Wolfgang Stegmüller
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Wolfgang Stegmüller (* 3. Juni 1923 in Natters, Tirol; † 1. Juni 1991 in München) war ein deutsch-österreichischer Philosoph mit bedeutenden Beiträgen zur Wissenschaftstheorie und zur Analytischen Philosophie. Mit seinem Werk Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie hat Stegmüller einer deutschsprachigen Leserschaft den Zugang zur Analytischen Philosophie geöffnet.
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[Bearbeiten] Leben
W. Stegmüller studierte an der Universität Innsbruck Wirtschaftwissenschaften und Philosophie. 1944 erlangte er einen Abschluss als Diplom-Volkswirt, ein Jahr später erreichte er das wirtschaftwissenschaftliche Doktorat. Ebenfalls an der Universität Innsbruck promovierte 1947 zum Doktor der Philosophie und habilitierte 1949 mit dem Thema "Sein, Wahrheit und Wert in der heutigen Philosophie".
Nach einem einjährigen Aufenthalt an der Universität Oxford kehrte er 1954 an die Universität Innsbruck zurück, wo er 1956 zum Titular-Professor für Philosophie ernannt wurde. Nach Zwischenaufenthalten als Gastprofessor and den Universitäten Kiel und Bonn erhielt er einen Ruf an die LMU-München, wo er 1958 zum Ordinarius für Philosophie, Logik und Wissenschafttheorie und zum Vorstand des Seminars II wurde. Unterbrochen wurde sein Wirken in München durch zwei Gastprofessuren in den Jahren 1962/63 und 1964 an der University of Pennsylvania. Von 1977 bis 1979 war er auch Dekan der Fakultät für Philosophie, Wissenschafttheorie und Statistik.
Stegmüller war von 1966 an korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und seit 1967 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Von 1972 an war er Mitglied am Pariser Institut International de Philosophie. Er war auch Mitglied der 1980 gegründeten International Academy of Science.
1989 wurde W. Stegmüller zum Ehrendoktor der Universität Innsbruck ernannt. 1990 wurde er an der LMU emeritiert und im selben Jahr zum Ehrenpräsidenten der Gesellschaft für Analytische Philosophie gewählt. Die Gesellschaft für Analytische Philosophie vergibt seit 1994 den nach ihm benannten Wolfgang-Stegmüller-Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
[Bearbeiten] Wirken
Er trug maßgeblich zur Verbreitung der analytischen Philosophie und der Wissenschaftstheorie im deutschsprachigen Raum bei. Wolfgang Stegmüller ist einer der wichtigsten Philosophen des zwanzigsten Jahrhunderts. Zu seinen Schülern zählen u.a. Eike von Savigny und Georg Meggle.
[Bearbeiten] Logik
[Bearbeiten] Metaphysik, Wissenschaft, Skepsis
[Bearbeiten] Wissenschafttheorie
Stegmüller gilt als einer der bedeutendsten Wissenschaftstheoretiker in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es ist besonders sein Verdienst, dass die Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und der Analytischen Philosophie im deutschsprachigen Raum einem weitem Publikum bekannt wurden.
Bereits in seiner Antrittsvorlesung erwähnte Stegmüller die vier Probleme der Erkenntnistheorie, welche später besonders seine Arbeitsfelder werden sollten:
- Induktionsproblem
- Basisproblem der Erfahrung
- Problem der theoretischen Begriffe
- Problem der wissenschaftlichen Erklärung
Prägend für Stegmüllers Arbeiten in der Wissenschafttheorie sollten dabei die Veröffentlichung der Bücher von Thomas S. Kuhns The Structure of Scientific Revolutions im Jahre 1962 und Joseph D. Sneeds The Logical Structure of Mathematical Physics im Jahre 1971 werden. Während Kuhns Publikation ihn nach eigenen Angaben in eine tiefe geistige Krise verstrickte, sah er in den Ideen Sneeds sowohl einen Ausweg aus der Rationalitätskrise der Wissenschaften - welche oft aus der Kuhnschen Publikation herausgedeuted wurde - als auch eine angemessene Antwort auf das Problem der theoretischen Begriffe. Die Ausarbeitung der Sneedschen Ideen durch ihn und seinen Umkreis ist heute als wissenschaftstheoretischer Strukturalismus eine bedeutende Richtung innerhalb der Wissenschaftstheorie.
[Bearbeiten] Werk (Auswahl)
- Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie, Bd I-IV, Kröner, 7. Auflage (1989), ISBN 3-520-30807-X
- Unvollständigkeit und Unentscheidbarkeit, 1973
- Das Wahrheitsproblem und die Idee der Semantik, 1968
- Metaphysik-Skepsis-Wissenschaft,1969
- Erklärung-Begründung-Kausalität, Bd I-II, 1983
- Theorie und Erfahrung, 1974
- Theorienstrukturen und Theoriendynamik, 1985
- The Structuralists View of Theories, 1979
- Die Entwicklung des neuen Strukturalismus seit 1973, 1986
[Bearbeiten] Literatur
R. Kleinknecht, Nachruf auf Wolfgang Stegmüller, Journal for General Philosophy of Science, Vol. 24, 1-16, (1993)
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Wolfgang Stegmüller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Preisträger des Wolfgang-Stegmüller-Preis (Gesellschaft für Analytische Philosophie)
- International Academy of Science
Personendaten | |
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NAME | Stegmüller, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-österreichischer Philosoph |
GEBURTSDATUM | 3. Juni 1923 |
GEBURTSORT | Natters |
STERBEDATUM | 1. Juni 1991 |
STERBEORT | München |