis 21.4.1974 | Dr. Louis W. Tordella, USN |
22.4.1974 bis 30.4.1978 | Benson K. Buffham |
1.5.1978 bis 30.3.1980 | Robert E. Drake |
1.4.1980 bis 30.7.1982 | Ann Z. Caracristi |
31.7.1982 bis 3.7.1986 | Robert E. Rich |
9.7.1986 bis 13.3.1988 | Charles R. Lord |
14.3.1988 bis 28.7.1990 | Gerald R. Young |
29.7.1990 bis 1.2.1994 | Robert L. Prestel |
2.2.1994 bis 12.9.1997 | William P. Crowell |
8.11.1997 bis 30.6.2000 | Barbara A. McNamara |
seit 10.7.2000 | William B. Black, Jr. |
[Bearbeiten] Herrausragende Kryptologen
- Lambros D. Callimahos
- Agnes Meyer Driscoll
- William F. Friedman
- Solomon Kullback
- Frank Rowlett
- Abraham Sinkov
- Louis W. Tordella
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Verweise
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5516656_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html
- ↑ http://www.usatoday.com/news/washington/2006-05-10-nsa_x.htm
- ↑ http://www.sfgate.com/cgi-bin/article.cgi?f=/c/a/2006/05/12/BUGICIQA461.DTL.
[Bearbeiten] Literatur
- NSA (Die Anatomie des mächtigsten Geheimdienstes der Welt) / James Bamford (deutsch) 2001 Goldmann ISBN 3-442-15151-1
- The Puzzle Palace (Inside the National Security Agency America's most secret Intelligence Organization / James Bamford (englisch) 1982 Penguin ISBN 0-14-006748-5
- Top to Bottom an End to End / Leslie Lewis, Roger Allen Brown, John Y. Schrader (englisch) 2005 RAND ISBN 0-8330-3766-8
- Diabolus / Digital Fortress / Dan Brown (deutsch / englisch) ISBN: 3785721943
[Bearbeiten] Weblinks
- NSA – National Security Agency
- Sicherheitsnetz der NSA für Linux
- Nancy Pelosi, The Gap in Intelligence Oversight ("Washington Post", 15.01.2006)
- TOP 500-Liste der schnellsten bekannten Supercomputer
- Informationen zu Echelon
- Die Affäre um geheime Abhöraktionen des US-Geheimdiensts NSA
- Über die Zusammenarbeit der NSA mit privaten Telekommunikationsunternehmen (englisch)
- Mit dieser Technik überwacht die NSA