Theodor Ebert
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Dr. Theodor Ebert (* 1937 in Stuttgart) ist ein deutscher Politologe und Friedensforscher.
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[Bearbeiten] Biographie
Seit den 1960er Jahren war Theodor Ebert maßgeblich an der Entwicklung des Konzepts der Sozialen Verteidigung als Alternative zur Kriegführung beteiligt. Hierfür gründete er 1969 die Zeitschrift Gewaltfreie Aktion. Von 1972 bis 1984 war er Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland und von 1984 bis 1996 Mitglied der Kirchenleitung der Evanglischen Kirche in Berlin-Brandenburg. 1989 wurde er Gründungsvorsitzender des Bundes für Soziale Verteidigung. Jahrelang setzte er sich auch für die Schaffung eines Zivilen Friedensdienstes ein.
Ebert war bis 2002 Professor am Otto-Suhr-Institut (OSI) der Freien Universität Berlin und dort Geschäftsführender Direktor des Instituts für Innenpolitik und Systemvergleich.
[Bearbeiten] Werk
Theodor Eberts Gesamtwerk ist durch seine streng pazifistische Haltung gekennzeichnet. Dies formt sich beispielsweise in seinen (vorsichigen) Fürsprachen zur Entmilitarisierung der Bundesrebuplik Deutschland, sowie deren Austritt aus der NATO aus. Ebert stellt jedoch nicht nur derartige Forderungen auf, sondern beschäftigt sich auch intensiv mit Alternativen zu militärischen Aktionen (siehe unten). Hierbei betont er stets die lange Dauer der Ablösung kämpferischer Verhaltensweisen durch pazifistische Prozesse, da letztere einer ausgiebigeren und fundierteren Planung bedürfen. In diesem Durchsetzungsprozess erachtet Ebert Solidarität als einen entscheidenden Faktor der Handlungsstrategien. So müssen sich beispielsweise Politiker pazifistischer Parteien der Solidarität ihrere Wähler bei (unkonventionellen) friedvollen Entscheidungen sicher sein.
Gewaltfreie Aktion / soziale Verteidigung
Theodor Ebert versuchte, die gewaltfreie Aktion zu systematisieren. Diese Theorie stellt eine Alternative zu kämperischen Handlungen verschiedensten Ausmaßes dar. Hierbei werden die gewaltfreien Aktionsformen grundsätzlich in verneinende und konstruktive bzw. bejahende und schöpferische unterschieden. Damit wird zunächst einmal deutlich gemacht, dass es nicht genügt, einen Missstand anzuprangern oder zu bekämpfen, sondern, dass ihm immer auch eine konstruktive Alternative entgegengesetzt werden sollte. Für beides, die verneinende und die bejahende gibt es drei Steigerungsstufen.
1. Stufe: Protest als Verneinung, das Aufzeigen von besseren Möglichkeiten als Bejahung
2. Stufe: Legale Nichtzusammenarbeit als Verneinung, Legale Rollenübernahme (Erneuerung, Praktizieren von Erkenntnissen) als Bejahung
3. Stufe: Verneinende Form: Ziviler Ungehorsam, offene Gesetzesübertretung bejahende: Zivile Selbstverwaltung
Ebert hat dieses Prinzip auch in seinen Seminaren angewandt und mit Studenten gewaltfreie Verhaltensweisen in Rollenspielen (ähnlich den Workshops der Polizei gegen Gewalt in der Öffentlichkeit) trainiert.
