Heinrich IV. (Frankreich)
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Heinrich IV. (mfrz. Henry IV le Grand; frz. Henri IV le Grand (der Große); gas. Enric Quate Lo Gran), geboren als Heinrich von Bourbon (Henri de Bourbon, Enric de Borbò) (* 13. Dezember 1553 in Pau, Navarra, heute zu Frankreich gehörig; † 14. Mai 1610 (ermordet) in Paris) war von 1589 bis zu seinem Tod König von Frankreich und Navarra. Er war der erste König aus dem Haus Bourbon. In seiner gascognischen Heimat nannte man ihn in der Landessprache lo nòstre bon rei Enric (unser guter König Heinrich).
Als König baute Heinrich IV. das von Religionskriegen zerrüttete Land wieder auf und formte die Grundlagen für den französischen Einheitsstaat. Das Edikt von Nantes, das den französischen Protestanten freie Religionsausübung zusicherte, war einer der maßgeblichsten Erlässe seiner Regierungszeit und zeigte den Sieg der Toleranz. Heinrich IV. war der beliebteste aller französischen Herrscher (auch die Franzosen nannten ihn "le bon roi" - der gute König) und einer der fähigsten dazu, was ihm in seinem Land das Prädikat "le Grand" - der Große einbrachte.
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[Bearbeiten] Leben
Heinrich wurde am 13. Dezember 1553 (nach einigen Quellen am 14. Dezember) in Schloss Pau in den südwestfranzösischen Pyrenäen - an der Grenze zur französischen Region Béarn - als zweiter Sohn des katholischen Herzogs von Vendôme, Anton von Bourbon, und der protestantischen Königin von Navarra, Johanna von Albret, geboren, weswegen er auch Henri (IV.) le Béarnais genannt wurde. Als Wiege fungierte der Panzer einer Meeresschildkröte (existiert noch heute).
Seine Mutter war die Lieblingsnichte Franz' I., des damaligen Königs von Frankreich. Sie brachte am 21. September 1551 bereits einen Sohn namens Heinrich zur Welt, der ebenfalls den Titel Herzog von Beaumont trug (Henri de Bourbon, Duc de Beaumont, 21. September 1551 - 20. August 1553). Er starb knapp zweijährig an einer Unachtsamkeit seines Kindermädchens. Einigen Quellen zufolge gab es noch einen weiteren Sohn Heinrich, der als Erstgeborener vor 1551 auf die Welt kam und als Kleinkind starb.
Unter Heinrichs Großmutter Margarete war das Königreich Navarra zum Sammelpunkt der Protestanten und religiösen Reformer geworden, denen in Paris Kerker, Verbannung und Scheiterhaufen drohten. Ihre Tochter Johanna machte die Schlösser Pau und Nérac zum Zentrum des französischen Protestantismus.
Heinrich wurde am 6. März 1554 im großen Saal des Schlosses Pau katholisch getauft. Die Erziehung oblag Heinrichs Großvater, Heinrich von Albret, weil er seiner Tochter Johanna nicht zutraute, ein Kind großzuziehen, da bisher alle ihre Kinder jung verstorben waren. Ein Jahr später starb Heinrichs Großvater und das Kleinkind wurde kurz darauf der Obhut seiner Tante Suzanne de Bourbon-Busset anvertraut und bis 1560 sehr bäuerlich und volksnah im Schloss des Dorfes Coarraze erzogen.
Bei der Heirat des französischen Thronfolgers Franz (François) mit der schottischen Königin Maria Stuart am 24. April 1558 in Paris war der 4-jährige Heinrich anwesend, wo er seine Cousine und spätere Frau Margarete von Valois zum ersten Mal traf. Spätere Sagen berichten, dass König Heinrich II. von Heinrich von Bourbon so angetan war, dass er ihn und Margarete zu diesem Zeitpunkt informell verlobte. Der König kam am 10. Juli 1559 bei einem Lanzenturnier anlässlich eines Friedensvertrags ums Leben, Nachfolger wurde sein kränkelnder Sohn Franz, der als Franz II. den Thron bestieg. Allerdings war ihm nur eine kurze Regierungszeit bis zum 5. Dezember 1560 beschieden. Der junge Heinrich, nun auch Prinz von Navarra, wurde protestantisch vom Erzieher La Goucherie erzogen. Karl IX. folgte am 5. Dezember 1560 seinem verstorbenen Bruder Franz II. auf den Thron, und da er erst zehn Jahre alt war, übernahm seine Mutter Katharina von Medici die Regierungsgeschäfte.
