Unterverwandlung

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Als Unterverwandlung bezeichnet man im Schach die Umwandlung eines Bauern auf der gegnerischen Grundreihe in eine geringerwertige Figur als die Dame - also in Turm, Läufer oder Springer. Während Umwandlungen in einen Springer gelegentlich vonnöten sind, um ein Schach zu bieten (womöglich eine Gabel), sind Umwandlungen in Turm oder Läufer in einer "normalen" Partie äußerst selten und dienen immer zur Vermeidung eines gegnerischen oder zum Aufbau eines eigenen Patts. Unterverwandlung ist ein beliebtes Motiv in der Schachkomposition. Die Allumwandlung ist stets mit drei verschiedenen Unterverwandlungen verknüpft.

[Bearbeiten] Beispiele

Weiß am Zug gewinnt durch Unterverwandlung des Bauern in einen Springer (Springergabel), mit Schachgebot und anschließendem Damengewinn. Die Umwandlung in eine Dame führt nur zum Remis: 1. e8D Df7+ nebst Damentausch.

Nach Umwandlung des Bauern in eine Dame wäre Schwarz patt. Stattdessen führt die Unterverwandlung in einen Turm zum Zugzwang und Matt in zwei Zügen: 1. f8T Kh6 2. Th8#

Unterverwandlung in einen Springer ohne Schachgebot: 1. e8S! und Weiß gibt Dauerschach auf c7 und b5.

Weitere Beispiele von Unterverwandlungen gibt es in den Studien von Benkö, Saavedra, Vitali Halberstadt und Selesnjow. Pogosjanz zeigt sogar eine beiderseitige Springerunterverwandlung. Eine achtfache Springerunterverwandlung ist bei Chéron zu finden.

[Bearbeiten] Unterverwandlungen in der Eröffnung

Ein Beispiel für eine Unterverwandlung im frühen Stadium der Partie bietet folgende bekannte Eröffnungsfalle aus Albins Gegengambit:

1. d4 d5 2. c4 e5 3. dxe5 d4 4. e3? (besser Sf3) Lb4+ 5. Ld2 dxe3 6. Lxb4?? (besser fxe3) exf2+ 7. Ke2 (erzwungen, sonst verliert Weiß die Dame) fxg1S+! (nicht zum Ziel führt 7...fxg1D 8.Dxd8+ Kxd8 9.Txg1) 8. Ke1 (Txg1 verliert wegen Lg4+ mit Damengewinn) Dh4+ 9. Kd2 (g3 De4+ nebst Gewinn des Turms auf h1) Sc6 und Schwarz steht auf Gewinn.

[Bearbeiten] Geschichtliches

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war es erlaubt, dass der Bauer nach auf der Grundlinie ein Bauer bleibt (und damit ewig auf dem Feld stehen bleibt, es sei denn, er wird geschlagen). Solch ein Bauer wurde auf Englisch dummy pawn genannt. Die zeitgenössische deutsche Bezeichnung, so es eine gab, ist verschollen; Tim Krabbé verwendet die Übersetzung Dummy-Bauer. Er wurde 1862 in den Gesetzen der Britischen Schachföderation festgeschrieben und einige der ersten Turniere wurden nach diesen Regeln gespielt, zuletzt Wien 1873. Ein Dummy-Bauer wird in praktischen Partien wohl kaum notwendig sein. Allerdings gibt es einige Schachkompositionen mit diesem Thema. 1903 wurde diese Möglichkeit wieder abgeschafft.

Ein Dummy-Bauer konnte vor allem zur Erzwingung eines Selbstpatts verwendet werden. Eine simple Stellung zur Illustration:

Weiß zieht und erzwingt remis

Weiß am Zug spielt 1. b7-b8B - der Bauer bleibt ein Bauer, und Weiß ist patt, egal was Schwarz spielt. Jeder andere Zug verliert.

Der große amerikanische Rätselexperte Samuel Loyd komponierte einen Dreizüger, in dem ein weißer Bauer einen schwarzen Turm auf der Grundreihe schlagen und Bauer bleiben muss, weil jede weiße Figur schwarze Pattmanöver zuließe.