Zusammenfassend betrachtet Ebert sein wichtigstes Forschungsgebiet, die Soziale Verteidigung, als eine von vielen "sozialen Erfindungen" des 20. Jahrhunderts, welche neben den naturwissenschaftlichen Erfindungen ins Hintertreffen geraten seien. Der Parlamentarismus und das demokratische Mehrparteiensystem sind zum Beispiel weitere solcher sozialen Erfindungen. Die gewaltfreie Aktion nun sei eine Form der demokratischen Willensäußerung, also der Macht von unten. Sie zeichne sich auch dadurch aus, dass die Teilhabe an ihr freiwillig sei und niemand (im Gegensatz zu militärischen Strukturen) zu ihr gezwungen werden könne. Ebert sieht die soziala Verteidigung nicht als Allheilmittel und realistischen Weg zum Weltfrieden, sondern vielmehr als eine vorsichtige Überlebensstrategie in einer durch naturwissenschaftliche Erfindungen in ihrem Zusammenhalt immer stärker bedrohten Welt. In diesem Kontext hat sich Ebert auch intensiv mit der Bedrohung der westlichen Welt durch den Terrorismus, sowie dem Umgang mit selbigem durch westliche Staaten geäußert. Demnach sieht er durchaus eine Möglichkeit des gewaltfreien Widerstandes gegen terroristische Akte, welche sinnbezogen jedoch eher auf Ursachenbekämpfung abziehlt.
Zur Vertiefung dieses Kontextes sei die Artikelsammlung aus den unten aufgeführten Weblinks empfohlen, in welcher sich einige Vorträge Eberts zu diesem Thema finden.
[Bearbeiten] Bibliographie
- Theodor Ebert; Hans-Jürgen Benedict: Macht von unten - Bürgerbewegung, außerparlamentarische Opposition und Kirchenreform, Furche Verlag, Hamburg 1968
- Theodor Ebert: Ziviler Widerstand - Fallstudien zur gewaltfreien, direkten Aktion, Bertelsmann Verlag, Düsseldorf 1970
- Theodor Ebert: Gewaltfreier Aufstand - Alternative zum Bürgerkrieg, Waldkircher Verlag, Waldkirch 1978
- Theodor Ebert: Ziviler Ungehorsam - Von der APO zur Friedensbewegung, Waldkircher Verlag, Waldkirch 1984
- Theodor Ebert; Dieter Senghaas; Reiner Steinweg: Konstruktive Konfliktaustragung - Kritik und Gegenkritik, Haag und Herchen Verlag, Frankfurt 1991
- Theodor Ebert: Der Kosovo-Krieg aus pazifistischer Sicht Pazifismus-Grundsätze und Erfahrungen für das 21. Jahrhundert Band 2, LIT Verlag Hamburg 2001
- Theodor Ebert: Opponieren und Regieren mit gewaltfreien Mitteln - Pazifismus-Grundsätze und Erfahrungen für das 21. Jahrhundert Band 1, LIT Verlag Hamburg 2001
- Jahrbuch für Friedens- und Konfliktforschung, Düsseldorf: Bertelsmann Universitätsverlag 1971 (Mithrg.)
- Theodor Ebert, April Carter, Michael Schroeren: Direkte Aktion. Leitfaden für den Gewaltfreien Widerstand, Weber & Zucht GbR Versandbuchhandlung & Verlag 1983
- Theodor Ebert, Ulrich Frey, Hans J Fischbeck: Der zivile Friedensdienst. Ein neues Mittel für eine neue Politik, Evangelische Akademie Mülheim an der Ruhr 1994
- Theodor Ebert, Albert Fuchs, Johan Galtung, (u.a.): Gütekraft erforschen. Kraft der Gewaltfreiheit, Satyagraha, Strength to Love, Versöhnungsbund e.V. 1999
[Bearbeiten] Weblinks
- Artikelsammlung von Theodor Ebert
- Otto Suhr Institut
- Bund für soziale Verteidigung
- Streitgespräch zwischen Prof. Theodor Ebert und Rechtsanwalt Ullrich Hahn
- Gewaltfreie Aktion
- Referat bei der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer in Württemberg (EAK) in Stuttgart am 21.11.2002
- Vortrag bei der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer in Württemberg (EAK) in Stuttgart am 21.11.2002
Personendaten | |
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NAME | Ebert, Theodor |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politologe und Friedensforscher |
GEBURTSDATUM | 1937 |
GEBURTSORT | Stuttgart |