Heinrich Müller
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Heinrich Müller („Gestapo-Müller”) (* 28. April 1900 in München, † seit Mai 1945 verschollen) war Chef des Amtes IV (Geheime Staatspolizei) im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) während der Zeit des Nationalsozialismus.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Geboren wurde Heinrich Müller in München in einer katholischen Familie. Sein Vater war Gendarmeriebeamter. Nach der Mittelschule absolvierte er eine Lehre als Flugzeugmonteur. 1917 wurde Müller Kriegsfreiwilliger und 1919 als Unteroffizier entlassen. Nach der Ausbildung bei der Polizeidirektion München war er 1929 Polizeisekretär in der Münchner Politischen Polizei mit Einsatz gegen kommunistische Organisationen.
1934 trat er in die SS ein. Er wurde zum Geheimen Staatspolizeiamt nach Berlin versetzt. 1936 wurde er stellvertretender Chef des Amtes Politische Polizei im Hauptamt Sicherheitspolizei. Ende 1938 trat er in die NSDAP ein. 1939 wurde er Geschäftsführer der Reichszentrale für jüdische Auswanderung. Er inszenierte den angeblichen Überfall polnischer Soldaten auf den Rundfunksender Gleiwitz, der Hitler den Vorwand zum Angriff auf Polen lieferte. Ab Oktober 1939 war er Chef des Amtes IV (Gestapo) des Reichssicherheitshauptamtes im Rang eines SS-Gruppenführers und Generalleutnants der Polizei.
Seit Mai 1945 ist er verschollen, sein weiteres Schicksal ist nicht genau bekannt. Gerüchte, Müller hätte den Krieg überlebt, indem er sich per Fieseler Storch über Liechtenstein in die Schweiz abgesetzt habe und dort dem US-amerikanischen OSS unter Allen Dulles sehr effektiv als Anti-Terror-Experte in Hinblick auf „wenig kooperative” südamerikanische Widerstandsbewegungen und den effektivsten Umgang damit diente, existieren insbesondere deswegen, weil ein dieses behauptendes Buch eines deutschen Verlages vor wenigen Jahren in der Bundesrepublik beschlagnahmt worden ist.
[Bearbeiten] Verbrechen
Als Leiter der Gestapo war Müller an nahezu allen Verbrechen führend beteiligt, die im Reichssicherheitshauptamt geplant, vorbereitet und organisiert wurden.
Ab Anfang September 1939 gab er Anweisungen zur Sonderbehandlung (Ermordung) politischer Gegner. So übermittelte er z.B. am 5. April 1945 dem Kommandanten des KZ Dachau den von Hitler erteilten Mordbefehl am Widerstandskämpfer Georg Elser.
Ihm unterstand auch das von Adolf Eichmann geleitete Judenreferat IV B 4. An der Planung und Ausführung des Völkermords an den Juden in der Sowjetunion war er bis ins Detail beteiligt. Müller formulierte in Reinhard Heydrichs Auftrag Befehle an die Einsatzgruppen und war für die Abfassung der Ereignismeldungen zuständig, zu denen die Berichte der SS-Einsatzgruppen zusammengefasst wurden. Müller war einer der mächtigsten Schreibtischtäter des NS-Regimes.
[Bearbeiten] Literatur
- Andreas Seeger: Gestapo-Müller: Die Karriere eines Schreibtischtäters. Metropol Verlag, Berlin 1996, ISBN 3926893281
- Joachim Bornschein: Gestapochef Heinrich Müller: Technokrat des Terrors. Militzke, 2004, ISBN 3-86189-711-3
[Bearbeiten] Weblinks
- Haus der Wannsee-Konferenz
- CIA-Akte Heinrich Müllers (englisch)
- Biographie und Bilder von Müller (italienisch)
- [1] Dokumente über M. im Simon Wiesenthal Center (113 Stück)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Müller, Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | Chef des Amtes IV (Geheime Staatspolizei) im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) während der Zeit des Nationalsozialismus |
GEBURTSDATUM | 28. Mai 1900 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | seit Mai 1945 verschollen |