Wöchnerin
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Wöchnerin (früher auch „Kindbetterin“) wird eine Mutter in den ersten Wochen nach der Geburt bezeichnet. Der Name leitet sich vom älteren „Sechswöchnerin“ ab.
In einem Zeitraum von 6–8 Wochen nach der Geburt eines Kindes muss sich der Körper der Mutter von der Schwangerschaft und der Entbindung erholen und hormonell umstellen. Die Gebärmutter bildet sich zurück und ihre Wunde heilt ab, wobei der „Wochenfluss“ austritt. Weil die Frau dadurch viel Ruhe braucht und meist seelisch labil ist, wird diese Zeit auch „Wochenbett“ genannt. Es ist die naturgegebene Zeit, sich auf die neue Situation und das Baby einzustellen.
Die gesetzliche Mutterschutzzeit, in der ein strenges Arbeitsverbot für junge Mütter gilt, beträgt in den meisten Staaten 6–8 Wochen. Der Verdienstausfall wird von der Krankenkasse, dem Arbeitgeber oder vom Familienfonds ersetzt, und es besteht das Recht auf spezielle medizinische Betreuung. Für die Zeit nach einer Fehlgeburt oder einer Abtreibung bestehen vergleichbare Regelungen.
In dieser Zeit besteht das Risiko des Kindbettfiebers – einer bakteriellen Infektion der Gebärmutter und benachbarter Organe –, dem durch erhöhte Hygiene vorzubeugen ist. Es hat ähnliche Symptome wie eine Blutvergiftung und war früher die Ursache vieler Todesfälle. Erst um 1850 erkannte der Wiener Arzt Ignaz Semmelweis („Retter der Mütter“) die Ursache und kämpfte für bessere Hygiene in den Krankenhäusern und häufige Desinfektion der behandelnden Ärzte.
Beschwerden kann auch das Abheilen eines evtl. Dammrisses bzw. Dammschnitts machen. Für das Wohl einer Wöchnerin kann nicht nur die Hebamme wesentlich beitragen, sondern auch das Verständnis und der passende Umgang des Kindesvaters mit ihr. Dies gilt auch für die spätere Stillzeit – in der die Beziehung durch väterliche Eifersucht auf das Neugeborene belastet sein kann.
Im früheren Brauchtum wurde zwar der Sauberkeit und dem Mitgefühl, aber nicht unbedingt der Hygiene Bedeutung beigemessen. So schrieb man im alten Rom dem Besen eine besondere Bedeutung zu, und die Hebammen fegten mit einem gesegneten Besen die Hausschwelle des Geburtshauses, um böse Einflüsse vom Neugeborenen und der Wöchnerin abzuhalten.
Im medizinischen Sinn ist eine längere sexuelle Enthaltsamkeit geboten, die in manchen Religionen (z. B. im Judentum und Islam) konkret empfohlen ist.
Siehe auch: Mutter und Kind, Mutterschaftsversicherung, Ausfluss