Wechselladerfahrzeug (Feuerwehr)
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Wechselladerfahrzeuge (WLF) werden bei den Feuerwehren immer mehr eingesetzt.
Früher gab es für jedes Einsatzszenario ein gesondertes Fahrzeug mit Eigenantrieb. Die vielen Gerätewagen (GW), z.B. GW-Atemschutz, GW-Rüst etc., wurden in den letzten Jahren durch ein anderes System ersetzt, nämlich wenigen Transortfahrzeugen (Wechselladern) und vielen Containern (Abrollbehälten -AB-).
Sie finden sich sowohl im ersten Abmarsch (AB-Rüst, AB-Atemschutz, AB-Einsatzleitung, etc.) als auch für logistische Zwecke (Nachschub) und für den Aufbau von Behandlungsplätzen.
WLF mit den dazugehörigen Abrollbehältern (AB) werden für nahezu jeden erdenklichen Einsatzauftrag vorgehalten. In der Regel transportieren sie Einsatzmaterial zur Einsatzstelle, aber mit ihnen werden auch aufgenommene, kontaminierte Materialien von der Einsatzstelle abtransportiert.
Die Besatzung besteht mindestens aus einem Führer und einem Maschinisten.
[Bearbeiten] Technik
In der Regel werden WLF auf zweiachsigen Fahrgestellen aufgebaut, wobei auch hier ein Trend zu größeren Fahrzeugen zu verzeichnen ist. Es werden LKW-Fahrgestelle beschafft, deren zulässige Gesamtmasse 18 to (bei Zweiachsfahrgestellen) oder 26 to (bei Dreiachsfahrgestellen) beträgt. Bei einigen Feuerwehren sind auch vierachsige Fahrgestelle anzutreffen.
Im Gegensatz zu Fahrzeugen, die in der freien Wirtschaft eingesetzt werden, muss ein Feuerwehr-WLF bestimmte Kriterien erfüllen. Nach Norm muss ein WLF mit einer Rückfahrkamera und ausreichender Beleuchtung ausgestattet sein, ein Abrollbehälter muss mindestens in 90 sec. auf- und wieder abgesattelt sein, die Wechselladereinrichtung muss in der Lage sein, das 1,3-fache der Nutzlast des Fahrzeugs aufnehmen zu können.
In der Technik der Wechselladefahrzeuge gab und gibt es fünf Systeme:
- Unterfahrsystem - wie die Wechselbrücken im Speditionsgewerbe, eingeführt 1971 bei der BF Berlin (nicht bewährt) und aktuell bei der Werkfeuerwehr BASF Ludwigshafen.
- Schwenkarmsystem, auch Absetzkipper genannt - zwei seiltiche Schwenkarme heben den Behälter auf das Fahrzeug. Die ersten Fahrzeuge in Mannheim (ca 1955) Duisburg (1971) und München waren solche Fahrzeuge. Es gibt sie vereinzelt nach wie vor bei deutschen Feuerwehren, überwiegend bei Werkfeuerwehren (Infraserv - Hoechst, Merck, Stahlwerk Georgsmarienhütte, Vattenfall Schwarze Pumpe). Die BF Mannheim betrieb dieses System bis ca 1990. Das System wurde von Meiller, München und TeHa, Düsseldorf, bei Feuerwehren eingeführt.
- Seilsystem, auch Gleitkipper genannt. Je ein Seil rechts und links zieht den Behälter auf eine schräg gestellte Abgleitvorrichtung. Mit diesem System begannen alle Feuerwehren ab 1971 / 1972 (Berlin, nachdem das Unterfahrsystem sich als unpraktikabel erwies, Hannover, Dortmund, Kassel, Bonn, Münster, Bremen), die nicht Schwenkarmfahrzeuge beschafften. Die Fahrzeuge waren leichter als die Schwenkarmfahrzeuge, das Hakensystem gab es noch nicht. Später haben alle Feuerwehren, die mit diesem System begannen, in einer mehr oder weniger langen Doppelnutzungszeit auf das Hakensystem umgerüstet. Das Seilsystem wurde von der Kasseler Firma FeKa mit Geräten der schwedisch - finnischen Firma Multilift bei deutschen Feuerwehren eingeführt.
- Hakensystem - das heute übliche Wechselsystem. Es wird auch Abrollkipper genannt. Ein hydraulisch bewegter Haken zieht den Abrollbehälter auf das Fahrzeug. Das System wurde erstmals 1972 von der Firma Meiller, München, allgemein in den Markt eingeführt und ab ca 1974 bei den Feuerwehren Duisburg, München und Frankfurt eingesetzt, später lieferten neben Meiller auch Marrel, Erkrath, Atlas, Wildeshausen, Multilift über Feka, Kassel uns später über Hiab, Hannover, und viele andere Hersteller diese Systeme.
- Niederflurhubwagen - auch diese, fast ausschließlich von der Firma Ruthmann, Gescher (Münsterland) gefertigten Sonderfahrzeuge werden bei einigen Feuerwehren als Wechselladefahrzeuge eingesetzt, vor allem bei Werkfeuerwehren in der chemischen Industrie und bei einigen Berufsfeuerwehren (z. B. Berlin, München, Bremen, Köln und Düsseldorf)
WLF wurden erstmalig 1980 genormt, in Hannover, Dortmund, Duisburg, Berlin und München waren aber schon seit 1971, in Mannheim, (wo das erste WLF einer Feuerwehr in Dienst gestellt wurde) sogar seit ca 1955 Abrollbehälter bei den Feuerwehren im Dienst.
[Bearbeiten] Fahrzeug-Daten
- Antriebsart: im Regellfall Straßenantrieb, Allradantrieb möglich
- Länge mit AB: max.10.000 mm
- Breite mit AB: max.2.550 mm
- Höhe mit AB: max.4.000 mm
- kleinster Wendekreis: max.20m
Quelle: Sonderheft Feuerwehr-Magazin Fahrzeuge Spezial 2006
Quelle: Axel Johanßen, Jahrbuch Feuerwehrfahrzeuge 1996, Podzun Verlag Brilon