Vydūnas
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Vydūnas (bürgerl. Wilhelm Storost, lit. Vilius Storosta; * 22. März 1868 in dem ostpreußischen Dorf Jonaten (lit. Jonaičiai) im Kreis Heydekrug (lit. Šilutė); † 20. Februar 1953 in Detmold) war preußisch-litauischer Lehrer, Dichter, Philosoph, Humanist und Theosoph. Vydūnas ist auf der derzeit aktuellen 200 Litas Banknote abgebildet.
[Bearbeiten] Leben
Nach seiner Ausbildung zum Lehrer war Vydunas ab 1888 in Kinten (lit. Kintai) an der dortigen Volksschule angestellt. 1892 wechselte er an die Knabenschule in Tilsit, wo er bis 1912 war. Er unterrichtete Deutsch und Englisch, aber auch Litauisch und Leibesertüchtigung.
Eine schwere Krankheit (Schwindsucht) hatte ihn früh zu der Überzeugung gebracht, Körper und Seele müssten im Gleichgewicht sein. In der Folgezeit entwickelte er zahlreiche Gedanken und Schriften für ein geistig erfülltes Leben, als dessen Grundlage er den Humanismus sah. Er hatte großes Interesse an der indischen Kultur und übersetzte 1946 die Bhagavad Gita als Erster ins Litauische. Während eines Aufenthaltes in Leipzig trat er um 1900 der dortigen Loge der Theosophischen Gesellschaft bei. Daraufhin gründete er 1902 selbst eine theosophische Loge in Tilsit und brachte ab 1905 die theosophische Zeitschrift Saltinis heraus.
Seine heutige Bekanntheit in Litauen rührt aber mehr aus seiner Tätigkeit für die Wiederbelebung litauischer Kultur, insbesondere der Volkslieder und der alten bäuerlichen Traditionen. In Tilsit leitete er den Kirchenchor und schrieb zahlreiche Lieder ebenso wie Theaterstücke, die von seinem Laientheater aufgeführt wurden. Ab 1933 arbeitete er in Memel (lit.Klaipėda) an der dortigen Musikschule. Ein 1932 erschienenes Buch zum Thema "700 Jahre deutsch-litauischer Beziehungen", das er auf deutsch verfasst hatte, wurde von den Nazis 1933 wegen seiner Idee der Völkerverständigung und seiner distanzierten Einstellung zum Deutschtum verboten. 1938 wurde er - im Alter von 70 Jahren - für zwei Monate ins Gefängnis gesteckt, aufgrund von Protesten aber wieder frei gelassen.
1944 floh er mit den Deutschen vor der anrückenden Roten Armee. Nach einigen Monaten in Flüchtlingslagern, fand er seine neue Heimat in Detmold, wo er 1953 im Alter von 85 Jahren starb. 1991 wurde sein letzter Wille erfüllt und seine sterblichen Überreste nach Litauen überführt. Sein Grab befindet sich heute in Bitėnai bei Šilutė.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Vydūnas im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie und Merkmale seiner Philosophie (Englisch)
- Vydūnas, der "Mahatma Gandhi Litauens" (Englisch)
- Webpräsenz des Vydūnas-Kulturzentrums in Kintai
- Die Herausgabe der 200 Litas Banknote (Englisch)
- Buchbesprechung "Siebenhundert Jahre deutsch-litauischer Beziehungen" (Kurt Forstreuter)[1]
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Vydūnas |
| ALTERNATIVNAMEN | Storost, Wilhelm [bürgerl. Name]; Storosta, Vilius [lit.] |
| KURZBESCHREIBUNG | litauischer Lehrer, Dichter, Philosoph, Humanist und Theosoph |
| GEBURTSDATUM | 22. März 1868 |
| GEBURTSORT | Jonaičiai im Kreis Šilutė (Litauen) |
| STERBEDATUM | 20. Februar 1953 |
| STERBEORT | Detmold |