Die beiden Onkel Franz von Guise und Karl von Guise dominierten schon zu Regierungszeiten Franz' II. die Politik. Katharina versuchte nun, deren Macht einzuschränken, indem sie die Anwärter des Hauses Bourbon - das Geschlecht Heinrichs von Navarra - an der Regentschaft beteiligte, unter anderem dadurch, dass Heinrichs Vater Anton 1561 Generalleutnant des Königreiches wurde. Seine Frau Johanna folgte Anton mit Heinrich an den Pariser Hof. 1562 ging sie zurück nach Navarra, Heinrich musste bei Katharina bleiben und wurde von Johanna von Losse zum katholischen Glauben zurückgeführt.
Aus Rache für den Machtverlust organisierten Franz und Karl von Guise das Blutbad von Vassy am 1. März, womit der erste Hugenottenkrieg ausbrach. Anton von Bourbon kämpfte an der Seite der Katholiken und starb noch im selben Jahr an den Folgen einer Wunde, die er sich während der Belagerung Rouens am 17. November zugezogen hatte. Da Heinrich nun der Herzog von Vendôme wurde, holte seine Mutter, nun die alleinige Königin von Navarra, ihn gegen den Willen der entmachteten Katharina zurück nach Navarra. Sein ehemaliger Erzieher La Goucherie unterrichtete ihn in den calvinistischen Lehren.
Nach dem Ende des ersten Hugenottenkrieges 1563 führte Katharina ihren Sohn König Karl IX. auf einer großen Rundreise durch das ganze Reich. Der Herzog von Vendôme und Prinz von Navarra war immer dabei. Auf Schloss Empéri trat am 17. Oktober 1564 der Astrologe Michel de Nostredame (Nostradamus) in Heinrichs Gemach und verkündete ihm, dass er eines Tages Frankreich und Navarra unter einer Krone vereinen werde, was bereits im 13. und 14. Jahrhundert unter Philipp IV. dem Schönen und seinen Söhnen der Fall war. Im Mai 1566 endete die Reise, zu der im Januar Johanna von Albret stieß. Ein Jahr später verließ sie mit ihrem Sohn den königlichen Hof. Er wurde Generalleutnant von Navarra und unternahm seine ersten Kriegszüge gegen die baskischen Edelleute. Neben dem Königreich Navarra gehörten noch weitere Besitztümer dem neuen König: die Grafschaften Béarn, Foix, Bigorre, das Herzogtum d'Albret, die Grafschaften Limoges, Périgord, Armagnac, Fézenac, Rodez, Quatre-Vallées, Lomagne, das Herzogtum Vendôme, die Grafschaften Marle, La Fère, Soissons, die Herzogtümer Alençon und Beaumont.
[Bearbeiten] 1567–1573: Bartholomäusnacht und vierter Hugenottenkrieg
1567 entbrannte der zweite Hugenottenkrieg mit einem Überfall des Fürsten Heinrich I. von Bourbon-Condé. Katharina wollte den 14jährigen Heinrich als protestanisches Unterpfand wieder in ihrem Hofstaat zurück sehen, und er wurde nach der Weigerung seiner Mutter das Ziel von Entführungsversuchen. Der Krieg endete 1568, da aber beide Parteien ihre Truppen mobilisiert ließen, mündete er fast nahtlos in den dritten Hugenottenkrieg.
Im September 1568 machte Heinrich in La Rochelle Bekanntschaft mit seinem Onkel Ludwig von Bourbon-Condé, der ein Führer der protestantischen Armee war. Der 14-Jährige begleitete ihn während der Feldzüge, die zuerst die zwei Fürsten des Hauses Condé und ab 1570 Gaspard II. von Coligny anführten.
