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Deutschösterreich

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Deutschösterreich (auch Deutsch-Österreich) war in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie eine inoffizielle Bezeichnung, die alle Regionen des k. u. k.-Vielvölkerreiches mit vorwiegend deutschsprachigen Bewohnern zusammenfasste (siehe Abb. in deutscher Sprachraum).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Proklamation der „Republik Deutschösterreich“

Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns in Folge des Ersten Weltkrieges traten am 21. Oktober 1918 die, zuletzt 1911 gewählten, Abgeordneten dieser Gebiete im niederösterreichischen Landhaus in Wien als „Provisorische Nationalversammlung des selbständigen deutsch-österreichischen Staates“ zusammen. Zu Präsidenten der Versammlung wurden der deutschnationale Franz Dinghofer, der christlichsoziale Jodok Fink und der Sozialdemokrat Karl Seitz gewählt [1]. Landeshauptstadt wurde Wien, Staatskanzler der Sozialdemokrat Karl Renner.

Nachdem am 11. November 1918 der letzte Kaiser Österreich-Ungarns, Karl I., auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften verzichtet hatte, beschloss am folgenden Tag die provisorische Nationalversammlung mit nur zwei Gegenstimmen das „Gesetz über die Staats- und Regierungsform von Deutschösterreich“. Die beiden ersten Artikel lauteten:

Artikel 1
Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volke eingesetzt.
Artikel 2
Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik. Besondere Gesetze regeln die Teilnahme Deutschösterreichs an der Gesetzgebung und Verwaltung der Deutschen Republik sowie die Ausdehnung des Geltungsbereiches von Gesetzen und Einrichtungen der Deutschen Republik auf Deutschösterreich.

[Bearbeiten] Zusammensetzung Deutschösterreichs

Von der Nationalversammlung beanspruchtes Staatsgebiet der Republik Deutschösterreich (1918-1919)
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Von der Nationalversammlung beanspruchtes Staatsgebiet der Republik Deutschösterreich (1918-1919)

Mit dem Gesetz vom 22. November 1918 erhob die provisorische Nationalversammlung Anspruch auf „die Gebietshoheit über das geschlossene Siedlungsgebiet der Deutschen innerhalb der im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder“. Die proklamierte Republik umfasste 118.311 km² und 10,37 Mio. Einwohner, bestehend aus:

(nicht beansprucht wurden hingegen Galizien, Teile Siebenbürgens sowie die Bukowina)

Minderheiten in Deutschösterreich:

  • Als »rein deutsch« galten die Länder Salzburg und Österreich ob der Enns. Doch beim letzteren wurde der überwiegende Teil »Deutsch-Südböhmens« als »Böhmerwaldgau« (1919: 176.200 Deutsche und 6.100 Tschechen) angeschlossen, so dass dort nicht mehr von einem »rein deutschen Land« gesprochen werden konnte.
  • In Österreich unter der Enns lebten mit dem Anschluss »Deutsch-Südmähren« und dem restlichen »Deutsch-Südböhmen« als »Deutsch-Südmährischer Kreis« rund 25.000 Tschechen, neben 180.000 Deutsche. Vor allem im Waldviertel lebten 12.400 »deutschgesinnte« Horazen und in Wien 12.600 Böhmen und Mährer.
  • In den Ländern Kärnten und Steiermark wurden die Slawen zu den Slowenen gerechnet. Von Amtswegen wurden ihnen auch die Windischen zugerechnet, die sich selbst mehr dem »deutschen Kulturkreis« zurechneten.
  • Im Land Tirol-Vorarlberg lebten neben den Deutschösterreichern auch rund 10.000 Italiener, zu denen auch von Amtswegen die 9.900 Ladiner gerechnet wurden.
  • In Deutsch-Böhmen und Sudetenland kamen auf die deutsche Bevölkerung noch rund 141.000 Tschechen.
  • Im von Deutschösterreich beanspruchten »Deutschwestungarn« - das spätere Burgenland - lebten neben den Deutschen auch noch 42.000 Kroaten und 15.000 Ungarn. Es gehörte der ungarischen Reichshälfte an.
  • In den böhmisch-mährischen Sprachinseln, die als »Einschlußgebiete« von Deutschösterreich beansprucht wurden, lebten 1919 neben 155.700 Deutsche noch 66.600 Tschechen.

