Naltrexon
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Naltrexon ((–)-N-(Cyclopropylmethyl)-4,5α-epoxy-3,14-dihydroxy-6-morphinanon ) ist ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel, wie Naloxon ein reiner Opioidantagonisten, und wirkt als kompetitiver Antagonist an allen Opioidrezeptoren. In Deutschland wird Naltrexon von der Firma Bristol-Myers Squibb als Nemexin® und von der Firma KeRa Pharm als Naltrexon AOP vertrieben.
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[Bearbeiten] Indikation
Naltrexon ist in Deutschland zur medikamentösen Unterstützung bei der psychotherapeutisch oder psychologisch geführten Entwöhnungsbehandlung ehemaliger Opiat-Abhängiger nach einer erfolgreichen Opiat-Entgiftung zugelassen. Einem 2005 veröffentlichten systematischen Literatur-Review zufolge ist allerdings die Datenlage für die Erhaltungstherapie bei Opiat-Abhängigen unzulänglich, während es durchaus Hinweise für eine Wirksamkeit bei der Behandlung Alkohol-Abhängiger gibt.
Auch bei aufhörwilligen Raucherinnen kann Naltrexon etwas helfen:
Andrea Kling und ihre Kollegen von der University of Chicago haben erforscht, ob ein spezieller Wirkstoff beim Rauchstopp helfen kann. Dazu untersuchten sie 110 langjährige Raucher beiderlei Geschlechts, die das Rauchen aufgeben wollten. Alle konsumierten seit 25 Jahren ein Päckchen Zigaretten täglich und hatten bereits mehrfach vergeblich versucht, vom Glimmstängel loszukommen.
Alle Teilnehmer absolvierten ein umfassendes Anti-Raucher-Programm, das unter anderem ein einstündiges Verhaltenstraining pro Woche beinhaltete. Außerdem erhielten sie zur Unterstützung einen Monat lang Nikotinpflaster.
Ausgebremster Drogenkick
Gut die Hälfte der Teilnehmer nahm darüber hinaus drei Tage vor und acht Wochen nach dem Rauchstopp-Stichtag täglich 50 Milligramm Naltrexon ein. Dieser Wirkstoff wurde ursprünglich zur Behandlung von Heroinabhängigen eingesetzt und hilft auch Alkoholikern, von ihrer Sucht loszukommen. Das Medikament blockiert bestimmte Rezeptoren im Gehirn und verhindert so den schnellen Kick, den die Drogen auslösen. Bleibt dieser aus, schwindet schnell auch die Lust an der Droge.
Das Ergebnis: Von den Studienteilnehmern, die lediglich ein Placebo erhielten, schafften 67 Prozent der Männer den Rauchstopp, aber nur 39 Prozent der Frauen. Diesen Teilnehmern gelang es ab der ersten Woche nach dem Stichtag über den gesamten Studienverlauf von acht Wochen auf Zigaretten zu verzichten.
Frauen profitieren
Naltrexon erhöhte die Chance durchzuhalten – allerdings nur für die weiblichen Teilnehmer: Mit dem Medikament schafften 62 Prozent der Männer und 58 Prozent der Frauen den Abschied von der Zigarette. Damit stieg die Erfolgsquote der Probandinnen um 50 Prozent und war somit fast genauso hoch wie die der Männer.
Geringere Gewichtszunahme
Ein weiterer positiver Effekt des Medikaments: Naltrexon hält die befürchtete Gewichtszunahme nach dem Rauchstopp in Grenzen. Probanden, die das Anti-Sucht-Medikament erhielten, nahmen im ersten Monat nach dem Rauchverzicht nur ein Pfund zu, die übrigen Teilnehmer im Schnitt vier Pfund.
Ein Wundermittel für einen langfristigen Rauchstopp ist indes auch Naltrexon nicht: Ein halbes Jahr nach Absetzen des Wirkstoffs waren nur noch ein Drittel aller Studienteilnehmer standhaft geblieben.
Andrea Kling und ihr Team wollen in weiteren Studien herausfinden, welchen Effekt eine längerfristigere Einnahme des Suchtblockers hat.
Quelle: http://www.focus.de/gesundheit/nichtrauchen/news/nikotinsucht_nid_37050.html
[Bearbeiten] Nebenwirkungen
Naltrexon kann ein akutes Entzugssyndrom auslösen, wenn der Behandelte vor Beginn der Therapie nicht mindestens sieben Tage opiatfrei ist. Es wird deshalb empfohlen, vor Behandlungsbeginn durch eine Urinprobe oder einen Test mit Naloxon die Opiatfreiheit zu überprüfen.
Als sehr häufige Nebenwirkungen sind Schlafstörungen, Angstzustände und gesteigerte Erregbarkeit beschrieben. Auch Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Kopfschmerzen treten sehr häufig auf. Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion geboten.
[Bearbeiten] Low Dose Naltrexone (LDN)
Der Einsatz von geringen Dosen Naltrexon (engl.: low dose naltrexone) zur Therapie insbesondere der multiplen Sklerose, aber auch einer Vielzahl anderer Erkrankungen wie Morbus Crohn, HIV/AIDS, chronic fatigue syndrome, Fibromyalgie und Krebserkrankungen, wird aufgrund positiver Einzelbeobachtungen besonders im Internet vielfach empfohlen. Wissenschaftliche Erkenntnisse im Sinne kontrollierter Studien liegen für diese Indikationen bislang nicht vor.
[Bearbeiten] Literatur
- Roozen HG et al.: A systematic review of the effectiveness of naltrexone in the maintenance treatment of opioid and alcohol dependence. Eur Neuropsychopharmacol (2005) online before print. PMID 16361086.
[Bearbeiten] Weblinks
- Naltrexon bei Erowid (englisch)
- www.low-dose-naltrexone.de - LDN bei CIDP
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