Zonensystem
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Das Zonensystem ist ein Begriff aus der Fototechnik und bezeichnet eine Methode zur Optimierung der Belichtung bzw. Belichtungsmessung und ursprünglich auch der Filmentwicklung und der Papierkopie.
Sie ist im Gegensatz zur regulären Methode der Objekt- oder Lichtmessung auch im künstlerischen Kontext zu sehen, da sie auch gezielte Über- oder Unterbelichtungen einsetzte, um mittels Aufnahme und Entwicklung eine bestimmte Bildwirkung zu erzielen.
In Teilen der Methodik ist sie mit der wesentlich einfacheren Zweipunktmessung verwandt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Grundlegendes und Vorgehensweise
Der amerikanische Fotograf Ansel Adams (1902-1984) entwickelte das Zonensystem zur möglichst präzisen Steuerung der Tonwerte eines Fotos durch genaue Definition der Belichtung während der Aufnahme.
Die Methode ist mit Hilfe eines Spotbelichtungsmessers, einer Kamera mit manueller Belichtungssteuerung und einiger Praxis beherrschbar und sowohl für die Landschafts- als auch für die Studiofotografie brauchbar.
"Einfach" ausgedrückt betrachtet Adams die Übertragungskette und Helligkeitswerte von der Aufnahme (Kamera) über das Negativ und das Labor bis hin zum fertigen Papierbild (dem Positiv) und nutzte die Erfahrung für die möglichst genaue, auch künstlerische Ausprägung der Tonwerte eines Fotos. Die hellen und dunklen Töne (Tonwerte) des Motives werden dabei in vorher festgelegte, aufgrund technischer Einschränkungen nur teilweise verfügbare Positivtonwerte des Fotoabzugs übertragen.
Obwohl das Zonensystem, wegen der benötigten Perfektion und Vorgehensweise, anspruchvoll ist, bietet es dem Fotografen eine beherrschbare Möglichkeit, seine Aufnahmen bewusst kreativ zu gestalten.
Ursprünglich umfasste das System nach Adams die ganze Kette vom Motiv, der Kamera und Aufnahme über die Filmentwicklung bis hin zum fertigen Abzug. Bei der heute weitgehend standardisierten und teilweise automatisierten Filmentwicklung trifft das Verfahren schwerpunktartig die Belichtungsmessung und die Aufnahmetechnik.
[Bearbeiten] Gedanke zur künstlerischen Vorgehensweise und Technik
Ansel Adams versteht das Zonensystem als Voraussetzung für ein künstlerisches Konzept der Visualisierung. Ziel dieser Visualisierung ist es, dass der Fotograf gedanklich die Wirkung eines Fotos auf den gewünschten Betrachter vorwegnimmt. Möchte der Fotograf z.B. einen düsteren, unheimlichen Eindruck beim Betrachter hervorrufen, würde eine "normale" Belichtung, die eine mittlere Helligkeit des Motivs von 18 Prozent Grauwert annimmt und damit reproduziert, sein Ziel verfehlen.
Bei einem solchen Bild müssten vielmehr die bildwichtigen Motivteile deutlich dunkler als "normal" reproduziert werden. Um dieses künstlerische Ziel handwerklich beherrschbar zu machen, ist es notwendig, die gesamte fotografische Reproduktionskette von der Aufnahme über das Labor bis hin zum fertigen Fotoabzug (Bild) zu beachten und zu kontrollieren, d.h. bis hin zur Projektion den Kontrastumfang der Aufnahme im Blick zu behalten.
Das Zonensystem berücksichtigt, dass der Kontrastumfang eines Fotopapiers geringer ist als der eines Filmes oder des eigentlichen Motives. Das führt dazu, dass z. B. bei kontrastreichen Landschaftsaufnahmen die Skala der Tonwerte bzw. Grauwerte von Schwarz bis Weiß teils technisch nicht optimal und künstlerisch nicht befriedigend vom Negativ auf das Papier übertragen werden kann.
Mit Zonensystem wird im folgenden versucht, die Darstellung der Kontraste im Negativ durch die Belichtung in der Kamera und die Entwicklung im Labor so zu steuern, dass sie dem Kontrastumfang von Fotopapier gerecht wird, diesen berücksichtigt. Hier spielt Standardisierung eine wichtige Rolle: alle Faktoren wie Filmtyp oder -verarbeitung, Papiersorte sowie Entwicklertyp, -verdünnung und -temperatur werden von Anfang an festgelegt, damit man sich lediglich auf Belichtung und Entwicklungszeit des Negatives konzentrieren muss. Dies ist, als Anmerkung, allerdings bei den heutigen Entwicklungsdiensten nicht immer gegeben.