Im August 1570 kam mit dem Frieden von Saint-Germain ein Friedensvertrag zwischen den Katholiken und den Hugenotten zu Stande. Am 9. Juni 1572 verstarb Johanna von Albret, wodurch aus Heinrich, Prinz von Navarra, König Heinrich III. von Navarra wurde. Gerüchte, sie sei vergiftet worden, konnten nie zweifelsfrei nachgewiesen werden. Am 18. August des selben Jahres heiratete er in Paris Margarete von Valois, die Schwester von insgesamt drei französischen Königen und dem amtierenden Karl IX., um den Frieden von Saint-Germain zu besiegeln. In Massen begleiteten die Hugenotten, auch militärisch und politisch wichtige Persönlichkeiten, „ihren“ geliebten König zur Hochzeit in der Notre-Dame de Paris. Der Trauung folgten drei Tage voller Feste und Volksbelustigungen, bis auf den protestantischen Admiral und Heerführer Gaspard II. von Coligny am 22. August ein missglücktes Attentat verübt wurde. Von Coligny hatte vor der Hochzeit Einfluss auf Karl gewonnen und damit die Regentschaftsansprüche von Karls Mutter Katharina bedroht. Er drängte auf eine Unterstützung der aufständischen Reformierten in Flandern gegen die Herrschaft des spanischen Königs Philipp II. durch ein vereintes Heer aus Katholiken und Hugenotten. Er sah dies als einzige Alternative zu einem Bürgerkrieg in Frankreich, lief damit jedoch den langjährigen Friedensbemühungen Katharinas zuwider. Sie wollte die Schuld für das Attentat der Familie der Guise anlasten, um durch eine so intensivierte, bereits bestehende Privatfehde - ein Freund von Colignys hatte 1563 den Herzog von Lothringen Franz von Guise ermordet - die beiden einflussreichen Parteien zu neutralisieren. Zwei Tage danach wurden auf Befehl Karls IX. alle nach Paris gereisten Hugenotten und weitere in größeren französischen Städten ermordet. Dieses Gemetzel fand am 24. August, dem Festtag des Apostels Sankt Bartholomäus, statt, weshalb es als „Bartholomäusnacht“ oder „Pariser Bluthochzeit“ in die Geschichte einging. In Paris starben etwa 3.000 Hugenotten (einschließlich des Admirals von Coligny und weiterer Hugenottenführer), im übrigen Frankreich nochmals um die 30.000. In Paris ging hartnäckig das Gerücht um, Katharina habe ihren Sohn zur Anordnung des Massakers überredet. Der ebenfalls protestantische, neuvermählte Heinrich und sein Cousin, der Prinz von Condé, wurden daraufhin gefangengenommen und vor Karl geführt. Sie bekamen die Wahl zwischen Gefangenschaft in der Bastille, Tod durch den Galgen oder Übertritt zum Katholizismus. Beide entschieden sich für die Taufe und Heinrich schrieb, vermutlich unter Katharinas Diktat, an Papst Gregor XIII. eine Bitte um Aufnahme in die katholische Kirche. Für die folgenden 39 Monate war Heinrich Staatsgefangener im Louvre, während der dritte Hugenottenkrieg das Land heimsuchte. Die führerlosen Hugenotten wurden zunehmend auf die südfranzösischen Städte La Rochelle, Nîmes und Montauban zurückgedrängt.
[Bearbeiten] 1574–1594: Übernahme der französischen Krone
Am 30. Mai 1574 starb Karl IX.. Sein Nachfolger auf dem französischen Königsstuhl wurde sein Bruder Heinrich III., der aber kinderlos war. Zwei Jahre später gelang Heinrich von Navarra und Valois die Flucht aus den Appartements des Louvre, worauf er den katholischen Glauben wieder ablegte.
1578 sahen sich Heinrich und Margarete nach 32 Monaten Trennung im Guyenne wieder, wo Heinrich seit 1576 Gouverneur war. Sie kam auf Wunsch ihrer Mutter dorthin, in der Hoffnung, Heinrich zurück an den Pariser Hof zu holen. Nach einem Aufenthalt von fast vier Jahren kehrte Margarete 1582 zurück in den Louvre. Ein Jahr später kam es zu einem großen Familienzwist, nachdem Margaretes Bruder Heinrich III. sie wegen ihres Betragens vom Hof verwies. Auslöser war wahrscheinlich der Umstand, dass ihr Ehemann sich Diane d'Andouins, genannt „La belle Corisande“, als Mätresse hielt. Ab März 1584 hielt sich Margarete unter dem Vorwand, Anschlägen Dianes zu entgehen, in Agen auf. Sie begann Feindseligkeiten gegen ihren Mann aufzubauen und wurde daraufhin gezwungen, sich in die Festung von Usson zurückzuziehen.
