Strandbad Wannsee
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Das Strandbad Wannsee befindet sich am Ostufer des Großen Wannsees, eines Havel-Ausläufers in Berlin.
Das Strandbad liegt südlich der Halbinsel Schwanenwerder (Anschrift: Wannseebadweg 25) und wird als städtisches Freibad von den Berliner Bäderbetrieben verwaltet. Es wurde 1907 als so genanntes Familienbad eröffnet und verfügt über 1.275 m künstlichen Sandstrand. Auf einer Gesamtfläche von 355.000 m² (davon 130.000 m² Wasserfläche) hat es eine Kapazität für 12.000 Badegäste (in Spitzenzeiten maximal 30.000) – etwa 10-15 % davon im FKK-Bereich. Es ist somit eines der größten Binnengewässerbäder Europas.
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[Bearbeiten] Geschichte
Das heutige Strandbad Wannsee basiert auf den Planungen des Architekten Martin Wagner, der 1915 ein erstes Bebauungskonzept für die bis dahin unerschlossene Badestelle am Ufer des Großen Wannsees erarbeitete und 1927 schließlich ein modernes „Weltstadtbad” im Sinne des Neuen Bauens konzipierte. Der denkmalgeschützte, heute stark baufällige, Gebäudekomplex mit einer Länge von 540 Metern wurde 1929–1930 nach Entwürfen des Architekten Richard Ermisch und des ihm unterstellten Oberbaurates Haenisch errichtet. Infolge der Weltwirtschaftskrise wurde die Anlage allerdings nur zur einen Hälfte (Nordachse) einschließlich des als Mittelpunkt gedachten Strandrestaurants realisiert. Ein späterer Weiterbau scheiterte daran, dass den ab 1933 herrschenden Nationalsozialisten das Strandbad Wannsee wegen seines als entartet geltenden Baustils und der als zu weltoffen angesehenen Badegäste aus der Reichshauptstadt missliebig war. Ab 1938 wurde Juden der Besuch öffentlicher Badeanstalten generell verboten; ab 1942 wurde das bis dahin strafbare Nacktbaden erstmals offiziell erlaubt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Badebetrieb in dem unzerstört gebliebenen Strandbad Wannsee fortgesetzt.
[Bearbeiten] Gebäude
Die durch ein unteres und oberes Promenadendeck miteinander verbundenen doppelgeschossigen Hallen enthalten Verkaufsstände, sanitäre Anlagen, Duschen, Lager- und Versorgungseinrichtungen. Die bereits in den 1980er Jahren begonnene Sanierung der gesamten Gebäude wurde aus Denkmalschutz- (falsche Abmessungen der beschafften gelben Klinker) und letztlich Kostengründen der hoch defizitären Berliner Bäderbetriebe nicht vollendet. Daher sind die Sonnenterrassen auf den vier Hallen zum Teil geschlossen. Inzwischen wird ein von der Stiftung Denkmalschutz getragenes Sanierungskonzept verfolgt, durch das die Anlagen bis zum 100. Geburtstag des Strandbads (2007) wiederhergestellt werden sollen. Die Kosten werden auf 12 Millionen Euro geschätzt.
[Bearbeiten] Strand
Der aus echtem Ostseesand bestehende, über einen Kilometer lange Sandstrand erstreckt sich auf einer Breite von etwa 50 Metern. An drei Punkten sind zudem Stege in das Wasser gebaut. Der Wasserzugang ist kinderfreundlich sehr flach gestaltet.
[Bearbeiten] Ausstattung
Es stehen 260 mietbare Strandkörbe (davon 60 im FKK-Bereich) und über 1.000 mietbare Liegestühle zur Verfügung, ein Sprungturm und eine Wasserrutsche. Der Strand- und Wasserbereich (bis zu den Begrenzungsbojen) wird von Bademeistern bzw. Rettungsschwimmern des Deutschen Roten Kreuzes und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft überwacht. Trotz starken Algenwachstums ist die Wasserqualität in der Regel hervorragend.
[Bearbeiten] Aufteilung
Vom Eingang kommend führen parkähnliche Wege zu mehreren großen Abgangstreppen, auf denen die einzelnen Geschosse der Gebäude mit ihren jeweiligen Einrichtungen (Umkleiden, Sanitäranlagen etc.) sowie letztlich der Zugang zum Strand erreicht werden. Zur linken und rechten Seite erstreckt sich zu insgesamt etwa zwei Dritteln der Familienstrand, im letzten Drittel ganz im Norden schließen sich der mit einem Sichtschutz abgegrenzte FKK-Bereich und an dessen Ende ein Körperbehinderten vorbehaltenes Versehrtenbad an. Der letzte Abschnitt des FKK-Strandes, wo die Bebauung endet und auch keine Strandkörbe mehr aufgestellt sind, wird überwiegend von homophilen (bisexuell oder homosexuell orientierten) Männern aufgesucht - trotz FKK-Strandbereich häufig mit Badebekleidung (Cruisingbereich).
[Bearbeiten] Kulturelles
Mit einem Lied über das Strandbad Wannsee unter dem Titel Pack die Badehose ein wurde Cornelia Froboess 1951 zum Kinderstar. Das Lied hatte ihr Vater Gerhard Froboess ursprünglich für die Schöneberger Sängerknaben komponiert (Text: Hans Bradtke). Es wurde dort aber zunächst abgelehnt. Das Lied war – wie das Strandbad – so populär, dass in der DDR mehrere Satireversionen in Umlauf gebracht wurden (Agitprop); in der bekanntesten heißt es: „...der Ami schießt am Wannsee.”
Siehe auch: Stadtbad Neukölln
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 52° 26′ 19" n. Br., 13° 10′ 44" ö. L.