Studentenzeitung
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Unter einer Studentenzeitung wird eine regelmäßige Publikation in der Vorlesungszeit verstanden, die von Studenten gemacht und an Studenten gerichtet ist. Ihr Verbreitungsgebiet kann sich auf einen einzelnen Fachbereich (Fachschaftszeitung) oder bundesweit erstrecken. Sie werden in der Regel kostenlos in Hochschulgebäuden, Mensen und Cafés verteilt. In der Kommunikationswissenschaft werden sie wegen ihres Inhalts und ihrer Aufmachung eher den Zeitschriften zugerechnet, in der Selbstbezeichnung nennen sie sich allerdings weiterhin meist Studentenzeitungen.
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[Bearbeiten] Struktur und Inhalte
Drei Grundformen von Studentenzeitungen lassen sich beobachten:
[Bearbeiten] Von Studentenvertretungen erstellt
Diese finanzieren sich zumeist vollständig aus den Geldern des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) bzw. Studentenrates (StuRa) oder Fachschaftsvertretungen. Deren Vertreter schreiben auch die Artikel. Inhaltlich konzentrieren sich diese Puiblikationen deshalb häufig auf hochschulpolitische Themen sowie Berichte über die Projekte der Studentengremien in den jeweiligen Hochschulen. Die Zahl der Leser ist deshalb eher klein. Die AStA- oder StuRa-Organe haben durch die Semesterbeiträge eine garantierte Finanzierung. Ihr größtes Problem ist die mangelnde Motivation der Gremienmitglieder zur Mitarbeit, weswegen die Publikationen mitunter recht unregelmäßig erscheinen und die Artikel von minderer journalistischer Qualität bleiben. Die zuständigen Referenten erhalten meist eine Aufwandsentschädigung. Die Auflage schwankt zwischen wenigen hundert und einigen tausend Stück.
[Bearbeiten] Studentische Stadtmagazine
Die Mitarbeiter dieser Studentenzeitungen sind allesamt Studenten, die in der Regel nicht Mitglieder von Studentengremien sind und journalistisch arbeiten wollen. Der eigene Anspruch an die journalistische Qualität und der Artikel und das Layout ist deshalb recht hoch. Themen sind neben lokaler und regionaler Hochschulpolitik auch Lifestyle, Kultur, Stadtpolitik und Veranstaltungstipps. Damit sollen die Studentenzeitungen auch für jene Studierenden attraktiv werden, die sich nicht für Unigremien interessieren. Insofern ähneln sie Stadtmagazinen, wenn auch mit höherem Textanteil. Die Finanzierung erfolgt teilweise durch Anzeigen, aber auch durch regelmäßige Zuschüsse von Studentenvertretungen. Letzteres führt bei diesen Medien regelmäßig zu Konflikten, wenn vor der Bewilligung der Gelder kritische Artikel über die Arbeit des AStA oder StuRa erschienen. Herausgeber sind Vereine, GbRs oder auch Studentenvertretungen. Manche Redaktionen haben sich durch ihre Satzung oder durch Redaktionsstatut mit dem Herausgeber ihre inhaltliche Unabhängigkeit gesichert.
In einigen Fällen werden Chefredakteur und Anzeigenakquisiteur, selten auch Layouter und Endredakteur bezahlt. Die Bezahlung für die Studenten liegt selten höher als 600 Euro pro Monat. Die studentischen Redakteure arbeiten unbezahlt.
Studentische Stadtmagazine erscheinen regelmäßig und mehrmals in der Vorlesungszeit in einer Auflage von mehreren Tausend Stück. Diese existieren meist nur solange, bis ihre Gründer und wichtigsten Redakteure ihre Studium abschließen. Kaum eine wird älter als zehn Jahre. Langlebige Ausnahmen sind die bsz (Bochumer Stadt und Studierendenzeitung) die seit 1967 ohne Unterbrechung erscheint, sowie die Unaufgefordert der HU Berlin (seit 1989), die Heidelberger Studierendenzeitung ruprecht (seit 1987) und das Akrützel aus Jena (seit 1990).
[Bearbeiten] Regionale und bundesweite Studentenzeitungen
Gegründet von Studenten haben Publikationen wie die bundesweiten Magazine aud!max Die Hochschulzeitschrift und Unicum oder die sächsische ad rem mittlerweile eine professionelle Struktur. Herausgeber ist ein von den Zeitungsgründern aufgebauter Verlag, der die regional oder bundesweit vertriebenen Zeitschriften durch Anzeigen finanziert. Chefredakteur, Verlagsmitarbeiter und Anzeigenakquisiteure werden bezahlt, ebenso die Redakteure und Mitarbeiter, die Zeilenhonorar erhalten. Thematisch dominieren Berichte über Lifestyle, Pop-Kultur und Berufseinstieg. Politische und lokale Themen werden eher gemieden, um attraktiv für eine möglichst große Zielgruppe - und damit für Anzeigenkunden - zu sein. Die gedruckte und in den Hochschulen verteilte Auflage beträgt bis zu ca. 415.000 Exemplare (Unicum und Audimax). In diese Rubrik lassen sich auch die kostenlosen UniSpiegel (Auflage ca. 200.000) und FAZ-Hochschulanzeiger einordnen, die jedoch von etablierten Verlagen und einer professionellen Redaktion herausgeben werden.