Zwar war Heinrich III. ein Katholik und Oberhaupt der katholischen Liga, aber als Führer wurde Heinrich von Guise betrachtet, wohl weil er eine härtere Position gegen die Hugenotten vertrat. Sein Gegenpart auf der protestantischen Seite war Heinrich von Navarra, was dazu führte, dass der französische König zwischen den Parteien stand. Näher mit den Geschlecht der Guisen verwandt, stand Heinrich III. den vereinten Kräften Heinrichs von Guise, Heinrichs Navarra und seines eigenen jüngeren Bruders Franz (getauft als François Hercule, nach dem Tod seines ältesten Bruders Franz 1560 auch Franz genannt) gegenüber. Diese Periode wird oft auch als „Krieg der drei Heinriche“ bezeichnet. Dieser Krieg bekam durch andere europäische Mächte auch den Charakter eines europäischen Religionskrieges. Philipp II. von Spanien unterstützte die Katholiken, während die Protestanten Hilfe in England von Elisabeth I. und aus den spanienfeindlichen Niederlanden bekamen.
Heinrichs Partner Franz, also der Thronerbe für den Fall des Todes Heinrichs III., starb 1584 an einer Krankheit, so dass Heinrich von Navarra seine Position als Erbe übernahm. Dieser Umstand brachte den Papst Sixtus V. dazu, Heinrich 1585 zu exkommunizieren. Dieser weigerte sich allerdings, die Exkommunikation anzuerkennen.
Am 20. Oktober 1587 kam es zwischen dem katholischen Herzog Anne von Joyeuse und Heinrich zur Schlacht von Coutras, in der Heinrich trotz einer zahlenmäßigen Unterlegenheit den Favoriten des französischen Königs besiegte und den Herzog tötete.
Ende 1588 wurde auch Heinrich III. von Papst Sixtus V. exkommuniziert, weil er den streng katholischen Heinrich von Guise einen Tag vor Heilig Abend ermorden ließ. Die beiden exkommunizierten Könige von Frankreich und Navarra verbündeten sich und marschierten gegen die katholische Liga, die Paris besetzt hielt.
Heinrich III., der letzte Valois, wurde am 1. August 1589 von dem Dominikaner Jacques Clement in Saint-Cloud niedergestochen und starb am nächsten Tag an den Folgen der Wunde. Da die 1575 geschlossene Ehe des Königs mit Luise von Vaudemont kinderlos war, und er auch keinen Bruder mehr hatte, war die Linie erloschen. Heinrich III. hatte auf seinem Sterbebett seinen Schwager und Partner als Nachfolger bestätigt, forderte aber dessen Konvertierung zum katholischen Glauben.
Nach langwierigen Kämpfen mit den französischen Katholiken und den habsburgischen Spaniern konvertierte Heinrich von Navarra am 25. Juli 1593 erneut zum Katholizismus, indem er in der Basilika Saint-Denis die Kommunion empfing. Seine Konversion kommentierte er mit dem Ausspruch «Paris vaut bien une messe.» ("Paris ist eine Messe wert." - Nach Robert Merle hat er allerdings diesen Satz nie selbst gesagt. Wie viele andere Sprüche habe das französische Volk dem beliebten König diese Aussage zugeordnet). Damit stand seinem Thronanspruch nichts mehr im Wege. Er wurde am 27. Februar 1594 in der Kathedrale Notre-Dame de Chartres gesalbt und als Henri Quatre - Heinrich IV. zum König gekrönt. Sein Titel in Latein lautete:
(statt QUARTUS auch IIII, selten "IV"), in französisch: Henri Quatre par la grâce de Dieu, Roi des Français et de Navarre oder in mittelfrz.: "Henry IIII [par la grâce de Dieu,] Roy de France et de Navarre" (s. auch frz. Wikipedia Französische Münzen).
