Herbert Lange
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Herbert Lange (* 29. September 1909 in Menzlin, Kr. Anklam, Vorpommern; † 20. April 1945 bei Bernau) war Kriminalkommissar der Staatspolizeileitstelle Posen im von Deutschland annektierten Wartheland.
Das nach ihm benannte SS-Sonderkommando Lange ermordete 1940 - 1941 unter seiner Führung im Rahmen der Euthanasie-Aktion in mehreren deutsch besetzten Gebieten Tausende von geistig und körperlich Behinderten mit Hilfe von Gaswagen. Vom Herbst 1941 bis zum Frühjahr 1942 war er der erste Leiter des ersten Vernichtungslagers Chelmno.
Herbert Lange studierte Rechtswissenschaft, beendete das Studium allerdings ohne Examen. Am 1. Mai 1932 trat er der NSDAP bei und drei Monate später erfolgte sein Eintritt in die SA.
1933 wurde er Mitglied der SS, der Polizei und gleichzeitig Kriminalkommissar. 1938 wurde Lange zum SS-Untersturmführer befördert.
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[Bearbeiten] Einsatzgruppe VI
Im September 1939 wurde Lange von der Staatspolizeistelle Aachen nach Polen abgeordnet zur Einsatzgruppe VI, für die er den Gruppenstab Stapo in Posen leitete. Am 10. Oktober 1939 eröffnete Lange hier für die Einsatzgruppe VI im Fort VII (Fort Colomb) ein Gestapogefängnis unter der Bezeichnung Konzentrationslager Posen, das er bis zum 16. Oktober leitete. Als am 20. November 1939 alle Einsatzgruppen und -kommandos aufgelöst wurden, kam Lange zum Stab des Inspekteurs der Sicherheitspolizei und des SD Posen, SS-Standartenführer Ernst Damzog, dem er bis zum Frühjahr 1942 unterstellt blieb.
[Bearbeiten] Sonderkommando Lange
Noch im Jahr 1939 wurde Lange Leiter des nach ihm benannten Sonderkommandos. Spätestens ab Anfang 1940 bis mindestens Sommer 1940 (wahrscheinlich bis Sommer 1941) war er ausschließlich beschäftigt mit der so genannten Räumung von Heilanstalten im Warthegau und im annektierten südlichen Ostpreußen. Die Kranken wurden von seinem Kommando in Gaswagen ermordet.
Das Sonderkommando Lange war, bei einer erheblichen Dunkelziffer, verantwortlich für die Ermordung von mindestens 6.219 polnischen und deutschen Patienten:
- Psychiatrische Anstalt Tiegenhof (Dziekanka) bei Gnesen 1.201
- Psychiatrische Anstalt Kosten (Kościan) über 1.000 Deutsche und über 600 Polen
- Psychiatrische Anstalt Kochanówka bei Litzmannstadt 692
- Altersheim Schrimm 126
- Psychiatrische Anstalt Warta (Kr. Sieradz) 792
- Durchgangslager Soldau) 1.558 Deutsche aus ostpreußischen Provinzialanstalten und mindestens 250 Polen aus dem angegliederten Gebiet Zichenau
[Bearbeiten] SS-Sonderkommando Chelmno
Ab Dezember 1941 schließlich leitete Lange als erster Kommandant das Vernichtungslager Chelmno und war dort für die Ermordung zehntausender Juden und Sinti verantwortlich.
Nach seiner Ablösung im April 1942 durch den zweiten Kommandanten des Lagers Chelmno, Hans Bothmann, war Lange im Reichskriminalpolizeiamt unter Arthur Nebe im Berliner Reichssicherheitshauptamt tätig und dort unter anderem als Kriminalrat mit der Leitung einer Sonderkommission zur Aufklärung des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 betraut.
Herbert Lange fiel als SS-Sturmbannführer am 20. April 1945 bei Bernau während der Schlacht um Berlin.
[Bearbeiten] Literatur
- Volker Rieß: Die Anfänge der Vernichtung "lebensunwerten Lebens" in den Reichsgauen Danzig-Westpreußen und Wartheland 1939/40. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main und anderen Orten. 1993, ISBN 3631477848.
- Ernst Klee (Hg.): Dokumente zur "Euthanasie", Fischer Taschenbuch Verlag 4327, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3596243270.
- Eugen Kogon, Hermann Langbein, Adalbert Rückerl (Hg.): Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas. Eine Dokumentation. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 310039304X.
- Ernst Klee, Willi Dreßen, Volker Rieß (Hg.): "Schöne Zeiten". Judenmord aus Sicht der Täter und Gaffer. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3100404025.
- Janusz Gulczyński: Obóz śmierci w Chełmnie nad Nerem. Konin 1991.
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Lange, Herbert |
KURZBESCHREIBUNG | Kriminalkommissar der Staatspolizeileitstelle Posen im von Deutschland annektierten Wartheland, SS-Mörder |
GEBURTSDATUM | 29. September 1909 |
GEBURTSORT | Menzlin, Kr. Anklam, Vorpommern |
STERBEDATUM | 20. April 1945 |
STERBEORT | bei Bernau |