Walter Goetz

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Walter Wilhelm Goetz (* 1867 in Lindenau bei Leipzig; † 1958 in Gräfelfing bei München) war Professor der Geschichte.

Inhaltsverzeichnis

1 Leben
2 Forschung
3 Literatur
- 3.1 Weblinks

[Bearbeiten] Leben

Der Sohn des Arztes und Führers der deutschen Turnerbewegung Ferdinand Goetz studierte seit 1886 an den Universitäten Freiburg, München und Leipzig Geschichte, und wurde 1890 bei Wilhelm Maurenbrecher promoviert. 1895 habilitierte er sich in Leipzig bei Karl Lamprecht, nachdem er zeitweilig in München seine Studien für seine Habilitation zu Albrecht V. (Bayern) fortsetzte, 1910 habilitierte er sich nach München um und wurde ständiger Mitarbeiter der Historischen Kommission, deren Präsident er 1946-51 war. Wichtig dabei wurden ihm Bekanntschaften wie die zu dem Historiker Karl Brandi oder Luise von Druffel, wo er wohnte. Sicherlich kannte Goetz auch noch August von Druffel, der 1891 verstarb. 1905 wurde er ordentlicher Professor in Tübingen, 1913 in Straßburg und 1915 in Leipzig, wo er als Nachfolger von Karl Lamprecht das Institut für Kultur- und Universalgeschichte leitete. In der Institutsleitung folgte er unmittelbar dessen Begründer Lamprecht. Goetz engagierte sich politisch im Nationalsozialen Verein und war 1920-28 als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei Abgeordneter im Reichstag. Sein Eintreten für die Republik wurde ihm in der Zeit des Nationalsozialismus von den Machthabern übel honoriert. So kam es, dass er 1935, nachdem er bereits aus Altersgründen die Emeritierung beantragt hatte, aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums verbunden mit einer Kürzung seiner Pension zwangsemeritiert wurde. Diese wurde allerdings ein halbes Jahr später wieder aufgehoben und Goetz in den ordentlichen Ruhestand mit vollen Bezügen versetzt. Dabei mochte auch eine Rolle gespielt haben, dass er seine Kontakte zu jüdischen Kollegen nicht abgebrochen hatte. Er hatte sich statt dessen auch in diesen Zeiten für sie eingesetzt, weil das seiner humanistischen Gesinnung entsprach. Zu denen gehörten seine Schüler Alfred von Martin und Hans Baron.

Er war Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München.

Sein Sohn Helmut Goetz, geb. 1920, wurde ebenfalls Historiker und war viele Jahre am Deutschen Historischen Institut in Rom tätig. Sehr interessante Einzelheiten zu Walter Goetz enthält seine Biographie in Sächsische Lebensbilder.

Neben seiner akademischen Karriere ist zu beachten, daß Goetz im Kaiserreich auch Reserveoffizier war. Er brachte es 1910 immerhin zum Rang eines Majors. Im Ersten Weltkrieg wurde er Bataillonskommandeur.

[Bearbeiten] Forschung

Seine wichtigsten Forschungsergebnisse erreichte er in der Geschichte der Reformation des Mittelalters und der italienischen Renaissance. Besondere Bedeutung hatte für ihn dabei das Studium der italienischen Städte im Mittelalter, und von Dante Alighieri und Franz von Assisi. Seine Auffassung dieses Zeitalters ist wesentlich durch seine kulturgeschichtlichen Neigungen bestimmt und von Jacob Burckhardt geprägt. Auch zu kunstgeschichtlichen Themen der italienischen Renaissance hat er gearbeitet. Da mag auch neben Burckhardt auch das Studium bei Anton Springer in Leipzig einen Teil dazu beigetragen haben. Weniger ausgeprägt, obwohl vorhanden, ist bei ihm die Nachwirkung von Georg Voigt. Auch Lamprecht hatte auf Goetz großen Einfluss, auch wenn seine Position von dessen Auffassung von Kulturgeschichte deutlich abwich. In wissenschaftlicher wie auch in institutioneller Hinsicht kam es zu manchen Auseinandersetzungen. Nicht zuletzt auch mit dem Kulturhistoriker Georg Steinhausen über dessen Geschichtsauffassung.

Mit seiner Emeritierung ging in Leipzig eine langjährige Beschäftigung mit dem italienischen Renaissance-Humanismus, die mit Voigt begann und zu der auch Alfred Doren mit seinen Beiträgen zur Wirtschaftsgeschichte der Zeit nicht unwesentlich beigetragen hatte, zuende. Danach gewann dieser Zweig in Leipzig nie wieder eine ähnliche Bedeutung wie in dieser Zeit.

Bei seinen Studien um Franz von Assisi und Dante waren für Goetz die Motive wegweisend, welche die Epoche der Renaissance eindeutig von der des Mittelalters unterschieden. Doch stand für ihn fest, dass viele der Momente, die im 14. Jahrhundert mit der Wiederbesinnung auf die Antike zum Ausbruch kamen, bereits im Mittelalter angelegt waren. Franz von Assisi war auch ein wesentlicher Gegenstand seiner Zusammenarbeit mit dem Theologen und Historiker Paul Sabatier, mit dem er über viele Jahre eine umfangreiche Korresponenz führte. Zu den bedeutendsten Schülern von Goetz auf dem Gebiet der Mediävistik zählte Herbert Grundmann.

Neben diesen Themen blieb Goetz aber auch der Erforschung der Reformationsgeschichte insbesondere Bayerns verbunden. So setzte er seine Studien zu Albrecht V. (Bayern) fort und publizierte hierzu.

In seiner Eigenschaft als Direktor des Leipziger Instituts für Kultur- und Universalgeschichte gab er die von Georg Steinhausen begründete Zeitschrift Archiv für Kulturgeschichte heraus.

[Bearbeiten] Literatur

Artikel in: Killy, Walther; Vierhaus, Rudolf (Hrsg): Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 4. München 1996.
Weigand, Wolf Volker, Walter Wilhelm Goetz 1867-1958, Boppard 1992.
Goetz, Helmut; Il carteggio Paul Sabatier e Walter Goetz (1900-1913), in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken (QFIAB) 58, 1978, S. 566-614.
Goetz, Helmut; Walter Goetz, in: Sächsische Lebensbilder Bd. 5 (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte, Bd. 22), Leipzig 2003.

[Bearbeiten] Weblinks

Personendaten
NAME	Goetz, Walter Wilhelm
KURZBESCHREIBUNG	Professor der Geschichte
GEBURTSDATUM	1867
GEBURTSORT	Lindenau bei Leipzig
STERBEDATUM	1958
STERBEORT	Gräfelfing bei München