[Bearbeiten] 1594–1610: König von Frankreich
Noch im selben Jahr bestand Heinrichs (fortan der IV.) erste Handlung als König in der Abwehr einer spanischen Invasionsarmee. Am 27. Dezember 1594 versuchte der Student Jean Châtel (mfrz. Jean Chastel), den König bei einer öffentlichen Veranstaltung im Hôtel de Schomberg aus religiösen Gründen zu erdolchen. Der König, leicht verletzt, wollte den Attentäter verschonen, aber das Gesetz für Königsmörder fand Anwendung, und Chastel erlitt das gleiche Schicksal wie später François Ravaillac 1610 und Robert François Damiens 1757. Die Folge des Attentats war die Ausweisung der Jesuiten aus dem Königreich, da der Attentäter mit einem Jesuitenpater, der ebenfalls hingerichtet wurde, den Anschlag geplant hatte. Beide hingerichteten Attentäter Heinrichs IV. waren religiös motiviert und erhofften sich durch das Attentat teilweise oder völlige Erlösung ihrer Sünden.
Des weiteren söhnte sich der König zunächst mit dem Oberhaupt der Liga, dann mit dem spanischen König Philipp II. aus. Das Land wurde nach langer Zeit wieder geeint, nachdem der Herzog von Savoyen, Karl Emanuel I., aus der Provence vertrieben und die Bretagne unterworfen worden war.
Am 13. April 1598 erließ Heinrich IV. als eine seiner größten politischen Entscheidungen das Edikt von Nantes, das bis zum Edikt von Fontainebleau 96 Jahre Religionsfrieden sichern sollte. Den protestantischen Franzosen wurden zwar keine Rechte, aber Privilegien, Gleichberechtigung gegenüber Katholiken, Zugang zu öffentlichen Ämtern und 100 sichere Orte in ganz Frankreich zugesprochen.
Mit Hilfe des seit 1597 an die Spitze des Finanzhaushaltes gestellten Herzogs von Sully, Maximilien de Béthune, erlebte Frankreich einen spektakulären wirtschaftlichen und finanziellen Aufschwung. Die Infrastruktur (Straßenbau) und die Landwirtschaft wurden modernisiert, der Staatshaushalt nach der Tilgung einer 200-Millionen-Livres-Staatsschuld ausgeglichen und die Verwaltung reorganisiert, indem überflüssige königliche Ämter aufgehoben wurden. Maximilien de Béthune ließ Kanäle und Häfen anlegen und hob die Zölle für Getreide auf. Zusammen mit der Viehhaltung (mfrz. pasturage, frz. pâturage) erklärte er den Ackerbau (frz. labourage) zu den "Brüsten, von denen Frankreich sich nähren solle." («Labourage et pasturage sont les deux mamelles dont la France est alimentée...»).
1599 verlobte sich Heinrich IV. mit Maria von Medici, der damals reichsten Erbin des Europäischen Kontinents. Nachdem im Dezember die Ehe mit Margarete von Valois durch Papst Klemens VIII. (sie blieb allerdings Königin) annulliert wurde, konnte die Heirat zwischen Maria und Heinrich stattfinden. Grund für diese Trennung war, dass die Ehe keine Kinder hervorbrachte und beide, Heinrich wie Margarete, sich Mätressen, bzw. Liebhaber hielten.
Im Oktober wurden König Heinrich IV. und Maria von Medici "per procurationem" verheiratet, das heißt, in Abwesenheit von Maria, da sie sich noch auf dem Weg nach Marseille befand, wo sie Anfang Dezember eintraf. Der Dauphin Ludwig wurde am 27. September 1601 in Fontainebleau geboren.
In einem Gespräch mit Karl Emanuel I. von Savoyen äußerte Heinrich den Wunsch, Wenn mir Gott zu leben erlaubt, werde ich dafür sorgen, dass es in meinem Land keinen Bauern gibt, der sonntags nicht sein Huhn im Topf hat!" ("Si Dieu me prête vie, je ferai qu’il n’y aura point de laboureur en mon royaume qui n’ait les moyens d’avoir le dimanche une poule dans son pot!"). Da zu jener Zeit 80 % der Bevölkerung auf dem Land lebte, bedeutete diese Aussage, dem Volk allgemein ein besseres Leben zu wünschen. König Heinrich kreierte seine eigene Version vom "Huhn im Topf" («Poule au pot»). Eine besonderer Charakterzug des Königs war sein unerkanntes Auftreten in der Öffentlichkeit seiner Heimat, meist unter dem einfachen Volk, um zu erfahren, wie seine Politik aufgenommen wird. Er pflegte, wenn er konnte, stets großzügig zu sein und ersetzte manchem Bauern oder Hirten durch ihn oder seine Leute zerstörtes Land oder verlorenes Vieh.
