Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche
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Die Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche (ukr. Українська автокефальна православна церква) ist eine autokephale Kirche des östlich-orthodoxen Ritus. Sitz ihres Patriarchen ist Kiew. Kirchenrechtlich ist ihre Legitimation umstritten. Sie ist nicht zu verwechseln mit der 1942 gegründeten Ukrainischen Autonomen Orthodoxen Kirche, die dem Patriarchen von Moskau untersteht und betont demgegenüber ihre Nähe zum Patriarchen von Konstantinopel. Sie ist ebenfalls nicht mit der Ukrainisch- orthodoxen Kirche (Kiewer Patriarchat) zu verwechseln.
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[Bearbeiten] Erste Autokephalie
Nach der Ausrufung des ersten unabhängigen ukrainischen Staates (25. Januar 1918) versuchten ukrainische Geistliche, die staatliche Unabhängigkeit mit der Gründung einer autokephalen orthodoxen Kirche zu untermauern. Aufgrund der chaotischen Verhältnisse verliefen die ersten Bemühungen erfolglos. Die im Bürgerkrieg siegreichen Bolschewiki wollten jedoch die Russisch-Orthodoxe Kirche schwächen und standen dem Gedanken einer ukrainischen Nationalkirche zunächst wohlwollend gegenüber. Die erste autokephale ukrainische Kirche wurde im Mai 1920 in Kiew gegründet und wählte im Oktober 1921 Vasyl Lypkivskyj zu ihrem ersten Metropoliten. Da ihm die erforderliche Anerkennung durch einen Patriarchen fehlte, wurde er von Priestern und Laien durch "Handauflegen" geweiht, was mit dem orthodoxen Kirchenrecht nicht vereinbar war. Die erste UAOK wurde deshalb von den anderen orthodoxen Kirchen nicht anerkannt. Trotzdem konnte sie Mitte der 20er Jahre in der Ukraine nach eigenen Angaben 3-6 Millionen Gläubige sammeln, die in 1000 Pfarreien mit 1500 Priestern und 30 Bischöfen organisiert waren. Nachdem Moskaus Patriarch Sergej jedoch 1927 eine Loyalitätserklärung gegenüber den Bolschewiki abgegeben hatte, verloren sie ihr Interesse an der ukrainischen Autokephalie. Bischof Lypkivskyj wurde noch im selben Jahr zum Rücktritt gezwungen und verbannt, die Kirche verlor ihre Autokephalie im Jahr 1930. In den folgenden Jahren wurden über 1000 ihrer Geistlichen verbannt. 1937 hörte sie zu bestehen auf.
[Bearbeiten] Zweite Gründung
Nach der deutschen Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg wurde im Generalgouvernement zum zweiten Mal eine autokephale ukrainische Kirche gegründet. Ausgangspunkt war diesmal die Polnische Orthodoxe Kirche, der 1924 der Autokephaliestatus vom Patriarchen von Konstantinopel verliehen wurde. Ihr Metropolit Dionisij Valedinsky weihte 1940 den Linguisten und Rektor der ersten ukrainischen Universität von Kamjanez-Podilskyj, Ivan Ohijenko (Illarion), zum Bischof von Cholm und Podlachien und 1944 zum Metropoliten. Damit bestand eine kirchenrechtlich einwandfreie Autokephale Orthodoxe Kirche im Generalgouvernement (AOKGG), die später auch im Reichskommissariat Ukraine tätig wurde, weil die in Deutschland kirchenfeindlichen Nationalsozialisten Religion in den besetzten Gebieten für ein brauchbares Lenkungsmittel hielten. Aus ihr wurde eine neue Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche geformt. Die Wahl Illarions zum Metropoliten von Kiew am 25. November 1941 erkannten die Deutschen jedoch nicht an. Vor dem Vormarsch der Roten Armee floh die Hierarchie der Kirche ausnahmslos nach Westen, in der Ukrainischen SSR blieb sie verboten.
Sie reorganisierte sich jedoch in der Emigration, zunächst in Deutschland, dann in den USA und Kanada. 1946 gab es in Deutschland 80 Gemeinden. In Kanada wurde Illarion Metropolit einer vereinigten ukrainischen orthodoxen Kirche. Der 1942 von ihm zum Bischof von Perejaslaw geweihte Mstyslav Skrypnyk wirkte in der Exilkirche der USA. 1989 wurde die UAOK in der noch sowjetischen Ukraine legalisiert, Mstyslav wurde 1990 in Kiew zu ihrem Patriarchen gewählt. Die wieder legale autokephale Kirche fand besonders in der Westukraine viele Anhänger. Dies führte jedoch zu vielen Rechtsstreitigkeiten mit anderen orthodoxen und unierten Kirchen um Kirchenbesitz.
Der heutige Metropolit der UAOK heißt Method, Patriarch von Kiew und der ganzen Ukraine. Die Kirche wird von einem Patriarchalischen Konzil geführt, das aus dem Patriarchen und je 2 Bischöfen, Prälaten und Laien besteht.
[Bearbeiten] Literatur
- Frank Golczewki (Hg.): Geschichte der Ukraine. Göttingen 1993 ISBN 3525-3623-23
- Paul R. Magocsi, A history of Ukraine. Toronto 1996, ISBN 0295-9758-06