[Bearbeiten] Rechtslage
Studentenzeitungen sind Publikationen im Sinne des Presserechts. Anders als bei Schülerzeitungen kann ihre Verbreitung in Hochschulgebäuden nicht durch die Hochschulleitung verhindert werden, sofern die Inhalte weder eindeutig kommerziell sind noch gegen Persönlichkeitsrechte verstoßen.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] 19. Jahrhundert bis 1945
Die ersten Studentenzeitungen tauchen Anfang des 19. Jahrhunderts in Jena auf, dem Gründungsort der ersten gesamtdeutschen Burschenschaft. Sie werden von den damals noch liberalen Burschenschaften verfasst, die in ihnen Freiheit, bürgerliche Rechte und staatliche Einheit fordern. In den folgenden Jahrzehnten werden sie immer wieder zensiert und ihre Redakteure verhaftet. Mit der zunehmenden Nationalisierung der deutschen Studenten veränderten sich auch die Inhalte der Artikel, bis hin zu Aufforderungen zum Krieg und Hetze gegen Juden.
Eine zweite Blüte erlebten die Studentenzeitungen zu Beginn der Weimarer Republik. Inhaltlich waren sie stark geprägt von parteipolitischen Strömungen und parteinahen Studentengruppen, die sie auch finanzierten. In der Nazizeit wurden diese gleichgeschaltet und den von Hochschulen veröffentlichten Publikationen untergeordnet. Unabhängige Meinungsäußerungen von Studenten war nicht erwünscht.
[Bearbeiten] Studentenzeitungen in der DDR
In der DDR existierten unabhängige Studentenzeitungen nur im Untergrund als so genannte „Samisdat“, insbesondere in den Universitätsstädten Berlin, Leipzig und Jena. Studenten wie Jürgen Fuchs wurden wegen Mitarbeit an den kritischen Literatur-Publikationen von der Stasi beobachtet und exmatrikuliert. Dies waren jedoch Ausnahmen, denn der Großteil der Studenten in der DDR war – schon wegen der starken Auslese vor Studienbeginn – unpolitisch. Für sie gab es die FDJ-Publikation „Forum“, die DDR-weit verteilt wurde. Thematisch konzentrierte sich das von Funktionären zensierte Blatt auf Studienausbildung, Berichte über Ernteeinsätze, Kongresse oder sonstige studentische Veranstaltungen, sowie Essays von und Interviews mit Wissenschaftlern.
Dies änderte sich erst 1989, als im Zuge der Herbstproteste sich auch an den DDR-Universitäten Kritik regte. Die erste unabhängige Studentenzeitung Unaufgefordert an der HU Berlin erschien erstmals Anfang November 1989, es folgten am 14. Dezember die „ad rem“ (Dresden), „Ohne Filter“ (Leipzig) und „Akrützel“ (Jena). Bald übernahmen die neu gründeten Studentenräte, später auch Eigenverlage die Finanzierung. Bis Mitte der 90er Jahre gingen viele der Wendeblätter ein. Gremienpublikationen mit vorwiegend hochschulpolitischen Debatten fanden und finden unter den politik-skeptischen Ostdeutschen keine Leser. Die wenigen übriggebliebenen wandelten sich zu regionalen Magazinen oder städtischen Studentenzeitungen.
[Bearbeiten] Studentenzeitungen in der Bundesrepublik
Nach dem Krieg entstanden eine Reihe politischer Studentenzeitungen (u.a. Tübinger "Notizen" ab 1956), vor allem aber im Zuge der 68er Bewegung (z.B. in Bochum die BSZ und der Semesterspiegel aus Münster). Neben gesamtpolitischen Debatten um Wehrpflicht, Notstandsgesetze und soziale Reformen beschäftigten sich die meist linken Publikationen auch sehr stark mit den Strukturen an der Hochschule. Die Autoren forderten Mitbestimmung in den Hochschulgremien, unabhängige Studentenvertretungen (Studentenparlamente) und die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit von Professoren.
Später übernahmen die Studentenvertretungen die Finanzierung der Publikationen, um eine unabhängige studentische Öffentlichkeit sicherzustellen. Mit dem Abflauen der Politisierung Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger gingen eine Reihe der Zeitungen wieder ein. Bei vielen Überlebenden verlagerte sich die inhaltliche Ausrichtung deutlich, weg von politischen Grundsatzdebatten und Gremienberichten zu mehr Lifestyle, Service und Unterhaltung.
In den letzten Jahren versuchen Studenten an den mittelgroßen Hochschulen, ihre Publikationen ausschließlich online zu vertreiben, um die Druckkosten zu sparen, allerdings ohne größeren Erfolg. Die meisten studentischen Publikationen bleiben auf die Zuschüsse der Studentenvertretungen angewiesen.