1610 bereitete er 57jährig einen Einfall in die spanischen Niederlande vor, um den reformierten Fürsten im Heiligen Römischen Reich zu Hilfe zu eilen. Seine Frau Maria von Medici wurde am Abend des 13. Mai - drei Tage vor seiner geplanten Abreise - in Saint-Denis gekrönt und gesalbt, damit sie während Heinrichs Abwesenheit die Regierungsgeschäfte mit entsprechender Autorität führen könne. Einen Tag später begab Heinrich sich mit sechs weiteren Edelmännern ohne Garde auf den Weg zu Maximilien de Béthune. In der Rue de la Ferronnerie, einer engen, schlecht befahrbaren Straße stellte sich der königlichen Karosse (Kutsche mit zwei offenen Schlägen) ein Hindernis in den Weg. Zwei Wagen wollten aneinander vorbei, konnten dies aber nicht auf Grund der mangelnden Breite der Straße. Die Edelleute stiegen bis auf den Herzog von Montbazon aus, sodass Heinrich völlig ungeschützt war. Dass nur zwei in der Karosse waren, erklärt auch, warum niemand den Königsmörder François Ravaillac hat kommen sehen, der auf den Wagen sprang und mit einem Messer dreimal in die Brust des Königs stieß. Der erste Messerstich glitt an Heinrichs Rippen ab, der zweite durchtrennte den Hauptstrang der Schlagader kurz über dem Herzen und durchstieß den linken Lungenflügel, der dritte Stich glitt ebenfalls ab und traf den Herzog von Montbazon. Ravaillac wurde mitsamt dem König zum Louvre gefahren, auf dem Weg dahin verstarb Heinrich. Jérôme Luillier, königlicher Generalanwalt der Rechnungskammer und Staatsrat berichtet über die Ankunft im Louvre, dass "der König tot auf seinem Bett [dem Bett der Königin] ausgestreckt, in voller Kleidung mit aufgeknöpften Wams und blutigem Hemd. Dessen ungeachtet stand der Kardinal de Sourdis an seinem Kopfende, an seiner Seite ... der Schlosskaplan und der Leibarzt der Königin ...; sie sprachen die Mahngebete... Doch der arme Fürst war schon verschieden."
Bis heute ist nicht zweifelsfrei geklärt, ob der Attentäter nicht doch Hintermänner hatte, denn die Zahl der Attentate auf den beliebten und fähigen König waren außergewöhnlich hoch (18). Der Dauphin Ludwig wurde im Alter von neun Jahren als Ludwig XIII. sein Nachfolger - die Regierungsgeschäfte führte seine Mutter - während Frankreich und vor allem Heinrichs gascognische Heimat Trauer trugen.
[Bearbeiten] Entwicklung von Heinrichs Politik
Als Heinrich IV. starb, war sein Sohn Ludwig XIII. zu jung, um die Herrschaft zu übernehmen, sodass seine Mutter Maria von Medici für ihn regierte. Sie revidierte schnell einige von Heinrichs Strategien, insbesondere indem sie ein Bündnis mit den spanischen Habsburgern einging. Nachdem Ludwig sich 1617 durch die Ermordung des von seiner Mutter favorisierten Günstlings Concino Concini die Macht erkämpft hatte, verbannte er seine Mutter aus Frankreich, die 1632 in Köln starb. Politisch zunächst unentschlossen, sich zwischen katholischer Solidarität mit Spanien oder der Niederwerfung des Hauses Habsburg zu entscheiden, übertrug Ludwig XIII. erhebliche Machtbefugnisse auf Armand Jean du Plessis, den Herzog von Richelieu, bekannt als Kardinal Richelieu, der als Erster Minister die gegen Habsburg gerichtete Politik Heinrichs IV. weiterführte. Dies verwickelte Frankreich in den 30-jährigen Krieg, da Frankreich, beherrscht von den Bourbonen, den Habsburgern die Vormachtstellung in Europa abringen wollte, was mit dem Westfälischen Frieden 1648 und dem Pyrenäenfrieden 1659 auch gelang.