Eine verlängerte Belichtung des Filmes bei verkürzter Entwicklung bewirkt feinere Grauwerte. Das Bild wird weicher. Eine verkürzte Belichtung in Kombination mit einer verlängerten Entwicklung lässt bei flauen Motivkontrasten die Schwarz- und Weißwerte deutlicher hervortreten, bewirkt also eine Kontraststeigerung.
[Bearbeiten] Zonensystem mit digitaler Technik
Diese grundlegenden physikalischen Überlegungen gelten in gleicher Weise für (beinahe) jede Reproduktionskette. Also z.B. auch für den CCD-Sensor einer Digitalkamera, den Computermonitor und den Ausdruck mit Tintenstrahl- oder Laserdrucker bzw. Belichtung. Der Ausdruck (also wiederum die Papierform des Bildes) hat als letztes Glied der Kette wiederum den eingeschränktesten Kontrastumfang. Ein Monitor kann einen weiteren, aber dennoch gegenüber dem Motivorginal eingeschränkten Bereich darstellen, bildet nicht die eigentliche Belichtung und meist nicht die Auflösung ab. In der Tat lässt sich das Zonensystem technisch in einer digitalen Reproduktionskette einfacher anwenden als mit analoger Technik möglich wäre, so können Grauwerte einzeln oder in Relation zueinander angepasst werden, was in der Dunkelkammer nur mit großem Aufwand oder gar nicht machbar ist. Eine bewusst Verschiebung im Sinne einer kreativen Umgestaltung wird möglich, die Grenzen zur Bildmanipulation sind allerdings fließend.
Ein anderer Vorteil der Digitalfotografie ist, dass kurz nach der Aufnahme mittels eines Histogramms oder der Monitorwiedergabe grob beurteilt werden kann, ob Über- oder Unterbelichtung vorliegt. Blende und Zeit können, analog der gewohnten Kameratechnik, so lange verändert werden, bis eine dem Zonensystem entsprechende Verteilung der Helligkeitswerte vorliegt, der experimentelle Faktor ist bei statischen Motiven wesentlich erleichtert. Beim Negativ- oder Diafilm kann dagegen erst nach der Negativentwicklung beurteilt werden, ob der Film richtig bzw. den Wünschen und Absichten entsprechend belichtet wurde.
Nachteilig ist noch die gegenüber dem herkömmlichen Film einschränkende Wirkung des eigentlichen Aufnahmesensors. Sollte etwa der Helligkeitsumfang des Motivs die Empfindlichkeitsspanne des Digitalchips übersteigen, können hierbei Aufnahmen unterschiedlicher Belichtung am Computer per Bildbearbeitungsprogramm zusammengesetzt werden, um so Zeichnung in extremen Lichtern bis hin zu dunklen Bildausschnitten zu gewährleisten. Dieses Verfahren wird als DRI (digital range increase) und das Ergebnis als HDR- (high dynamic range) Aufnahme bezeichnet. Ähnliche Techniken sind auch, bei größerem Aufwand, in analoger Technik ausführbar.
[Bearbeiten] Einteilung der Zonen und Belichtungssteuerung
Praktisch hat Adams den reproduzierbaren Kontrastumfang eines Fotos in 11 gleichgroße Bereiche (0-10) oder Zonen eingeteilt: angefangen mit Null (tiefschwarz ohne Zeichnung) bis hin zu Zehn (reines Weiß ohne Zeichnung). Fünf entspricht dem bekannten Neutralgrau mit 18% Reflexion. Der (im Labor auf Fotopapier) kopierfähige Bereich umfasst die neun Zonen von I bis IX, der durchgezeichnete, detailhaltige Bereich die Zonen II bis VII.
Wird mit einem Spotbelichtungsmesser (der Kamera oder als Handbelichtungsmesser) ein Motivteil angemessen, repräsentiert der Belichtungswert die Zone V (18% neutrales Grau), da alle Belichtungsmesser hierauf geeicht sind. Es ist zum Zwecke der Veränderung nun ohne Weiteres möglich, diesem Motivteil einen anderen Messwert, eine andere Zone zuzuordnen.
Soll die Zone dunkel, aber mit Zeichnung im Bild dargestellt werden, könnte sie der Zone III zugeordnet werden. Zeigt der Belichtungsmesser z.B. 1/30 s und f 8,0 an, wäre folglich 1/30 bei f 16 anzuwenden. Alle anderen Motivteile des Bildes fallen, in Abhängigkeit von der gewählten Belichtung ebenfalls in eine der Tonwertbereiche oder Zonen. So ist bedingt steuerbar, in welcher Helligkeit bzw. mit welchem Kontrast die jeweils bildwichtigen Motivteile wiedergegeben werden.
