Sumpfdeckelschnecken

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Systematik

Klasse:	Schnecken (Gastropoda)
Unterklasse:	Vorderkiemerschnecken (Prosobranchia)
Überordnung	Caenogastropoda
Ordnung	Architaenioglossa
Überfamilie	Ampullarioidea
Familie:	Sumpfdeckelschnecken

Wissenschaftlicher Name

Viviparidae

Gray, 1847

Sumpfdeckelschnecken (Viviparidae) sind eine (mit Ausnahme von Südamerika und der Antarktis) weltweit verbreitete Familie von Wasserschnecken (Süßwasser).

Sie besitzen wie alle Vorderkiemer einen festen Deckel am Fuß, mit denen sie das dickwandige Gehäuse verschließen können. Sumpfdeckelschnecken sind lebendgebärend. Darauf bezieht sich auch ihr wissenschaftlicher Name. In Mitteleuropa sind sie die einzigen lebendgebärenden Schnecken.

Mit bis zu 5 cm sind es vergleichsweise große Wasserschnecken.

Inhaltsverzeichnis

1 Fortpflanzung
2 Lebensweise und Ernährung
3 Systematik und Verbreitung
4 Europäische Arten
- 4.1 Arten
- 4.2 Fluss- und Sumpfdeckelschnecken in Mitteleuropa
5 Literatur
6 Weblinks

[Bearbeiten] Fortpflanzung

Viviparidae sind getrenntgeschlechtlich, keine Zwitter.

Der rechte Fühler des Männchens ist kürzer und verdickter ist als der linke (die Fühler der Weibchen sind gleich dick). Dieser Fühler enthält das Begattungsorgan, womit die Spermien in die weibliche Geschlechtsöffnung gebracht werden. Die Eier entwickeln sich in einem erweiterten Endteil des weiblichen Eierstocks. Dort ernähren sich die Embryonen von einer eiweißhaltigen Flüssigkeit. Es befinden sich in einem Muttertier meist mehrere Jungtiere in unterschiedlichen Entwicklugsstadien. Das jeweils älteste Tier wird dann einzeln geboren.

Die Jungschnecken sind bei der Geburt fertig entwickelt, bis zu 10 mm groß (meist um 4 mm) und haben Borsten auf ihrem Gehäuse, welche später abfallen.

[Bearbeiten] Lebensweise und Ernährung

Sumpfdeckelschnecken haben ihren deutschen Namen von den Sumpfdeckelschnecken der Gattung Viviparus (s. u.) erhalten, sind aber in ihrer Gesamtheit überwiegend Grundbewohner bewegter Gewässer (Tieflandflüsse, Uferzone von Seen). Sie kriechen auf dem Boden sowie auf Steinen und Holz umher; in Pflanzen klettern sie nur selten herum. Im Aquarium kriechen sie nur auch nur selten an der Scheibe hoch, was sich ändern kann, wenn die Scheiben stark mit Algen bewachsen sind. Arten aus ruhigeren Gewässern graben sich stundenweise im Sand oder Schlamm ein.

Sumpfdeckelschnecken haben ein weites Nahrungsspektrum: Sie weiden Algen- und Bakterienrasen ab, fressen Detritus und vermodernde Pflanzen und sind auch in der Lage, mit Hilfe ihres Syphons suspendierte Nahrungspartikel und Plankton aus dem Wasser zu filtern. Letzteres ist für Schnecken ungewöhnlich.

Die europäischen Arten vertragen auch relativ hohe Temperaturen über 25 °C.

[Bearbeiten] Systematik und Verbreitung

Es sind zahlreiche fossile Arten bekannt; rezent existieren derzeit mehrere Dutzend Arten weltweit. Es gibt drei Unterfamilien mit folgenden Hauptgattungen:

Viviparinae: Gattung Viviparus (östliches Nordamerika und Europa), Gattung Tulatoma (endemisch im Coosa River, Alabama),
Campelominae (oder Lioplacinae): Gattung Campeloma und Gattung Lioplax (beide im östlichen Nordamerika verbreitet),
Bellamyinae: Gattung Bellamyia (Afrika, Indien, Südostasien, Gattung Cipangopaludina (Ost- und Südostasien, teilweise andernorts eingebürgert), Gattung Notopala (Ostaustralien), Gattung Larina (Nordostaustralien).

Noch nicht sicher eingeordnet sind die beiden chinesischen Gattungen Margarya und Angulyagra.

[Bearbeiten] Europäische Arten

[Bearbeiten] Arten

In Europa lebt ausschließlich die die Familie benennende Gattung Viviparus mit folgenden sechs Arten:

Viviparus acerosus (BOURGUIGNAT 1862) -- Donauflußdeckelschnecke
Viviparus ater (CRISTOFORI & JAN 1832) -- Italienische Sumpfdeckelschnecke
Viviparus contectus (MILLET 1813) -- Spitze Sumpfdeckelschnecke
Viviparus hellenicus WESTERLUND 1886 -- (Griechenland)
Viviparus mamillatus KÜSTER 1852 -- (Griechenland)
Viviparus viviparus (LINNAEUS 1758) -- Stumpfe Flussdeckelschnecke

[Bearbeiten] Fluss- und Sumpfdeckelschnecken in Mitteleuropa

In Mitteleuropa sind V. viviparus und V. contectus am verbreitetsten. Oft werden sie verallgemeinernd als „Sumpfdeckelschnecken“ bezeichnet, viele Naturführer weisen nur eine der Arten aus. Ihr Gehäuse ist ca. 2,5 bis 4 cm hoch und 2,4 bis 3 mm breit. Sie sind grünbraun gefärbt mit streifigen Bänder in der Längsrichtung. Der Körper ist grau. Laut [1] sind die korrekten deutschen Namen Spitze Sumpfdeckelschnecke (V. contectus) und Stumpfe Flußdeckelschnecke (V. viviparus). Die Namensteile „Fluss-“ und „Sumpf-“ deuten etwas auf den bevorzugten Lebensraum hin: Während V. viviparus auch in Fließgewässern lebt und klares Wasser bevorzugt, findet man V. contectus überwiegend in stehenden Gewässern, oft auch in trüben, verkrauteten und veralgten schlammigen Teichen und Weihern (vgl. den deutschen Familiennamen Sumpfdeckelschnecke). Damit unterscheidet sich V. contectus von den meisten anderen Viviparidae (vgl. oben: Lebensweise). Beide Arten können auch in verhältnismäßig saurem Wasser noch vorkommen.

Man kann die beiden Arten am besten anhand der Absetzung der einzelnen Umgänge des Gehäuses unterscheiden: V. viviparus hat schlankere, nicht stufig abgesetzte Gehäusewindungen; bei V. contectus sind die bauchigeren Umgänge deutlich stufig abgesetzt. Dadurch macht sie einen spitzeren Eindruck. Der Nabel ist bei V. viviparus deutlich enger, fast geschlossen.

Beide Arten werden (meist ohne klare Unterscheidung!) im Aquaristikhandel für Aquarien und Gartenteiche angeboten, da sie selten bis gar nicht lebende höhere Pflanzen fressen und auch zur Algenbekämpfung empfohlen werden. Für den letztgenannten Zweck sind sie allerdings weniger gut geeignet.

[Bearbeiten] Literatur

Rosina Fechter und Gerhard Falkner: Steinbachs Naturführer – Weichtiere. Mosaik-Verlag, München 1990
Wolfgang Engelhardt: Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher? kosmos Naturführer, Franckh-Kosmos, Stuttgart 1989, ISBN 3440054446