Es war Heinrich selbst, der die Grundlage zur Aufhebung des Edikts von Nantes legte, denn schon die Zusicherung der Sicherheitsplätze hatte er als Verletzung seiner Autorität empfunden. Auch Heinrich IV. hatte eine Vereinheitlichung im katholischen Glauben als pragmatisches Vorhaben bevorzugt, denn die Möglichkeit eines religiös legitimierten Aufstandes wäre so endgültig ausgeschlossen gewesen. Doch die hugenottische Partei war zu Heinrichs Zeiten noch viel zu mächtig, so dass er zwangsläufig Zugeständnisse machen musste. Richelieu folgte der politischen Linie Heinrichs IV. und war ein Verfechter des Absolutismus, und um diesen nicht durch die - nach Heinrichs Ermordung - aufgekommenen Unruhen zu gefährden, verabschiedete er 1628 nach der Belagerung von La Rochelle das Gnadenedikt von Alès, in dem die 100 sicheren Orte in Frankreich verboten wurden. Das Toleranzedikt wurde 1685 im Edikt von Fontainebleau durch Ludwig XIV. vollständig widerrufen, womit ein fast neunzigjähriger Zurückdrängungsprozess sein Ende fand. Die Repressionspolitik gegenüber den Hugenotten wurde noch von Ludwig XV. fortgeführt, da ein harter Kern von Hugenotten niemals konvertierte und immer wieder Aufstände in Zentralfrankreich entfachte. Erst Ludwig XVI. erließ nach heftigem Ringen mit den Parlements erneut ein Toleranzedikt, womit er dem Geist der Aufklärung seinen Respekt zollte.
[Bearbeiten] Nachkommen
Die kinderlose Ehe mit Margarete von Valois wurde 1599 durch den Papst Clemens VIII. annulliert.
Am 5. Oktober 1600 vermählte er sich in zweiter Ehe mit Maria von Medici. Zusammen hatten sie die Kinder
- Ludwig XIII., (* 27. September 1601 - 14. Mai 1643), König von Frankreich
- Elisabeth (Isabella), (* 22. November 1603 - 6. Oktober 1644), durch Heirat mit Philipp IV. Königin von Spanien und Portugal
- Christine Marie, (* 10. Februar 1606 - 27. Dezember 1663), durch Heirat mit Vittorio Amadeo I. Herzogin von Savoyen
- Nicolas Henri, (* 16. April 1607 - 17. November 1611), "Monsieur", Herzog von Orléans; starb als Kind
- Gaston, (* 25. April 1608 - 2. Februar 1660), Herzog von Orléans
- Henriette Marie, (* 26. November 1609 - 10. September 1669), durch Heirat mit Karl I. (England) Königin von England
Zudem hatte er noch die unehelichen Kinder:
Mit Gabrielle d'Estrées:
- César de Vendôme, (* 3. Juni 1594), legitimiert 1595
- Cathérine Henriette, (* 14. November 1596), legitimiert 1596
- Alexandre de Vendôme, (* 14. April 1598), legitimiert 1599
Mit Catherine Henriette de Balzac d'Entragues:
- Gaston Heinrich von Verneuil (* 3. November 1601), legitimiert 1603
- Gabriela Angelika (Gabrielle Angélique), (* 21. Januar 1603), legitimiert 1622
Mit Jacqueline de Bueil:
- Anton (Antoine) (* 9. Mai 1607), legitimiert 1608
Mit Charlotte des Essarts,
- Johanna Baptist (Jeanne Baptiste) (* 1608), legitimiert 1608
- Maria Henriette (Marie Henriette) (* 1609)
Sowie:
- Maria (Marie) (* 1571)
- Johanna (Jeanne) (* 1572)
- Heinrich (Henri) (* 1599)
[Bearbeiten] Vorfahren