Fällt etwa ein bildwichtiges Motivteil bei der gewählten Belichtung in die Zone IX, also Weiß fast ohne Zeichnung, würde eine Bildwirkung entstehen, die möglicherweise nicht den Vorstellungen des Fotografen entspricht. Diese Überlegung zeigt, dass es keine gänzlich präzise, korrekte und "richtige" Belichtung gibt. Vielmehr gibt es einen oder mehrere Belichtungswerte, die zu einem Bild führen, welches im Idealfall beim Betrachter die vom Fotografen erhoffte Wirkung hervoruft.
Die Belichtungswerte sind hierbei vom Motiv, vom gewünschten fotografischen und künstlerischen Effekt sowie vom jeweiligen Entwicklungsprozess abhängig und können durchaus nach unten oder oben variieren. Die Grenzen zwischen gekonnter Aufnahme, gekonnter fotografischer Technik bis hin zum Aufzeigen versteckter Details, künstlerischer Freiheit und Manipulation sind fließend, eine Nebelsonne kann so durchaus in einen Sonnenuntergang verwandelt werden.
[Bearbeiten] Belichtung in der Praxis
Adams führt für die Praxis zahlreiche Methoden der Eichung, Kontrastbeeinflussung und vieles andere ein und verwendete diese u.a. für seine Großformataufnahmen. Nicht alle sind für die in der heutigen Praxis überwiegend verwendete 35mm-Technik sinnvoll nutzbar. Der Kern des Zonensystems, die Kette Kamera - Bild - Reproduktionskette, lässt sich, die Möglichkeit der Kameraeinstellung vorausgesetzt, jedoch ohne großen Aufwand realisieren.
Eine strukturierte Fläche die etwa einem mittlerem Grau entspricht, etwa ein Fußabtreter oder eine Wand, wird mit der gewählten Kamera-Film-Kombination (bzw. den entsprechenden Digitalkameraeinstellung) "normal" und formatfüllend aufgenommen. Es ergibt sich, mit regulärer Belichtungsmessung, z. B. die Belichtung 1/30 f 8. Dies entspricht nun Zone V, nun werden, für andere Zonen, weitere Aufnahmen mit anderen Belichtungswerten gemacht:
- Zone IV 1/30 f 11
- Zone III 1/30 f16
- Zone II 1/30 f 22
- Zone I 1/60 f 22
- Zone 0 1/125 f 22
- Zone VI 1/30 f5,6
- Zone VII 1/30 f4
- Zone VIII 1/15 f4
- Zone IX 1/8 f4
- Zone X 1/4 f4
Selbstverständlich kann auch jede andere Zeit/Blenden-Kombination entsprechend dem Lichtwert der Zone V Aufnahme gewählt werden, sofern sie, für unterschiedliche Zonen, zueinander jeweils den Abstand einer Blendenstufe oder Zeitstufe (=1 EV) hält. Hilfreich ist es immer, sich die Nummer des jeweiligen Bildes zusammen mit Belichtung (Blende und Zeit) und Zone zu notieren. Mit dem Log kann ein Erfahrungsschatz aufgebaut werden, auf den später zugegriffen werden kann.
Die Aufnahmen werden nun in der gewünschten, aber zuvor bedachten Form entwickelt bzw. reproduziert, im einfachsten Falle etwa einfach ins Labor gegeben oder ausgedruckt. Bei Abzügen aus dem Labor ist es für die Anwendung des Zonensystem notwendig, ein Labor zu finden, dass die Möglichkeit bietet, auf automatische Belichtungskorrekturen zu verzichten, da sonst alle Abzüge wieder ins neutralgraue korrigiert werden. Dies sollte erfragt oder per Test festgestellt werden, ist aber in der Regel bei einem Fachhändlern möglich. Das entwickelte Resultat (Bild) zeigt nun den Kontrastumfang des Motives betreffend der gewählten Reproduktionskette, anhand des Logs sind auch die Werte nachvollziehbar. Möglicherweise sind Details, d.h. Tonwert und Kontrast, schon für die Zone III nicht mehr voll sichtbar oder Zone VII zeigt die letzte nutzbare helle Zeichnung.
Die Erfahrung zeigt, dass Betrachter Aufnahmen als "gut" oder "richtig" belichtet empfinden, die den Kontrastumfang möglichst ausnutzen. Die Aufnahmetechnik hierfür wäre auf (zwei) Motivteile zu achten, die im Endbild ohne zeichnerische Details weiß bzw. schwarz dargestellt werden sollen. Die bildwichtigen Teile des Motives sollten im dazwischenliegenden, durchgezeichneten Bereich liegen, der Belichtungsrahmen nach dem Zonensystem nach Möglichkeit darauf angepasst werden.