Das ehemalige Kronland »Tirol-Vorarlberg« wurde noch während des Jahres 1918 in die heutigen Länder geteilt, da die Vorarlberger (bis 1920) mehrheitlich den Anschluss an die Schweiz anstrebten (Volksabstimmung im Mai 1919 mit 80% für Schweiz).

Von Deutschösterreich wurden die deutschen Sprachinseln Iglau, Brünn und Olmütz in Böhmen und Mähren beansprucht. Während sich die böhmisch-mährischen Sprachinseln der Republik Deutschösterreich anschlossen wurde in »Deutsch-Westungarn« (5.800 km² und rund 500.000 Einwohner) eine deutschösterreichische Zivilverwaltung eingerichtet (Republik "Heinzenland"). So kam es zwischen Ungarn und Deutschösterreich zum blutigen Grenzkrieg, als die Ungarn die Zivilverwaltung beseitigt hatten. Über die endgültige Zugehörigkeit dieses Gebietes sollte nun am 14. Dezember 1921 eine Volksabstimmung entscheiden.

[Bearbeiten] Nach 1919

Zeitungsmarken 1920
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Zeitungsmarken 1920

Am 10. September 1919 unterzeichnete Staatskanzler Karl Renner den Vertrag von Saint-Germain (vgl. Pariser Vorortverträge). Mit der Ratifizierung des Vertrages durch die Nationalversammlung am 21. Oktober wurde der Name der Republik gemäß den Vertragsbestimmungen von „Deutschösterreich“ auf „Österreich“ geändert. Anschlussbestrebungen wurden durch entsprechende Artikel sowohl im Vertrag von Saint-Germain für Österreich (Artikel 88: „Die Unabhängigkeit Österreichs ist unabänderlich, es sei denn, daß der Rat des Völkerbundes einer Abänderung zustimmt. [...]“, vgl. Anschlussverbot), wie auch im Friedensvertrag von Versailles für Deutschland (Artikel 80: „Deutschland erkennt die Unabhängigkeit Österreichs innerhalb der durch Vertrag zwischen diesem Staate und den alliierten und assoziierten Hauptmächten festzusetzenden Grenzen an und verpflichtet sich, sie unbedingt zu achten [...]“) obsolet.

Nichtsdestoweniger verfasste Karl Renner im Jahr 1920 eine Hymne, Deutschösterreich, du herrliches Land, die den inkriminierten Begriff enthielt. Die Komposition wurde allerdings nie offiziell zur Nationalhymne erklärt.

Österreich musste nun auf große Teile des für sich beanspruchten Gebietes verzichten und diese an die Nachbarstaaten Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien und Italien abtreten:

  1. Deutsch-Böhmen, das Sudetenland, der Böhmerwaldgau und Deutsch-Südböhmen sowie Deutsch-Südmähren wurden mit rund 27.000 km² an die Tschechoslowakei abgetreten. In diesen Gebieten lebten über 3,2 Millionen Deutsche und rund 226.500 Tschechen.
  2. Im westlichen Übermurgebiet lebten 2.500 Deutsche. Dieses Gebiet verblieb als ehemaliger Teil Deutsch-Westungarns ebenfalls bei Ungarn.
  3. An Jugoslawien musste die Untersteiermark mit 5.900 km² abgetreten werden. Die Bevölkerung bestand aus 79.000 Deutschen und Windischen und aus 400.000 Slowenen. Die großen Städte des Landes waren überwiegend deutsch und die ländlichen Gebiete slowenisch besiedelt.
  4. Die Gemeinden Seeland, Mießtal und Unterdrauburg umfassten gemeinsam rund 430 km². Der Bevölkerung nach waren 3.105 Deutsche und 13.600 Slowenen. Sie fielen an Jugoslawien.
  5. Das Kanaltal fiel mit 332 km² und dem Hauptort Tarvis an Italien. Der Bevölkerung nach waren 5.300 Deutsche und 1.500 Slowenen.
  6. Südtirol umfasste 7.400 km² und wies 202.400 Deutsche, 9.000 Italiener und 9.900 Ladiner auf. Es fiel an Italien.

[Bearbeiten] Fußnoten

  1. Provisorische Nationalversammlung im Österreich-Lexikon aeiou.at

[Bearbeiten] Weblinks

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