┌──< Franz (1470-1495), frz. François de Vendôme │ Graf von Vendôme │ ┌──< Karl IV. , frz. Charles de Bourbon │ Herzog von Bourbon und Vendôme │ │ │ └──< Maria von Luxemburg (1462-1546), frz. Marie de Luxembourg │ Gräfin von Saint-Pol │ ┌──< Anton von Bourbon (1518–1562), frz. Antoine de Bourbon │ Herzog von Bourbon und Vendôme, König von Navarra │ │ │ │ ┌──< René I. (1454–1492), frz. René d'Alençon │ │ │ Graf von Alençon │ │ │ │ └──< Franziska von 'Alençon (1490–1550), frz. Françoise d'Alençon │ ... │ │ │ └──< Margarete von Lothringen (1463–1521), frz. Marguerite de Lorraine │ ... │ Heinrich IV. (1553–1610), frz. Henri de Bourbon, Henri Quatre König von Navarra (Heinrich III., Henri Trois) und Frankreich │ │ ┌──< Johann III. (1469–1516), frz. Jean d'Albret, Jean III de Navarre │ │ König von Navarra │ │ │ ┌──< Heinrich II. (1503–1555), frz. Henri d'Albret │ │ König von Navarra │ │ │ │ │ └──< Katharina I. (1468–1517), frz. Catherine de Foix │ │ Königin von Navarra │ │ └──< Johanna von Albret (1529–1572), frz. Jeanne d'Albret, Jeanne III de Navarre Königin von Navarra │ │ ┌──< Charles d'Orléans (1459–1496), frz. Charles d'Orléans │ │ Graf von Angoulême, Herzog von Orléans │ │ └──< Margarete von Angoulême (1493–1549), frz. Marguerite d'Angoulême Gräfin von Angoulême │ └──< Luise von Savoyen (1476–1531), frz. Louise de Savoie Herzogin von Angoulême
[Bearbeiten] Literatur
Sachbücher
- Maurice Adrieux: Heinrich IV. Frankreichs guter König. Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1979, ISBN 3-7973-0330-0
- Rolland Mousnier: Ein Königsmord in Frankreich. Die Ermordung Heinrich IV.. Propyläen-Verlag, Berlin 1974
- Madeleine Mari Louise, Saint-René Taillandier: Heinrich IV. Der Hugenotte auf Frankreichs Thron. Hugendubel, München 2004, ISBN 3-424-01240-8
- André Castelot: Heinrich IV. Sieg der Toleranz. (Originaltitel: Henri Quatre - le Passioné) Gernsbach 1987, ISBN 3-9258-2504-5
Belletristik
- Heinrich Mann: Die Jugend des Königs Henri Quatre. Roman. Fischer, Frankfurt/M. 2002, ISBN 3-596-10118-2
- Heinrich Mann: Die Vollendung des Königs Henri Quatre. Roman. Fischer, Frankfurt/M. 1998, ISBN 359610119-0
- Robert Merle: Die gute Stadt Paris. Roman. (Fortune de France; Bd. 3), Aufbau-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-7466-1215-2
- Robert Merle: Noch immer schwelt die Glut. Roman. (Fortune de France; Bd. 4), Aufbau-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-7466-1207-1
- Robert Merle: Paris ist eine Messe wert. Roman. (Fortune de France; Bd. 5), Aufbau-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-7466-1208-X
- Robert Merle: Der wilde Tanz der Seidenröcke. Roman. (Fortune de France; Bd. 7), Aufbau-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-7466-1216-0
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Heinrich IV. (Frankreich) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Vorgänger Heinrich III. |
König von Frankreich 1589-1610 |
Nachfolger Ludwig XIII. |
Vorgänger Johanna von Albret |
König von Navarra 1572-1610 (Personalunion mit Frankreich ab 1607) |
Nachfolger Ludwig XIII. |
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Personendaten | |
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NAME | Heinrich IV. |
ALTERNATIVNAMEN | Henri IV; Henri Quatre; Henry Quatre; Enric Quate (gascognisch); Vert-Galant, le Passioné (Beinamen) |
KURZBESCHREIBUNG | König von Frankreich und Navarra |
GEBURTSDATUM | 13. Dezember 1553 |
GEBURTSORT | Pau, Navarra (heute zu Frankreich gehörig) |
STERBEDATUM | 14. Mai 1610 |
STERBEORT | Paris |