[Bearbeiten] Filme und Farbe
Bei Negativfilmen kann die ermittelte hellste nutzbare Zone (auf dem Film) als Basiszone gewählt werden, mittels der dann, korrigiert, belichtet wird. Es wird auf jenes Motivteil angemessen, das gerade noch mit Zeichnung dunkel (=helle Stelle auf dem Negativfilm) auf dem Abzug dargestellt werden soll, im Beispiel der Zone III entsprechend. Daraufhin wird die Belichtung zwei Blenden oder Zeitstufen gößer(also f/8 statt f/4 oder 1/60 statt 1/250) gewählt. Nun wird ermittelt in welche Zone der hellste bildwichtige Motivteil fällt. Liegt er innerhalb des ermittelten durchgezeichneten Bereichs ist die Belichtung optimal.
Bei Diafilmen wird umgekehrt die niedrigste (hellste) nutzbare Zone als Basiszone gewählt. Dieses Vorgehen ist auch sinnvoll, weil bei Filmen die dunklen Stellen (bei Negativfilmen entsprechend die hellsten Bildteile) schneller "zulaufen", keine Details mehr zeigen, als vergleichsweise die hellsten (dunklesten) Stellen.
Die hellen (bzw. dunklen) Stellen lassen sich in der Nachbearbeitung, falls verfügbar, auch besser korrigieren. Eine leichte Überbelichtung bei Negativfilmen bzw. leichte Unterbelichtung bei Diafilmen kann also unter bestimmten Umständen toleriert werden. Bei Dias für die Projektion wie auch bei fehlender Bearbeitungsmöglichkeit müssen natürlich die hellen und dunklen Grenzen sofort passen.
Während das ursprüngliche Zonensystem hauptsächlich für die SW-Fotografie benutzt wurde, sind heute Farbfilme überwiegend verbreitet, die im folgenden auch andere Gestaltungsmaßnahmen erlauben. Die Kontrastkorrektur mit Filter an der Kamera selbst ist etwas unüblich geworden, auf die Farbtemperatur kann dagegen Einfluss genommen werden. Für moderne Filme muss der veränderte Kontrastumfang im Zonensytem berücksichtigt werden. Bei Farbfilmen ist die Differenz zum Schwarz-Weiß-Material meist gering, bei Dia-Filmen dagegen stärker. Dies und die subjektive Wirkung der Farbe sollte bei der Aufnahme im Zonensystem berücksichtigt werden. Die Sensorik der digitalen Technik ist im Tonwertumfang wiederum mit dem Dia-Film vergleichbar, hinzu kommen das Rauschen und andere Besonderheiten.
Das Zonensystem ermöglicht es wiederum, den technisch gegebenen Kontrastrahmen bei passender Aufnahme- und Entwicklungstechnik zu optimieren und, bei etwas Aufwand, im fotografischen wie künstlerischen Rahmen auszuschöpfen.
[Bearbeiten] Grenzen
Die ursprüngliche Anwendung unter Adams gestattete Eingriffe bei der Aufnahme, der Filmentwicklung sowie beim Vergrößern. Die Abbildung von Farbmotiven auf, auch unterschiedlich farb-sensitives, Schwarz-Weiß-Filmmaterial stellte, da farbnehmend, immer zugleich auch die Möglichkeit eines optimierenden Eingriffes im subjektiven oder objektiven Sinne dar. Auch fototechnische wie handwerkliche Retusche war als Mittel der Bildverbesserung und der Behebung von Materialfehlern, nicht allerdings der Verfälschung, im Prozess enthalten.
Fallen mit der heute oft üblichen Beschränkung auf die Aufnahmesteuerung und im Bildformat einige Möglichkeiten weg, so sind durch Farbmaterialien und Computerhilfe andere gegeben. Das eher handwerklich und qualitativ zu betrachtende Zonensystem ist, wie Adams selbst anmerkt, für schnelle Fotomotive und die schnelle Photographie nicht geeignet. Eine Anregung stellt es trotz aller Änderungen dar.
[Bearbeiten] Literatur
- Adams, Ansel: Die Kamera. München, Christian Verlag, 1982.
- Adams, Ansel: Das Negativ. München, Christian Verlag, 1982.
- Adams, Ansel: Das Positiv. München, Christian Verlag, 1984.
- Fischer-Piel, Peter: Das Zonensystem in der Schwarzweiss- und Farbfotografie. Berlin, ikoo Buchverlag, 1986.
- Zakia, Richard; Lorenz, Peter; White, Minor: The New Zone System Manual. New York, Morgan & Morgan, 1979.